- Oberlahnkreis
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Der Oberlahnkreis (bis 31. März 1886 unter der Bezeichnung "Ober-Lahn-Kreis") bestand von 1. Juli 1867 bis 30. Juni 1974, bis der heutige Landkreis Limburg-Weilburg entstand.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
Das Wappen vereint die historischen Herrschaftswappen im Gebiet des Landkreises.
Beschreibung: Geviert, 1. in Blau mit goldenen (gelben) Schindeln ein goldener Löwe (Nassau), 2. in grün ein grünes durchgehendes Schrägkreuz begleitet von 12 Kreuzchen (Merenberg), 3. in Silber (Weiß) ein rotes, durchgehendes Kreuz (Kurtrier), 4. in silber drei rote Pfähle überdeckt von einem blauen Freiviertel (Runkel)
Geografie
Der Oberlahnkreis liegt zwischen den Mittelgebirgen Taunus und Westerwald in Mittelhessen. Dabei wird ein großer Teil des Kreisgebietes von der Tallandschaft der Lahn (Weilburger Lahntalgebiet) eingenommen, welche den Kreis von Nordosten nach Südwesten durchfließt.
Der Oberlahnkreis grenzte im Norden an den Oberwesterwaldkreis und den Dillkreis, im Osten an den Kreis Wetzlar, im Süden an den Landkreis Usingen sowie im Westen an den Kreis Limburg.
Geschichte
Siedlungsspuren aus der mittleren Altsteinzeit (vor etwa 100.000 Jahren) bezeugen die heute zerstörten Steinkistenfunde von Niedertiefenbach und die zerstörte Wildscheuerhöhle bei Steeden. Das Kreisgebiet birgt in einigen Gemarkungen eine besondere Funddichte und jedes Fundstück dokumentiert die einstige Bedeutung der Region, des Niederlahngaus.
Die im fränkischen Reich hoch angesehene frühmittelalterliche gräfliche Adelsfamilie der Konradiner beherrschte den Lahnraum des heutigen Kreisgebietes. Für das Walpurgisstift in Weilburg liegt eine Urkunde vor, nach der Konrad I. dem Stift für das Seelenheil seiner Vorfahren 912 eine Güterschenkung zukommen ließ. Die konradinische Hauspolitik bezeugt eine große verkehrspolitische Weitsicht bei der Erschließung ihres Territoriums. Im Abstand von Tagesetappen sicherten die Konradiner ihren Herrschaftsraum durch Stiftsgründungen entlang der Lahn (Limburg, Weilburg, Wetzlar) und auf dem Westerwald (Montabaur). Reichspolitisch erfährt die Familie mit König Konrad I., der einzige konradinische Herrscher auf dem deutschen (ostfränkischen) Thron, ihren Zenit. Auf dem Sterbebett, so überliefert der Chronist Widukind, habe Konrad staatsmännische Größe gezeigt, als er seinen Bruder bat, die Reichsinsignien seinem erbitterten Gegner, dem Sachsenherzog Heinrich, zu überbringen, dem so genannten Weilburger Testament.
Weilburg, über einer großen Lahnschleife gelegen, ursprünglich im Besitz der Konradiner Grafen, hatten die Wormser Bischöfe seit dem 10. Jahrhundert als Reichslehen. Als deren Vögte fungierten seit 1195 die Grafen von Nassau, die 1294, als einer der ihren, nämlich Adolf, deutscher König war, Ort und Burg als Eigentum erwarben. Die Stadt (seit 1295) wurde 1355 Residenz der Grafen (ab 1737 Fürsten) von Nassau-Weilburg und blieb dies bis 1816.
Der erst 19-jährige Graf Philipp III. von Nassau-Weilburg berief im Herbst 1526 den evangelischen Pfarrer Erhard Schnepf nach Weilburg. Seine öffentliche Disputation im Hause des Stiftsdekans am 31. Oktober des gleichen Jahres gilt als Beginn der Reformation in Weilburg.
Aus den territorialen Veränderung der deutschen Länder zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging das Herzogtum Nassau (1806) hervor, dessen Regierung zunächst in gemeinsamer Hand von Herzog Friedrich August von Nassau-Usingen und Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg lag. Nach deren beider Tod 1816 ging die alleinige Regentschaft an das nassau-weilburgische Haus über. Das prächtige Schloss in Weilburg, das heute den Rahmen für die Weilburger Schlosskonzerte bietet, trat nun hinter das Biebricher Schloss in Wiesbaden zurück. Nassau, das 1866 auf Seiten Österreichs kämpfte, wurde zur Kriegsbeute und am 20. September 1866 offiziell durch Preußen annektiert. Herzog Adolph ging nach Luxemburg und wurde Großherzog von Luxemburg. Nassau bestand als Regierungsbezirk Wiesbaden in der Provinz Hessen-Nassau (mit Kassel) fort.
Das Gebiet um Weilburg war schon früh Teil des Herzogtums Nassau. Mit der im Juni 1866 erfolgten Besetzung durch das Königreich Preußen wurde durch preußische Verordnung vom 22. Februar 1867 der Oberlahnkreis mit Weilburg als Sitz gebildet. Er bestand aus den ehemals nassauischen Ämtern Runkel, Hadamar und Weilburg.
