Hofgarten Ansbach

Hofgarten Ansbach
Residenz und Hofgarten im "Grund-Riss der Hoch-Fürstlichen Residentz-Stadt Ansbach"; Kolorierte Karte des 18. Jahrhunderts
Die Hauptfassade der Residenz, hier mit eingerüstetem Teil
Arkadenhof von Gabriel de Gabrieli geplant und von Leopold Retti bis 1738 vollendet
Die Orangerie im Hofgarten Ansbach
Denkmal für Kaspar Hauser am Ort seiner tödlichen Verwundung im Hofgarten

Die Residenz Ansbach war der Regierungssitz der Markgrafen zu Brandenburg-Ansbach. Heute beherbergt die Residenz wieder eine Regierung, nämlich die Regierung von Mittelfranken.

Inhaltsverzeichnis

Die Residenz

Die Residenz entwickelte sich aus einer mittelalterlichen Anlage.

1398 - 1400 baute Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg einen Stiftshof außerhalb der Stadtmauer zu einer Wasserburg aus. Die Reste sind im Nordwestflügel der heutigen Residenz erhalten.

Unter Markgraf Georg Friedrich d. Ä. entstand durch den schwäbischen Architekten Blasius Berwart (1563-1580 oberster Markgräflicher Baumeister) von 1565 - 1575 ein anspruchsvoller Residenzbau der Renaissance.

Ein gutes Jahrhundert später begann die letzte große Bauphase der Residenz und zwar 1694 - 1716 unter Gabriel de Gabrieli, 1719 - 1730 unter Karl Friedrich von Zocha und 1731 - 1749 unter Leopold Retti.

Um 1565/1575 entstand ein langer Raum, heute genannt die große „Gotische Halle“ mit ihrem Kreuzrippengewölbe. Dieses zeigt deutlich, dass die Residenz kein völliger Neubau des Barock und Rokoko ist. Hier ist heute die größte Sammlung von Fayencen und Porzellan aus der ehemaligen Ansbacher Manufaktur ausgestellt. Zwischen 1705 und 1738 erfolgte ein Umbau zur heutigen Form. Der Graubündner Baumeister Gabriel de Gabrieli schuf bis 1709 den Südostflügel als Hauptfront des Schlosses und den Arkadenhof in einer dem Wiener Barock angenäherten Form. Die Innenausstattung stammt aus der Zeit zwischen 1734 und 1745 unter Architekt Leopoldo Retti. Auch die weiteren Umbauten unter Markgraf Alexander blieben in den Konventionen des Rokoko - obwohl Schnitzer wie der Hofschreiner Johann Christoph Berg durchaus mit den Stilformen des frühen Klassizismus vertraut waren -, so dass sich die Beletage heute fast ausschließlich im Geschmack des Rokoko präsentiert. Dass gerade dieser Zeitzustand erhalten ist, rührt daher, dass der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach 1791 die Residenz bei seiner Abdankung dem Königreich Preußen übergab. Da das Schloss ab diesem Zeitpunkt kein Herrschersitz mehr war, mussten die Räume auch nicht mehr nach dem Sinne seiner Bewohner modernisiert werden. Sehenswert ist das Deckenfresko von Carlo Carlone im Festsaal, die Gemäldegalerie des Rokoko mit Werken aus der ehemaligen markgräflichen Galerie und eine Sammlung Meißner Porzellan im Spiegelkabinett.

Orangerie und Hofgarten

Erste Erwähnung fand eine dort befindliche Gartenanlage Anfang des 16. Jahrhunderts im Kräuterbuch von Leonhart Fuchs. Zwischen 1723 und 1750 wurde sie als Barockgarten gestaltet. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde sie nach Kriegsende im Stil des 17. und 18. Jahrhunderts neugeschaffen. Ein Kräutergarten mit vielen Heilpflanzen sowie ein Citrushaus zur Überwinterung der Kübelpflanzen sind sehenswert.

Da der Hofgarten nicht axial der Residenz zugeordnet ist, schuf der damalige Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha mit der schlossähnlichen Orangerie ein selbständiges architektonisches Zentrum für die Gartenanlage. Der Bau wurde 1726 nach Zochas Plänen begonnen und war 1730 im Rohbau fertig. Beim Besuch Friedrichs des Großen im September 1743 scheint er jedoch noch immer unvollendet gewesen zu sein.

Am 14. Dezember 1833 erlitt Kaspar Hauser im Hofgarten eine tödliche Stichwunde. An der Stelle steht ein kleiner gotisierender Pfeiler mit der Inschrift „HIC OCCULTUS OCCULTO OCCISUS EST“ (Hier wurde ein Geheimnisvoller auf geheimnisvolle Weise getötet).

Unweit davon ist 1825 ein Denkmal für den Ansbacher Dichter Johann Peter Uz (1720-1796) mit einer von Carl Alexander von Heideloff geschaffenen Bronzebüste errichtet worden. Die Inschrift auf dem stelenartigen Sockel lautet „DEM WEISEN, DEM DICHTER, DEM MENSCHENFREUND SEINE VEREHRER“.

Literatur

  • Rembrant Fiedler: Zur Tätigkeit des Baumeisters Gabriel de Gabrieli in Wien und Ansbach. Bamberg 1993 (Diss. Univ. Würzburg)
  • Christoph Graf von Pfeil: Die Möbel der Residenz Ansbach; (Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Kataloge der Kunstsammlungen); Prestel: München/London/New York 1999; ISBN 3-7913-2078-5
  • Ders.: Residenz Ansbach mit Hofgarten und Orangerie; Amtlicher Führer, Neufassung; (Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen); 1. Aufl. München 2005; ISBN 3-932982-58-4
  • Josef Maier: Residenzschloß Ansbach. Gestalt und Ausstattung im Wandel der Zeit; (Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 100); Ansbach 2005; ISBN 3-87707-660-2
  • Wolfgang Wüst: Leben zwischen höfischem Luxus und ökonomischer Enge. Die Residenzen der Bischöfe von Augsburg und der fränkischen Hohenzollern im Absolutismus, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 99 (2006) S. 111-134; ISBN 3-89639-558-0

Weblinks

49.30305555555610.5758333333337Koordinaten: 49° 18′ 11″ N, 10° 34′ 33″ O


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