- Hautbois
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Oboe ital.: oboe, frz.: hautbois Klassifikation Aerophon
Holzblasinstrument
mit DoppelrohrblattTonumfang Verwandte Instrumente Musette, Oboe d’amore, Englischhorn, Heckelphon, Fagott Musiker Liste von Oboisten
Kategorie:OboistDie Oboe (veraltet Hoboe; von französisch hautbois „hohes oder lautes Holz“) ist ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktion
Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz gebaut, seltener sind Instrumente aus Rosenholz, Palisander, Cocobolo oder anderen exotischen Hartholzarten. Inzwischen gibt es auch recht erfolgreiche Versuche mit Kunststoff bzw. mit Kompositmaterialien (Holzabfälle und Kohlefasern). Besonders zu erwähnen sind die Versuche mit transparentem Plexiglas, inzwischen als Endprodukt erhältlich. Diese Ebonit- oder Plexiglasoboen sind besonders gefragt für den Einsatz unter extremen Klimabedingungen, da dort Holz Gefahr läuft zu reißen.
Das etwa 65 Zentimeter lange Instrument hat eine konische Bohrung und überbläst daher in die Oktave, was mit Hilfe von Oktavklappen geschieht. Die Barockoboe verfügt über keine solchen Oktavklappen, und somit war das Spielen in höheren Lagen für den Oboisten wesentlich schwieriger. Er musste sich für jeden Ton eine neue Grifftechnik suchen.
Es gibt voll- und halbautomatische Oboen. Bei der vollautomatischen ist (im Gegensatz zur halbautomatischen) eine Klappe weniger vorhanden, da der Wechsel von der ersten zur zweiten Oktavklappe zwischen g'' und a'' automatisch geschieht. Die vollautomatische Mechanik ist in Deutschland und in den Niederlanden besonders verbreitet. In den USA und Frankreich ist aber die halbautomatische Variante beliebter, sie bietet Möglichkeiten, die die Vollautomatik nicht zulässt. Mit halbautomatischen Oboen lassen sich vor allem im oberen Tonbereich von c''' aufwärts mehr alternative Griffe für die einzelnen Töne finden, die verschiedene Klangfarben ermöglichen und somit ein differenzierteres Spiel vereinfachen.
Zusätzlich zu den normalen Klappen existieren auch Trillerklappen für die Verbindungen c''-d'' und c''-cis'', die sonst nicht sauber zu bewältigen wären.Der Tonumfang der Oboe reicht meistens vom „kleinen“ b bis zum a''', je nach Modell beginnt der Tonumfang auch schon beim kleinen a oder beim kleinen h. Mit einer speziellen Ansatztechnik, der sogenannten 'Beißtechnik', bei welcher der Oboist die oberen und unteren Zähne auf die Grundlinie der Schabung des Mundstücks auflegt und somit einen viel kürzereren Teil des Rohres zum Schwingen bringt, sind allerdings auch noch höhere Töne, wie sie manchmal in zeitgenössischen Kompositionen gefordert werden, bis hin zum c'''' spielbar.
Die Barockoboe hatte einen Tonumfang von zwei Oktaven chromatischer Intervalle, vom c' bis zum c'''. Die moderne Oboe kann auf die Überblastechnik für die zweite Oktave der Töne durch den Gebrauch der Oktavklappe verzichten. Wenn diese Klappe gedrückt wird, ist die Grifftechnik der oberen und unteren Oktave gleich. Für den Barock-Oboisten gab es keinen so einfachen Weg. Er musste von Oktave zu Oktave eine wechselnde Grifftechnik suchen, um den Ton der unruhigeren Stimmung des Buchsbaum-Instruments gerecht zu werden.
