Hochneukirch

Hochneukirch
Hochneukirch
Gemeinde Jüchen
Koordinaten: 51° 6′ N, 6° 27′ O51.1005555555566.4552777777778Koordinaten: 51° 6′ 2″ N, 6° 27′ 19″ O
Einwohner: 4.953 (30. Juni 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 41363
Neukirchen und Nachbarorte auf der Tranchotkarte um 1806

Hochneukirch ist ein Ortsteil der Gemeinde Jüchen im Rhein-Kreis Neuss.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Hochneukirch grenzt im Osten an die Ortschaft Hackhausen, im Süden an die Autobahn A 46 und die A 61 . Nord-östlich Grenzen die Ortschaften Holz, Otzenrath und Spenrath an. Im Norden und Westen befindet sich die Stadtgrenze von Mönchengladbach.

Geschichte

Die erste Erwähnung von Neukirchen (auch geschrieben: Nuenkirgen, Neuwenkirchen oder Neuenkyrken) stammt von 1312, als im „Liber valoris“ erstmals die Kirche St. Pantaleon urkundlich erwähnt wurde. Seit dem Mittelalter gehörte Neukirchen zum Amt Grevenbroich im Herzogtum Jülich. 1794 wurde der Ort von französischen Soldaten besetzt. Es entstand die Mairie Neukirchen, die zum Kanton Odenkirchen im Arrondissement Krefeld im Département de la Roer gehörte. Seit 1815 war Neukirchen ein Teil des Königreiches Preußen und kam 1816 an den Kreis Grevenbroich im Regierungsbezirk Düsseldorf. Zur Bürgermeisterei Neukirchen gehörte auch die Gemeinde Spenrath. Seit dem Jahre 1873 hieß der Ort Hochneukirch. Drei Jahre zuvor, im Jahre 1870, wurde die „Namensgeberin“, die kath. Pfarrkirche „St. Pantaleon“ erbaut. Seit 1929 gehört Hochneukirch zum Landkreis Grevenbroich-Neuß und am 1. Januar 1975 erfolgte die Eingemeindung in die Gemeinde Jüchen.[1] Die letzten drei Gemeindedirektoren der Alt-Gemeinde Hochneukirch waren Herr Robert Müller sen., Herr Leo Greven und Herr Hans Diekmann.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahl
1933 5.074
1939 4.991
2008 5.012
2010 4953

Kultur und Freizeit

Windmühle

Die Hochneukircher Mühle ist ein Wahrzeichen des Ortes. Ihr Baujahr ist nicht genau bekannt, doch die vorbeiführende Straße wurde schon 1370 „Mühlenweg“ genannt. Urkundlich erwähnt wird die Mühle erst Ende des 30-jährigen Krieges 1648. Die Windmühlenflügel wurden im Jahre 1888 abgebaut. Der Antrieb der Mühlräder erfolgte mit einer 3-PS-Dampfmaschine, die 1936 durch einen Elektromotor ersetzt wurde. Hermann Krahwinkel und sein Sohn Jakob bauten den Wagen- und Mehlschuppen zu einer Gastwirtschaft um und eröffneten 1956 die Gaststätte „Zur Mühle“.

Marktplatz

Der Marktplatz (Kaiserplatz, Friedrich-Ebert-Platz) war der Mittelpunkt des Ortes und der Treffpunkt der Bevölkerung. Im Jahre 1895 wurde auf Veranlassung von Fabrikant Peter Busch auf der Mitte des Marktplatzes ein ca. 8 Meter hoher Steigerturm zu Übungszwecken der Freiwilligen Feuerwehr errichtet. Der Steigerturm wurde 1925 wieder abgerissen.

Nach wie vor wird der Marktplatz regelmäßig donnerstags auch als solcher genutzt. Zwei Mal im Jahr ist dort die Hochneukircher Kirmes.

