- Kleinbahn Niebüll–Dagebüll
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Niebüll–Dagebüll Kursbuchstrecke (DB): 136 Streckennummer (DB): 9100 Streckenlänge: 13,7 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur);
bis 1926: 1000 mmLegendevon Westerland von Tondern IC Bahnhof Niebüll (DB) 0,0 Niebüll neg Marschbahn 1,1 Mittel-Niebüll Niebüll Süd Deezbüll-Trichter 1,9 Deezbüll Deezbüll-Burg Moorhäuser 4,5 Maasbüll 9,1 Blocksberg 11,3 Dagebüll Kirche Dagebüll WSA-Bahnhof nach Langeneß 13,6 Dagebüll Hafen Deichdurchlass 13,7 Dagebüll Mole W.D.R.-Fähre Kleinbahn Niebüll–Dagebüll ist ein Synonym für die Bahnstrecke Niebüll–Dagebüll und war auch Hauptbestandteil des Namens früherer Betreibergesellschaften, die hier behandelt werden. Zwar ist die Strecke keine Kleinbahn mehr, und die Betreibergesellschaft ist seit 2004 die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll mbH (neg), die Strecke wird aber noch landläufig so bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Strecke
Die Strecke Niebüll neg–Dagebüll hat heute eine Länge von 13,7 Kilometer. Sie verbindet die Stadt Niebüll in Nordfriesland mit dem Fährhafen Dagebüll an der Nordsee. Die Streckennummer lautet 9100.
Die Strecke verläuft größtenteils durch flaches, landwirtschaftlich geprägtes Marschland. Dabei werden einige Deiche als Trasse genutzt beziehungsweise überquert. Dies ist neben der Lage der zahlreichen früheren Bahnhöfe der Grund für mehrere enge Kurven wie der Blocksberger Kurve östlich des gleichnamigen Bahnhofs.
Zwischen dem Dagebüller Hafen- und Molenbahnhof führt die Strecke durch einen durch Fluttore verschließbaren Deichdurchlass.
Liste der Bahnhöfe und Haltepunkte
Bahnhöfe und Haltepunkte sind:
- 0,0 Niebüll neg (früher auch Niebüll Kleinbahnhof bzw. Niebüll NVAG)
- 1,1 Mittel-Niebüll (1926 aufgelassen)
- Niebüll-Süd (nach 1926 aufgelassen)
- Deezbüll-Trichter (1926 aufgelassen)
- 1,9 Deezbüll
- Deezbüll-Burg (nach 1926 aufgelassen)
- Moorhäuser (nach 1926 aufgelassen)
- 4,5 Maasbüll
- 9,1 Blocksberg (nach 1992 für Personenverkehr aufgelassen)
- 11,3 Dagebüll Kirche
- 13,6 Dagebüll Hafen (ca. 1990 für Personenverkehr aufgelassen, kann bei Sturmflut und geschlossenen Deichtoren als Endbahnhof der Strecke verwendet werden)
- Dagebüll Mole.
Geschichte
Am 13. Juli 1895 wurde die Strecke als Schmalspurstrecke in Meterspur eröffnet. Diskutiert worden war auch ein Streckenverlauf Lindholm–Dagebüll. Die Strecke wurde von der Kleinbahn Niebüll-Dagebüll oHG erbaut und betrieben, an der die Gemeinden Niebüll und Wyk auf Föhr sowie die Provinz Schleswig-Holstein beteiligt waren. Später wurde die Gesellschaft in den Kleinbahn-Zweckverband Niebüll-Wyk umgewandelt. Das Gleis führte bis zur Station Dagebüll Hafen. Hinter dem Deich gab es eine 600-mm-Bahn für den Transport zum Schiff. 1911 wurde das 1000-mm-Gleis auf die Dagebüller Mole verlängert, die 600-mm-Bahn abgebaut. Die Streckenlänge betrug damit 13,78 Kilometer.
Am 1. Mai 1926 war die Umspurung auf Regelspur vollendet. Grund der Umspurung war die drohende Konkurrenz durch den im Bau befindlichen Hindenburgdamm nach Sylt. Zur Bewältigung der finanziellen Belastungen wurde der Kreis der Kapitalgeber um das Deutsche Reich und den Freistaat Preußen erweitert, die dann am 15. November 1927 die Kleinbahn Niebüll–Dagebüll AG gründeten. Die Umspurung führte zu einem Aufschwung des Verkehrs, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg anhielt. Die Streckenlänge schrumpfte durch die Umspurung und Neutrassierungen geringfügig auf 13,7 Kilometer.