Der Klang der Oboe ist ausdrucksstark und klingt – je nach Bläserschule und nationaler Tradition – von nasal-hell bis dunkel-samtig. Vom äußerst weichen Klangcharakter der Barockoboe entwickelte sich der Ton immer weiter zu dem genaueren Ton der modernen Oboe, die dadurch ein differenzierteres Spiel zulässt, da sie über mehr dynamische Möglichkeiten verfügt (besonders im leisen Bereich) und auch schnelles Staccato vereinfacht. Doch die Spielweise und somit der Klang der Oboe ist zwischen den einzelnen Schulen sehr unterschiedlich; so wird von manchen Oboisten (wie zum Beispiel Albrecht Mayer oder Francois Leleux) ein sehr samtig-weicher Ton gepflegt, während in andere Oboisten (wie zum Beispiel Heinz Holliger, Pierre Pierlot oder Burkhard Glaetzner) die Oboe eher heller und nasaler spielen. Dabei ist die traditionelle Aufteilung in einen voluminös-runden "deutschen" Klang und einen engeren, dafür flexibleren "französischen" Klang in den Hintergrund getreten.
Weil der Oboenton sehr klare Obertöne hat (speziell den 3., 4. und 5.), ist sein Klang besonders deutlich hörbar. Daher hat es sich seit dem 19. Jahrhundert eingebürgert, dass der Oboist vor Proben und Aufführungen den anderen Musikern den Kammerton a' angibt. Das geschieht auch heute noch, wobei die Musiker zur genauen Kontrolle der Frequenz gerne ein elektronisches Stimmgerät verwenden. Die Oboe ist in Amerika auf etwa 440 Hz (für das a') gestimmt. In West- und Mitteleuropa ist eine Stimmtonhöhe von 442 bis 444 Hz gängige Praxis, in Wien von 443 Hz bis 446 Hz.
Neben der auf der ganzen Welt verbreiteten Bauform der Französischen Oboe existiert auch die Wiener Oboe, die fast ausschließlich in Wien gespielt wird (zum Beispiel im Orchester der Wiener Philharmoniker). Sie ist etwas anders mensuriert, hat einen etwas in der Tiefe weicheren, in der oberen Lage engeren und spitzeren, teiltonreicheren Klang und reicht in der Tiefe in Standardform bis zum kleinen h (es gibt allerdings auch einen b-Becher). Generell lässt sich sagen, dass diese Oboe dem Barock-Instrument und der klassischen Oboe baulich und klanglich ähnlicher ist. Dies hat seinen Ursprung darin, dass die Wiener Oboe durch Innovationen französischer Instrumentenbauer wie Henri Brod oder Guillaume Triébert, die die bis dahin gebräuchliche Oboe stark veränderten, nicht berührt wurde; so verschwanden in französischen Modellen die Holzpflöcke der Klappenlager zugunsten solcher aus Metall, und sehr viele Klappen zur Erweiterung des Tonumfangs und alternativer Griffkombinationen wurden hinzugefügt. Deshalb ähnelt die Wiener Oboe in Klang und Spieltechnik auch stark der Barockoboe, jedoch ist das Oktavieren durch eine Oktavklappe wesentlich erleichtert. Die Klangfarbe der Wiener Oboe ändert sich zwischen piano und forte weniger stark. Die Wiener Schule der Oboenausbildung unterscheidet sich auch im Interpretationsstil (weniger Vibrato-Einsatz, deutlichere Phrasierung, kürzere Noten, weniger sanglich).
Das Mundstück
Das Mundstück der Oboe, kurz „Rohr“ genannt, wird vom Oboisten aus den Internodien des Pfahlrohrs (lat. arundo donax) gefertigt. Das Holz stammt aus Südfrankreich (Frejus) und Kalifornien, wo es auf eigens für diesen Zweck betriebenen Plantagen angebaut wird. Die Lagen bei Frejus und Avignon haben besondere klimatische Bedingungen, die sich nirgendwo anders finden. Zum Beispiel scheinen die warme, trockene Luft der Sahara, die durch Südfrankreich fegt, sowie der Mistral-Wind mitverantwortlich und ausschlaggebend zu sein. Daher sind viele Versuche, die Blätter woanders anzubauen, gescheitert. Oboenrohre sind empfindlich gegenüber mechanischen Einwirkungen. Vor Gebrauch weicht der Oboist sein Rohr in Wasser ein, um damit spielen zu können.
