Johann Arnold von Clermont

Johann Arnold von Clermont
Johann Arnold von Clermont - Skulptur

Johann Arnold von Clermont (* 24. Mai 1728 in Aachen; † 5. Dezember 1795 in Vaals, Niederlande) war ein deutscher Tuchfabrikant, Industrieller und Bauherr.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nachdem Johann Arnold von Clermont einen Teil seiner Jugend bei seiner Großmutter mütterlicherseits, der Witwe des Essener Bürgermeisters Arnold von Huyssen (1659–1734), verbracht hatte, um dort die lateinische Schule zu besuchen, entschied er sich frühzeitig dazu, eine Handelslehre an renommierten Häusern zunächst in Hamburg und anschließend in Leipzig zu absolvieren. Es war sein Ziel und auch das Bestreben seines Vaters Esaias (1698–1758), ihn als Nachfolger für seine Tuchfabrikation in Aachen aufzubauen. Aus diesem Grunde wurde er nach Abschluss seiner Handelslehre als Repräsentant der väterlichen Tuchfabrik zu den jeweiligen Handelspartnern nach Russland, Polen und Österreich geschickt, um dort Aufträge einzuholen.

Die Tuchfabrikation der Familie Clermont existierte zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Generationen in Aachen und dort wurden hauptsächlich Tuche zur Herstellung von Soldatenuniformen für die preußische, die russische und später auch für die kaiserliche Garde Napoleons produziert. Zar Peter der Große (1672–1725) persönlich ließ es sich bei einem Besuch in Aachen im Jahre 1717 nicht nehmen, privat bei der Familie Esaias Clermont und seiner Ehefrau Helene Margarethe Huyssen (1705–1776) in der Aachener Franzstraße zu übernachten. Hierbei waren die Kontakte des Onkels seiner Ehefrau Heinrich Freiherr von Huyssen 1666–1739), welcher Staatsrat und Diplomat am russischen Hofe war, von enormen Vorteil.

Nach dem frühen Tod des Vaters Esaias 1751 war Johann Arnold als ältester Sohn dazu gezwungen, bereits mit 23 Jahren als Handelsdirektor in den Familienbetrieb einzusteigen, der aber zunächst noch von seiner Mutter weitergeleitet wurde. Veranlasst durch den mittlerweile verstorbenen Vater wurde im Jahre 1752 die Familie in den Reichsadelsstand erhoben. Nach und nach baute Johann Arnold nun die Produktionsstätten in Aachen weiter aus. Da aber die Gesetze des Zunftwesens der Stadt Aachen ihm damals untersagten, Weber und Tuchscherer in einem Haus zu vereinigen und die genehmigte Anzahl der Webstühle auf vier beschränkten, zwang ihn diese Situation dazu, sich im benachbarten Ort Vaals im holländischen Teil des Herzogtums Limburg nach geeigneten Möglichkeiten umzuschauen. Außerdem war es für ihn von Vorteil, als Protestant in der Zeit der Gegenreformation dorthin auszuwandern, da in Vaals ein Großteil der gut betuchten, und einflussreichen, innovativen Aachener Protestanten, die sich im streng katholischen Aachen Benachteiligungen ausgesetzt sahen, gerne aufgenommen wurden, besonders wenn sie zusätzlich adliger Herkunft waren.

So erwarb Clermont im Jahr 1761 von Anton Ullrich Lamberts Cortenbach den baufälligen Adelssitz Vaalsbroek mit Mühle und baute die Reste des Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert schrittweise zu seinem Stammsitz, dem heutigen Schloss Vaalsbroek mit Wohnhaus, Bürotrakt und Fabrikationsanlage um. Im Jahre 1765 war schließlich die Anlage fertig gestellt und die Tuch-Schererei, Färberei und Presserei konnte in vollem Umfang anlaufen. Das ursprüngliche Aachener Geschäft wurde weiterhin bis zum Tode seiner Mutter in 1776 von ihr geführt und danach unter Clermonts fast unumschränkten Leitung mit seiner Vaalser Fabrik unter dem gemeinsamen Namen „Esaias Clermont sel. & Sohn“ verschmolzen. Erst ab 1786 übertrug er einen Teil seiner Leitung der gemeinschaftlichen Tuchhandlung in Aachen seinen Söhnen und Vettern, bis er 1793 deren Gesamtleitung seinem stellvertretenden Geschäftsführer überließ. Fortan hieß seine Firma „Esaias Clermont sel. Erben & Co“. Gemäß den Wünschen aller Mitgesellschafter behielt er aber noch die Oberaufsicht.

