Haus Carstanjen

Haus Carstanjen
Das Haus Carstanjen in Bonn

Haus Carstanjen ist ein Schloss in Bonn. Es befindet sich an der Martin-Luther-King-Straße im Norden des Ortsteils Plittersdorf, der im Norden des Stadtbezirks Bad Godesberg liegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das schlossartige Anwesen ist 1716 entstanden. 1881 wurde das Gebäude von Wilhelm Adolf von Carstanjen (1825–1900, 1881 geadelt) erworben, der anstelle des vorhandenen Gebäudes das heutige Schloss errichtete. Von 1950 bis zu dessen Auflösung 1969 beherbergte Haus Carstanjen das Bundesschatzministerium (anfangs Bundesministerium für Angelegenheiten des Marshallplanes) und bis 1996 mehrere Abteilungen des Bundesministeriums der Finanzen. Nachdem die verbliebenen Ställe und Scheunen mit dem Gewächshaus abgerissen wurden, wurde von 1967 bis 1969 für das Bundesschatzministerium unter Beteiligung von Egon Eiermann und Sep Ruf ein aus vier Gebäuden bestehender Anbau errichtet. In den 1970er Jahren verkaufte die Familie Carstanjen die Ländereien an den Bund, von denen Teile heute in den Rheinauenpark integriert sind. Aus den 1970er Jahren stammt auch der Spitzname Schillerpark für das Parkgelände direkt am Rheinufer, so benannt nach dem damaligen Bundesfinanzminister und Hausherrn Karl Schiller.

1996 wurde der Gesamtkomplex Domizil der in Bonn ansässigen UN-Organisationen. Der damalige UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali weihte den neuen UN-Standort ein.[1] Während immer mehr UN-Institutionen das Gebäude bezogen, sanierte es der Bund für sieben Millionen Euro.[2] Im Sommer 2006 ist der Großteil der Organisationen in den Langen Eugen umgezogen, um sie räumlich enger zusammenzufassen („UN-Campus“). Ein Jahr zuvor wurde das am Ende des hauseigenen Landschaftsparks gelegene Mausoleum der Familie Carstanjen an die Bürgerstiftung Rheinviertel vererbt. Nach einer zweijährigen Renovierungsphase, welche 300.000 € kostete, wurde die seit Jahrzehnten vernachlässigte Grabstätte 2007 zu einer modernen Nekropole, die bis zu 3.000 Urnen aufnehmen kann [3].

Derzeit ist noch das Klimasekretariat im Haus Carstanjen ansässig. Von 2008 bis 2011 werden dort Sanierungs- und Umbaumaßnahmen bei Kosten von 4,5 Millionen Euro durchgeführt.

Gebäudedetails

Rheinseite von Haus Carstanjen

Der Altbau besteht aus einem winkelförmigen, dreigeschössigen Baukörper, dem zwei Rundtürme aufgesetzt sind.

Der ab 1967 errichtete Neubau besteht aus zwei hintereinanderliegenden, dreigeschossigen und längsrechteckigen Gebäuden, einem siebenstöckigen, vorgelagerten Hochhaus und einem Kantinen-Flachbau. Letzterer ist über Wandelgänge mit dem Hochhaus und dem Altbau verbunden, die Holzkonstruktion ist vollständig verglast. Nur durch eine freistehende Ziegelmauer wird eine Unterteilung in Café und Restaurant erreicht. Die Bürobauten sind in Stahlbetonskelett-Bauweise ausgeführt, ihnen sind stählerne Umgänge vertikalen Sonnenschutz-Stahlrohrgestängen vorgelagert.

Literatur

  • Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer. 1819–1914, Band 3, Katalog 2, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, S. 26–41.
  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 114.
  • Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21, Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 143/144.

Einzelnachweise

  1. Auswärtiges Amt über den UN-Standort Bonn
  2. Artikel im General-Anzeiger (Bonn) vom 3. November 2004: Bund baut in Bonn für über eine Milliarde Euro
  3. Artikel in Rheinischer Merkur/Nr.47 2007: Letzte Ruhe am Rhein; abgerufen am 28. November 2009

Weblinks

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