Die Klangqualität und Ansprache des Oboentons und damit das spielerische Niveau des Oboisten hängen in starker Weise von der Qualität des verwendeten Rohrholzes sowie der sorgfältigen Fertigung des Oboenrohrs ab. Oboisten verwenden daher viel Zeit und Sorgfalt auf den Bau ihrer eigens auf ihre persönliche Konstitution zugeschnittenen Rohre.
Auch die Leichtigkeit, mit der das Instrument spielbar ist, hängt weitgehend vom Mundstück ab. Da das Oboenspiel durch den immer aufrechtzuhaltenden Lippendruck sehr anstrengend ist, können je nach Bedarf für Schüler auch leichtere Mundstücke angefertigt werden; doch solche haben, da sie sehr dünn sind, einen äußerst scharfen und nasalen Klang - das Bauen von Mundstücken ist also eine Gratwanderung zwischen Klangfülle und Spielbarkeit.
Das Mundstück besteht aus einer Hülse (ein am unteren Ende korkummanteltes konisches Metallröhrchen) und dem Holz, das auf diese Hülse aufgebunden wird. Es gibt verschiedene Schulen und dementsprechend Bauweisen.
Die deutsche und europäische Bauweise: Mit Goldschlägerhaut („Fischhaut“) oder Teflonband wird es bei Bedarf abgedichtet, und ggf. wird zur Stabilisierung eine Drahtzwinge um das Rohr gedreht. Der Oboist schabt den oberen Teil des Holzes, um den von ihm gewünschten Klang zu erhalten. Den geschabten Teil nennt man „Bahn“, und die obersten (und dünnsten) Millimeter des Mundstücks nennt man „Ansprache“. Die Länge der Schabung variiert zwischen 9 mm (Deutschland) bis 14 mm (Niederlande).
Tabuteau-Bauweise: Dies ist eine amerikanische Variante der französischen Bauweise, entwickelt durch John De Lancie und seine Schüler, weist aber mit keiner europäischen Rohrbaumethode Gemeinsamkeiten auf. Es wird auf Draht dringend verzichtet (Tabu). Die Abdichtung erfolgt durch Paraffin, Zigarettenpapier oder auch Goldschlägerhaut. Wichtiger Unterschied ist aber die aufwendige Form des abgeschabten Blattes. Es wird ein „Herz“ mit einem „Halbmond“ nach vorne geformt. Hinter dem „Herz“ befindet sich in der Mitte die „Wirbelsäule“, die gerade unter der Schale liegt und zu beiden Seiten die „Lungen“ für die Basstöne. Die Lungen werden manchmal asymmetrisch angelegt. Am Rand werden die „Rippen“ aus vollständiger Schale überlassen und abklingend geformt. Ein gut geformtes Rohr braucht noch keine Abdichtung, da diese durch Versatz von selbst abdichten. Problematisch ist generell die Klangschönheit und Intonation in mittlerer und besonders höherer Lage, während an Stützkraft und tiefe Lage kaum noch Ansprüche gestellt werden. Diese Rohre sind auf Loreé-Oboen abgestimmt. Oboisten wie Paul McCandless s.u. (Oregon) sind berühmte Vertreter dieser Technik.
Stimmlagen
Weitere Instrumente aus der Oboenfamilie sind die Oboe d’amore (eine kleine Terz tiefer als die Oboe, in a stehend) und das Englischhorn (Cor anglais), eine Quinte tiefer, in f stehend. Das Vorgängerinstrument des Englischhorns wurde Oboe da caccia genannt. Ferner gibt es das Heckelphon, eigentlich eine Baritonoboe (auch Bassoboe genannt, die Basslage wird aber besser durch das Fagott repräsentiert), die beide eine Oktave unterhalb der Oboe klingen. Nicht zu vergessen ist die Musette in f, ein Instrument, welches eine Quarte höher als die Oboe gestimmt ist.
