Schloss Johannisburg

Schloss Johannisburg
Schloss Johannisburg in Aschaffenburg

Das Schloss Johannisburg in Aschaffenburg diente bis 1803 als zweite Residenz der Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfe. Es wurde in der Zeit von 1605 bis 1614 vom Straßburger Baumeister Georg Ridinger aus Rotsandstein gebaut. Die Anlage besteht aus vier großen Flügeln mit je drei Geschossen. Auf jeder Ecke befindet sich ein Turm, in den vier Ecken des Innenhofs zusätzlich kleinere Treppentürme.

Das Schloss dominiert bis heute das Bild der Stadt Aschaffenburg und gilt als ihre größte Sehenswürdigkeit. Ein Aschaffenburger Heimatdichter sagte einmal: „Die Stadt ist ihr Schloss.“ Eigentümerin ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon im 14. Jahrhundert stand an der Stelle des Schlosses eine prächtige mittelalterliche Burg, die jedoch 1552 im Markgräflerkrieg zerstört wurde. 1604 gab der neue Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg den Bau des Schlosses in Auftrag. Mit der Ausführung wurde der Straßburger Architekt und Baumeister Georg Ridinger betraut. Ridinger ließ die Überreste der alten Burg abreißen, lediglich der große Bergfried wurde als fünfter Turm in den neuen Bau mit einbezogen. Die Ecktürme sind 64 Meter hoch, was auch der Breite der einzelnen Flügel entspricht.

Johannes Schweikhard von Kronberg regierte nach der Einweihung des Schlosses im Jahre 1614 von hier aus seinen Kurstaat. Der Baumeister starb im Jahre 1617. Erst in den Jahren 1618/1619 wurden die letzten Arbeiten fertiggestellt.

Fenstersturz am Schloss Johannisburg mit Mainzer Rad und Elementen des Wappens der Familie von Kronberg

Einer Anekdote zufolge soll der Kapuzinerpater Bernhard von Trier durch seine Schlagfertigkeit Schloss und Stadt 1631 vor der Plünderung durch die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf gerettet haben. Nachdem er die Schlüssel der Stadt übergeben hatte, ließ der schwedische König vernehmen, dass er es sehr schade fände, das erst wenige Jahre zuvor fertiggestellte Schloss niederbrennen zu müssen, da er es nicht mit nach Schweden nehmen könne. Der Kapuziner meinte jedoch, er könne dies durchaus tun, er müsse es einfach dorthin rollen. Fragend runzelte Gustav Adolf die Stirn und der schlaue Pater verwies auf die über jedem der zahlreichen Fenster des ersten Obergeschosses eingemeißelten Räder, die auf das Mainzer Wappen Bezug nehmen. Es wird berichtet, dass der König daraufhin lachen musste und auf eine Zerstörung verzichtete. (Siehe auch: Mainzer Rad)

Bei genauer Betrachtung der Fensterstürze des ersten Stockwerkes kann man erkennen, dass neben dem Mainzer Rad, dem Wappenbild der Erzstifts Mainz, auch Elemente des Wappens der Familie des Erbauers, des Geschlechts derer von Kronberg zu sehen sind: die in eine Krone eingesetzte Disteldolde (Helmzier des Familienwappens) und sechs der im Wappen blau dargestellten Eisenhütlein.[1]

Nach Plänen seines Hofarchitekten Emanuel Herigoyen ließ der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal das Innere des Schlosses gegen Ende des 18.Jahrhunderts klassizistisch umgestalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss dann im März und April 1945 durch mehrere Bomben und durch Artilleriebeschuss schwer getroffen und brannte fast vollständig aus. Schon bald entstand der Wunsch, das Schloss wieder aufzubauen. Dabei halfen alte Aufzeichnungen aus der Bauzeit. Besonders schwierig gestaltete sich dabei die Wiederherstellung der Turmhauben, die nicht ganz originalgetreu ausfielen. Auch die Zahl der Schlossfenster wurde beim Wiederaufbau erhöht. Die Finanzierung übernahmen die Stadt Aschaffenburg und der Freistaat Bayern. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf über 20 Millionen Mark. Im Jahre 1964 wurde das Schloss wiedereröffnet und enthält heute verschiedene Museen und Sammlungen.

Attraktionen

Dazu gehört auch die Staatsgalerie, die größte Außenstelle der bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Heute sind dort unter anderem Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. und Rubens ausgestellt. Die Cranach-Sammlung gilt als die bedeutendste Europas.

In der Schlosskapelle befindet sich ein Alabasterhochaltar von Hans Juncker aus dem Jahre 1620. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg konnte der Altar erst im Jahre 1989 nach aufwändigen Reparatur- und Rekonstruktionsarbeiten fertiggestellt werden.

Im Ostturm des Schlosses ist seit 1969 ein Carillon (Glockenspiel) aus 48 Glocken (4 Oktaven) installiert, das dreimal täglich automatisch erklingt, aber auch von Hand gespielt werden kann. Von Zeit zu Zeit treten berühmte Carillon-Künstler in Aschaffenburg auf.

