Technikerschule

Technikerschule
Höhere technische Bildung

Eine Technikerschule ist eine höhere Fachschulform, die anwendungsorientierte Studiengänge auf technischer Grundlage anbietet. Es gibt staatliche und private Lehranstalten.

Inhaltsverzeichnis

Die Technikerschule in Deutschland

In Deutschland sind die Voraussetzungen für die Zulassung zum Besuch einer Fachschule (in Bayern auch Fachakademie) für Technik ein Schulabschluss einer allgemeinbildenden Schule mit mindestens Hauptschulabschluss (je nach Bundesland auch mindestens die mittlere Reife), ein Berufsschulabschluss, eine abgeschlossene Berufsausbildung und mindestens 1 Jahr Berufspraxis.

Für die Technikerausbildung sind überwiegend Ingenieure als Lehrkräfte tätig, hauptamtlich oder nebenberuflich. Die Bedeutung nebenberuflicher Lehrkräfte prägt die Ausbildung durch sehr praxisgerechte Inhalte.

Abschluss

  • Staatlich geprüfter Techniker (engl. „State certified engineer“), zur internationalen Vergleichbarkeit engl. Engineer, jedoch sind Techniker in Deutschland nicht berechtigt den deutschen Titel Ingenieur zu führen.

Das Studienangebot von Technikerschulen beinhaltet die folgenden Fachrichtungen:

Geschichte

Der Fachschultypus „Technikerschule“ entwickelte sich im 19. Jahrhundert zuerst in Deutschland. Sie ist zunächst unter dem Titel Handwerkerschule geführt worden, die erste Ausrichtung um 1880 beschränke sich auf das Bauwesen.

Ab 1892 gab es Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten aus den metallverarbeitenden Berufen. In Abendkursen ohne Abschlussprüfung konnten Handwerker des Maschinenbaus ihr theoretisches Wissen verbessern und so den steigenden beruflichen Anforderungen gerecht werden. Aus diesen Kursen entwickelte sich im Laufe der Zeit die Abend-Maschinenbauschule mit aufbauendem Klassensystem und abschließender Prüfung. Diese Kurse waren sehr anstrengend; wurde doch während zehn Semestern mit 16 Stunden Unterricht an vier Abenden pro Woche umfangreiches Wissen der Maschinentechnik vermittelt. Interessant ist, dass die Stundentafel dieser Weiterbildung um 1930 in der Fächerbezeichnung der heutigen Technikerausbildung weitgehend gleicht. Wir finden Wirtschaftslehre, Mathematik, Mechanik ebenso wie Maschinenelemente, Kraftmaschinen, Hebemaschinen, Elektrotechnik, Werkzeugmaschinen, Spanlose Formung usw.

Um die Jahrhundertwende drängte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), auf die Einrichtung einer Technischen Mittelschule. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gewannen die elektrotechnische und die feinmechanische Industrie immer mehr an Bedeutung. Damit entstand auch in diesem Bereich ein steigender Bedarf an Technikern und Ingenieuren. Zu den schon bestehenden sieben-semestrigen Abendkursen für feinmechanische Technik und für Elektrotechnik wurde erstmals ein Tagessemester angeboten. 1927 erhielt die Oberabteilung (Tagesform) den Status einer Höheren Technischen Lehranstalt (HTL), sie wurde damit den Höheren Maschinenbauschulen gleichgestellt. 1937 erfolgte die Umbenennung in Ingenieurschule. Für die sieben- bis achtsemestrigen Abendkurse findet man auch schon die Bezeichnung Technikerausbildung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte mit dem Wiedererstehen der Ingenieurschulen und der Wiederaufbau der Abendausbildung. In den fünfziger und sechziger Jahren besuchte eine nennenswerte Zahl von Facharbeitern diese Schulen. Auf Grund der technischen Entwicklung der Bedarf von Industrie und Wirtschaft an Technikern nicht gedeckt werden. Der Besuch einer Abendschule schreckte die lange und sehr anstrengende Ausbildung neben der Berufstätigkeit manchen weiterbildungswilligen Facharbeiter ab.

Deshalb wurde in den 1960er Jahren versuchsweise ein drei-semestriger Techniker-Tageslehrgang mit den Fachrichtungen Maschinenbau und Betriebstechnik, Nachrichtentechnik und Feinwerktechnik eingerichtet.

Der gewünschte Erfolg dieser Lehrgänge veranlasste Mitte einige Bildungsverwaltungen der Länder die Gründung der im heutigen Sinne bestehenden Staatlichen Technikerschulen mit Studium im Tages- und Abendsemester.

Zu den klassischen Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Feinwerktechnik traten Ende der 1960er Jahre die von der Wirtschaft geforderten neuen Fachrichtungen Bäckereitechnik und Fleischereitechnik hinzu.

Anfang der 1970er Jahre wurde durch die zunehmende Bedeutung der elektronischen Datenverarbeitung in der Fachrichtung Elektrotechnik der neue Schwerpunkt Datenverarbeitungstechnik ergänzt.