Bedingt durch den Einmarsch der Franzosen nach Deutschland ab 1792 und der Gründung des Arrondissement d’Aix-la-Chapelle innerhalb des Département de la Roer 1794 ordnete Clermont an, dass sein Aachener Handelsbüro nach Braunschweig verlegt werden solle, um von dort aus weiterhin mit den osteuropäischen Partner Handel treiben zu können. Währenddessen war er dazu gezwungen sich in Aachen und Vaals der französischen Besatzungsmacht zu beugen und anzupassen, um der drohenden Kontribution zu entgehen und seinen Betrieb aufrecht halten zu können. Dadurch erhielt seine Firma aber auch Großaufträge für die französische Armee zur Herstellung und Lieferung von Stoffen für Militäruniformen. Nach seinem Tode im Jahre 1795 wurden die Geschäfte, die Fabrikationsanlagen und seine wichtigsten Immobilien von dreien seiner Söhne mit unterschiedlichem Aufgabengebiet übernommen und weitergeführt. Doch zwei Generationen später, auch als Spätfolge der Kontribution, ließen die Aufträge nach und viele seiner Betriebe mussten verkauft oder gar geschlossen werden. Heute spielt die einst weltweit anerkannte Aachener Tuchindustrie sowie die Fabrikantenfamilie von Clermont wirtschaftlich nur noch eine unbedeutende Rolle.

Schloss Vaalsbroek

Johann Arnold von Clermont als Bauherr

Nachdem von Clermont 1761 das Kasteel Vaalsbroeck übernommen und ausgebaut hatte, erwarb er für seine zahlreichen Kinder und seine expandierenden Geschäfte weitere meist preiswerte Grundstücke und Immobilien in Vaals. Mehrere Patrizierhäuser ließ er für seine Familie oder seine Mitarbeiter oftmals in dem ihm eigenen „Clermont’schen Stil“ in einem gefälligen Gelb umgestalten oder erbauen, wie z. B. die Häuser „de Cereshoeve“, „Haus Kirchfeld“ und eine frühere Kirche der Wiedertäufer (Verves) oder Mennoniten sowie das "Clermont-Haus ", in welchem heute die Gemeindeverwaltung untergebracht ist.

Wandtafel Clermont-Haus

Aber auch in seiner Heimatstadt Aachen errichtete er mehrere komfortable Wohn- und Geschäftshäuser. Bei allen diesen Bautätigkeiten wurde er viele Jahre von dem in Aachen lebenden Mailänder Baumeister und Architekten Joseph Moretti († 1793) beraten. Darüber hinaus richtete er für seine geschäftlichen Belange ebenfalls noch weitere neue Webereien und Tuchfärbereien ein. Als Höhepunkt seiner Bauherrentätigkeit kaufte er im Jahre 1791 er das heutige Schloss Bloemendal in Vaals und baute es zu einem zweiten prächtigen Wohnsitz und Repräsentationsgebäude im frühklassizistischen Louis-seize-Stil aus. Ein Jahr vor seinem Tode zog er in dieses allerdings erst zur Hälfte bewohnbare Gebäude um, wobei er dessen komplette Fertigstellung aber nicht mehr miterleben konnte.

Auf Grund seines Hanges zur Natur und zum Besinnlichen, ließ er bereits früh das Gelände um den Stammsitz Vaalsbroek herum zu einem prächtigen Park mit Enten- und Fischteichen, Wasserfällen, Obstplantagen und seltenen Baumgruppen nach englischem Muster ausstatten. Im Jahr 1788 errichtete er in diesem Park für sich und seine Familie noch ein Mausoleum, ebenfalls im Loius-seize-Stil, in welchem er bereits zu seinen Lebzeiten die sterblichen Überreste dreier seiner sechzehn Kinder sowie seiner Frau († 1783) nachträglich beisetzen lassen musste. Schließlich folgte noch die Errichtung einer 30-Fuß hohen Pyramidalsäule mit einem Januskopf.

