Knjas Potjomkin Tawritscheski

Knjas Potjomkin Tawritscheski
Flagge
Als Panteleimon 1906
Als Panteleimon 1906
Übersicht
Typ Linienschiff
Einheiten Einzelschiff
Bauwerft

Schwarzmeerwerft, Nikolajew

Kiellegung 8. Oktober 1898
Stapellauf 9. Oktober 1900
Auslieferung 1904
Dienstzeit

1905–1918

Verbleib 1919 in Sewastopol versenkt, 1922 verschrottet
Technische Daten
Verdrängung

12.582 ts

Länge

115,30 m über alles

Breite

22,25 m

Tiefgang

8,2 m

Besatzung

730 Mann

Antrieb

22 Belleville-Kessel
2 Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
10.600 PS
2 Schrauben

Geschwindigkeit

16 kn

Reichweite

1.750 sm bei 16 kn
3.400 sm bei 10 kn Fahrt

Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtelpanzer: 127–228 mm
  • Haupttürme: 127–254 mm
  • Kasematten: 152 mm
  • Kommandostand: 228 mm

Die Knjas Potjomkin Tawritscheski (dt.: „Fürst Potjomkin von Taurien“; russisch Князь Потёмкин Таврический, Knjaz’ Potёmkin Tavričeskij) war ein Linienschiff der russischen Marine, das zur Schwarzmeerflotte gehörte. Es ist durch Sergei Eisensteins Film über die Revolution 1905 auch als „Panzerkreuzer Potemkin“ bekannt, was jedoch auf einem Übersetzungsfehler beruht. Um die Erinnerung an die Meuterei zu tilgen, wurde das Schiff in Panteleimon umbenannt.

Die Knjas Potjomkin Tawritscheski wurde von der staatlichen Werft in Mykolajiw erbaut und 1904/1905 in Dienst gestellt. Sie wurde nach dem russischen Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin, Fürst von Taurien (1739–1791) benannt. Als Panteleimon nahm sie am Ersten Weltkrieg teil. Sie wurde von 1923 bis 1925 abgewrackt.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion des Schiffes

Im Oktober 1898 erfolgte die Kiellegung des Schiffes auf der Schwarzmeerwerft im damaligen Nikolajew, die 1897 mit belgischem Kapital für Marineaufträge eingerichtet worden war. Das Schiff war eine Weiterentwicklung des Einzelschiffes Tri Swjatitelja und wiederholte einige Elemente der im Bau befindlichen Pereswet-Klasse für die Baltische Flotte. Die Panzerung aus modernem Kruppstahl orientierte sich in der Verteilung am britischen Linienschiff HMS Majestic. Der Plan des Schiffes diente gleichzeitig als Grundlage für die Bestellung des Linienschiffes Retwisan in den USA, das im Fernen Osten zum Einsatz kommen sollte. Im Oktober 1900 wurde das Schiff getauft und lief vom Stapel. Benannt wurde es nach dem russischen Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin, der 1789 in Nikolajew eine erste Schiffswerft für Kriegsschiffsbauten gegen die Türken eingerichtet hatte. Im Oktober 1903 begann die Erprobung des Schiffes. Es war das erste russische Linienschiff mit einer zentralen Feuerleitung und einer Ölfeuerung, die allerdings schon nach den Tests wegen eines Brandes durch eine reine Kohlenfeuerung ersetzt wurde. Viele Nachbesserungen und der Brand verzögerten die Übernahme in den Flottendienst bis zum Frühjahr 1905.

Meuterei

Nach dem Beginn der Russischen Revolution von 1905 fand am 14. Junijul./ 27. Juni 1905greg. vor der Insel Tendra und später am Tag im Hafen Sewastopol auf diesem Schiff eine Meuterei statt. Diese richtete sich gegen die kaiserlichen Offiziere an Bord, namentlich gegen den Kommandanten Kapitän Golikow (von den Matrosen „der Drache“ genannt). Des Weiteren war die Meuterei auch Teil des politischen Klassenkampfs. Nach der Erschöpfung des Kohlenvorrats ergaben sich die Meuternden am 25. Junijul./ 8. Juli 1905greg. im Schwarzmeerhafen Constanța den rumänischen Behörden und wurden interniert.