Wilhelm-Helenenstift

Im Jahr 1890 vermachte die verstorbene Maria Sybilla Lux der katholischen Kirche rund 6,5 preußische Morgen Land, die zum Bau eines Kranken- und Waisenhauses genutzt werden sollten. Da der Kirche die finanziellen Mittel fehlten, wurde erst 1898 ein Krankenhaus erbaut, in dem auch ein Kindergarten, eine Näh-, Bügel- und Kochschule eingerichtet wurden. Geführt wurde es von Ordensschwestern. 1907 wurde der Kindergarten erweitert, und 1909 gab es einen zusätzlichen Erweiterungsbau, in dem Fabrikarbeiterinnen untergebracht wurden.

Im ersten Weltkrieg diente es als Lazarett. Ab 1926 war es ein Altersheim. Während des zweiten Weltkriegs wurde es als Kreiskrankenhaus für Lungentuberkulose eingerichtet. Diese Einrichtung bestand bis zum Jahre 1950, danach kamen Patienten mit Diphtherie und Scharlach nach Hochneukirch. Im Jahre 1966 wurde das Wilhelm-Helenenstift der Gemeinde im Tausch gegen Ackerland übergeben. Auf dem Gelände des Klosters befinden sich heute die Peter-Bamm-Halle (s. Peter Bamm), die Hauptschule und der Kindergarten.

Öffentliche Einrichtungen

Schulen

Die erste Erwähnung einer Schule stammt aus dem Jahre 1560. Damals gab es allerdings noch keine Schulpflicht. Gerade bei der hiesigen Landbevölkerung hatte Feld- und Handarbeit einen wesentlich höheren Stellenwert. Durch ein Feuer wurde die Schule 1642 vollständig zerstört und 1660 wieder aufgebaut. Im Jahre 1825 wurde dann die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Im Jahre 1840 wurde eine neue zweiklassige Schule mit Lehrerwohnung errichtet, da die alte Schule zu klein geworden war. Diese Schule wurde an der heutigen Rathausstraße gebaut, und bis ins Jahr 1860 gingen die Kinder aus Holz (Jüchen), Hackhausen, Kamphausen und Dürselen auch dorthin.

Im Jahre 1867 erfolgte der Bau einer zweiten Schule auf der Bahnhofstraße. 1900 wurde das Gebäude erweitert, und im Jahre 1910 wurde die heutige Grundschule gegenüber der Peter-Bamm-Halle erbaut.

Im Jahre 1953 wurde dann auf der Gartenstraße ein weiteres Schulgebäude errichtet, das für die evangelischen Schüler gedacht war. Aber es wurde an die Hauptschule angegliedert, die im Jahre 1974 erbaut wurde. Im selben Jahr wurde auch die Sport- und Mehrzweckhalle „Peter-Bamm-Halle“ erbaut und die alte Schule auf der Schulstraße 7 (heute Rathausstraße) abgerissen.

Postamt

Um 1794 wurden durch die Franzosen die ersten Briefkästen aufgestellt. Diese wurden im Jahre 1816 vom preußischen Staat übernommen und ab 1824 in ganz Preußen eingeführt.

In Hochneukirch wurde 1840 die erste Posthilfsstelle eröffnet, die ehrenamtlich vom Kirchenmeister der Pfarre St. Pantaleon, Josef Schnitzler, geführt wurde. Ab 1862 übernahm Josef Gieren die Poststelle, die in dem neben dem Pastorat liegenden Haus auf der Hochstraße, das er gekauft hatte, eingerichtet wurde.

Im Jahre 1867 erhielt Hochneukirch seine erste telegrafische Verbindung. Im Jahre 1890 war die Bevölkerung auf ca. 2000 Menschen angewachsen und mit über 85.000 Postausgängen und 70.000 Posteingängen pro Jahr war das kleine Postamt den Ansprüchen nicht mehr gewachsen. Es entstand deshalb ein posteigenes Gebäude an der Hochstraße 88. Es wurde 1891 fertiggestellt.

Mitte der 1920er Jahre erhielten die Postboten Fahrräder und Postkarren. Anfang der 1960er war das Postamt zu klein. Da es weit in die Straßenkreuzung Hochstraße, Bahnhofstraße, Poststraße und von-Werth-Straße hineinragte und eine Gefahr für den zunehmenden Verkehr darstellte, entschloss sich die Oberpostdirektion im Jahre 1962 zum Bau eines neuen Postamtes hinter der alten Post.

1999 wurde das Hochneukircher Postamt im Zuge der Rationalisierung geschlossen.