Geschichte
Die früheste Abbildung eines Oboenvorläufers stammt aus dem Jahre 3000 v. Chr. Schon während der Antike gab es Oboenähnliche Instrumente wie den griechischen Aulos oder die römische Tibia. Die Bibel erwähnt ein offenbar oboenartiges Instrument namens Chalil. Dieses wurde im Tempel eingesetzt und den Überlieferungen nach in ganz Jerusalem gehört. Die Psalmen fordern auf, Gott mit dem Chalil zu loben.
Im Mittelalter gab es verschiedene Formen von konischen Doppelrohrblattinstrumenten wie den Pommer oder die Schalmei. Aus letzterer entstand im 17. Jahrhundert durch Jean de Hotteterre die Oboe. Die Barockoboe hatte zunächst sieben Grifflöcher und zwei Klappen. Im Laufe der Zeit wurde sie von Holzblasinstrumentenbauern weiterentwickelt, enger mensuriert (Französische Bohrung) und mit einer ausgefeilten Mechanik versehen. Im 18. Jahrhundert gab es die beiden Hauptformen (1) Oboe piccola (die heute gebräuchliche Form) für Sopran und Alt, (2) die Oboe bassa (Grand Hautbois), etwas größer und eine Terz tiefer (in A) stehend.
Die ersten Oboen entstanden um 1660 zu Zeiten von Jean-Baptiste Lully und Jean de Hotteterre. Die erste verzeichnete Verwendung der Oboe ist in der Oper Pamone von Robert Cambert (1628-1677) zu finden. Diese Oboen wurden vor allem im 19. Jahrhundert durch französische Instrumentenbauer zu den heutigen Modellen umgebaut.
Verwendung in der Musik
Solistisch
Seit der Barockzeit ist die Oboe ein beliebtes Soloinstrument, viele Komponisten schätzten sie in der Ausdruckskraft als der menschlichen Stimme am ähnlichsten. Johann Sebastian Bach setzte sie in seinen Kantaten und Passionen regelmäßig als Begleitinstrument zur Darstellung unterschiedlicher Affekte (oftmals Leid oder Trauer, aber es finden sich auch genügend Beispiele für pastorale oder freudige Empfindungen) ein. Ein bedeutender Komponist für Oboe im 18. Jahrhundert war Georg Philipp Telemann, von dem allein neun Oboenkonzerte erhalten blieben, hinzu kommen drei Konzerte für Oboe d’amore. Eines der ersten Werke, die er in seinem Verlag publizierte, war die „Kleine Cammer-Music“, sechs Partiten „besonders [...] vor die Hautbois“ von 1716. Diese Partiten sind außerdem Oboisten gewidmet.
So war in der Barockzeit auch die Sonate für Oboe und Generalbass eine beliebte Form, und später trat die Oboe als kammermusikalisches Soloinstrument unter anderem in den Drei Romanzen von Robert Schumann und in den Sonaten für Oboe und Klavier von Camille Saint-Saëns oder Paul Hindemith auf. Erwähnenswert ist auch die Sonate für Oboe und Klavier von Francis Poulenc.
Zu den bekannten Oboenkonzerten zählen:
- J. S. Bach: BWV 1053 und 1055 (beide für Oboe d’amore), BWV 1056 (Oboe), BWV 1060 (Oboe und Violine)
- Alessandro Marcello: Konzert für Oboe und Orchester d-Moll
- Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Oboe und Orchester C-Dur KV 314
- Joseph Haydn: Konzert für Oboe und Orchester C-Dur Hob VIIg:C1 (Urheberschaft Haydns zweifelhaft)
- R. Vaughan Williams: Konzert für Oboe und Streicher a-moll (1944)
- R. Strauss: Konzert für Oboe und kleines Orchester D-Dur
- B. Martinů: Konzert für Oboe und kleines Orchester (1955)
- Frigyes Hidas: Konzert für Oboe und Orchester (1952)
- Bruno Maderna Konzert für Oboe und Kammerensemble (= 1. Oboenkonzert; 1962); 2. Oboenkonzert (1967); 3. Oboenkonzert (1973)
Weitere Komponisten, die Beiträge zu dieser Gattung geleistet haben, sind Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi.
