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Sânpetru Mic
Kleinsanktpeter
Kisszentpéter
Hilfe zu WappenBasisdaten Staat: Rumänien Historische Region: Banat Kreis: Timiş Gemeinde: Variaş Koordinaten: 46° 2′ N, 21° 2′ O46.02833333333321.034444444444Koordinaten: 46° 1′ 42″ N, 21° 2′ 4″ O Zeitzone: OEZ (UTC+2) Einwohner: 540 (2002) Postleitzahl: 307457 Telefonvorwahl: (+40) 02 56 Kfz-Kennzeichen: TM Struktur und Verwaltung Gemeindeart: Dorf Sânpetru Mic (deutsch Kleinsanktpeter, ungarisch Kisszentpéter) ist ein Ort im rumänischen Banat. Von den Bewohnern der Region wird bis heute überwiegend der Name Totina verwendet. Totina leitet sich vom historischen Ortsnamen Toti ab - eine spätmittelalterliche Ortsbezeichnung, welche aus der ursprünglichen ungarischen Bezeichnung für Slowaken oder Slawen entstanden ist und auf die slowakischen Gründer des Ortes verweist.
Sânpetru Mic liegt am Rande der Banater Heide 35 km nördlich von Timişoara, abseits der Landstraßen Variaş - Gelu und Gelu - Sânpetru German. Auch die Eisenbahnlinie Timişoara - Nerău führt im Abstand von 3 km am Dorf vorbei. Benachbarte Ortschaften sind das ungarische Dorf Mailat im Osten, Gelu (Ketfel) mit dem eingemeindetem Colonia Mică (Kleinsiedel) im Süden, Variaş (Warjasch) im Westen, Satu Mare (Großdorf) nordwestlich, das rumänische Dorf Secusigiu nördlich und Sânpetru German (Deutschsanktpeter) nordöstlich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um das Jahr 1250 wurde der Ort als Toti von slowakischen Siedlern gegründet und zwischen 1333 und 1656 unter diesem Namen auch in den vatikanischen Akten geführt. Eine Besiedelung ist für den Zeitraum danach nicht nachweisbar. 1843 wurde der verwaiste Ort als Tabakskolonie durch 36 Siedlerfamilien, Banater Schwaben aus Deutschsanktpeter, neu gegründet und bekam den Namen Kleinsanktpeter. Die Neusiedler schlossen einen Pachtvertrag mit dem ungarischen Staat ab, zu dem das Banat damals noch gehörte. Der Tabakanbau dominierte fortan die Landwirtschaft des Ortes. Nach Auslaufen des Pachtvertrages 1863 ging der Grund in den Besitz der „Südungarischen Parzellierungsbank“ über. Die Pächter wurden Eigentümer ihres halben Grundes und mussten eine Ablöse zahlen. Die Bedingungen der Pachtverträge stürzten viele Familien in große finanzielle Probleme. Nur wenige kamen zu Wohlstand.
Durch seine Lage abseits der Hauptverkehrsachsen und seine schlechte Anbindung an das Verkehrsnetz blieb der Ort klein und relativ arm. Die Bewohner wechselten häufig. 1873 und 1878 dünnten Scharlach- und Choleraepidemien die Bevölkerung aus. 1885 wanderten einige Familien nach Übersee aus. Die 1907 gebaute Eisenbahnlinie Temeswar-Warjasch-Szeged wurde 3 Kilometer am Dorf vorbeigeführt, obwohl die Bewohner 3000 Gulden zum Bau beisteuerten. Trotz alledem entwickelte der Ort im 20. Jahrhundert einen bescheidenen Wohlstand und ein reges Kultur- und Vereinsleben. Es gab eine Volksschule und mehrere Vereine, darunter einen Musik- und Gesangsverein, eine Fußball- und eine in den 1950er Jahren im gesamten Banat sehr erfolgreiche Handballmannschaft.