Die Meuterei von 1905 ist das Thema des 1925 entstandenen Stummfilms Panzerkreuzer Potemkin von Sergei Eisenstein. Die Dreharbeiten fanden jedoch nicht auf dem Schiff statt, das zu diesem Zeitpunkt bereits abgewrackt war, sondern auf dem abgetakelten Barbettschiff Dwenadzat Apostolow (dt.: „Zwölf Apostel“), das 1925 als Depotschiff für Minen diente, sowie auf dem Kreuzer Komintern.[1] Die am Ende des Films stehende Konfrontation des Schiffes mit einem kaisertreuen Geschwader (elf Schiffe – fünf Schlachtschiffe und sechs Zerstörer) ist eine Fiktion. Die 1905 im Schwarzen Meer befindlichen russischen Schiffe waren veraltet und hätten es nie ernsthaft auf einen Kampf mit der Potjomkin ankommen lassen können.

Weitere Dienstzeit

Um die Erinnerung an die Meuterei zu tilgen, wurde das Schiff nach dem Heiligen Pantaleon in Panteleimon umbenannt. Unter diesem Namen fuhr es bis zum April 1917 und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Als es im November 1905 zu weiteren Unruhen in der Flotte in Sewastopol kam, war das Schiff erneut beteiligt. 1910 erfolgte eine grundlegende Überholung und Modernisierung der Panteleimon in Sewastopol. Am 2. November 1911 lief sie beim Verlassen von Constanța auf Grund, worauf der entstandene Schaden am Schiffsboden 1912 im Sewastopol repariert wurde.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Panteleimon im Verbund mit den anderen alten Linienschiffen eingesetzt. Die Linienschiff-Brigade bestand aus fünf Schiffen: Jewstafi, Ioann Slatoust, Panteleimon, Tri Swjatitelja und dem Linienschiff II. Klasse Rostislaw. Die Russen bemühten sich um den gemeinsamen Einsatz, um einen erfolgreichen Angriff des Schlachtkreuzers Yavuz Sultan Selim (ehemals SMS Goeben) zu verhindern, der nur drei oder weniger Schiffe besiegen könnte. Zwei Wochen nach der russischen Kriegserklärung vom 2. November 1914 an das Osmanische Reich lief die Schwarzmeerflotte am 15. November zu einer Beschießung von Trabzon mit den Linienschiffen Jewstafi, Ioann Slatoust, Panteleimon, Rostislaw, Tri Swjatitelja, dem Kreuzer Almas und den Schwesterschiffen Pamiat Merkurija (ex Kagul) und Kagul (ex Otschakow), drei Zerstörern und elf Torpedobooten aus. Am Morgen des 17. Novembers erfolgte die Beschießung und das russische Geschwader wandte sich nach Westen, um türkische Schiffe an der Küste Anatoliens zu versenken, bevor es am Nachmittag den Rückmarsch nach Sewastopol antrat. Am folgenden Tag traf das russische Geschwader gegen Mittag bei nebeligen Bedingungen kurz vor dem Heimathafen auf den Schlachtkreuzer Yavuz Sultan Selim und den Kreuzer Midilli, die ehemals deutschen Schiffe Goeben und Breslau, welche die russische Flotte abfangen wollten (Seeschlacht von Kap Sarytsch).

Am 9. Januar 1915 stieß die russische Flotte im östlichen Schwarzen Meer auf die türkischen Kreuzer Midilli und Hamidiye, die von einem Einsatz zurückkehrten. Die Midilli traf die Jewstafi mit einem 10,5-cm-Geschoss am vorderen Turm und setzte diesen zeitweise außer Gefecht. Mit ihrer überlegenen Geschwindigkeit konnten die beiden türkischen Kreuzer entkommen.

