Hanns Bolz

Hanns Bolz
Hanns Bolz - Selbstbildnis - Öl auf Leinwand - 1910
Hanns Bolz: Portrait Alfred Flechtheim - Reiff-Museum Aachen

Hanns Bolz (* 22. Januar 1885 in Aachen; † 4. Juli 1918 in München) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Illustrator des Expressionismus und des Kubo-Futurismus.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Nach seiner Schulzeit in Aachen und Köln studierte Bolz zwischen 1905 und 1908 an der Kunstakademie Düsseldorf. Anschließend verbrachte er fast drei Jahre in Paris, wo er sich auf dem Montmartre ein Atelier in der Rue Gabrielle 49 mietete, welches zuvor bereits Pablo Picasso (1888–1973) genutzt hatte. Hier und vor allem im Café du Dome, einem bekannten Künstlertreff, lernte er Hans Purrmann (1880–1966), und Rudolf Levy (1875–1944) sowie schließlich den Kunsthändler Alfred Flechtheim (1878–1937) kennen, der sich später auch noch nach Bolz’ Tod für seine Werke einsetzte. In den Jahren 1911 und 1912 verweilte er in München, wo er unter anderem als Illustrator für die Zeitschrift Komet tätig war. Hier pflegte er in dem Schwabinger Bohème-Viertel Bekanntschaften unter anderem mit Richard Seewald (1889–1976) und der Schauspielerin Emmy Hennings (1885–1948) und zählte zum Freundeskreis der Redaktionsgemeinschaft Der Blaue Reiter um die Maler Franz Marc (1880–1916) und Wassily Kandinsky (1866–1944). Doch es hielt ihn hier nicht lange und er kehrte bereits 1912 wieder nach Paris zurück, wo er nun auf dem Montparnasse ein Atelier bezog. Zwischenzeitlich unternahm er verschiedene Studienreisen nach Madrid, London, Venedig und Oslo. Im Jahre 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und an die Front geschickt. Hier erlitt er schwere Gasvergiftungen und war fast erblindet. Dies führte 1917 zu seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Wehrdienst, aber so recht arbeitsfähig wurde er danach nicht mehr und er beschäftigte sich deshalb nur noch mit Modellieren. Er hielt sich jetzt hauptsächlich in Köln bei Otto Freundlich (1878–1943) in dessen Atelier im Gereonshaus auf, wo er auch Max Ernst (1891–1976) kennenlernte und schließlich wieder in München, musste aber auf Grund seines Kriegsleidens bereits 1918 in die dortige Kuranstalt Neuwittelsbach eingeliefert werden. Dort verstarb er am 4. Juli 1918.

Künstlerische Charakteristik

Nach anfänglichen Zeichnungen und Karikaturen für satirische Blätter sowie einigen Bildern und Portraits wie „Frau mit Hut“ und „Romantische Burg“ wandelte sich Bolz unter dem Einfluss seiner ersten Pariser Zeit und den dort kennengelernten Künstlern zu einem Protagonisten des Expressionismus und des Kubo-Futurismus sowie des französischen Fauvismus. In diesen Jahren entstanden zunächst Stillleben von eher gedämpfter Farbigkeit, die wenig später in farbenfrohe und expressiv motivierte Bilder mit Motiven aus der Montmartre-Umgebung wechselten. Ebenso zählte zu dieser Zeit wohl auch sein erstes bekannteres Hauptwerk, das Portrait seines Freundes und Förderers Alfred Flechtheim, in dem Bolz nach kubistischen Prinzipien die Übergänge von Licht und Schatten sowie das Gegenüberstellen von helleren und dunkleren Bildabschnitten in sanfter Form zu vereinen verstand. Weitere leuchtende Portraits und Varieté-Bilder folgten, in denen er mit Farben experimentierte, mit verwandten Tönen variierte sowie den Pariser Stil mit einer Neuen Sachlichkeit kombinierte und damit einen bedeutenden Beitrag zur Kunst der Klassischen Moderne leistete.