Seit Mitte der 1970er Jahre wurde die nur dreisemestrige Tages-Ausbildung vom Umfang des Lernstoffes her den gewachsenen Anforderungen der Wirtschaft angepasst, seit dem dauert das Tagesstudium vier Semester, das bis dahin je nach Fachrichtung unterschiedlich lange Abendstudium wurde einheitlich auf acht Semester festgelegt.

Durch die Verlängerung konnten der allgemeine Grundlagen- und der Anwendungsbereich verstärkt werden. Das größer gewordene Stundenvolumen der Anwendungsfächer gestattete es, die Laborübungen auszuweiten, eine wichtige Voraussetzung für die Praxisnähe. Im allgemeinen Bereich kamen Englisch und Wirtschaftslehre hinzu, der Umfang des Deutschunterrichts wurde erweitert. Damit war auch die Voraussetzung gegeben, dem Absolventen neben dem Prädikat „Staatlich geprüfter Techniker“ einen dem Realschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand zu bestätigen. Aus der Sicht der Technikerschulen war dies nicht ausreichend, wenn man bedenkt, dass vorher ein unmittelbarer Übergang von der Techniker-Abendschule zur Ingenieurschule unter Anrechnung von Semestern möglich war. Heute ist es üblich, dass gleichzeitig mit Erwerb des Abschlusses die Fachhochschulreife vergeben wird oder durch eine zusätzliche Mathematikprüfung die Vergabe erfolgt, da die höhere Mathematik Bestandteil der Ausbildung ist. Außerdem berechtigt der Abschluss der Fachschule Technik für ein universitäres Studium für beruflich besonders qualifizierte. Diese allgemeine Hochschulzugangsberechtigung ist in den Bundesländern allerdings noch nicht einheitlich geregelt, da die Kulturhoheit den Ländern überlassen ist (Art. 30 Grundgesetz).

Im Herbst 1980 beschloss die Kultusministerkonferenz eine Rahmenvereinbarung über Fachschulen. Damit wurde erstmals bundesweit eine einheitliche Regelung der Fachschulausbildung geschaffen. Es wurden die Bedingungen für die Einrichtung von Fachschulen, ihre Gliederung und die Prüfung festgelegt. Mehrere Anlagen regelten die Zugangsberufe, die Fachrichtungen einschließlich ihrer Schwerpunkte, die Rahmenstundentafeln und die Berufsbezeichnungen.

Wesentliche Bestandteile des Curriculums der Technikerausbildung bilden Rahmen- und Stoffpläne sowie die Stundentafeln - also die Festlegung, welche Fächer in welchem Umfang unterrichtet werden. Ursprünglich schufen die Mitarbeiter der Schule selbst die Stundentafeln. Mit zunehmender Verrechtlichung des Schulwesens wurden sie Bestandteile der Ausbildungsordnung, einer Verwaltungsvorschrift, die die jeweiligen Bildungsminister des einzelnen Bundeslandes erließen. Ein wesentlicher Einfluss der einzelnen Schule konnte gewahrt bleiben.

Die technische Fachschule in Österreich

Technische Fachschulen sind ein Bestandteil der berufsbildenden mittleren Schulen. Besuchsberechtigt sind alle, die mindestens einen Pflichtschulabschluss nachweisen können. Die Ausbildungsdauer beträgt in der Regel vier Jahre, wobei die praktischen Fähigkeiten artverwandter Lehrberufe und theoretische Kenntnisse auf mittlerem Bildungsniveau (Werkmeister, Techniker) vermittelt werden.

Der Abschluss der Fachschulen ersetzt in der Regel einige Berufslehren (artverwandt) und Gewerbebefugnisse, im Abschlussjahr wird eine Technikerarbeit verfasst und eine Abschlussprüfung abgelegt.

Nach Abschluss der Fachschule kann man sich über den dreijährigen Aufbaulehrgang an einer höheren technischen Lehranstalt zum Ingenieur weiterqualifizieren. Über die Möglichkeit der Berufsreifeprüfung kann man auch die Hochschulberechtigung erwerben und an Fachhochschulen oder Universitäten studieren.

Die Technikerschule in der Schweiz

Die erste Technikerschule der Schweiz wurde 1968 in der Westschweiz gegründet.[1] Schulen in der Deutschsprachigen Schweiz folgten ca. 1971. Bei der Schaffung des Berufsbildes orientierte man sich am eigenen Bedarf, aber auch dem deutschem Berufsbild.[1]

Die Schweizer Technikerschulen gelten seit dem 1. April 2005 als höhere Fachschulen. Die frühere Bezeichnung des Abschlusses „Dipl. Techniker TS“ änderte sich damit auf „Dipl. Techniker/in HF“.

Aufnahmebedingung sind in der Regel ein Lehrabschluss[2] und/oder eine ein-[3] bzw. mehrjährige Berufspraxis[4], wobei die Aufnahmebedingungen von den einzelnen Technikerschulen festgelegt werden.

Bei einem berufsbegleitendem Studium kann als Bedingung eine Tätigkeit in Richtung des Studiengebietes von z.B. 50%[5] oder 32 Wochenstunden[6] vorgeschrieben sein. Auch dies ist von der Schule abhängig.

