Ingolf Roßberg

Ingolf Roßberg
Ingolf Roßberg

Ingolf Roßberg (* 22. März 1961 in Dresden) war ein deutscher Politiker (FDP). Er war von 2001 bis 2008 Oberbürgermeister von Dresden und arbeitet heute als freier Berater für Verkehrsmanagement für eine Hamburger Firma.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Ingolf Roßberg absolvierte in Leipzig zunächst eine Ausbildung bei der Deutschen Reichsbahn, die er als Facharbeiter abschloss. Ab 1982 studierte er (nach seinem Grundwehrdienst in der NVA) an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden und erhielt dort sein Diplom als Verkehrsingenieur. Während dieser Zeit arbeitete er als Werkstudent als Straßenbahnfahrer bei den Dresdner Verkehrsbetrieben. Dem schloss sich für ihneine Zeit als Forschungsstudent an dieser Hochschule an. 2007 erlangte er die Doktorwürde der TU Ostrava für seine Arbeit über das Management kommunaler Kultureinrichtungen[1].

Berufliche und politische Laufbahn

1980 in die LDPD eingetreten, war Roßberg von 1989 bis 1990 für sie Mitglied der Dresdner Stadtverordnetenversammlung und wurde im November 1990 deren Fraktionsvorsitzender, dem ersten frei gewählten Fraktionsvorsitzenden seit 1952. In den Kommunalwahlen im Mai 1990 wiedergewählt, wurde er 1990 als Beigeordneter (damalige Bezeichnung: Dezernent) für Stadtentwicklung berufen, legte sein Stadtratsmandat nieder und wirkte in dieser Eigenschaft bis 1994. Bei der Wahl zum Dresdner Oberbürgermeister im Jahre 1994 trat er als Kandidat der FDP an und unterlag dem Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU). Bei parallel dazu stattfindenden Wahlen wurde er in den Dresdner Stadtrat gewählt, dessen Mitglied er bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahre 1999 blieb.

Währenddessen war er von 1994 bis 2000 Erster Beigeordneter (bzw. nach dem Inkrafttreten der neuen Sächsischen Gemeindeordnung am 1. März 1995 Erster Bürgermeister, d.h. Stellvertreter des Oberbürgermeisters) von Radebeul. In dieser Zeit - Mitte bis Ende der 1990er Jahre - schrieb er auch die monatliche Kolumne im Dresdner Kulturmagazin.

Im Jahre 2000 wurde Roßberg in Wuppertal als Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr gewählt, wurde jedoch noch im gleichen Jahr von der überparteilichen Initiative OB für Dresden gebeten, als Kandidat gegen den amtierenden Oberbürgermeister Herbert Wagner anzutreten. Roßbergs Kandidatur auf Vorschlag dieser Bürgerinitiative wurde - über verschiedene Zwischenstufen - schließlich von der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, der PDS, Teilen der FDP und anderen Gruppierungen unterstützt. Führende Politiker der FDP auf Kreis-, Landes- und Bundesebene hatten dagegen versucht, seine Kandidatur zu verhindern. Ingolf Roßberg wurde im 2. Wahlgang am 24. Juni 2001 mit 47,1 % gegen Herbert Wagner (40 %) und Wolfgang Berghofer (12,2 %) zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden gewählt.

Zum Ende der Legislaturperiode erklärte er Anfang 2008, nicht erneut zur Wahl anzutreten. Nachdem Roßberg eine Fortsetzung seiner politischen Laufbahn mit seiner Bewerbung um die Stelle des Baubürgermeisters in Chemnitz nicht gelang, entschied er, sich vollständig aus dem politischen und öffentlichen Leben zurückzuziehen: Seit Herbst 2009 ist er in seinem erlernten Beruf als Verkehrsberater für eine Hamburger Firma im In- und Ausland tätig.[2] Zudem arbeitet er ehrenamtlich für die Dresdner Tafel und amtiert derzeit als Vorsitzender der Deutschen Johann Strauss-Gesellschaft mit Sitz in Coburg.[3]

Oberbürgermeister von Dresden

Während Roßbergs Amtszeit wurden umfangreiche Sanierungen und Neubauten, vor allem in der Innenstadt, etwa am Neumarkt und am Postplatz begonnen oder abgeschlossen. In den Tagen der „Jahrhundertflut“ 2002 stand Roßberg souverän an Dresdens Stadtspitze, über den von ihm dann zur Koordinierung der Wiederaufbaus eingesetzten Rainer Sehm stolperte er jedoch später.