Sehr interessant ist auch die weltweit größte Sammlung von aus Kork angefertigten Architekturmodellen, die vorwiegend Gebäude aus Rom darstellen, darunter auch ein Modell des Kolosseums, das mit seinen drei Metern Durchmesser das größte Korkmodell der Welt ist. Sie ist dem Hofkonditor Carl Joseph May und seinem Sohn Georg zu verdanken, welche sich ab 1792 mit dem Bau der Modelle befassten.

Seit 1972 befindet sich ein Teil der städtischen Sammlungen im Schloss. Hierzu gehören Skulpturen der Schlossbauzeit, Stadtansichten, Zunftgeräte und Möbel. Besondere Attraktionen sind auch die Sammlungen deutscher und ausländischer Keramik, vor allem aus Fayence, Steinzeug und Porzellan. Aus der Region stammt die reiche Sammlung von Steingut, das in der Dammer Manufaktur hergestellt wurde. Aber auch moderne Gemälde werden präsentiert, darunter die Werke der klassischen Moderne von Ernst Ludwig Kirchner und Christian Schad.

Im 2. Geschoss befinden sich die kurfürstlichen Wohnräume mit den Originalmöbeln des Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal aus der Zeit um 1800.

Im Schloss befinden sich weiterhin die staatliche Hofbibliothek Aschaffenburg, die Schlosskellerei und die Schlossweinstuben.

Der Schlossgarten zieht sich vom Schloss Johannisburg bis zum Pompejanum und zur St.-Germain-Terrasse. Aufgrund der Platzverhältnisse um das Schloss Johannisburg – mit einem Kapuzinerkloster in unmittelbarer Nähe – konnte dort nie ein repräsentativer Schlossgarten in barockem Stil angelegt werden. So entstand die etwas verwinkelte Anlage am Mainufer mit ihren schmalen, geschwungenen Wegen, Laubengängen und Pergolen, Wänden und Sitznischen, Fußgängerbrücken und weiteren Architekturelementen. Ein Schwerpunkt der Bepflanzung bilden südländische Pflanzen wie Feige und Agave, die das besondere mediterrane Flair Aschaffenburgs ausmachen und auch zur Prägung des Spitznamens Bayerisches Nizza beigetragen haben. Im Schlossgarten befindet sich der vom Erzbischof und Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal erbaute Frühstückspavillon.

400-Jahr-Jubiläum

Wappenmauer

Das 400-Jahr-Jubiläum des Baubeginns des Schlosses wurde von der Stadt Aschaffenburg im Jahre 2007 im Rahmen der Aschaffenburger Kulturtage begangen. Die offizielle Begründung für das Datum ist, dass das zwei mal drei Meter große, in Stein gehauene kurfürstliche Wappen des Bauherrn an der so genannten Wappenmauer das Jahr 1607 ausweist und somit den ältesten Beleg für den Baubeginn darstellt. Die Inschrift unter dem Wappen lautet:

IO[ANN]ES SUICARDUS
D[EI] G[RATIA] A[RCHIEPISCOPUS] M[OGUNTINUS] P[RINCEPS] E[LECTOR] A[NN]O 1607

(Deutsch: Johannes Schweikard, von Gottes Gnaden Mainzer Erzbischof und Kurfürst, im Jahre 1607)

Nach offizieller Lesart ist das in jedem Geschichtsbuch erwähnte Datum 1605 für den Baubeginn eine historisch nicht belegte Fiktion. Die Wappenmauer zeige das älteste Datum und diene außerdem als Fundament des Schlosses.

Galerie

Quellen

  1. Wappen der Ritter von Kronberg im Scheiblerschen Wappenbuch

Literatur

  • Gerhard Ermischer: Schloßarchäologie. Funde zu Schloß Johannisburg in Aschaffenburg. Museen der Stadt Aschaffenburg u. a., Aschaffenburg u. a. 1996, ISBN 3-924436-05-1 (formal falsche ISBN).
  • Georg Ridinger: Architektur des Schlosses Johannisburg zu Aschaffenburg. Faksimile-Druck der Ausgabe Mainz, 1616. Herausgegeben und mit einem erläuternden Beitrag versehen von Hans-Bernd Spies. 2. erweiterte und mit einem Register versehene Auflage. Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, Aschaffenburg 2003, ISBN 3-87965-095-0 (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V. Reihe Nachdrucke 2).
  • Burkard von Roda, Werner Helmberger: Schloß Aschaffenburg. Amtlicher Führer. 9. Auflage. Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1997, ISBN 3-9805654-2-4.
  • Otto Schulze-Kolbitz: Das Schloß zu Aschaffenburg. Heitz, Strassburg 1905 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 65, ISSN 0081-7228).

Weblinks

 Commons: Schloss Johannisburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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