Park Schönbusch

Park Schönbusch
Schloss Schönbusch mit See

Der Park Schönbusch (auch Schöner Busch oder französisch Bois-Jolie) bei Aschaffenburg zählt zu den ältesten und größten im Stil des englischen Landschaftsgartens ausgeführten Parks Deutschlands. Er ist heute ein wichtiges Naherholungsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der etwa 200 Hektar umfassende Park liegt in einem Mainbogen gegenüber von Aschaffenburg, etwa drei Kilometer westlich der Innenstadt, und gehört zum Stadtteil Nilkheim. Im Norden grenzt er an den Stadtteil Leider und im Westen an das Gemeindegebiet von Stockstadt am Main.

Geschichte

Luftbild 2008
Friedrich Carl Joseph von Erthal, Erzbischof und Kurfürst von Mainz

Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal wünschte, in der Nähe seiner Nebenresidenz Aschaffenburg einen Lustgarten anzulegen. Ausgangspunkt dafür war das Nilkheimer Wäldchen, ein Jagdrevier. Durch Grunderwerb wurde die Fläche für den Park vergrößert und arrondiert.

Ideengeber für die Erstgestaltung war wahrscheinlich der kurmainzische Minister Wilhelm Friedrich von Sickingen (1729–1818). Der Architekt und Ingenieur im Offiziersrang Emanuel Joseph von Herigoyen (1746–1817) begann ab 1775 damit, die Planung umzusetzen. Die ursprünglichen Vorstellungen orientierten sich am jardin anglais-chinois; so entstanden dramatische Elemente wie die Teufelsbrücke und die Kaskade.

Die Ausführung im zu diesem Zeitpunkt noch neuen englischen Stil bereitete Schwierigkeiten. Daher übernahm ab 1783 der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell die Parkgestaltung. Er prägte das heutige Erscheinungsbild des Parks. 1814 wurde das Gebiet des bisherigen Fürstentums Aschaffenburg dem Königreich Bayern angegliedert, der Park Schönbusch wurde königlicher Hofgarten bis zum Ende der Monarchie 1918.

Landschaftliche Gestaltung

Wälder und Wiesentäler

Aussichtsturm

Die Parklandschaft des Schönbusch ist gekennzeichnet durch weitläufige Waldstücke, die mit breiten Wiesentälern abwechseln. Ein unregelmäßiges Wegenetz gestattet immer neue Einblicke in Sichtschneisen. Geschickt inszenierte Durchblicke auf Gebäude erzeugen ein Höchstmaß an Abwechslung. Der Baumbestand tritt nicht immer bis an die Wege heran, dies ist ebenso ein typisches Merkmal der kunstvollen Gestaltung durch Sckell wie die feinfühlig gestalteten Waldlichtungen. Eine ähnliche Landschaft hat Sckell im Englischen Garten in München geschaffen.

Drei große Wiesentäler führen nord-südlich durch die waldreiche Parklandschaft: westlich die Grüne Allee (vor 1775), in der Mitte das Große Wiesental, das die Waldschneise des Kanals nach Süden fortführt, und östlich die Platanenwiese. Das den Park durchziehende System der Blickachsen stimmt meist nicht mit dem Wegenetz überein, ein Charakteristikum des Schönbusch. Durch dieses Netz von Sichtbeziehungen, das unabhängig von den Wegen existiert, entstehen zahlreiche nicht erreichbare Stellen, was die Landschaft bühnenartig vorführt.

Gewässer

Sphinx-Statue auf der Roten Brücke

Die Parklandschaft wird unterbrochen durch die Wasserfläche des Unteren Sees mit einer Insel, die über eine kleine Drehbrücke (1802) erreichbar ist, einem vom unteren See nach Süden führenden Kanal und einer Kaskade (1779, verändert 1785). Weitere Bestandteile sind zwei künstliche Berge am unteren See, die durch eine Teufelsbrücke verbunden sind; benachbart ein Aussichtsturm (1776–1790). Einen Blickfang stellt die Rote Brücke (1789/90, 1934 etwas versetzt) am Nordende des Parks dar. Über dem mittleren, etwas größerem, ihrer drei Bögen befindet sich eine Reliefplatte mit einem Rankenornament. Die Brüstungen sind an den Enden mit je einer Sphinx-Statue geschmückt.

Die begrenzten Wasservorräte des Parks schränkten die Gestaltungsmöglichkeiten ein. Auch die Umleitung des Welzbachs reichte für die Speisung der Gewässer nicht aus. Im 19. Jahrhundert wurde mit einem eigenen Dampf-Pumpwerk Wasser aus dem Main in den Park gefördert. Der Obere See ist heute wegen Wassermangels nicht mehr vorhanden.

Bauwerke

Das Schlösschen

Monogramm von Friedrich Carl von Erthal auf der Fassade von Schloss Schönbusch

Der im frühklassizistischen Stil von 1778 bis 1781 (Innenausbau bis 1787) errichtete Kurfürstliche Pavillon liegt unmittelbar am Unteren See und ist durch eine Sichtachse mit dem Stadtschloss Johannisburg verbunden. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss. Die nach Westen gerichtete Längsseite ist die Schauseite, sie wird durch einen Mittelrisalit leicht betont. Das niedrige Walmdach wird durch eine Balustrade verdeckt. Die zehn Räume sind im Louis-seize-Stil möbliert; der Zutritt ist im Rahmen von Führungen möglich. Unter den bayerischen Königen wurde der Bau ab dem 19. Jahrhundert Schloss Schönbusch genannt.