Von einem Konzert für Oboe und Orchester F-Dur Hess 12 aus der Feder von Ludwig van Beethoven in F-Dur sind die Satzanfänge in einer Abschrift von Anton Diabelli von 1840 erhalten. Vom zweiten Satz wurde 1960 eine Skizze gefunden, so dass er von Cees Nieuwenhuizen und Jos van der Zanden rekonstruiert werden konnte.[1]
Das von Frigyes Hidas als Diplomarbeit geschriebene Oboenkonzert stieß von Anfang an auf Begeisterung und ist heute das meistgespielte ungarische Oboenkonzert.
Der amerikanische Komponist John Corigliano weist in seinem Oboenkonzert auf einige ungewöhnliche, aber typische Eigenarten der Oboe hin: so beginnt der erste Satz, „Tuning Game“, mit einem auskomponierten Einstimmen des Orchesters durch die Solooboe, die diese Stimmung dann verändert. Im letzten Satz, „Rheita Dance“, imitiert der Oboist eine arabische Oboe (Rhaita), indem er das Rohrblatt weiter in den Mund nimmt, wodurch ein schärferer Klang entsteht.
Unter den Werken für Oboe ohne Begleitung sind die Sechs Metamorphosen nach Ovid von Benjamin Britten und die Sequenza VII von Luciano Berio zu erwähnen.
Kammermusik
In der Holzbläser-Kammermusik spielt die Oboe im Bläserquintett und in der Harmoniemusik (Bläseroktett) eine wichtige Rolle, eine weniger bekannte Form ist das Oboentrio (3 Oboen oder 2 Oboen und Englischhorn) oder das Rohrblatttrio („Trio d’Anches“, mit Oboe, Klarinette und Fagott). Weitere wichtige Stücke in anderen Besetzungen gibt es von Francis Poulenc, Heitor Villa-Lobos oder André Jolivet.
siehe auch: Liste der Holzbläserquintette
Das Oboenquartett (mit Streichtrio) KV 370 von Mozart ist das bekannteste Kammermusikwerk für Oboe mit Streichern, in seiner Tradition stehen einige andere Werke dieser Besetzung. Neuerdings existiert durch die Wiederentdeckung und den verbesserten Bau der Tenoroboe (in der Barockzeit: "Taille d'hautbois", besonders von Lully und Philidor, möglicherweise erstmals eingesetzt am franz. Königshof zu Versailles) auch das Quartett in der Besetzung Oboe, Englischhorn, Tenoroboe, Fagott (oder ein anderes Bassinstrument wie z.B. Violoncello). In dieser Besetzung lassen sich sogar romantische Streichquartette adaptieren (Dvorak, Schumann). Zudem ist die Tenoroboe (seit J. S. Bach u. seinen Zeitgenossen) ein im 19. Jh. in Vergessenheit geratenes Instrument und erlebt in der Kammermusik für Oboeninstrumente durch diese Besetzung eine Renaissance. Die Tenoroboe wird fälschlicherweise oft als Bariton- oder Bassoboe bezeichnet, obwohl die Stimmlage weder die eines Basses noch die eines Baritons repräsentiert. Abgesehen davon gibt es kaum Literatur im Vergleich zu der historischen "Taille", die ein essentieller Bestandteil des damaligen Bläser-Consorts war.