Das Studium ist meist berufsbegleitend mit 5[7], 6[8] oder 7[9] Semestern, es gibt aber auch Vollzeitstudiengänge mit 4 Semestern[10].

Der Abschluss berechtigt an einigen Fachhochschulen zum Studium.[11]

Nach Abschluss der Technikerschule kann unter gewissen Voraussetzungen der privatrechtliche Berufsverbandstitel „Professional Bachelor ODEC“[12] und/oder „Ing. EurEta“[13] beantragt werden.

Siehe auch

Quellen

  • Hans-Joachim Wefeld: Ingenieure aus Berlin. 300 Jahre technisches Schulwesen, Haude & Spener 1988.

Referenzen

  1. a b http://www.edudoc.ch/static/infopartner/mediothek_fs/bis_1997/013008.pdf
  2. http://www.abbts.ch/index.cfm?&content=02
  3. http://www.stfw.ch/fileadmin/user_upload/stfw_image_pdf/elektrotechnik/Kursausschreibungen/EKT.pdf#page=8
  4. http://www.bzu.ch/CMS4.ASPX?NID=666
  5. http://www.stfw.ch/fileadmin/user_upload/stfw_image_pdf/elektrotechnik/Kursausschreibungen/EKT.pdf#page=8
  6. http://www.hf-tsz.ch/display.cfm?id=101621#page=2
  7. http://www.tbz.ch/Files/ITSE.pdf#page=8
  8. http://www.abbts.ch/index.cfm?&content=02
  9. http://www.ibz.ch/techniker_hf/elektrotechnik.htm
  10. http://www.zbw.ch/hoehere_fachschule/default.cfm?rubrik=209
  11. http://www.fhnw.ch/technik/eit/zulassung
  12. http://www.odec.ch/pages/index.cfm?dom=1&rub=1295
  13. http://www.odec.ch/pages/index.cfm?srv=cms&rub=1049&id=1191

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Technikerschule HF Zürich — Koordinaten fehlen! Hilf mit. Technikerschule HF Zürich Schulform Höhere Fachschule Gründung 1972[1] Ort Zürich Kanton Zürich S …   Deutsch Wikipedia

  • ABB Technikerschule — Schulform Höhere Fachschule Gründung 1971 Ort Baden Kanton Aargau Staat Schweiz Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Hydrotechniker — Als Techniker bezeichnet man allgemein eine Person, die in einem technischen Beruf tätig ist. Oft werden pauschal auch Diplomingenieure oder beispielsweise Betriebstechniker und Servicetechniker oder Berufe wie z. B. Zahntechniker oder Radio und… …   Deutsch Wikipedia

  • Staatlich geprüfter Techniker — Als Techniker bezeichnet man allgemein eine Person, die in einem technischen Beruf tätig ist. Oft werden pauschal auch Diplomingenieure oder beispielsweise Betriebstechniker und Servicetechniker oder Berufe wie z. B. Zahntechniker oder Radio und… …   Deutsch Wikipedia

  • Techniker (staatlich geprüft) — Als Techniker bezeichnet man allgemein eine Person, die in einem technischen Beruf tätig ist. Oft werden pauschal auch Diplomingenieure oder beispielsweise Betriebstechniker und Servicetechniker oder Berufe wie z. B. Zahntechniker oder Radio und… …   Deutsch Wikipedia

  • Technikerin — Als Techniker bezeichnet man allgemein eine Person, die in einem technischen Beruf tätig ist. Oft werden pauschal auch Diplomingenieure oder beispielsweise Betriebstechniker und Servicetechniker oder Berufe wie z. B. Zahntechniker oder Radio und… …   Deutsch Wikipedia

  • Escuela Técnica Otto Krause — Die Otto Krause Technikerschule Die Escuela Técnica Otto Krause ist eine Technikerschule in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. 1995 wurde das Gebäude zum Nationalen Historischen Monument erklärt (Gesetz Nr. 24.491). Überblick Die Otto… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb-Daimler-Schule — Unter dem Namen Gottlieb Daimler Schule firmieren zwei öffentliche berufsbildende Schulen im Technischen Schulzentrum in Sindelfingen; die Gottlieb Daimler Schule 1 und die Gottlieb Daimler Schule 2. Schulträger beider Schulen ist der Landkreis… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb-Daimler-Schule I — Unter dem Namen Gottlieb Daimler Schule firmieren zwei öffentliche berufsbildende Schulen im Technischen Schulzentrum in Sindelfingen; die Gottlieb Daimler Schule 1 und die Gottlieb Daimler Schule 2. Schulträger beider Schulen ist der Landkreis… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlieb-Daimler-Schule II — Unter dem Namen Gottlieb Daimler Schule firmieren zwei öffentliche berufsbildende Schulen im Technischen Schulzentrum in Sindelfingen; die Gottlieb Daimler Schule 1 und die Gottlieb Daimler Schule 2. Schulträger beider Schulen ist der Landkreis… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”