Weitere Gebäude

Orangerie

Im nordöstlichen Parkbereich befinden sich die Orangerie (1784/85), der Speisesaal (1787/89) und der Tanzsaal (1801/02). Das Philosophenhaus (1785/87) ist ein schlichter Bau über quadratischem Grundriss, mit an allen Seiten vorspringenden Risaliten, die von Dreiecksgiebeln bekrönt werden; das Zeltdach ist flach und schiefergedeckt.

Der Freundschaftstempel (1786/87) besteht aus einem Baukörper, der auf einem um zwei Stufen erhöhten, würfelförmigem Unterbau ruht. Ein achteckiger Tambour mit Lünettenfenstern an drei Seiten ist dem Dach, einer schiefergedeckten Kuppel, aufgesetzt. Die Vorderseite des Gebäudes kennzeichnet ein viersäuliger ionischer Portikus mit Dreiecksgiebel. Der Innenraum weist allegorischen Figurenschmuck auf, die Kuppel ist mit achteckigen, in Stuck ausgeführten Kassetten ausgelegt, die sich zur Kuppelmitte hin perspektivisch verkleinern.

Staffagebauten

Die Wacht, Staffagebauten

In die halboffene Landschaft kunstvoll einbezogen sind die Gebäude des Dörfchens, eine Gruppe kleiner Bauernhäuser, wie sie sich vergleichbar auch im Schlosspark Nymphenburg findet. Die Häuser wurden 1788 errichtet. Eine weitere Gruppe von Hirtenhäusern wird die Wacht genannt und stammt von 1784/85. Vorbild für derartige Staffagen ist der Hameau im Park von Versailles.

Am Südende des Unteren Sees befindet sich neben der Fichtensaalbrücke das Kotzerbrünnlein. Es ist in Sandstein ausgeführt und besteht aus einem würfelförmigen Sockel mit pyramidenförmigem Aufbau. Als Wasserspeier dient ein bronzener Löwenkopf.

Auch für die Unterkunft von Tieren wurden kleinere Gebäude errichtet. So ein Bienenstand (1776) mit pagodenartigen Dächern und acht Schwanenhäuser (1777). Aus der Zeit des Jagdparks existierten noch Fasanenhütten.

Kleinere Staffagen befanden sich im Tal der Spiele: Es handelte sich um ein Caroussel, den Aschaffenburger „Maulaff“, ein Schaukelspiel, ein Kegelspiel und einen hölzernen Vogel (Spiel zum Vogelschießen). Diese ortsfesten Spielgeräte sind bereits 1777 nachweisbar.

Spätere Ergänzungen

Der Irrgarten

Maulaff“, hölzerne Spielfigur aus dem Park von 1778

Der Hecken-Irrgarten im Park Schönbusch ist eine runde Sieben-Gang-Anlage, in deren Ziel sich ein Fächerblattbaum (Ginkgo biloba L.) befindet. Der Irrgarten entstand Ende der 1820er Jahre. 1898 wurde er neu angelegt. Um 1930 befanden sich zwei Buchen im Zentrum, die Hecken bestanden zu dieser Zeit aus Hainbuche und Flieder. Die Anlage wurde 1948 in Feld-Ahorn (Acer campestre L.) erneuert und dabei im Durchmesser vergrößert. 2006 wurde damit begonnen, den Irrgarten unter Beibehaltung des Wegesystems in Hainbuche (Carpinus betulus L.) neu zu pflanzen.

Der neue Parkteil

Im Südosten schließt sich seit 1974 ein neu geschaffener Parkbereich an, der die gestalterische Absicht des historischen Parks fortsetzt. Dort befindet sich auch die Nilkheimer Kapelle, die bereits um 1720 errichtet wurde.

Wissenswertes

Der Park Schönbusch ist von der Aschaffenburger Altstadt zu Fuß über die Kleine Schönbuschallee zu erreichen, die parallel zur Darmstädter Straße verläuft. Ferner gibt es Busverbindungen (Richtung Waldfriedhof) sowie die Anbindung über die Bundesstraße 26 (Parkplatz Höhe Leiderer Hafen). Im Besucherzentrum, das sich im Küchenbau des Parks befindet, informiert eine Ausstellung über die Geschichte des Schönbuschs.

Literatur

  • Jost Albert, Werner Helmberger: Der Landschaftsgarten Schönbusch bei Aschaffenburg. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1999, ISBN 3-88462-144-0 (Beiträge zur Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege 1).
  • Ulrich Ertl: Die Gehölze des Schönbusch. Naturwissenschaftlicher Verein, Aschaffenburg 2001 (Nachrichten des Naturwissenschaftlichen Museum Aschaffenburg 105, ISSN 0518-8512).
  • Volker Hannwacker: Friedrich Ludwig von Sckell. Der Begründer des Landschaftsgartens in Deutschland. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1992, ISBN 3-421-03012-X, S. 25–33.
  • Werner Helmberger, Jost Albert (Bearb.): Schloß und Park Schönbusch, Aschaffenburg. Amtlicher Führer. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2010, ISBN 978-3-932982-96-5.

Weblinks

 Commons: Park Schönbusch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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