Kochhart

Kochhart
KochhartVorlage:Infobox Fluss/GKZ_fehlt
Lage Baden-Württemberg; Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Ammer → Neckar → Rhein → NordseeVorlage:Infobox Fluss/QUELLE_fehltVorlage:Infobox Fluss/QUELLHÖHE_fehlt
Mündung in Reusten in die Ammer
48.5430555555568.9166666666667391

48° 32′ 35″ N, 8° 55′ 0″ O48.5430555555568.9166666666667391
Mündungshöhe 391 m ü. NNVorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlenVorlage:Infobox Fluss/HÖHENUNTERSCHIED_fehlt
Länge ca. 8 kmdep1Vorlage:Infobox Fluss/NACHWEISE_fehlenVorlage:Infobox Fluss/EINZUGSGEBIET_fehlt

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Der Kochhart ist der zweitwichtigste Zufluss der Ammer. Er fließt nördlich von Bondorf über Hailfingen nach Reusten und mündet dort nach rund acht Kilometern in die Ammer. Bemerkenswert ist der untere Abschnitt des Kochhart- oder Kochenhartgrabens bei Reusten (ein ungefähr fünfzig Meter tiefer Geländeeinschnitt mit einem Bach, Felsen und Kalkmagerrasen), welcher ein 107 ha großes Naturschutzgebiet ist. Es ist mit seinen Kalkfelsen eines der schönsten Täler des Landkreises. Das Naturschutzgebiet „Kochhartgraben und Ammertalhänge“ besteht aus acht Teilgebieten, wobei der Kochhartgraben die größte Fläche einnimmt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geologische Beschreibung

Kochhartgraben bei Reusten
Kochhartgraben bei Reusten im Winter

Der Kochhartgraben hat aufgrund der Verkarstung des Muschelkalks weitgehend den Charakter eines Trockentals. Mit einer jährlichen Niederschlagsmenge knapp unter 700 mm gehört es im Regenschatten des Schwarzwalds zu den trockeneren Gebieten Baden-Württembergs. Der von mehreren Quellen im Lettenkeuper gespeiste, von Westen her kommende kleine Bach versickert bei Hailfingen nach und nach im Untergrund. Früher floss kein Wasser oberirdisch über die Gemarkungsgrenzen nach Reusten (Schmidt 1923). Heute sorgt die an der Straße von Hailfingen nach Tailfingen liegende, mechanisch-biologische Kläranlage der Gemeinden Rottenburg-Hailfingen und Bondorf für einen kontinuierlichen Wasserzufluss. Aus der Kläranlage fließen bei Trockenwetter 400 bis 600 m³ Wasser pro Tag ab. Dieses Wasser versickert zwar zu einem großen Teil, doch kommt es nie zu einer völligen Austrocknung des Baches im weiteren Talverlauf.[2]

Ammer und Kochhart haben sich bei Reusten tief in eine Muschelkalkschicht eingegraben – die Kochhart formte den Kochhartgraben. Beide Bäche durchschneiden den so genannten Reustener Sattel, der sich vor rund fünf Millionen Jahren im Pliozän aufwölbte. Damals hoben sich auch Schwäbische Alb und Schwarzwald und Ammer und Kochhart flossen wohl schon auf den heutigen Strecken. Der Untergrund stieg so langsam empor, dass ihnen genügend Zeit blieb, sich ins Gestein einzutiefen, ohne ihren Lauf ändern zu müssen.[3]

Am Ende des Kochharttals befindet sich der etwa 500 Meter lange Kirchberg über Reusten, der seinen Namen von einer Kirche hat, die früher bei dem Friedhof auf der Höhe stand. Auf dem Reustener Kirchberg stehend befindet man sich etwa in der Mitte des ovalen, im Durchmesser zwei bis vier Kilometer großen Muschelkalk-Sattels. Sehr schön sind die Canyons zu sehen, die Ammer und Kochhartgraben in den Reustener Sattel schneiden.

Vegetation

Tafel mit der Beschreibung des Naturschutzgebietes

Die linke Talseite des Kochhartgrabens ist verhältnismäßig steil. Da sie in der ganzen Länge nach Süden ausgerichtet ist, ist sie mit einem Halb-Trockenrasen bedeckt und wurde seit jeher als Schafweide genutzt. Die ganztägige Besonnung ist Grundlage für den Artenreichtums an Pflanzen: Küchenschellen, Frühlingsfingerkraut, blaue Scilla, Zypressenwolfsmilch, Sichelblättriges Hasenohr, Bocks-Riemenzunge, das Helmknabenkraut, die Händelwurz, deutscher Enzian, Fransenenziane, Kalk-, Gold- und Silberdistel.[4]

Geschichte

Der aus dem Hauptmuschelkalk herausgetretene Kirchberg zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten Württembergs, hier wurden Funde aus der Stein- und Bronzezeit entdeckt. Eine umfangreiche mittelalterliche Burganlage ist hier auch nachgewiesen. Ungefähr 6,5 m nordwestlich der Kirchhofmauer quert ein etwa 20 m langer, in der Mitte noch 0,5 m hoher Wall den Rücken. Vor ihm ist kein Graben, aber zwischen Wall und Kirchhoftor liegt eine flache Mulde. Demnach handelt es sich wahrscheinlich um den Außenwall eines jetzt aufgefüllten Abschnittgrabens. Der eigentliche Stirnwall der Anlage dürfte sich bereits innerhalb des Friedhofs befunden haben. Auf halber Höhe der steilen Südwestseite des Berges zog früher ein weiterer Wall entlang, der in der neueren Zeit durch den dort betriebenen Steinbruch zerstört wurde. Man erkennt noch verschiedene Wälle, über die der Weg westlich am Friedhof vorbeiführt.

