Johann Eustach von Schlitz

Johann Eustach von Schlitz
Johann Eustach von Görtz im Jahre 1790

Johann Eustach Graf von Görtz eigentlich Graf von Schlitz genannt von Görtz (* 5. April 1737 in Schlitz; † 7. August 1821 in Regensburg) war ein ausgezeichneter Staatsmann, Politiker und Diplomat. Die Familie der „von Schlitz genannt von Görtz“ hat ihren Stammsitz im hessischen, nördlich des Vogelsberg gelegenen Schlitz. Sein Vater was Schloßhauptmann, der Großvater Premierminister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Görtz studierte 1752–1755 in Leiden und Straßburg, trat 1755 in weimarische, dann in gothaische Staatsdienste und leitete 1762–1775 die Erziehung der Prinzen Konstantin und begabten Karl August. Der ernster, gravitätischer und formenstrenger Herr, der mit Nachdruck auf Etikette achtete, aber im vertrauten Zirkel durchaus auch Kurzweil zuließ, wurde von Anna Amalia aus Hannover gerufen. 1773/1774 reiste er mit Karl Ludwig von Knebel und den beiden Prinzen nach Paris. In Frankfurt wurde Johann Wolfgang von Goethe im Roten Haus zum Frühstück eingeladen. Der Dichter gefiel außerordentlich und begleitete die Fürstlichkeiten nach Mainz.[1]

1778 vom König Friedrich II. von Preußen nach München und Zweibrücken gesandt, um die nach Maximilian Josephs Tod von Österreich in Vorschlag gebrachte Abtretung eines Teils von Bayern an jenen Staat zu hintertreiben, löste er diese schwierige Aufgabe, indem er den Herzog Karl von Zweibrücken zum Protest gegen die Teilung bewog und wurde infolgedessen zum Staatsminister ernannt.

1779 erhielt er den Gesandtschaftsposten in Sankt Petersburg, wo er James Harris begegnete und bis 1785 blieb, ohne jedoch die Abwendung der Kaiserin Katharina II. vom preußischen Bündnis hindern zu können.

Im Oktober 1786 wurde er von Friedrich Wilhelm II. nach Holland geschickt, um die Zwistigkeiten zwischen der oranischen Familie, das heißt Statthalter Wilhelm V. und den Patrioten, zu schlichten und zu versuchen, einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Görtz und Friedrich Wilhelm von Thulemeier (1735–1811) hatten allerdings keinen Erfolg und letztendlich besetzte Karl Wilhelm Ferdinand die Republik.

Als preußischer Reichstagsgesandter in Regensburg 1788-1806 wohnte er dem Rastatter Friedenskongress und der zur Vollziehung des Friedens von Lunéville in Regensburg zusammengetretenen außerordentlichen Reichstagsdeputation bei.

Er adoptierte seinen zukünftigen Schwiegersohn Hans von Labes (1763–1831), Gutsherr von Karstorf, der daraufhin den Familiennamen von Schlitz übernahm, Johann Eustachs Tochter Louise Caroline von Schlitz (1774–1832) heiratete und nahe dem mecklenburgischen Hohen Demzin die Burg Schlitz errichtete.

Die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs setzte ihn außer Tätigkeit; nach Abschluss des Tilsiter Friedens nahm er seine Entlassung und starb am 7. August 1821 in Regensburg.

Werke (Auswahl)

  • Mémoire sur la Russie. 1786. Eingel. u. hrsg. von Wolfgang Stribrny. Wiesbaden: Harrassowitz 1969.
  • Mémoire, ou précis historique sur la neutralité armée et son origine suivi de pièces justificatives. Basel. 1801.
    • The secret history of the armed neutrality. Together with memoirs, official letters & state-papers, illustrative of that celebrated confederacy: never before published. Written originally in French by a German nobleman. Translated by A******** H****. London: printed for J. Johnson, and R. Faulder, 1792. Mikrofilm-Ausgabe Woodbridge, Conn.: Research Publications, Inc., 1986.
  • Mémoires et actes authentiques relatifs aux négociations qui ont précédé le partage de la Pologne. Weimar, 1810.
  • Mémoire historique de la négociation en 1778 pour la succession de la Bavière. Frankfurt a. M., 1812.
  • Memoiren eines deutschen Staatsmannes aus den Jahren 1788–1816. Leipzig: Fleischer 1833.

Aus seinem Nachlass erschienen: Historische und politische Denkwürdigkeiten. Stuttgart, 1827/1828, 2 Bde.

Literatur

  • Heinrich Sippel: Der preußische Staatsminister Johann Eustach von Schlitz: Ein Leben für die Diplomatie. 1981. Schlitz im Spiegel der Geschichte; Heft 6.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Vehse, C.E. (1991) Der Hof zu Weimar, p. 37, 41–44, 47, 120.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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