Karl Nolle

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Karl Nolle

Karl Heinrich Nolle (* 9. März 1945 in Hattendorf) ist ein deutscher Unternehmer und SPD-Politiker. Er gehört seit 1999 dem Sächsischen Landtag an.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

In seiner Jugend engagierte sich Nolle in der Friedens- und Antiatomkraftbewegung. Im Sozialistischen Osteuropakomitee unterstützte er Oppositionsbewegungen in Polen, der Tschechoslowakei und der DDR, ebenso wirkte er gegen die chilenische Pinochetdiktatur. Nolle war Organisator der Sozialistischen Konferenzen in Kassel, Marburg und Bochum.

Karl Nolle entstammt einer Familie mit langen sozialdemokratischen Traditionen. Der gelernte Elektromechaniker studierte von 1970 bis 1976 Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Hannover. Dort gründete er 1968 eine Druckerei als Kleinstbetrieb. Von 1973 bis 1976 war er deren gemeinsamer Gesellschafter mit Gerhard Schröder.

Nolle lebt nach eigenen Angaben seit dem 9. November 1989 in Dresden. Im März 1991 erwarb er die marode Dresdner Offsetdruck GmbH von der Treuhand. Seit April 1991 betreibt er sie unter den neuen Firmennamen Druckhaus Dresden GmbH (DHD). Im Jahre 1994 richtete er dort das Museum Lichtdruckwerkstatt Dresden ein und betrieb es bis 2004 als „arbeitendes Museum“.

Die seit 1973 in seinem Besitz befindliche SOAK Druck- und Verlags GmbH in Hannover veräußerte Nolle im Mai 1995. Seit Oktober 1995 ist er geschäftsführender Gesellschafter des Junius-Verlags Dresden/Hamburg.

Nolle initiierte im Mai 1997 die Gründung der Mitarbeiterbeteiligungs GmbH am Druckhaus Dresden, die 25% des Unternehmens innehat.

Nolle tritt als Schirmherr verschiedener Bürgerinitiativen und Veranstaltungen in Erscheinung. Er ist Vorsitzender der von ihm gegründeten Dresdner Bürgergesellschaft für Kulturförderung e.V.

Politischer Werdegang

Während seiner Schulzeit gehörte Nolle ab 1958 den Falken an. 1963 wurde er für lange Zeit Mitglied der SPD und der IG Metall. In den Jahren 1968/69 engagierte sich Nolle in der APO in Hannover. Nach der Linkswende der Jusos hatte Nolle ab 1968 verschiedene Funktionen darin inne und war zuletzt der Stellvertreter des Vorsitzenden des Juso-Bezirkes Hannover, Gerhard Schröder. 1979 war er Gründungsmitglied der Grün/Alternativen Bürgerliste (GABL) Hannover, in der er bis 1984 mitarbeitete.

1986 erfolgte wegen seines Aufrufes zur Abgabe der Zweitstimme für die Die Grünen der Parteiausschluss aus der SPD. Im August 1998 trat er der Partei wieder bei.

Nach seiner Wahl in den Sächsischen Landtag war Nolle wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Im März 2006 gab Nolle nach Unstimmigkeiten mit Wirtschaftsminister Thomas Jurk die Funktion des wirtschaftspolitischen Sprechers an die Fraktion zurück [1]. Er ist Obmann der SPD-Fraktion im momentanen Untersuchungsausschuss „SachsenLB“. Nolle gehörte auch den Untersuchungsausschüssen „Paunsdorf“ und „Sachsenring“ an.

Seine Kandidatur zur Dresdner Oberbürgermeisterwahl 2001 zog er zugunsten von Ingolf Roßberg (FDP/ „Initiative OB für Dresden“) zurück.

Nolle als Korruptionsermittler in Sachsen und CDU-Vorwürfe

Nolle wurde durch die Aufklärung von Korruption und anderer Verfehlungen sächsischer CDU-Politiker bekannt. Insbesondere während der Affäre um Dienstwagen und Dienstwohnung von Kurt Biedenkopf und dessen Frau erlangte er 2002 bundesweite Medienaufmerksamkeit.

Nolle war ebenfalls an der Verfolgung der ungerechtfertigten Inanspruchnahme von Fluthilfegeldern durch die Ministerin Christine Weber und die Provisionszahlungen an den Staatssekretär Wolfram Köhler beteiligt, deren Rücktritt er damit maßgeblich einleitete. Er informierte über die Verwicklung des damaligen Ministerpräsidenten Georg Milbradt in die Sachsen-LB-Affäre und trug damit zu dessen Rücktritt (sowie des Vorstandes der Sachsen-LB) 2008 bei. Obwohl die SPD mit der CDU seit Ende 2004 eine Koalition bildete, trieb Nolle auch parlamentarische Untersuchungen zum Sachsensumpf (Verdacht zahlreicher krimineller Strukturen in höheren Ämtern) voran, was ihm innerparteiliche Kritik einbrachte.

Im Zusammenhang mit den genannten Vorgängen kritisierte er auch mehrfach sächsische Staatsanwaltschaften für ihre Untätigkeit in Ermittlungen.[2]

Am 23. April 2009 wurde durch eine Indiskretion bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Anfangsverdachts auf Subventionsbetrug gegen Nolle ermittelt. Da die Ermittlungen gegen Nolle kurz vor seiner Buchveröffentlichung begannen und der Presse zugespielt wurden, wurden der Staatsanwaltschaft von Seiten der Linkspartei sowie den Zeitungen Neues Deutschland und Junge Welt Vorwürfe gemacht, eventuell politisch motiviert zu handeln.[3][4][5]

Im Juni 2009 veröffentlichte Nolle gemeinsam mit Michael Bartsch, Christoph Jesteadt und Michael Lühmann das Buch Sonate für Blockflöten und Schalmeien. Zum Umgang mit der Kollaboration heutiger CDU-Funktionäre im SED-Regime.

Im Oktober 2011 geriet Nolle erneut in die Schlagzeilen, als er der Dresdner Polizei und Staatsanwaltschaft attestierte, "Rechtsstaat und Verfassung" seien dort in Teilen "völlig aus dem Ruder gelaufen".[6]

Werke

  • Beiträge in: Ostdeutschland eine abgehängte Region? Perspektiven und Alternativen. Junius Verlag, Dresden 2001, ISBN 3-88506-014-0.
  • Sonate für Blockflöten und Schalmeien – Zum Umgang mit der Kollaboration heutiger CDU-Funktionäre im SED-Regime. Dresden 2009, ISBN 978-3-00-028062-7.

Einzelnachweise

  1. Leipziger Volkszeitung: Nolle: „Jurk ist ein inkompetenter Wirtschaftsminister“, 14. März 2006
  2. Beispiel: Freie Presse Chemnitz: Keine Ruhe für Generalstaatsanwalt Schwalm vor dem Ruhestand, 2.6.2007, Kopie auf Homepage von Karl Nolle
  3. Die Zeit: Ermittlungen gegen den Ermittler, 24. April 2009
  4. jW: Verfolgter Verfolger des Tages: Karl Nolle, 24. April 2009
  5. Neues Deutschland: Flöten als Bumerangs, 24. April 2009
  6. FDP-Politiker: Nolle muß sich für Diktatur-Vergleich entschuldigen. In: Junge Freiheit. 25. Oktober 2011.

Weblinks


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