Am 21. Dezember 1964 wurden die Nordfriesische Verkehrsbetriebe AG, kurz NVAG, als Rechtsnachfolgerin gegründet. An ihr waren (1982) das Land Schleswig-Holstein zu fast 75 Prozent sowie der Kreis Nordfriesland und die Stadt Wyk auf Föhr beteiligt. Die NVAG engagierte sich außerdem im Busverkehr und Schienen- und Straßengüternahverkehr.
Seit 1971 konnten die Fähren ab Dagebüll tideunabhängig fahren, so dass auch der Fahrplan der NVAG vereinfacht werden konnte. In den 1970er Jahren bestand aufgrund sinkender Einnahmen die Gefahr der Stilllegung der Strecke. Daher wurde sie von 1981 bis 1984 grundlegend saniert. 1995 verkaufte das Land Schleswig-Holstein seine NVAG-Anteile an die Wyker Dampfschiffs-Reederei. 1999 endete der Stückgutverkehr auf der Bahnstrecke nach Dagebüll.
Zur Reaktivierung der Strecke von Niebüll ins dänische Tønder fuhr die NVAG ab 2000 zwei Jahre lang in der Sommersaison im Probebetrieb, ehe ein regelmäßiger Personenverkehr bestellt wurde. 2003 musste die NVAG aufgrund überambitionierter Projekte im norddeutschen Güterverkehr Konkurs anmelden.
Am 1. Januar 2004 übernahm die neg - Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll GmbH den Bahnbetrieb. Gleichzeitig wurde die Bussparte der NVAG von den neu gegründeten Niebüller Verkehrsbetrieben (NVB), einer Tochtergesellschaft der Connex, heute Veolia, fortgeführt.
Für notwendige Sanierungsmaßnahmen entlang der Strecken Niebüll–Tønder und Niebüll–Dagebüll erhielt die neg am 7. Dezember 2006 einen GVFG-Förderbescheid in Höhe von 6,37 Millionen Euro. Die Arbeiten wurden vor Beginn des Osterreiseverkehrs 2007 abgeschlossen. Neben der Gewährleistung der Betriebssicherheit in den kommenden 20 Jahren wurde auch die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Teilabschnitten zwischen Niebüll und Dagebüll auf bis zu 80 km/h erhöht. Damit kommen die Züge sechs Minuten eher in Dagebüll an, wodurch es möglich ist, den Triebwagen im Stundentakt pendeln zu lassen.
Betriebsgeschehen
Geschichte
Bis 1926 gab es maximal (pro Jahr) fünf Dampflokomotiven, zehn Personenwagen, einen Packwagen, 23 Güterwagen und eine Hebeldraisine.
Nach dem Umbau auf Regelspur gab es insgesamt drei Dampflokomotiven, zwei Diesellokomotiven (darunter DL2, die aus einer DB-Lokomotive der Baureihe 211 entstand und noch in Betrieb ist) und vier Triebwagen. T1 war ein Benzoltriebwagen, während es sich bei T2 um einen Esslinger Triebwagen und bei T3 um einen MaK-Triebwagen handelte. T4 ist mit den Triebwagen der Baureihe ÖBB 5047 fast identisch. Er stammt von den Jenbacher Werken, kam 1996 zur NVAG und ist noch in Betrieb. Auch ein Triebwagen der Baureihe 629, der 2008 von der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn übernommen wurde, ist im Einsatz. Außerdem gab es maximal sechs Personenwagen, einen Packwagen, sieben gedeckte Güterwagen (G-Wagen, zum Teil heute noch in Betrieb), einen Bahnmeisterwagen, eine Hebeldraisine und ein Schienenkrad.
In den 1930er Jahren, auf dem Höhepunkt des Betriebsgeschehens, gab es in der Ferienzeit Züge mit über zehn D-Zugwagen sowie weiteren Packwagen. Für eine Kleinbahn war dies eine große Zahl. Vor und nach Feiertagen konnte noch um 2000 die Länge der Züge fünf Personenwagen (darunter zwei Kurswagen) und einige G-Wagen für den Stückgutverkehr betragen.
