Klettwitz

Klettwitz
Klettwitz
Gemeinde Schipkau
Koordinaten: 51° 33′ N, 13° 54′ O51.54277777777813.895120Koordinaten: 51° 32′ 34″ N, 13° 53′ 42″ O
Höhe: 120 m
Einwohner: 1.342 (2000)
Eingemeindung: 31. Dez. 2001
Postleitzahl: 01998
Vorwahl: 035754

Klettwitz (sorbisch: Klěśišća) ist ein Ort im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz und Teil der Gemeinde Schipkau. Es liegt westlich der Stadt Senftenberg in der Niederlausitz. Klettwitz wurde im Zuge des Braunkohleabbaus teilweise devastiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dorfkirche

Funde weisen auf eine Besiedlung bereits während der Bronzezeit hin.

Im Jahr 1370 wurde Klettwitz erstmals als „Cleticz“ erwähnt. Klettwitz gehörte zum sächsischen Amt Senftenberg, für die Bewohner bestand Mahlzwang an der Amtsmühle des Amtes in Senftenberg.[1] Im Zuge der Reformation wurde Klettwitz im Jahre 1540 eigenständige evangelische Parochie. Zur Parochie zählen die Nachbargemeinden Särchen – heute Annahütte, Meuro, Drochow, Kostebrau und zeitweise auch Saalhausen.

Das Königliche Oberbergamt Halle genehmigte 1867 den Betrieb der Braunkohlengrube Felix. In den Folgejahren kamen weitere Kohlegruben hinzu. In den 1890er entstanden die Brikettfabriken Felix, Wilhelminensglück und Klettwitzer Montanwerke. Im Zuge der Industrialisierung entstanden Siedlungen wie Wilhelminensglück und eine fast städtische Infrastruktur. Durch den Knappschaftsverein wurde im Jahre 1899 der Grundstein zum Bau des Bergmannskrankenhauses Klettwitz, welches heute Teil des Klinikums Niederlausitz ist, gelegt. Im selben Jahr schuf Franz Skarbina sein Ölgemälde "Braunkohlenwerk (Clettwitz)". Diese ältere Schreibweise war bis ins 20. Jahrhundert hinein gebräuchlich.

Im Jahre 1949 wurde der Tagebau Klettwitz erschlossen. Der Tagebau arbeitete bis 1991, fast 5200 Hektar Land wurde überbaggert und 362 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert. Ein Teil der Ortslage von Klettwitz wurde ab den Jahren 1963/1964 dabei devastiert. 1200 Einwohner wurden umgesiedelt, davon 200 innerhalb des Ortes.

Zu Beginn der 1960er Jahre kam es zur Zwangskollektivierung der einzelnen Bauerngehöfte und die LPG "Pößnitztal" wurde gebildet. Diese arbeitete bis zum Jahre 1987.

Im Jahre 1984 beschloss der Rat des Bezirkes Cottbus den Ort Klettwitz komplett durch den neuen Tagebau Klettwitz-Nord bis zum Jahre 2004 abzubaggern. In folge dessen kam es zum Verfall des Ortes verbunden mit einem Bevölkerungsrückgang. Nach der politischen Wende im Jahre 1989 wurden die Pläne zur endgültigen Devastierung des Ortes aufgehoben. Der Tagebau Klettwitz-Nord wurde von 1988 bis 1992 betrieben. Das verbliebene Restloch wird derzeit in den Bergheider See umgewandelt. Flutungsziel ist das Jahr 2012. Hier befindet sich seit dem Jahr 2002 die ehemalige Abraumförderbrücke F60, die als Besucherbergwerk zugänglich ist.

Zum Ortsteil Klettwitz zählt heute auch ein Teil des Wohnparks "Barranmühle", der in Zusammenarbeit mit dem Nachbarort Meuro entstand.