2004 holte Roßberg die Schacholympiade für 2008 nach Dresden.

Durch den umstrittenen Verkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, der Woba Dresden wurde 2006 Dresden zur ersten schuldenfreien[4] Großstadt Deutschlands.

In Roßbergs Amtszeit fällt die Aufnahme des Dresdner Elbtals ins UNESCO-Weltkulturerbe. Er war Vorsitzender des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal. Ab Herbst 2005 bis zu seiner Suspendierung stand Roßberg unter anderem wegen seines Verhaltens in der Kontroverse um die Waldschlößchenbrücke und um die mögliche Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels in der Kritik. Ihm wurde vorgeworfen, nicht schnell und ernsthaft genug auf die Kritik der UNESCO reagiert und dadurch zur Eskalation der Angelegenheit beigetragen zu haben.[5][6]

Kraft Amtes nahm er verschiedene Funktionen wahr: Er war Mitglied im Verwaltungsrat der Landesbank Sachsen.

Vorwürfe, Suspendierung und Strafprozess

Seit dem Frühjahr 2005 wurde Roßberg der Untreue, der Vorteilsannahme und der Beihilfe zum Bankrott beschuldigt. Unter anderem soll er dem von ihm eingesetzten Flutkoordinator Rainer Sehm überhöhte Honorare genehmigt haben. Roßberg hat diese Vorwürfe stets bestritten.

Im Mai 2006 wurde die Anklage vom Landgericht Dresden zugelassen und Ingolf Roßberg suspendiert. Am 4. September 2006 wurde Roßberg von der 5. (Wirtschafts-) Strafkammer des Landgerichts Dresden zunächst wegen Untreue und Beihilfe zum Bankrott zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt; vom Vorwurf der Vorteilsannahme wurde er freigesprochen.[7] Roßberg legte gegen seine Verurteilung erfolgreich Revision ein: Am 29. August 2007 wurde das Urteil vom Bundesgerichtshof aufgehoben und zur Neuverhandlung an das Landgericht Dresden zurückverwiesen; bestätigt wurde sein Freispruch vom Vorwurf der Vorteilsannahme.[8]

In dem neuen Verfahren wurde ein weiterer Vorwurf, der der Untreue, am 19. Mai 2008 fallengelassen.[9] Wegen Beihilfe zum Bankrott wurde Ingolf Roßberg am 4. Juni 2008 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Strafe ist ihm inzwischen erlassen worden.

Am 20. August 2009 stellte die Rechtsaufsichtsbehörde das gegen Roßberg laufende Disziplinarverfahren ohne weitere Auflagen oder Bedingungen endgültig ein. Seitdem ist er "Oberbürgermeister a.D.".

Weiteres

Ingolf Roßberg ist verheiratet und hat drei Kinder.

Weblinks

Quellen

  1. Sächsische Zeitung vom 2. April 2007: „Roßberg ist jetzt Doktor“
  2. Sächsische Zeitung vom 24. September 2009: Roßberg: Neuer Job als Verkehrsberater.
  3. Dieter Ungelenk: Straußianer aus dem Takt Neue Presse Coburg, 25. Oktober 2011.
  4. Beschluss des Stadtrats zur Aufnahme des Verschuldungsverbots in die Hauptsatzung, 21. Juni 2007
  5. Dresdner Neueste Nachrichten vom 11. November 2005: „Glaser und Feßenmayr erfuhren von Unesco-Brief aus der Zeitung“
  6. Sächsische Zeitung vom 2. Januar 2006: „Die Brücke wird gebaut und das Welterbe bleibt“ (Interview mit Ingolf Roßberg)
  7. DER TAGESSPIEGEL: Bewährungsstrafe für Oberbürgermeister, 4. September 2006
  8. Bundesgerichtshof: Urteil vom 29. August 2007, Az. 5 StR 103/07
  9. Die Welt: Ein Bürgermeister kämpft um seinen Ruf – Untreue-Vorwurf in Roßberg-Prozess vom Tisch, 20. Mai 2008


Vorgänger Amt Nachfolger
Herbert Wagner Oberbürgermeister von Dresden
20012008
Helma Orosz

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