Josef Andergassen

Josef Andergassen

Josef Andergassen (* 4. August 1861 in Schwaz; † 3. August 1929 in Innsbruck) war ein österreichischer Kunsttischler, Altarbauer und Bildhauer.

Josef Andergassen im Alter von 20 Jahren
Hochaltar der Pfarrkirche St. Pantaleon in Niederösterreich
Hochaltar der Pfarrkirche St. Nikolaus in Innsbruck (Detail)
Altar der Pfarrkirche Siebenlinden in Niederösterreich

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Josef Andergassens Vater war Franz Xaver Andergassen, der Gräflich Enzenbergischer Haustischlermeister in Schloss Tratzberg bei Schwaz war. Dieser war Mitglied des Veteranen, Corpus-Christi und Schützenbundes in Schwaz und stammte von der Hansjoggl-Linie der Andergassen-Familien in Kaltern ab wo er auch geboren wurde. Er hatte gemeinsam mit seiner Frau Anna, geb. Rothmüller aus Schwaz, elf Nachkommen.

Josef Andergassen war mit Katharina, geb. Sailer aus Seefeld, die 1907 starb und Margarethe, geb. Wurnitsch aus Rauris in Salzburg, verheiratet. Er hatte insgesamt fünf Nachkommen (zwei Söhne und zwei Töchter aus erster Ehe, ein Sohn aus zweiter Ehe).
Josef lebte in Schwaz, Hall, Kufstein und Innsbruck.

Ausbildung und Werk

Andergassen war ein bekannter Kunsthandwerker in Sinne der Neugotik und des Historismus in Nordtirol. Er erlernte das Kunsttischlerhandwerk bei verschiedenen Tischlern in Schwaz und Eppan, Südtirol. In Hall eröffnete er 1880 zusammen mit dem aus Virgen in Osttirol stammenden Bildhauermeister Anton Dichtl ein Atelier für kirchliche Kunst-Altarbauten. Auch der Bruder Anton Dichtls absolvierte eine Kunsttischlerlehre bei Josef Andergassen und eröffnete dann ein Geschäft für Kunsttischler- und Bildhauerarbeiten in Virgen.
Die Hauptwerke schuf Andergassen in Zusammenarbeit mit Dichtl und dessen damaligen jungen Gehilfen Josef Bachlechner d.Ä. Bachlechner stammte aus Bruneck und stieß auf Gesellenwanderschaft nach Hall, wo damals mehrere Bildhauer ansässig waren.
Ein weiterer Comapgnion des Altarbauers war sein Schwager Eduard Sailer aus Bozen, der Vergolder und Faßmaler war und bei dem Josefs erster Sohn eine Lehre absolvierte. Es kamen auch mehrere Arbeitsaufträge durch die Zusammenarbeit mit der international tätigen Tiroler Glasmalereianstalt zustande.
1893 erhielt Andergassen zusammen mit anderen Künstlern die bronzene Staatsmedaille der 1. Tiroler Landesausstellung für das Gemeinschaftsprojekt eines historistisch-spätgotischen Flügelaltars.
1895 erfüllte sich der Bildhauer Anton Dichtl den langersehnten Wunsch, sich ins Kloster zurückzuziehen. Er trat als Laienbruder Josef bei den Zisterziensern in Stams ein. Dort fand er bis zu seinem Tod im Jahre 1935 ein großes Aufgabengebiet vor, indem er weiterhin rastlos Altäre im gesamten Tiroler Oberland renovierte und verschiedene Altäre und Tabernakel auch für das Stift und die Pfarrkirche Stams renovierte und anfertigte. Er hatte auch großen Anteil am Bau und an der Sammlung des Stiftmuseums.
Bachlechner übernahm 1888 das Atelier und Quartier seines ehemaligen Meisters. Dieses Gebäude in Hall (Krippgasse 3), das später auch in den Besitz der Familie Bachlechner kam, wird bis in die Gegenwart Bachlechnerhaus genannt. Der später sehr erfolgreiche Tiroler Bildhauer und Maler arbeitete dort bis zu seinem Tod im Jahre 1923.
Josef Andergassen war nach dem Tod seiner ersten Frau in Kufstein, dann im Baubüro Hotel Europa Tirol in Innsbruck und auch bei G. & J. Müller, Bau- und Kunsttischlerei mit Dampfbetrieb, "Hoflieferanten Seiner Majestät des Kaisers und König" in Elbing bei Danzig im ehemaligen Ostpreussen (heute Polen) tätig. Er erhielt dann eine Anstellung bei der international erfolgreichen Kunstanstalt Vogl in Hall am Stadtgraben, wo er als Zeichner und Altarbauer bis zu seinem Tod 1929 tätig war.
Eines von seinen bedeutendsten Werken ist der neogotische Hochaltar in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Innsbruck, den er nach dem Entwurf von Friedrich von Schmidt im Jahre 1891 fertigte.
Andergassen war Ehrenmitglied des katholischen Gesellenvereins in Hall und Inhaber der Ehrenmedaille des k.u.k. Handelsministeriums in Wien.