Zwischen dem 18. März und dem 9. Mai 1915 griff die russische Flotte dreimal die Befestigungen am Bosporus an. Beim dritten Angriff am 9. Mai reagierte die Yavuz Sultan Selim und versuchte, die durch den türkischen Zerstörer Numune-i Hamiyet entdeckten Linienschiffe Jewstafi und Ioann Slatoust abzufangen. Beide Verbände liefen parallel und eröffneten auf 16 km Entfernung das Gefecht. Der russische Befehlshaber, Admiral Andrei Eberhardt ließ seine beiden Schiffe langsam und im Zick-Zack laufen, um den Linienschiffen Tri Swjatitelja und Panteleimon das Aufschließen zu ermöglichen. Der Yavuz Sultan Selim gelang es trotz hoher Geschwindigkeit nicht, sich vor den russischen Verband zu setzen. Die Panteleimon erzielte zwei Treffer auf dem Schlachtkreuzer, bevor dieser nach 22 Minuten das Gefecht abbrach. Der Versuch Eberhardts, dem Schlachtkreuzer nun seinerseits zu folgen, blieb erfolglos.

Am 1. August 1915 wurden alle russischen Linienschiffe in einer Zweiten Brigade organisiert, nachdem mit der Imperatriza Marija das erste Großkampfschiff in Dienst gestellt war. Sie wurden jetzt hauptsächlich zu Küstenbeschießungen herangezogen. Am 1. Oktober beschoss die Panteleimon gemeinsam mit der Ioann Slatoust Zonguldak mit wenig Erfolg trotz Einsatzes von über 1000 Schuss und der Jewstafi das nahe Kozlu, während die Imperatriza Marija Deckung nach See gab. Am 18. Oktober wurde Panteleimon vom deutschen U-Boot U-7 erfolglos angegriffen, als sie an einer ähnlichen Operation gegen die bulgarische Küste beteiligt war. Nach einer weiteren Überholung beteiligte sich die Panteleimon im Rahmen der Trapezunter Operation vom 5. Februar 1916 bis zum 18. April 1916 an der Beschießung der türkischen Küste und unterstütze die Einnahme Trapezunts durch russische Truppen. Im Mai verlegte sie mit Jewstafi und Ioann Slatoust nach Batumi zur Unterstützung der Landstreitkräfte. Während des Sommers 1916 waren die drei Linienschiffe im Dauereinsatz zur Unterstützung der Landstreitkräfte.

Verbleib

Im April 1917 wurde die Panteleimon, nachdem ihre Besatzung sich der Revolution angeschlossen hatte, in Potjomkin Tawritscheski und im Herbst 1917 unter ukrainischer Flagge in Borez sa Swobodu (dt. „Freiheitskämpfer“) umbenannt. Am 29. Dezember 1917 kam das Schiff in den Bestand der Roten Schwarzmeerflotte, lag aber immer im Hafen von Sewastopol. Ab April 1918 wechselte das Schiff mehrfach den Besitzer. Erst von der Roten Armee besetzt, wurde es Eigentum der ukrainischen Volksrepublik. Am 1. Mai 1918 folgte die Besetzung Sewastopols durch deutsche Truppen. Ihnen folgten am 24. November des Jahres 1918 die Briten, die bei ihrem Abzug zusammen mit den Franzosen im April 1919 das Schiff unbrauchbar machten. Im Russischen Bürgerkrieg wurde es am 29. April 1919 Teil der Ukrainischen Front der Roten Armee, am 24. Juni 1919 von den Truppen Denikins eingenommen und kam nach der Rückeroberung am 15. November 1920 endgültig zur sowjetrussischen Marine. Das Schiff wurde ab 1923 abgebrochen und am 21. November 1925 aus den Listen der Roten Flotte gestrichen.

Literatur

  • Robert Gardiner: Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905. Mayflower Books, New York 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
  • J. P. Kardaschew: Wosstanie. Bronenosez «Potjomkin» i ego komanda. Moskau 2008, ISBN 5-7897-0193-0.
  • Stephen McLaughlin: Russian & Soviet Battleships. Naval Institute Press, Annapolis MD 2003, ISBN 1-55750-481-4.

Weblinks

Schiff
 Commons: Knjas Potjomkin Tawritscheski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Meuterei

Einzelnachweise

  1. Sergei Eisenstein: Über mich und meine Filme. Henschelverlag, Berlin 1975, S. 69 ff. und Bildunterschrift 7

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