- Heinrich Otto (Maler)
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Heinrich Otto (* 6. Juli 1858 in Wernswig bei Homberg an der Efze; † 13. Mai 1923 in Düsseldorf) war ein deutscher Maler, Zeichner, Lithograf, Holzschneider und Radierer. Er zählt neben Ludwig Emil Grimm und Ludwig Thoma zu den bedeutendsten Zeichnern der Romantik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seit Jahrhunderten bestimmte das ländliche Leben Nordhessens den Alltag der Familie Otto. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zog ein Teil der Familie von Rockshausen nach Wernswig, wo sie vor allem als Tagelöhner und Landwirte ihren Lebensunterhalt verdienten. So war auch Heinrichs Vater Johannes (1828–1889) als Landwirt und Fruchthändler tätig. In diese Rahmenbedingungen wurde am 6. Juli 1858 Heinrich als zweites Kind, nach seinem Bruder Konrad (1857-1911) und vor seiner Schwester Katharina, von Anna Gertrude (geb. Scheibeler) und Johannes Otto geboren.[1]
Heinrich Otto war Mitglied der Schwälmer Willingshäuser Malerkolonie, die er schon als Schüler der Akademie in Kassel 1881 besuchte. Mit 14 Jahren[2] begann er eine Bildhauerlehre bei Joseph Grassegger und anschließend bei Heinrich Echtermeyer (1802-1876) in Kassel. 1878 wurde er in die Bildhauerklasse von Hans Carl Jacob Ludwig Hassenpflug (1824-1890) aufgenommen. Anschließend war der junge Künstler zwei Jahre Schüler an der Kasseler Akademie (heute Kunsthochschule Kassel) bei Louis Kolitz und Carl Wünenberg.[3]
1889 zog er nach Düsseldorf um. Für ihn entwickelte sich in Düsseldorf ein enger Kontakt zum Künstlerverein „Malkasten“ und mit den schon ihm bekannten Willingshäuser Malern. Von 1898 bis 1902 war er Vorstand des Malkastens. Es folgten Aufenthalte und Studienreisen nach Willingshausen, zum Niederrhein und in die Eifel. Während dieser Zeit entstanden zahlreiche Landschafts- und Genredarstellungen in Öl. 1901 erhielt Heinrich Otto in Dresden die Goldene Staatsmedaille für seine Lithografie Mondnacht. Seither gilt er als einer der bedeutendsten deutschen Zeichner und Radierer. Seine Grafik fand daraufhin vermehrt Aufnahme in Privatsammlungen und in vielen deutschen staatlichen Kupferstichsammlungen. 1903 war er in Düsseldorf als Mal- und Zeichenlehrer für junge Damen tätig, wo er auch Henriette Schmidt-Bonn unterrichtete. Zwischenzeitlich lebte er auch immer wieder in Wernswig und Willingshausen. Die von Wilhelm Schäfer herausgegebene Zeitschrift Die Rheinlande veröffentlichte schon in den ersten Jahrgängen Abbildungen seiner Arbeiten. 1904/05 brachte Wilhelm Schäfer die Mappen Steinzeichnungen Deutscher Maler heraus, von denen jede vier Lithografien Ottos enthielten.
Otto übernahm während des Ersten Weltkriegs den landwirtschaftlichen Betrieb für seinen in den Krieg eingezogenen Neffen in Wernswig, da sein Bruder bereits 1911 bei einem Unfall tödlich verunglückte. An diesem Ort hatte er wiederholt seinen festen Wohnsitz und nahm regelmäßig an den Treffen mit künstlerischem Austausch der Willingshäuser Maler in der Willingshäuser Malerstube teil. In Hessen selbst wurde er als Künstler überregional bekannt, nachdem er den Hessenkunst-Kalender von 1920 mit einer größeren Anzahl von Zeichnungen und Radierungen mitgestaltet hatte.
In Willingshausen und bevorzugt in Wernswig malte, zeichnete und radierte er unermüdlich Landschaften und Erntedarstellungen.
Hervorzuheben sind insbesondere seine überragenden Arbeiten als Zeichner und Radierer aus dieser Zeit. Seine letzte Reise führte ihn nach Düsseldorf, wo er mittlerweile zum Kunstprofessor an der Kunstakademie Düsseldorf berufen worden war. Dort verstarb Heinrich Otto im Alter von nahezu 65 Jahren am 13. Mai 1923 an den Folgen einer Lungenentzündung.
Ausstellungen
- Heinrich Otto und die Willingshäuser Malerkolonie, Kunststation Kleinsassen, 2005
Werke
- Neue Galerie in Kassel
- Museum der Schwalm in Ziegenhain (Schwalmstadt)
- Kulturgeschichtliches Museum in Marburg
- Malerstübchen Gerhardt- von- Reutern Haus in Willingshausen
- Zahlreiche private Sammlungen
- Heimatmuseum der Stadt Homberg
Literatur
- Carl Bantzer: Hessen in der Deutschen Malerei. Elwert, Marburg, 1979, S.43-44
- Sonderausstellung Maler Heinrich Otto. Grafik, Radierung, Ölbild. 30. April - 31. Mai 1978, Heimatmuseum Homberg/Efze im Hochzeitshaus. Homberg, Efze (Selbstverl.), 1978, 6 Bl.
- Geschichtsverein Homberg, Efze (Hrsg.): Heinrich Otto Kunstmappe, Gemälde, Zeichnungen und Grafik, Verkaufsausstellung vom 29. April - 20. Mai 1983 in der Schalterhalle der Stadtsparkasse Homberg in Verbund mit dem Kunstkabinett Kassel. Olten & Wiegand, Homberg, 1983, 8 Bl.
- Geißel, Helmut; Stummann-Bowert, Ruth: Heinrich Otto. Vereinigung Malerstübchen Willingshausen e.V., 1997, 36 S.
- Ausführliche Literaturliste zu Heinrich Otto
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Otto (Maler) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie
- Würdigung des Werks in der Fuldaer Zeitung
Einzelnachweise
- ↑ Siehe dazu Dr. Konrad Otto, „Otto II., aus Rockshausen in Hessen-Kassel“, S. 300ff. in: Dr. Bernhard Koerner (Hg.), Deutsches Geschlechterbuch, Band 66, Görlitz, 1929.
- ↑ Carl Bantzer spricht von 15 Jahren. Siehe Carl Bantzer, Hessen in der Deutschen Malerei, Marburg, 1979, S. 44.
- ↑ Vgl. dazu Willingshäuser Hefte 6: Heinrich Otto, Willingshausen, 1997.
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