- Andreas Kruse
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Andreas Kruse (* August 1955 in Aachen) ist ein führender Vertreter der deutschen Gerontologie und Demografie und seit 1987 für die Altenberichte des Bundestags verantwortlich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kruse wuchs in einem Aachener Medizinerhaushalt auf, war Mitglied der Regensburger Domspatzen und studierte später Psychologie, Philosophie und Musik. Sein Interesse an der Gerontologie wurde von der Altenforscherin und CDU-Familienministerin Ursula Lehr geweckt, die 1986 in Heidelberg das Institut für Gerontologie gründete und ihn als ersten Mitarbeiter einstellte.
1987 wurde Kruse erstmals in der Öffentlichkeit bekannt, als er den Abschlussbericht des Stuttgarter Zukunftskongresses verfasste, der das Thema „Altern als Chance und Herausforderung“ hatte. Zwei Jahre später berief ihn die neuernannte Gesundheitsministerin Lehr in die Kommission für den ersten Altenbericht. In den neunziger Jahren habilitierte sich Kruse mit der Schrift „Kompetenz im Alter in ihren Bezügen zur objektiv und subjektiv bewerteten Lebenssituation“ und wurde nach Greifswald berufen, um an der dortigen Universität das neu gegründete Institut für Psychologie aufzubauen. 1997 folgte er einem Ruf zurück an die Universität Heidelberg als Nachfolger seiner Mentorin Ursula Lehr, die 1998 emeritiert wurde.
Zu seinen akademischen Lehrern an der Musikhochschule zählte Georg Ratzinger, der Bruder des jetzigen Papstes Benedikt XVI.. Mit dem ehemaligen Regensburger Chorleiter verbindet Kruse eine Mischung aus Freundschaft und wissenschaftlichem Interesse, seit ihn Ratzinger in die Entwicklung seine Alterspläne einbezieht. Denn die von Ursula Lehr übernommene und weitergeführte Forschungsrichtung zielt auf den Kernsatz „Mitverantwortliches Leben im Alter“.
In der demografischen Forschung Andreas Kruses geht es u. a. um neue Rollen und Aufgaben für ältere Menschen in Europas Gesellschaft. Zwei konkrete Ausflüsse davon sind ein Modell der Lehrerausbildung für deutsche Pflegefachschulen, sowie eine Studie mit Ratschlägen für Alteneinrichtungen. Als schwierigste Aufgabe sieht Kruse nicht die Komplexität und gesellschaftliche Vernetzung dieser Forschungsthemen, sondern die Frage, „wie politische Entscheidungsträger zu erreichen sind“, um längst notwendige Schritte zur Bewältigung des gesellschaftlichen und persönlichen Alterungsprozesses zu setzen bzw. zu fördern.
Die periodische Veröffentlichung des jeweils neuen, parlamentarischen Altenberichts und die zugehörige Pressekonferenz erweckt nach Kruse trotz zunehmender Dringlichkeit zu wenig öffentliches Interesse („es flacht nach drei Tagen wieder ab“), sodass nun größere Konferenzen folgen sollen. Es geht um das Potential des Alters, „da steckt viel drin“.[1]
Auszeichnungen
- 1988: René-Schubert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie
- 1989: First International Award of the International Association of Gerontology
- 1989: Erster Preis im Medizinischen Wettbewerbes der Zeitschrift für Allgemeinmedizin für das Modellprojekt „Ambulante Begleitung und Pflege sterbender Patienten“
- 1991: Erster Preis des Medizinischen Wettbewerbes der Zeitschrift für Allgemeinmedizin für das Modellprojekt „Ambulante Rehabilitation von Schlaganfallpatienten“
- 1992: Max-Bürger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie
- 1997: Erster Generationenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz
- 2002: Wissenschaftler Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie für die Arbeiten zur psychosomatischen Forschung (zusammen mit der Klinik für Psychosomatik der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster)
- 2008: Bundesverdienstkreuz am Bande[2]
- 2010: Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück[3]
Schriften
- Kompetenz im Alter in ihren Bezügen zur objektiven und subjektiven Lebenssituation. Steinkopff, Darmstadt 1994.
- mit Eric Schmitt: Wir haben uns als Deutsche gefühlt. Lebensrückblick und Lebenssituation jüdischer Emigranten und Lagerhäftlinge. Steinkopff, Darmstadt 2000, ISBN 3-7985-1035-0.
- mit Gereon Heuft und Hartmut Radebold: Lehrbuch der Gerontopsychosomatik und Alterspsychotherapie. E. Reinhardt, München und Basel 2000; 2. Auflage, UTB, Stuttgart 2005, ISBN 3-8252-8201-5
- mit Elisabeth Gaber, Gereon Heuft und Peter Oster: Gesundheitsberichterstattung des Bundes - Gesundheit im Alter. Robert Koch-Institut, 2002, ISBN 3896061313
- mit Mike Martin: Enzyklopädie der Gerontologie. Alternsprozesse in multidisziplinärer Sicht. Huber, Bern 2004, ISBN 3456831080
- Biografische Aspekte des Alter(n)s. Lebensgeschichte und Diachronizität. In: U. Staudinger und S.-H. Filipp (Hrsg.): Entwicklungspsychologie des mittleren und höheren Erwachsenenalters (=Enzyklopädie der Psychologie, Band 6). Hogrefe, Göttingen 2005, S. 1–38
- mit Eric Schmitt: Adult education. In: J. Birren u.a. (Hrsg.): Encyclopedia of Ageing. Elsevier, London 2006, ISBN 0122268601, S. 41–49
- Das letzte Lebensjahr. Zur körperlichen, psychischen und sozialen Situation des alten Menschen am Ende seines Lebens. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-018066-5
- Alter. Was stimmt? Die wichtigsten Antworten. Herder, Freiburg 2007, ISBN 3451057506
- Mitherausgeber der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Weblinks
- Literatur von und über Andreas Kruse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Institut für Gerontologie
Einzelnachweise
- ↑ FAZ-Bericht vom 21. November 2005
- ↑ Pressemitteilung der Universität Heidelberg
- ↑ Uni Osnabrück verleiht Altersforscher Prof. Kruse die Ehrendoktorwürde, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 9. Juli 2010, abgerufen am 3. August 2010
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