Ab 1920 kam der Ort infolge des Vertrages von Trianon, wie zwei Drittel des Banats, zum Königreich Rumänien. Zwischen 1920 und 1927 verbrachten mehrere hundert Arbeiterkinder aus Wien ihre Sommerferien im Ort. In den 1930er Jahren verließen infolge der Wirtschaftskrise weitere Familien das Dorf, um ihr Glück in Amerika zu suchen.
Das Ortsbild blieb über viele Jahrzehnte unverändert und wird bis heute von den regionaltypisch breiten Gassen und langgestreckten Bauernhäusern geprägt. 1914 wurde die neue katholische Kirche geweiht, die das alte und bescheidene Bethaus ersetzte. Ein Wirtshaus, ein Kaufmannsladen, ein Barbier und später ein Kindergarten rundeten das Ortsbild ab. In den 1950er Jahren wurde am Ortsrand eine LPG erbaut. In der Ortsmitte wurde mit dem Neubau eines Gebäudekomplexes mit Gemischtwarenladen und Wirtshaus samt Biergarten und Kegelbahn (das sogenannte „Bufet“) ein neuer Mittelpunkt geschaffen.
Wie fast alle von Rumäniendeutschen besiedelten Orte im Banat hatte Kleinsanktpeter nach dem 2. Weltkrieg unter Deportationen in die Sowjetunion und in den Bărăgan, sowie unter Enteignungen und der Kollektivierung zu leiden (siehe Artikel Geschichte Rumäniens), blieb aber infolge seiner abgeschiedenen Lage von mancher Repression verschont. In den 1960er Jahren erholte sich das Dorf von den Folgen der Nachkriegszeit, das Gemeindeleben blühte wieder auf. Dennoch begann ab 1976 eine massive Abwanderungswelle der ortsansässigen Banater Schwaben nach Deutschland, wobei die Grundstücke und Häuser in staatlichen Besitz übergingen. Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung und das Ortsbild änderten sich nun schnell. Bis 1989 hatte die Mehrheit der deutschen Bewohner das Dorf verlassen. Rumänische und ungarische Siedler (z. B. auch Szekler) aus anderen Teilen Rumäniens zogen seit den 1980er Jahren nach. Die Neusiedler konnten die Lücken nur teilweise auffüllen. Die Fluktuation blieb hoch. Die verbliebenen Deutschen verließen nach dem Umsturz von 1989 innerhalb kürzester Zeit das Land. Heute (2007) lebt nur noch eine deutschstämmige Familie im Ort. Aufgrund der mangelnden Bindung und Identifikation der Neusiedler mit dem Ort und seinen (nun staatseigenen) Häusern verfielen große Teile des Dorfes rapide. Auch die seit Jahrzehnten ersehnte und erst im Jahr 2003 durchgeführte Asphaltierung der Hauptzufahrtsstraße in den Ort konnte dessen Niedergang nicht mehr aufhalten.
Heutige Situation
Heute wird Kleinsanktpeter nur noch von ca. 500 Menschen bewohnt, die in relativ armen Verhältnissen leben und vorwiegend in der Landwirtschaft tätig sind. Einige pendeln täglich zu einem Arbeitsplatz in der Industrie ins nahegelegene Timişoara.
Zuletzt fiel Kleinsanktpeter den Straßenbauern auf, die die Hauptstraße in das Dorf befestigten. Sie tauften es in Sin City um - als Wortspiel mit dem rumänischen Ortsnamen Sînpetru Mic. Dieser Schriftzug auf dem Ortsschild ist einigen Filmemachern aufgefallen; so kam das Dorf noch zu unerwarteter Bekanntheit. Ein Film zeigt die Armut der Menschen und das Elend im dem einstmals schönen Dorf.
Literatur
Heimatortsgemeinschaft Kleinsanktpeter – Totina (Hrsg.): Kleinsanktpeter – Totina. 1843 – 1993. Erschienen 1992 im Selbstverlag.
Weblinks
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