Hanns Bolz: Komposition - Suermondt-Ludwig-Museum Aachen

Ab 1912, wohl seit seinem zweiten Pariser Aufenthalt, wurden seine Zeichnungen und Bilder zunehmend abstrakter und er ließ dazu Anregungen von Guillaume Apollinaire (1880–1918) mit einfließen. Bolz verband nun verschachtelte Linien mit Kreissegmenten, Dreiecks- und Trapezformen und verlieh diesen durch einen schattenähnlichen Farbauftrag wieder größere Plastizität. So entstanden in dieser Zeit vermehrt abstrahierte Stadtlandschaften und kubo-futuristische Form-Konglomerate und Otto Freundlich bezeichnete Bolz daher als den einzigen Künstler, der innerhalb des Kubo-Futurismus eine bedeutsame Rolle gespielt hatte.

Seine nach seinem Kriegsdienst und im kranken Zustand angefertigten Plastiken und Skulpturen zeichnen sich durch äußerste Reduktion und Ausdrucksstärke aus, erreichten aber keinen größeren Bekanntheitsgrad und gingen überwiegend in den Bestand seines Freundes Max Ernst über. Obwohl Bolz veranlasst hatte, seine Werke nach seinem Tod zu vernichten, konnten die meisten von ihnen vor allem von Alfred Flechtheim gerettet und katalogisiert werden. Auch später tauchten immer wieder noch einige seiner Werke als Zufallsfunde auf. Seit 1999 sind die Werke von Hanns Bolz Dauerausstellungsbestand im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen.

Werke (Auswahl)

  • Romantische Burg, Aquarell, Köln,1903
  • Der Maler Heinz Simons, Aquarell, Köln 1907
  • Alte Frau - Betschwester, Bronze, 1907
  • Beim Trödler, Tusche, Paris 1909
  • Portrait Alfred Flechtheim, Öl auf Leinwand, Paris 1910
  • In der Manege, Öl auf Karton, Paris 1910
  • Stillleben, Öl auf Leinwand, Paris 1910
  • Weißer Gilles mit Dame, Öl auf Leinwand, Paris, 1910
  • Antiker Reiter, Karikatur auf den Tripoliskrieg, in "Der Komet", München, 1911
  • Erich Mühsam im Cafe Stefanie. mit Hund und Zigarre, Karikatur, ebd. 29. Juli 1911[1]
  • Emmy Hennings, Öl auf Leinwand,. München, 1911
  • Straßenbild (Montmartre), Öl auf Leinwand, Paris, 1912
  • Montmartre, Tusche, Paris, Mai 1913
  • Venedig (Venice), Tusche, Venedig 1913
  • Dada-Abstraktion, Tusche, Bleistift, Köln, 1917
  • Bildnis Louise Strauß Ernst, (erste Frau von Max Ernst), Öl auf Leinwand, Köln vor 1918
  • Männlicher Kopf, Gips, München, 1918

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1909 - Ausstellung mit den Brücke-Malern in Aachen
  • 1910 - Ausstellung in den Avantgarde-Salons Salon d’Automne und Salon d’Independants in Paris
  • 1912 – Sonderbund-Ausstellung in Köln
  • 1913 – Armory Show in New York und Chicago
  • 1913 - Ausstellung innerhalb des „1. Deutschen Herbstsalons“ von Herwarth Walden (1878–1941)
  • 1913 - Ausstellung mit Wassily Kandinsky (1866–1944) im Aachener Reiff-Museum
  • 1914 – Ausstellung in der Galerie Flechtheim in Paris
  • posthum 1919 – Retrospektive innerhalb der Kölner Dada-Ausstellung
  • posthum 1922 – Retrospektive in der Galerie Flechtheim in Düsseldorf
  • posthum 1985 – Retrospektive im Suermond-Ludwig-Museum in Aachen
  • posthum 2005 – Der Freundeskreis Richard Seewalds, Touristik-Zentrum Ascona, Schweiz

Literatur (Auswahl)

  • Matthias Forschelen: Hanns Bolz (1885–1918): ein Künstler zwischen Expressionismus und Kubismus: Bild- und Text-Dokumentation zu Leben und Werk; Aachen, 1985

Weblinks

 Commons: Hanns Bolz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Notizen

  1. ganzseitige Wiedergabe in Dschungel, Beilage zu jungle world 10. März 2011, S. 18

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