Kerkerbachbahn AG

Kerkerbachbahn AG
Kerkerbachbahn
Kursbuchstrecke (DB): ex 195h, ex 194u
Streckenlänge: 35,1 km
Spurweite: 1000 mm,
Dehrn–Kerkerbach
auch
1435 mm
Maximale Neigung: 20 
Minimaler Radius: 80 m
Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h
Legende
0,0 Dehrn
Dehrn Hafen
1,6 Steeden
Brücke über Wasserlauf (groß)
Kerkerbach
3,3 Übergang zur Lahntalbahn
3,7 Kerkerbach West
6,3 Schadeck
7,6 Hofen
Anschluss Obertiefenbach 1911–1919
9,2 Eschenau
11,1 Christianshütte
12,4 Schupbach
14,1 Hüttenmühle
15,9 Heckholzhausen
16,9 Heckholzhausen Chaussee
18,4 Schlagmühle
20,5 Hintermeilingen
23,6 Lahr
25,4 Fussingen
28,7 Füllburg
30,8 Waldernbach
33,6 Winkels
35,1 Mengerskirchen

Die Kerkerbachbahn Aktien-Gesellschaft bestand von 1884 bis 1984, davon von 1886 bis 1975 als aktive Eisenbahngesellschaft. Das Unternehmen war Betreiber und Besitzer der im südlichen Westerwald gelegenen Kerkerbachbahn, einer Bahnstrecke, die von Dehrn über Kerkerbach (einem Ortsteil der Stadt Runkel) im Lahntal Richtung Norden bis Mengerskirchen durch den jetzigen Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen führte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung des Unternehmens

Die Kerkerbachbahn Aktien-Gesellschaft wurde am 12. Mai 1884 von zehn Privatpersonen in Limburg an der Lahn gegründet; die Mehrheit der Aktieneigner waren niederländische Bürger. Die Gesellschaft verlegte ihren Sitz 1887 nach Christianshütte und 1906 nach Kerkerbach im Oberlahnkreis. Gesellschaftszweck war der „Bau und Betrieb einer schmalspurigen Nebenbahn zur Beförderung von Personen und Gütern zwischen Heckholzhausen und Dehrn mit Anschluss an die Preußische Staatsbahn in Kerkerbach“.

Bau der Bahnstrecke

Katenausschnitt von 1906 über den Verlauf der Kerkerbachbahn
Als Denkmal wurde diese nicht auf der Kerkerbachbahn eingesetzte normalspurige Borsig Lokomotive, Baujahr 1901, in Heckholzhausen aufgestellt

Diese typische Kleinbahn von Kerkerbach nach Heckholzhausen war rechtlich eine vollwertige Eisenbahn, weil in ihrer Gründungszeit das Preußische Kleinbahngesetz – das weniger strenge Vorgaben für Bau und Betriebsführung vorsah – noch nicht existierte. Die Bahn sollte vor allem Erz, Kalkstein, Marmor, Basalt und Ton, die Bodenschätze des südlichen Westerwaldes, zum Hafen Steeden an der Lahn und zum Staatsbahnhof Kerkerbach an der Lahntalstrecke Gießen–Limburg transportieren. Dieser Anschluss bedeutete jedoch für die Reisenden, dass sie in Richtung Limburg oder Weilburg, ja sogar zum naheliegenden Amtsstädtchen Runkel stets umsteigen mussten.

Die erste vier Kilometer lange Teilstrecke wurde dreischienig – in Normal- und Meterspur – von Kerkerbach lahnabwärts über Steeden bis Dehrn angelegt, wo ab 1. Mai 1886 zunächst nur Güterzüge fuhren. Personenzüge folgten zwei Jahre später, am 1. Juni 1888, als gleichzeitig auch im Kerkerbachtal der Personenverkehr talaufwärts über Schupbach bis Heckholzhausen aufgenommen wurde. Der Güterverkehr hatte hier schon am 5. November 1887 bis Eschenau und am 10. Januar 1888 über Christianshütte, wo damals der Betriebsmittelpunkt lag, bis Heckholzhausen begonnen.

Erst nach einer Pause von mehr als einem Jahrzehnt entschloss man sich, diese ausschließlich schmalspurige „obere Strecke“, weiter in den Westerwald hinaufzuführen. Am 1. Oktober 1905 wurde Hintermeilingen erreicht, am 24. Oktober 1907 Waldernbach und schließlich am 15. April 1908 Mengerskirchen. Damit hatte die gesamte Kerkerbachbahn eine Länge von 35 Kilometern erreicht.