Die Burg Kräheneck, welche in fünfeckiger Form gebaut war, wurde von den Grafen von Nagold und später Tübingen als Gerichtsstandort durch Ausbau einer alemannischen Fluchtburg aufgebaut und in den Jahren 1000 bis 1200 n. Chr. genutzt. In den Jahren 1921 bis 1929 führte die Universität Tübingen Ausgrabungen durch. Kräheneck war eine typische Zungenburg, die an drei Seiten durch ihre natürliche Lage geschützt war.

Der Steinbruch am Kirchberg, den die Stadt Tübingen von 1932 bis 1970 zur Schottergewinnung betrieb, ist heute ein See, der direkt an den Kirchberg stößt.[5]

Nutzung

Schafweide im Kochharttal (2009)

Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auf weiten Teilen der Hänge Weinbau betrieben; nicht nur am Südhang des Kochhartgrabens (hier bis 1828), auch am Breiten Berg zwischen Altingen und Reusten, im Augental und am Kornberg an der Straße zwischen Poltringen und Reusten. Die nochvorhandenen Weinbergmauerreste lassen dies bis heute erkennen. Diese Nutzung wurde abgelöst durch den Anbau von Streuobst und das Anlegen von Gärten einerseits und zum größten Teil durch Schafbeweidung andererseits. Ein weiter Teil liegt brach.

Muschelkalk wurde im vorigen Jahrhundert in den heute teils noch aufgelassenen Steinbrüchen mit Grundwasserseen abgebaut und diente der Schottergewinnung und teilweise auch zum Brechen von Bausteinen aus dem Nodosuskalk. Der abgebaute Muschelkalk (1935–1944) aus dem westlichen Teil der Halde auf Hailfinger Gemarkung wurde zum Bau eines Militärflugplatzes verwendet[6] (Nebenlager des KZ Natzweiler).

Autobahnbrücke

Die Autobahn A 81 überquert den Kochhart-Graben (auch Kochenhartgraben) zwischen den Ausfahrten Herrenberg und Rottenburg am Neckar auf einer 30 Meter hohen und 252 Meter langen Autobahnbrücke[7]. Die Widerlager und Pfeiler dieses Bauwerks sind im Bereich der Hangschultern und Talflanken flach auf Tonsteine des Unterkeupers und unverkarstete Dolomitsteine des Oberen Muschelkalks (Trigonodusdolomit) gegründet. Im Bereich der Talsohle lagern 5 m Tallehm über stark verkarstetem, örtlich zu Schluff zerfallenem Trigonodusdolomit, der mehrere Karsthohlräume mit weichen oder steifplastischen Lehmeinschwemmungen enthält. Die Untergrenze dieses Horizonts liegt etwa 15 m unter der Talsohle. Auch die im Liegenden folgenden Kalksteinbänke des Oberen Muschelkalks sind bis in eine Tiefe von etwa 25 m unter der Erdoberfläche zerklüftet und zerrüttet. In den Bohrkernen waren lehmgefüllte Karsthohlräume zu erkennen. Die Lasten der Talpfeiler der Brücke wurden deshalb mit Bohrpfählen auf unverkarsteten Kalkstein abgetragen. Beim Abteufen der Pfähle war Meißelarbeit erforderlich.[8]

Panoramaaufnahme des Kochhartgraben bei Reusten vom 10. August 2008 mit Blick in nord-östlicher Richtung
Panoramaaufnahme des Kochhartgraben bei Reusten vom 10. August 2008 mit Blick in nord-östlicher Richtung
Panoramaaufnahme des Kochhartgraben (Juli 2009) vom Kirchberg mit Blick in westlicher Richtung
Panoramaaufnahme des Kochhartgraben (Juli 2009) vom Kirchberg mit Blick in westlicher Richtung

Einzelnachweise

  1. Kurze Beschreibung mit Link auf Übersichtskarte und Schutzgebietsverordnung
  2. „Pflege und Entwicklungsplan zum Naturschutzgebiet. Kochhartgraben und Ammertalhänge“ herausgegeben von der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Tübingen
  3. „Die Erde wirft in Reusten Wellen“, Schwäbisches Tagblatt das.magazin
  4. Gerhard Strnisko „Naturschutz im Tübinger Gau“
  5. Landschaftsschutzgebiet Kirchberg und Kochhartgraben
  6. Auszug aus dem Pflege und Entwicklungsplan zum Naturschutzgebiet
  7. Kochhartgrabenbrücke
  8. Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau: „Geotechnische Beschreibung der ingenieurgeologisch wichtigsten Einheiten“ Fallbeispiel: Kochenhartgrabenbrücke S. 16

Weblinks

 Commons: Category:Kochhartgraben – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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