Zum 31. Dezember 2001 schloss sich Klettwitz mit den Orten Annahütte, Meuro, Schipkau, Drochow und Hörlitz zur Amtsgemeinde Schipkau zusammen.[2]

Einwohnerentwicklung

Zu Klettwitz gehören die Wohnplätze Staudemühle, Treuhandsiedlung und Wilhelminensglück.

Einwohnerentwicklung in Klettwitz von 1875 bis 2000[3]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 709 1890 1224 1910 3544 1925 3163 1933 3220 1939 3269
1946 3441 1950 3520 1964 2718 1971 1769 1981 1377 1985 1348
1989 1205 1990 1185 1991 1117 1992 1063 1993 1042 1994 1176
1995 1252 1996 1282 1997 1332 1998 1368 1999 1338 2000 1342

Sehenswürdigkeiten

Herz-Jesu-Kirche

Ältester Bau ist die Vorhalle der heutigen evangelischen Kirche, die bereits zum Zeitpunkt der Ersterwähnung des Ortes bestand, darauf weisen Fundamentfunde im Umfeld der Kirche hin. Zur Zeit der Reformation wurde die Kirche als einschiffiger Bau mit Glockenturm errichtet wurde, das Langhaus existiert heute noch. Im Jahre 1774 erfolgte eine barocke Umgestaltung der Kirche. Der Turm wurde auf die heutige Höhe von 40 Metern ausgebaut.[4] Vor der Kirche befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Ein Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs befindet sich am Dorfplatz.

In der Ortslage Wilhelminensglück befindet sich die katholische Kirche des Ortes. Die beiden Kirchen gehören zu den Baudenkmalen in der Gemeinde Schipkau.

Seit 2001 gibt es einen rekonstruierten Entwässerungsschacht aus Bergbauzeiten, der besichtigt werden kann.

In unmittelbarer Nähe befindet sich seit dem 20. August 2000 die Rennstrecke „EuroSpeedway Lausitz“. Baubeginn hierfür war im Juni 1998. Davor befand sich die Moto-Cross-Strecke Sonnenhäusel an diesem Standort.

„EuroSpeedway Lausitz“

Auf dem Friedhof gibt es einen Gedenkstein aus dem Jahr 1966 für 53 polnische, sowjetische und italienische Zwangsarbeiter, die beim Einsatz in rüstungswichtigen Firmen des Ortes und der Umgebung ums Leben kamen. Des Weiteren gibt es auf dem Friedhof einen Gedenkstein für die italienischen Zwangsarbeiter, den die Republik Italien errichten ließ.

Infrastruktur

Wirtschaft

Krankenhaus

In Klettwitz befindet sich ein Krankenhaus, das mit den Krankenhäusern in Lauchhammer und Senftenberg zum Klinikum Niederlausitz gehört.

Auf der Gemarkung Klettwitz entstand von 1998 bis November 1999 der Windpark Klettwitz. 38 Windenergieanlagen erzeugen Strom für über 30.000 Haushalte.

In Klettwitz befindet sich das DEKRA Technology Center und Teile des Klinikum Niederlausitz, das hier eine Schwesternschule betreibt.

Verkehr

Verkehrstechnisch ist Klettwitz an die Bundesstraße 169 sowie mit einer eigenen Anschlussstelle an die Autobahn A 13 angebunden.

Im Bau befindet sich eine neue Straße nach Kostebrau, da die bisherige Verbindung durch den Tagebau zerstört wurde. Die geplante Fertigstellung ist 2010.

Persönlichkeiten

Der Schauspieler und ehemalige Intendant des Theaters Neuen Bühne Senftenberg Heinz Klevenow lebt in Klettwitz.

Einzelnachweise

  1. Informationstafel am Standort der ehemaligen Amtsmühle in Senftenberg
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  3. Statistik Brandenburg (PDF; 331 kB)
  4. Kalender der Sparkasse Niederlausitz 2008

Literatur

  • Frank Förster. Verschwundene Dörfer – Die Ortsabbrüche des Lausitzer Braunkohlereviers bis 1993. Domowina-Verlag. Bautzen. 1995.

Weblinks


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