Bahnhof

Im Jahre 1873 erhielt Hochneukirch eine Schienenanbindung, welches die aufstrebende Textilindustrie weiter beflügelte. Der erste Zug der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft fuhr von Mönchengladbach auf der erst später nach Stolberg (Rheinland) verlängerten Bahnstrecke Hochneukirch–Stolberg über Jülich nach Eschweiler-Aue.

Der Bahnhof Hochneukirch heute

Die Stadt Mönchengladbach und die Handelskammer stellten an den Eisenbahnminister den Antrag, die Bahnstrecke Köln–Mönchengladbach zwischen Mönchengladbach und Grevenbroich über Giesenkirchen statt über Hochneukirch zu legen. Mönchengladbach versprach sich davon eine bessere Erschließung seines Hinterlandes. Industrie und Bevölkerung von Hochneukirch wünschten sich aber eine Streckenführung über Hochneukirch nach Grevenbroich und Köln. Der Fabrikant Peter Busch setzte sich mit einigen ihm bekannten Abgeordneten im Berliner Landtag in Verbindung und Pastor Martin Köllen wandte sich an den Oberhofmeister der Kaiserin Augusta, Graf Nesselrode-Ehreshoven. Durch Vermittlung des Grafen konnte Köllen seine Wünsche dem Eisenbahnminister Maybach schriftlich mitteilen. Durch dessen persönlichen Einsatz konnte die Eisenbahnlinie durch Hochneukirch im Jahre 1889 dem Verkehr übergeben werden.

Zum Dank für ihren Einsatz ehrte Hochneukirch Peter Busch und Martin Köllen, indem die Straßen links und rechts vom Bahnhof ihre Namen erhielten. Um nach Hackhausen zu gelangen, mussten die Gleise überschritten werden. In den ersten Jahren war dieser Bahnübergang ungesichert, nach einem Unglücksfall wurden Schranken angebracht. Im Jahre 1909 sollte eine zweite Strecke von Erkelenz über Wanlo und Keyenberg nach Hochneukirch gebaut werden, die aus Geldmangel nie errichtet wurde. 1911 wurde eine Eisenbahnbrücke zwischen Hochneukirch und Hackhausen gebaut. 1967 musste die Brücke um 60 cm angehoben und unterfüttert werden, weil die Strecke mit Oberleitung elektrifiziert wurde. Die alte Eisenbahnbrücke wurde 1988 abgerissen und durch eine neue Stahlbetonbrücke ersetzt.

1980 wurde der Personenverkehr auf der Strecke nach Stolberg eingestellt und die Gleise der Strecke nach Jülich zurückgebaut. Heute gibt es noch zwei Gleise nach Mönchengladbach und Köln, die kurioserweise hohe Gleisnummern besitzen. Dies liegt daran, dass die Gleiszahlen des Rheydter Hauptbahnhofs und die des Bahnhofs Rheydt-Odenkirchen mitgezählt werden. Das zwischen den verbliebenden Gleisen und dem Empfangsgebäude jahrzehntelang brachliegende Bahnhofsfeld wird seit kurzem zu einem Parkplatz umgebaut. Dies ist Teil eines Projekt, in dessen Rahmen im Hochneukricher Bahnhof und in Neubauten daneben 41 seniorengerechte Wohnungen geschaffen werden sollen. Im Bahnhofsgebäude soll zudem ein Gemeinschaftsraum entstehen.[2]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Gemeindeteils

  • Max Busch (1865-1941), Chemiker, Rektor der Universität Erlangen
  • Adolf Horion (1888-1977), römisch-katholischer Geistlicher und bedeutender Entomologe
  • Peter Bamm, eigentlich Curt Emmrich (1897-1975), Schriftsteller
  • Willibert Kremer (1939), Fußballspieler und -trainer

Literatur

  • Hochneukirch und seine Bürger - Festschrift - 100 Jahre Heimatverein 1890 e.V. Hochneukirch, Pfingsten 1990

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  2. Carsten Sommerfeld, Jüchen: Neues Wohnen am Bahnhof. In: ngz-online, 13. Oktober 2010, online, abgerufen am 2. Oktober 2011.

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