Joseph Sablatnig

Joseph Sablatnig

Joseph Sablatnig (* 9. Februar 1886 in Klagenfurt; † 28. Februar 1946 im Speziallager Nr. 2 Buchenwald[1][2]) war ein Pionier der Luftfahrt, des Flugzeugbaues und Luftverkehrs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sablatnig, der nach manchen Quellen Kärntner Slowene war[3], maturierte 1904 in Klagenfurt und studierte anschließend Maschinenbau an der TH Graz und E-Technik an der Technischen Hochschule Brünn (II. Staatsprüfung 1909)[4]. Der Fahrzeugkonstrukteur und Rennfahrer ging, als er von deren erfolgreichen Flügen hörte, zu den Wright-Brüdern in die USA, für die er einige Zeit tätig war und kaufte von ihnen 1910 in Berlin ein Flugzeug.

1911 erfolgte die Einbürgerung nach Preußen. Im selben Jahr nahm er eine Tätigkeit bei Louis Blériot auf und danach in Wiener Neustadt bei der Firma Autoplan.

Er galt als der erste Nachtpilot und stellte vor dem Ersten Weltkrieg mehrere Höhenflugrekorde sowie einen Distanzrekord mit der späteren Pilotin Lilly Steinschneider als Passagier auf.

Im Ersten Weltkrieg war er als Kriegsfreiwilliger unter Prinz Heinrich von Preußen in Kiel am Aufbau der Marineluftwaffe beteiligt. 1915 gründete er seine eigene Flugzeugkonstruktionsfirma, die Sablatnig-Flugzeugbau GmbH, die die Typen Sablatnig SF 2, SF 5 und SF 6 konstruierte und in kleiner Serie baute. Da die kleine Firma von den Fertigungsaufträgen überfordert war, wurde sie hierbei von der Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H. unterstützt. 1918 erledigte er Flugkurierdienste in Regierungsauftrag.

Nach dem Kriege baute er Marineflugzeuge zu Verkehrsmaschinen um und bediente damit zunächst die Linie Berlin-Warnemünde. 1919 konstruierte er seine erste echte Passagiermaschine, die SAB P I und nahm mit ihr die erste deutsche Auslandslinie auf: Ab 21. April 1919 flog die Sablatnig Flugzeugbau GmbH linienmäßig nach Kopenhagen und Stockholm. Das zivile Verkehrsflugzeug SAB P III konstruierte Hans Seehase für ihn[5]. Sablatnig war auch Mitbegründer des Dansk Luftexpress und erwarb Postkonzessionen für die Strecke Stockholm-Göteborg. Außerdem wurde unter seiner Mitwirkung 1919 ein Verband der Luftverkehrswirtschaft gegründet. 1920 beteiligte er sich an einer Linienverkehrsgesellschaft (Lloyd Luftverkehr Sablatnig, durch Fusion mit einer Tochtergesellschaft des Norddeutschen Lloyd entstanden) und bediente Strecken zwischen Berlin und Hessen. In dieser Zeit war unter anderem Victor Entler in seiner Konstruktionsgesellschaft tätig.

1923 fusionierte der Lloyd mit mehreren anderen Luftverkehrsunternehmen (u.a. Deutsche Luft-Reederei und Deruluft) zum Deutschen Aero Lloyd. Sie wurde 1926 mit der Verkehrsgesellschaft von Junkers zur Lufthansa fusioniert.

Infolge des Flugzeugbauverbotes durch den Frieden von Versailles wich er auf ein wenig erfolgreiches Engagement im Automobilbau aus. Erst 1931 konnte er bei Junkers wieder im Flugzeugbau tätig werden. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 setzten Paul von Hindenburgs Vertreter von Sablatnig entwickelte Lautsprecherflugzeuge für ihre Wahlwerbung ein.

Zuletzt mit der Entwicklung von Sturmbootsmotoren betraut, wurde er am 16. Juni 1945 in Berlin von der Sowjet. Besatzungsmacht inhaftiert[2], weshalb ihn ältere Quellen 1945 vermisst geben[4]. Tatsächlich wurde er in das ehem. KZ Buchenwald überführt, wo er 1946 starb[2].

Wirkung

Der Zubringer, der von Annabichl über den Klagenfurter Flughafen zur Südautobahn A2 führt, ist nach ihm benannt.

Literatur

Quellen

  1. Totenbuch des Speziallagers Buchenwald, S. 114.
  2. a b c NDB-Artikel (Onlinefassung) Sablatnig, Josef. Abgerufen am 13. Februar 2011.
  3. Zbirka vojaškega letalstva in zračne obrambe. abgerufen am 25.1 (slowenisch): „Slovenci so se za letalstvo aktivno zanimali že v njegovih pionirskih časih. Med najbolj znane letalce in konstruktorje pionirskega obdobja sodijo Stanko Bloudek, Max Fabiani, Otmar Kanet, Julij Nardin, Pavel Podgornik, brata Edvard in Jože Rusjan, Ivan Vidmar, Franz Wels, Jože Zablatnik, Valentin Matija Živic.“
  4. a b Sablatnig, Joseph. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Abgerufen am 6. Juli 2010.
  5. Vom Gleitflug zum Düsenjet (Archiv-Version)

Weblinks


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