- Kommunistische Partei Italiens
-
Die Kommunistische Partei Italiens (kurz KPI; auch Italienische Kommunistische Partei, italienisch Partito Comunista Italiano, kurz PCI), gegründet 1921 als Abspaltung von der Sozialistischen Partei Italiens, war eine einflussreiche Kommunistische Partei in Italien, die in den 1970er Jahren einige Jahre indirekt in einer Koalition mit der Democrazia Cristiana (DC) an der italienischen Regierung beteiligt war.
Die KPI galt noch vor der Kommunistischen Partei Frankreichs seit den 1960er Jahren als bedeutendste Vertreterin des Eurokommunismus. Mit etwa 1,6 bis 1,8 Millionen Parteiangehörigen und einem durchschnittlichen Stimmenanteil von rund 27 % war die KPI nach dem Zweiten Weltkrieg die mitglieder- und wählerstärkste Kommunistische Partei Westeuropas und spielte spätestens ab Mitte des 20. Jahrhunderts über fast fünf Jahrzehnte durchgehend eine wichtige und tragende Rolle in der Politik des pluralistisch-demokratischen Italien.
Am 3. Februar 1991 legte die KPI nach ihrem letzten Parteitag in Rimini in der Folge des Niedergangs der realsozialistischen Systeme in Osteuropa offiziell die Ausrichtung am durch die historischen Ereignisse der Zeit als diskreditiert geltenden Kommunismus ab, und benannte sich um in Demokratische Partei der Linken (italienisch: Partito Democratico della Sinistra (PDS)), die am 13. Februar 1998 zu den Democratici di Sinistra (Demokraten der Linken) wurden und die von 1998 bis 2000 mit ihrem Vorsitzenden Massimo D’Alema den Ministerpräsidenten Italiens stellte. 2007 ging diese Nachfolgepartei in der Demokratischen Partei (italienisch: Partito Democratico) auf. Ein Teil des vormaligen linken Flügels der KPI bildet die kleinere Partei Partito della Rifondazione Comunista (frei übersetzt: Partei der kommunistischen Wiederbegründung).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der KPI
Gründung und Widerstand gegen den Faschismus (1921–1945)
Die KPI wurde 1921 als Abspaltung von der Sozialistischen Partei Italiens auf Initiative von Amadeo Bordiga, Antonio Gramsci, Palmiro Togliatti und anderen gegründet. Bordiga, Anführer der kommunistischen Linken, war ihr erster Vorsitzender bis zu seiner Verhaftung durch die Faschisten 1923. Auf Order aus Moskau wurde daraufhin die Führungsspitze der KPI durch Antonio Gramsci und Palmiro Togliatti ersetzt.
Nach der Machtergreifung des Faschismus in Italien unter Benito Mussolini im Jahre 1922 wurde die KPI 1926 verboten. Ihr damaliger Vorsitzender und bekanntester Theoretiker Antonio Gramsci wurde verhaftet und 1928 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach elf Jahren Haft wurde Gramsci 1937 vorzeitig aufgrund von schweren gesundheitlichen Problemen aus dem Gefängnis, wo er seine theoretischen Arbeiten fortgeführt hatte, entlassen. Er starb jedoch wenige Tage danach. Gramscis Schriften, darunter die „Lettere dal Carcere“ (Gefängnisbriefe) und die „Quaderni dal carcere“ (Gefängnishefte) übten nachhaltigen Einfluss auf die Neue Linke Westeuropas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Sie nahmen auch schon einige Vorstellungen des späteren Eurokommunismus vorweg.
Ähnlich wie die deutsche KPD hielt die KPI den Faschismus zunächst für eine vorübergehende Erscheinung und folgte bis Mitte der 1930er Jahre der von Moskau bzw. der Kommunistischen Internationale und der KPdSU unter Stalin vorgegebenen Sozialfaschismusthese, nach der der Hauptgegner des Kommunismus im bürgerlichen und sozialdemokratischen Lager stand. Nach der Abkehr von der Sozialfaschismusthese wurde ab 1934/1935 eine antifaschistische Aktionseinheit zwischen Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten gebildet, die von KPI-Chef Palmiro Togliatti aus dessen Exil in Moskau geleitet wurde.
