Karl Christian von Loesch

Karl Christian von Loesch

Karl Christian von Loesch, Pseudonym Sylvanus als Autor der Deutschen Rundschau, (* 18. Dezember 1880 in Oberstephansdorf bei Breslau; † 1951) war ein deutscher Universitätsprofessor und Ethnologe.[1] Er lehrte an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin Volkstumskunde und war in zweiter Ehe mit Maria Fürst (1894-1991) verheiratet. Sein 1934 geborener Sohn ist der Fachbuchautor Heinrich von Loesch.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er entstammt einer in Schlesien ansässig gewesenen Adelsfamilie, deren Stammvater der 1638 erstmals genannte Bürgersohn Hans Lesche aus Magdeburg ist. Sein Vater war der preußische Gerichtsassessor und Rittmeister Konrad von Loesch (1829–1886), der als Besitzer der Güter Oberstephansdorf, Falkenhain und Seedorf 1863 in den preußischen Adelsstand erhoben wurde.

Loesch wurde 1922 Vorsitzender des Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslanddeutschtum. Er gründete gemeinsam mit dem völkischen Politiker und Publizisten Max Hildebert Boehm 1925 das "Institut für Grenz- und Auslandsstudien" (IGA) in Berlin und beschäftigte Theodor Heuss ab 1936 an seinem Institut, nachdem dieser sein Lehramt verloren hatte und ihm Publikationsverbot auferlegt war. Nach dem II. Weltkrieg dankte Heuss ihm und befürwortete als Bundespräsident Loeschs Pensionierung als Hochschullehrer.

Ferner war Loesch Berater in Volkstumfragen der Regierung Gustav Stresemann, auch bei Konferenzen des Völkerbunds, sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Nationalitätenrecht der 1933 vom Nationalsozialisten Hans Frank gegründeten Akademie für Deutsches Recht. Zusammen mit Georg Schreiber empfahl er Franz Thierfelder die Auslandsförderung der deutschen Sprache, speziell auf dem Balkan, welche zur Gründung des Goethe-Instituts führte als Organ der Deutschen Akademie.[2]

Loesch lehnte die Instrumentalisierung der Minderheiten- und Volkstumsforschung durch die SS ab und nahm, obwohl ad personam geladen, nicht an den Beratungen zum Generalplan Ost teil. Das IGA wurde vertreten durch Gerhard Teich, der als Gruppenleiter im Ostministerium, für die "politische Lenkung der fremden Volkstumsgruppen im Ostland" zuständig war. Daraufhin übernahm die SS 1943 das IGA und gliederte es dem Reichssicherheitshauptamt an. Loesch verließ Berlin und siedelte nach Österreich über.[3][4]

Loeschs Beziehungen zu Attentätern des 20. Juli brachten ihm 1944 ein Verhör der Gestapo in Schloss Hagenberg ein. Da er schwer krank und haftunfähig war, verzichtete die Gestapo auf seine Internierung. 1945 beantragte die Regierung Jugoslawiens seine Auslieferung, die jedoch dank Intervention des ehemaligen Vizekanzlers Vinzenz Schumy von der österreichischen Regierung abgelehnt wurde.

Werke

  • Staat und Volkstum, Berlin: Deutscher Schutzbund Verlag, 1926
  • Das Antlitz der Grenzlande, München: Bruckmann, 1933
  • Deutsche Züge im Antlitz der Erde, München: F. Bruckmann, 1935
  • (Hrsg. gemeinsam mit Max Hildebert Boehm): Deutsches Grenzland. Jahrbuch des Instituts für Grenz- und Auslandsstudien 1935, Berlin: Kurt Hofmeier, 1935
  • Die Gliederung der deutschen Volksgrenze, Berlin: Volk und Reich, 1937
  • (Hrsg. gemeinsam mit Ludwig Vogt): Das deutsche Volk. Sein Boden und seine Verteidigung, Berlin: Volk und Reich, 1937; 2. Aufl. 1938
  • Die außenpolitischen Wirkungen des Geburtenrückganges dargelegt am Beispiel der Franzosen.Berlin: Junker & Dünnhaupt, 1938.
  • (gemeinsam mit Erich Gierach): Böhmen und Mähren im Deutschen Reich, 1939
  • Der polnische Volkscharakter, Berlin: Junker und Dünnhaupt 1940
  • (Hrsg. gemeinsam mit Max Hildebert Boehm): Der befreite Osten, Berlin: Dt. Buchvertriebsstelle Hofmeier 1940
  • Croatia restituta, o. O., 1941
  • Böhmen und Mähren in der deutschen Landschaft, in: Das Böhmen und Mähren-Buch, Volkskampf und Reichsraum, Prag, Amsterdam. Berlin, Wien: Volk und Reich, 1943, S. 13-126
  • Die Völker und Rassen Südosteuropas, Berlin, 1943

Quellen

  1. Hans-Werner Retterath: Deutschamerikanertum und Volkstumsgedanke, Seite 413, Philipps-Universität Marburg, 2000.
  2. Kurt Düwell: Überepochaler Lernprozeß: Das Goethe-Institut zwischen 1932 und 1951, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. September 2005, Nr. 206 / Seite 10, als Buchbesprechung zu Eckard Michels: Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut. Sprach- und auswärtige Kulturpolitik 1923-1960. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2005.
  3. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Jg,6 (1958), Heft 3, Der Generalplan Ost (S. 283)
  4. Gerd Simon: Muttersprache und Menschenverfolgung, S.9 Fussnote 1.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich von Loesch (Journalist) — Heinrich von Loesch (Heinrich Johann Burkhart von Loesch; * 19. Februar 1934 in Berlin) ist ein deutscher Wirtschaftsjournalist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Loesch — Lösch ist der Familienname folgender Personen: August Lösch (1906 1945), Begründer der Regionalwissenschaft Brigitte Lösch (* 1962), deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen), seit 2001 Abgeordnete im Landtag von Baden Württemberg Claudia… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Leers — (1933) Johann von Leers (* 25. Januar 1902 in Vietlübbe, Mecklenburg; † 5. März 1965 in Kairo; mit zahlreichen Pseudonymen nach 1945) war ein deutscher NS Publizist und Historiker …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Heinrich Pander — Pander im Alter. Nach einem verschollenen Ölbild von Julie Hagen Schwarz aus dem Dom Museum Riga Christian Heinrich von Pander (lettisch Kristiāns Heinrihs fon Panders; * 12. Julijul./ 23. Juli 1794greg.[1] in …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Rittern des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Erich von Manstein — Generalfeldmarschall Erich von Manstein …   Wikipedia

  • Erich von Manstein — en 1938 Naissance 24 novembre 1887 …   Wikipédia en Français

  • Ludwig von Beethoven — Ludwig van Beethoven (1770–1827); Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1820 Beethovens Unterschrift Ludwig van Beethoven ( …   Deutsch Wikipedia

  • Max Hildebert Böhm — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Hildebert Boehm — (* 16. März 1891 in Birkenruh bei Wenden (Livland); † 9. November 1968 in Lüneburg) war ein deutscher völkischer Politiker, Soziologe und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Politischer und Beruflicher Werdegang …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”