Ein weiteres schönes Beispiel für gemischte Kammermusik mit Oboe ist das Nonett von Louis Spohr.Orchester
Seit der Barockzeit besitzt die Oboe einen festen Platz im Orchester und ist somit neben Flöte und Fagott die erste Vertreterin der Holzblasinstrumente. In den sehr variablen Besetzungen der Barockzeit findet man in Deutschland (z.B. Bachs Orchestersuiten) meist zwei Oboen, im französischen Stil oft drei, die häufig mehrfach besetzt wurden (Am französischen Hof entstanden zeitgleich mit den "violons du Roi" auch die ebenso privilegierte Gruppe der "hautbois du Roi"). Seit der Mannheimer Orchesternorm gibt es zwei Oboenstimmen (1. und 2. Oboe), besonders in der Romantik jedoch auch drei und vier (vgl. Gustav Mahler, Richard Strauss) und/oder eine Englischhornstimme. Gelegentlich (selten) werden Oboenstimmen verdoppelt.
Große Oboensoli in der Orchesterliteratur findet man bei allen Komponisten, meistens für lyrische, getragenere Melodien. Erwähnenswert sind neben den erwähnten Werken von Bach zum Beispiel der Trauermarsch in Beethovens 3. Sinfonie, das Thema im langsamen Satz der großen C-Dur-Sinfonie von Schubert, das Thema im langsamen Satz im Violinkonzert von Brahms oder das Andante aus der 4. Sinfonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. In schnellen Passagen, vor allem im Staccato kann die Oboe auch einen komischen Effekt erzeugen, wie bei vielen Stellen in Wagner-Opern, Alban Bergs Wozzeck oder auch gemeinsam mit Flöte und Piccoloflöte im „Kükenballett“ von Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung (Ravel-Orchestrierung).
Jazz
Auch außerhalb ihres klassischen Einsatzbereiches wird die Oboe als Instrument verwendet. Zu erwähnen ist hier sicherlich der französische Oboist Jean-Luc Fillon, welcher der stärker improvisierten Jazz-Musik durch die Verwendung von Oboe und Englischhorn in seinen Stücken neue Impulse gegeben und unbekannte Klanghorizonte eröffnet hat. Der Saxophonist Yusef Lateef verwendet auch öfter die Oboe, die er gerne nach Art der arabischen Rhaita, also mit dem Rohr weiter im Mund spielt, was einen scharfen, schalmeiartigen Ton erzeugt. Ein weiterer bekannter Oboist der Jazzszene ist Paul McCandless von der Gruppe Oregon. McCandless spielt eine durch Tabuteau-Technik verfeinerte Lorée, sowie auch Englischhorn und Heckelphon.
Rock- und Popmusik
Auch in der Rockmusik wurde die Oboe als Instrument gelegentlich eingesetzt. Beispielsweise verwendete Peter Gabriel auf verschiedenen Platten von Genesis (Nursery Cryme 1971, Foxtrot 1972, Selling England By The Pound 1973, The Lamb Lies Down on Broadway 1974) das markant klingende Holzblasinstrument zur weiteren klanglichen Ergänzung des mitunter filigranen und sehr nuancenreichen Musikstils der Gruppe. Gabriel spielte 1972 eine Howarth-Oboe. In der Popmusik ist die Oboe u.a. bei Art Garfunkel (im Lied Bright Eyes, 1979, Komp. Mike Batt) und bei Tanita Tikaram (im Lied Twist in My Sobriety, 1988) zu hören wie auch im Chanson Pe Werners "Blaue Stunde" als Solo, gespielt von Michael Dorka. Die französische Metal-Band Penumbra verwendet ebenfalls eine Oboe als charakteristisches Merkmal wie auch die Pagan Metal Band Finsterforst in ihrem Album Weltenkraft (2007).
Pädagogik
Bis in die 1970er Jahre wurde Kindern mit noch nicht ausgereiften Lungen abgeraten, Oboe zu erlernen. Durch die Wiederentdeckung der Barockoboe mit ihren leichter anzublasenden Rohren hat sich dies geändert. So können heute Kinder bereits im Alter von sieben bis zehn Jahren mit dem Oboenunterricht beginnen. Hierzu stehen sogar Kinderoboen (in hoch f, Guntram Wolf) oder Oboen mit vereinfachter Mechanik (Fossati) zur Verfügung. Unterrichtet wird das Instrument an den meisten Jugendmusikschulen sowie bei Privatmusiklehrern. Besonders förderlich und motivierend ist das frühe Ensemblespiel, z. B. in kleinen Kammermusikgruppen, im Blasorchester oder klassischen Symphonieorchester.