Schloss Bloemendal

Da für ihn als Tuchfabrikant Wasser eine bedeutende Rolle spielte, wählte er seine Gebäude jeweils nicht nur nach ihrer Nähe zu einem Bach aus, sondern er sorgte auch dafür, dass viele der heimischen Bäche von Vaals neu kanalisiert wurden, was somit auch der gesamten Bevölkerung und anderen Industriezweigen zugute kam. Clermont hatte sich jedoch mit all diesen Vorhaben auf Grund der zunehmend nachlassenden Geschäftserlöse, unter anderem verursacht durch die Kontribution, finanziell übernommen und so waren seine Erben später dazu gezwungen die meisten Immobilien zu verkaufen. Aus den Kasteelen Vaalsbroek und Bloemendal sind nach mehreren Besitzerwechseln mittlerweile ansehnliche Hotelanlagen geworden, wohingegen weitere Gebäude und Anlagen meist in Privatbesitz geblieben sind.

Weitere Aktivitäten

Johann Arnold von Clermont war seit frühester Jugendzeit ein vielseitig begabter und belesener Mensch. Dadurch war er für viele Zusatzaufgaben prädestiniert. So wurde er zum Vize-Schultheiß der Banken von Vaals, Holset und Vijlen berufen, ferner zum ehrenamtlichen Oberrichter des „Oberholzrichteramtes“ im Bezirk Malensbosch. Später wurde er unter der französischen Besatzung zum Finanz-Commissair der provisorischen Zentralregierung in Aachen akquiriert und schließlich noch zum Verwalter des Kantons Vaals bestimmt. Bei all diesen Aufgaben versuchte er stets gerecht und neutral zu urteilen und besonders als Finanz-Commissair Schaden von den Aachener und Vaalser Bürgern und Geschäftsleuten abzuwenden.

Dabei widmete er sich nebenbei weiterhin den Studien verschiedener Wissenschaftsbereiche und der schönen Künste. Er schrieb noch mehrere Aufsätze, wobei der bekannteste Aufsatz: „Freimütige Betrachtung eines Weltbürgers zum Wohle von Aachen“ im Jahre 1788 gleichzeitig als Mahnung und Verbesserungsvorschlag für die Stadt Aachen gedacht war.

Ihm und seiner Familie zu Ehren sind sowohl in Vaals als auch in Aachen Straßen nach ihm benannt worden.

Familie

Mausoleum der Familie Johann Arnold von Clermont auf dem Areal von Schloss Vaalsbroek

Johann Arnold von Clermont, der älteste von zehn Geschwistern, stammte aus einer alten Patrizier-Familie, deren Ursprünge sich bis in das 16. Jahrhundert im Bereich der Niederlande zurückverfolgen lässt. Von dort war die Familie durch den damaligen Statthalter der Niederlande, Fernando Álvarez de Toledo, 3. Herzog von Alba (1507–1582), vertrieben worden.

Clermont war verheiratet mit Maria Elisabeth Emminghaus (1733–1783), Tochter des Hagener Oberbürgermeisters Dr. Heinrich Wilhelm Emminghaus (1682–1749). Mit ihr hatte er 16 Kinder, wovon drei der Söhne ebenfalls Tuchfabrikanten, einer Bürgermeister von Vaals und zwei andere Friedensrichter von Vaals und Gulpen wurden. Theodor von Clermont, ein jüngerer Bruder von Johann Arnold, wurde Kgl. preußischer Kammergerichtspräsident und Obertribunalrat von Aachen.

Werk (Auswahl)

Literatur

  • J. Liese: Das klassische Aachen – 1. Johann Arnold von Clermont, sein Geschlecht und sein Schaffen im Vaalser Paradies. Meyer-Verlag Aachen, 1936

Weblink


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