Entwicklung der Bahn

Die Streckenverlängerung von Heckholzhausen bis Mengerskirchen erwies sich als finanzieller Fehlschlag. Schuld daran war einerseits die steigungs- und kurvenreiche Trasse mit einer Fahrzeit von rund zwei Stunden, andererseits die Wirtschaftskrise am Ende des Ersten Weltkrieges. So wurde die Strecke ab Hintermeilingen 1920 Eigentum der AG Eiserfelder Steinwerke, die sie als Privatanschlussbahn unter dem Namen Hintermeilingen-Mengerskirchener Anschlussbahn GmbH noch bis 1935 betrieb.

Auch als Abzweigungen von der regulären Strecke wurden jahrelang mehrere Anschlussbahnen für den Güterverkehr betrieben, u.a. 1937 bis 1939 zum Bau der Autobahnbrücke der A 3 über die Lahn bei Dietkirchen.

Ende des Personenverkehrs

Der stets bescheidene Personenverkehr (zwei bis drei Zugpaare pro Tag) endete auf dem Abschnitt zwischen Kerkerbach und Dehrn schon 1929, konnte sich aber zwischen Kerkerbach und Hintermeilingen vor allem aufgrund des Fehlens anderer Transportmöglichkeiten im Zweiten Weltkrieg und der unmittelbaren Folgezeit noch bis zum 1. Juni 1958 halten. Anschließend wurde nur noch ein Zugpaar von Kerkerbach bis Schupbach angeboten, das genau zwei Jahre später ebenfalls entfiel. Die Kerkerbachbahn unterhielt seit 1949 auch einen kleinen Omnibusbetrieb, der zeitweise Stadtlinien in Limburg umfasste; wesentliche Teile ihres Einzugsgebietes wurden jedoch von der Kraftpost und anderen Unternehmen mit direkten Linien nach Limburg und Weilburg erschlossen.

Ende des Güterverkehrs

Aktie der Kerkerbachbahn von 1981 aus der „Immobilienzeit“.

Am 17. Dezember 1960 folgte die Aufgabe des restlichen Güterverkehrs auf der Strecke im Kerkerbachtal und anschließend der Abbau aller Schmalspurgleise. Dagegen führte die Abfuhr von Kalksteinen aus einem Bruch der BASF Ludwigshafen in Steeden zu einer weiterhin guten Auslastung des unteren Abschnittes zwischen Dehrn, Steeden und Kerkerbach. Diesen Abschnitt betrieb die Kerkerbachbahn AG zunächst weiter, bis ihn ab 1. Januar 1975 die Deutsche Bundesbahn als Anschlussgleis in eigener Regie übernahm. Die Kerkerbachbahn-Gesellschaft gab den gesamten Verkehrsbetrieb auf und betätigte sich mit neuen Aktionären im Immobiliengeschäft, bis sie 1984 – einhundert Jahre nach ihrer Gründung – Konkurs anmelden musste.

Heutiger Zustand

Reste der Laderampen zwischen Hintermeilingen und Heckholzhausen
Bauarbeiten im April 2009 zum Wiederherstellen der Bahnstrecke bei Steeden, im Hintergrund das Kalkwerk

Die Gleise auf dem Streckenteil zwischen Kerkerbach und Mengerskirchen wurden nach der Stilllegung der einzelnen Abschnitte abgebaut. Heute befindet sich auf Teilstücken der Trasse ein Radweg. Der Abschnitt von Kerkerbach über Steeden nach Dehrn besteht nach wie vor als Infrastruktur der DB Netz AG, wird jedoch seit 2000 nicht mehr genutzt. In Dehrn sind bereits viele Gleisanlagen im südlichen Bereich entfernt. Die Gleisanlagen im Bereich des Kalkwerks sind noch samt vielen Weichen vorhanden.

Ende März 2007 beschloss die Schaefer Kalk GmbH & Co KG, Eigentümer des Steedener Kalkwerkes, eine Erweiterung der Anlagen in Steeden. In diesem Zusammenhang wird die Reaktivierung noch bestehenden Trasse von Kerkerbach bis Dehrn wieder in Dienst gestellt. Die Gleisbauarbeiten begannen im September 2008 und sollen im Sommer 2009 beendet sein, so dass zu diesem Zeitpunkt der Güterverkehr wieder aufgenommen werden kann.

Literatur

  • Andreas Christopher: Die Kerkerbachbahn. 2. Auflage, Schweers+Wall, Aachen 2001, ISBN 3-89494-121-9
  • Gerd Wolff, Andreas Christopher: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 8: Hessen. EK Verlag, Freiburg 2004, ISBN 3-88255-667-6

Weblinks


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