Gegenwart
Der aktuelle Betrieb ist charakterisiert durch Kurswagen, die von einigen IC-Zügen auf der Marschbahn Hamburg–Westerland im Niebüller Bahnhof abgekoppelt werden, um mit neg-Fahrzeugen mittels einer Sägefahrt (das heißt eine Fahrt mit Richtungswechsel, um auf eine andere Strecke zu gelangen) zum Bahnhof Niebüll neg gebracht zu werden. Ab diesem Bahnhof beträgt die planmäßige Fahrzeit 15 bis 19 Minuten bis Dagebüll Mole. Entsprechendes gilt für die umgekehrte Fahrtrichtung. Zuglok des Kurswagenzuges kann neben der DL2 auch der T4 oder der Triebwagen der Baureihe 629 sein. Nur einige der Züge führen Kurswagen. Ansonsten gibt es unterschiedliche Zugzusammenstellungen aus eigenem Material, unter anderem mit zwei ehemaligen n-Wagen von DB Regio. Einige der neg-Züge fahren auch ohne Kurswagen zum Niebüller DB-Bahnhof.
In den Sommermonaten 2008 und 2009 griff die neg zur touristischen Attraktivitätssteigerung bei den Wochenendfahrten auf den Betrieb mittels der Dampflokomotive 52 8079-7 zurück. Im Jahr 2010 fand der Plandampf erstmalig mit der Lok 78 468 der „Eisenbahntradition Lengerich“ statt. Auch 2011 soll diese Lokomotive vom 16. bis 30. Juli jeden Samstag und Sonntag drei Zugpaare am Tag übernehmen.
Die Züge fahren bis auf die Mole. Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg zu den Fähren nach Föhr und Amrum. Bei Sturmflut und geschlossenen Deichtoren wird der etwa 1990 als regulärer Halt aufgelassene und heute nur als Betriebsstelle verwendete Bahnhof Dagebüll Hafen statt Dagebüll Mole als Endbahnhof der Strecke verwendet.
Besonders im Winter, aber auch aus anderen betrieblichen Gründen, übernehmen teilweise Busse die Fahrten. Deren Fahrzeit beträgt nur 15 Minuten; es wird allerdings statt der Unterwegsbahnhöfe nur ein Halt in Deezbüll bedient.
Kurswagenbetrieb
Bedeutung
Die Strecke dient seit ihrer Errichtung vorrangig der Beförderung von Touristen und Einwohnern zu und von den Nordseeinseln Föhr und Amrum. Der Binnenverkehr auf der Bahnstrecke blieb gering und ist heute fast ohne Bedeutung. Zeitweise waren die anderen Geschäftszweige der Kleinbahn bzw. ihrer Nachfolgegesellschaften bedeutender als der Bahnbetrieb.
Sonstiges
- Die Wahl von Niebüll zum Ausgangspunkt der Strecke in Konkurrenz zum damals bedeutenderen Lindholm führte zu einem Aufschwung der Stadt, der im Status als Kreisstadt des damaligen Kreises Südtondern gipfelte.
- Am Betrieb mit Kurswagen wird festgehalten, während es ansonsten keinen innerdeutschen Kurswagenverkehr – außer bei einigen Nachtzügen – mehr gibt.
- Der Bahnhof Dagebüll Hafen liegt in der Nähe des Bauhofes des Wasser- und Wirtschaftsamtes Husum, von dem die Halligbahn Dagebüll–Oland–Langeneß zu den im Wattenmeer liegenden Halligen mit einem Lorendamm zum Materialtransport führt.
- Die Strecke ist Bestandteil der ProTrain-Eisenbahnsimulation Hamburg (genauer: Hamburg-Altona)–Westerland. Dort lässt sich unter anderem der Kurswagenbetrieb simulieren.
Literatur
- Heinz-H. Schöning: Von Niebüll zum Wattenmeer. Schweers + Wall, Aachen 1986, ISBN 3-921679-47-8
- Erich Staisch (Hrsg.): Der Zug nach Norden. Ernst Kabel, Hamburg 1994, ISBN 3-8225-0298-7
- Hans Bock: Die Marschbahn von Altona nach Westerland. Boyens, Heide 1989, ISBN 3-8042-0458-9
- Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Teil 1 Schleswig-Holstein Hamburg. Zeunert, Gifhorn 1972
Weblinks
Commons: Kleinbahn Niebüll–Dagebüll – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Homepage der neg Niebüll
- Homepage der NVB Niebüll GmbH
- Website mit zahlreichen Bildern der Bahnstrecke
- Fotostrecke der „Bahnfotokiste“ von Jan Borchers
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