Oboenschulen schrieben u.a. Apollon Barret, Joseph Sellner, Francois Joseph Garnier, Gustav Adolf Hinke.
Bekannte Hersteller
Wichtige Oboenhersteller sind Marigaux und Rigoutat. Ihre Oboen unterscheiden sich vor allem in der Klangfarbe; die Oboen von Marigaux (gespielt von François Leleux und Lajos Lencses) klingen allgemein weicher und samtiger, während eine Rigoutat (gespielt von Heinz Holliger) direkter und nasaler klingt, wodurch sie sich vor allem für Neue Musik eignet. Weitere wichtige Oboenhersteller sind Lorée (Leon Goossens) und Buffet Crampon (Albrecht Mayer).
- Deutschland: Ludwig Frank, Püchner, Mönnig, Adler, Sonora, Guntram Wolf
- Frankreich: Marigaux, Buffet-Crampon, Fossati, Lorée, Rigoutat, Strasser, Cabart
- Großbritannien: Howarth
- Italien: Patricola, Bulgheroni, Incagnoli
- Japan: Yamaha, Josef
- USA: Fox, Selmer
Bekannte Oboisten
Bekannte Oboisten des Barock waren vor allem Giuseppe Sammartini und Nicolas Chédeville, die auch beide Kompositionen für das Instrument verfassten. Zur Zeit der Klassik lebten die berühmten Oboisten Ludwig August Lebrun, der auch als Komponist tätig war und einige Konzerte für sein Instrument verfasst hat, und Giuseppe Ferlendis, dem das Oboenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet ist. Berühmtester Oboist der Romantik war sicherlich Antonio Pasculli, ein sizilianischer Oboenvirtuose, der bekannte Opern zu virtuosen Oboenkonzerten umschrieb und dadurch technisch neue Maßstäbe des Oboenspiels setzte.
Bekannte Oboisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Pierre Pierlot und vor allem Léon Goossens, dem die Oboenkonzerte von Ralph Vaughan Williams, Cyril Scott und Eugène Goossens gewidmet sind.
Bekannte zeitgenössische Oboisten sind Albrecht Mayer und Hansjörg Schellenberger (beide waren bzw. sind Mitglieder der Berliner Philharmoniker), François Leleux, Lajos Lencses, Ingo Goritzki, Hans-Peter Westermann, Marie Wolf (die letzten beiden sind Mitglieder des Concentus Musicus Wien) und Heinz Holliger, der sich neben der Wiederentdeckung von Komponisten wie z.B. Jan Dismas Zelenka und Graun in besonderem für die Avantgarde einsetzt und dem Werke vieler bedeutender zeitgenössischer Komponisten u.a. Luciano Berio und Isang Yun gewidmet sind.
Siehe auch: Liste von OboistenEinzelquellen
- ↑ Siehe die Ankündigung der Uraufführung, die am 1.3.2003 stattfand.
Literatur
- Joppig, Gunther: Oboe und Fagott. Ihre Geschichte, ihre Nebeninstrumente und ihre Musik, 1981. ISBN 3-7957-2345-0
- Goossens, Leon & Roxburgh, Edwin: Die Oboe (Yehudi Mehunins Musikführer), Edition Sven Erik Bergh, 1979. ISBN 3-88065-107-8
- Peter Veale/Claus-Steffen Mahnkopf: Die Spieltechnik der Oboe. Kassel, Bärenreiter 1994. ISBN 3-7618-1210-8
Weblinks
- Bruce Haynes/Peter Wuttke: Music for Oboe – Online-Version der Bibliographie der Oboenliteratur von 1650 bis 1800 (en)
- Verschiedene Oboensolisten als Hörbeispiel
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