Altäre und Ausstattungen

  • Altäre in der Dominikanerkirche in St. Michael in Eppan, Südtirol, Italien, 1886-1888
  • Altar in der Residenzkapelle des Bischofs in Brünn, Tschechien, 1888
  • Josefi- und Sebastianaltar in der Stiftskirche Zwettl, Niederösterreich, 1891
  • Altar in der Pfarrkirche St. Pantaleon-Erla, Niederösterreich, 1893
  • Altar in der Pfarrkirche Hl. Lorenz in Friedersbach, Niederösterreich, 1894
  • Altar in der Pfarrkirche Hl. Sebastian in Warth, Vorarlberg, 1895
  • Altar in der Pfarrkirche Hl. Jakobus d.Ä. in Siebenlinden, Niederösterreich, 1897
  • Altar in der Pfarrkirche in Kauns, Tirol, um 1900
  • Altar in der Spitalkapelle des Psychiatrischen Krankenhaus in Hall, Tirol, um 1890
  • Hochaltar in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Innsbruck, Tirol, 1891
  • Mensa und Tabernakel im Kapuziner Kloster in Meran, Südtirol, Italien, 1893
  • Kommuniongitter in der Hofkirche Innsbruck, Tirol, 1903
  • Chorstühle für das Collegium Germanicum in Rom, Italien
  • Chorstühle für die Burgkirche in Raron, Kanton Wallis, Schweiz, 1924
  • Seitenaltäre in der Pfarrkirche in Häselgehr, Tirol, um 1885
  • Seitenaltäre in der Pfarrkirche in Bozen, Südtirol, Italien, um 1890
  • weitere Arbeiten in Tirol und Südtirol, in Görz, Italien und in Saaz, Tschechien

Literatur

  • Zotti, Wilhelm (Hrsg.): Kirchliche Kunst in Niederösterreich, Diözese St. Pölten, Band 2, St. Pölten 1986
  • Benesch, Evelyn: Dehio Niederösterreich, Wien 1990
  • Amann, Gert (Bearb.): Dehio Tirol, Wien 1980
  • Amann, Gert (Bearb.): Dehio Vorarlberg, Wien 1983
  • Weingartner, Josef: Die Kirchen Innsbrucks, Innsbruck 1921
  • Riedmann, Nadja Sabine: Die sakralen Kunstdenkmäler Innsbrucks (Österreichische Kunsttopographie, 52), Wien 1995
  • Weingartner, Josef: Die Kunstdenkmäler Südtirols (Bd.1-4), Wien 1923-30
  • Bachlechner, Wendelin: Das neue Bachlechner-Buch, Absam 1993
  • Leisching, Eduard: Die Tiroler Landesausstellung in Innsbruck, in: Mittheilungen Des K.K. Oesterreichisch. Museums Für Kunst und Industrie. Monatschrift für Kunstgewerbe, VIII. Jahrg., Nr. 93. (336)., Wien, September 1893, S. 445-452

Quellen und Weblinks

  • Pfarrkirche Friedersbach [1]
  • Pfarrkirche St. Pantaloen-Erla [2]
  • Nachlass von Josef Andergassen im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck [3]
  • Beschreibung des gefertigten Altars in der St. Nikolauskirche, Innsbruck: Lokales und Vermischtes - Die Frohnleichnamsprocession. In: Innsbrucker Nachrichten, 1. Juni 1891, S. 3 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/ibn

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