1886 wurde Hadamar dem Kreis ausgegliedert und an den neugebildeten Kreis Limburg angegliedert. Im Jahr 1900 lebten im Oberlahnkreis 39.550 Einwohner. Im Jahr 1960 waren es 56.000 Bewohner, von denen 11.600 Vertriebene waren.
Durch einen freiwilligen Gebietsänderungsvertrag vom 1. Juli 1974 vereinigte sich der Oberlahnkreis nach 107-jährigem Bestehen mit dem Kreis Limburg (gebildet 1886) zum Landkreis Limburg-Weilburg. Die beiden Landkreise kamen damit einem Zwangszusammenschluss zuvor. Die Orte Philippstein und Altenkirchen wechselten zur Stadt Braunfels im später gebildeten Lahn-Dill-Kreis.
Die älteste Stadt ist Weilburg (Ersterwähnung im Jahr 906).
Das Kfz-Kennzeichen des Oberlahnkreises war WEL.
Städte und Gemeinden
(letzter Stand vor dem Zusammenschluss im Jahr 1974)
2 Städte
Weilburg (Kreisstadt), Runkel.
63 Gemeinden
Ahausen, Allendorf, Altenkirchen, Arfurt, Audenschmiede, Aulenhausen, Aumenau, Barig-Selbenhausen, Bermbach, Blessenbach, Dietenhausen, Dillhausen, Drommershausen, Edelsberg, Elkerhausen, Ennerich, Ernsthausen, Eschenau, Essershausen, Falkenbach, Freienfels, Gaudernbach, Gräveneck, Hasselbach, Heckholzhausen, Hirschhausen, Hofen, Kirschhofen, Kubach, Laimbach, Langenbach, Langhecke, Laubuseschbach, Löhnberg, Lützendorf, Mengerskirchen, Merenberg, Möttau, Münster, Niedershausen, Niedertiefenbach, Obershausen, Obertiefenbach, Odersbach, Philippstein, Probbach, Reichenborn, Rohnstadt, Rückershausen, Schadeck, Schupbach, Seelbach, Selters, Steeden, Villmar, Waldernbach, Waldhausen, Weilmünster, Weinbach, Weyer, Winkels, Wirbelau, Wolfenhausen.
Landräte
- 1867 - 1877: Friedrich Wilhelm Oskar Hahn
- 1877 - 1889: Karl Graf von Schwerin
- 1889 - 1893: Ludwig Bindewald
- 1893 - 1900: Friedrich Freiherr von der Goltz
- 1901 - 1921: Adolf Lex
- 1921 - 1931: Dr. Hans Jenner
- 1931 - 1933: Dr. Walter Menzel (SPD)
- 1933 (März-Okt.): Dr. Karl Uerpmann (NSDAP)
- 1933 - 1939: Karl Lange
- 1939 - 1942: Dr. Friedrich Grauer (NSDAP)
- 1943 - 1945: Franz H. Woweries (NSDAP)
- 1945 - 1949: Albert Wagner (SPD)
- 1949 - 1974: Alfred Schneider (SPD)
- 1974 Kurt Leuninger (SPD) als staatsbeauftragter Landrat
Sehenswürdigkeiten
- Die Lahn fließt mitten durch den Oberlahnkreis
- Der Westerwald im nördlichen Teil des Landkreises
- Der Taunus im südlichen Teil des Landkreises
- Residenz-Stadt Weilburg mit Schloss Weilburg (erbaut 1590) und Schlossanlage (erbaut 1823)
- Weilburger Schifffahrtstunnel (erbaut 1847), Kubacher Kristallhöhle (entdeckt 1974)
- Klosterruine (Klostergründung 1163), Wallfahrtskapelle (erbaut 1763) in Obertiefenbach
- Frühmittelalterliche Burg Runkel (erbaut 778 nach Legende) in Runkel
- Schlossruine der Laneburg (erbaut 1324) in Löhnberg
- Schloss (erbaut 1320) in Mengerskirchen
- Burgruine Merenberg (Ersterwähnung 1129)
- Marmorbrücke über die Lahn (erbaut 1895) in Villmar
- Kirbergturm in Weilmünster
- Burgruine Freienfels in Freienfels
Literatur
- Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg: Limburg-Weilburg - Beiträge zur Geschichte des Kreises, Limburg 1986
50.4833333333338.25Koordinaten: 50° 29′ 0″ N, 8° 15′ 0″ OEhemalige Landkreise im Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau)Die Landkreise im Regierungsbezirk Wiesbaden der preußischen Provinz Hessen-Nassau
Landkreis Biedenkopf | Dillkreis | Landkreis Frankfurt | Landkreis Höchst | Landkreis Limburg | Oberlahnkreis | Obertaunuskreis | Oberwesterwaldkreis | Rheingaukreis | Landkreis Sankt Goarshausen | Unterlahnkreis | Untertaunuskreis | Unterwesterwaldkreis | Landkreis Usingen | Landkreis Wetzlar | Landkreis Wiesbaden
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