Innerhalb dieser Aktionseinheit prägte die illegale KPI aus dem Untergrund den Widerstand gegen die Diktatur Mussolinis und beeinflusste an führender Stelle während des Zweiten Weltkrieges den Partisanenkrieg auch gegen die mit Mussolini verbündeten deutschen Truppen (vgl. Resistenza).
Amadeo Bordiga, der 1926 auf einer Sitzung des 6. erweiterten Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) in Moskau Stalin scharf kritisierte, wurde 1930 aus der KPI ausgeschlossen; offiziell, weil er den Repressionen gegen Leo Trotzki in der UdSSR widersprochen hatte. Nach Perioden erzwungener Untätigkeit während des Faschismus (Verbannung und später Hausarrest) beteiligte er sich später in der 1943 als „Internationalistische Kommunistische Partei“ gegründeten Gruppe der kommunistischen Linken, die sich von 1961 an „Internationale Kommunistische Partei“ nannte. Bis zu seinem Tode 1970 blieb er dort aktiv. Sein umfangreiches theoretisches Werk blieb in Deutschland bisher weitgehend unbekannt.
Entwicklung zum Eurokommunismus und Regierungsbeteiligung (1945–1990)
Das starke Engagement der Kommunisten gegen den Faschismus führte nach dessen Niederwerfung und nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1945 zum Aufstieg der KPI als einflussreiche politische Kraft in Italien. Mit 1,8 Millionen Mitgliedern war die KPI die größte Kommunistische Partei Westeuropas.
Von 1947 bis zu seinem Tod 1964 führte Palmiro Togliatti als Generalsekretär der KPI die Partei zu mehreren Wahlerfolgen. Bei der ersten demokratischen Nachkriegswahl kam die KPI auf 18,9 % der Wählerstimmen. In vielen Städten, insbesondere in einigen größeren Industriemetropolen Italiens, stellte die KPI über viele Jahre hinweg die regierenden Bürgermeister.
Schon unter Togliattis Führung begann die Partei, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu verfolgen. Mit seinem Modell der Unabhängigkeit (Polyzentrismus) grenzte sie sich von Vorgaben der KPdSU aus der Sowjetunion ab. Die KPI erkannte das pluralistische demokratische System und die Verfassung Italiens an.
Nach Togliattis Tod wurde 1964 Luigi Longo ins Amt des Generalsekretärs der Partei gewählt, das er bis 1972 innehatte. Longo führte die Linie seines Vorgängers fort. Entsprechend verurteilte die KPI auch die Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei 1968 durch Truppen einiger Staaten des Warschauer Pakts unter sowjetrussischer Führung.
Enrico Berlinguer, von 1972 bis 1984 Generalsekretär der KPI, festigte den Kurs der Partei, indem er sich offiziell zum Eurokommunismus bekannte, den er als Dritten Weg zwischen Sozialdemokratie und Sowjetkommunismus beschrieb. Im Zeichen dieses Kurses stand der „historische Kompromiss“ der KPI, der insbesondere bedeutete, dass die KPI der Westintegration Italiens zustimmte. Dieser Kompromiss führte bei den Parlamentswahlen von 1976, bei denen auch unabhängige Kandidaten wie Altiero Spinelli auf der KPI-Liste antraten, zum besten Wahlergebnis in der Parteigeschichte. Mit einem Stimmenanteil von 34,4 % war die KPI darauf indirekt an der folgenden Minderheitsregierung der Democrazia Cristiana beteiligt.
Die Zusammenarbeit zwischen KPI und DC seit dem „historischen Kompromiss“ stieß jedoch auch auf massive Kritik bei Teilen der Neuen Linken und der Parteibasis, Studenten und linken Intellektuellen. Aus dieser Kritik heraus kam es in den 1970er Jahren zu einer Welle von Demonstrationen, die zeitweilig, durch eine Wirtschaftskrise verstärkt, zu militanten auf der Straße ausgetragenen Tumulten und Unruhen eskalierten. Ein tragischer Höhepunkt der Proteste war 1978 die Entführung und schließlich Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro durch die linksterroristische Organisation Rote Brigaden. Moro war Hauptinitiator des Historischen Kompromisses auf Seiten der DC, und deshalb auch in seiner eigenen Partei umstritten. Nach dem Mord an ihm, dessen genaue Umstände und Hintergründe (insbesondere die umstrittene Rolle und die Verantwortlichkeiten der Geheimdienste und der christdemokratischen Führung) bis in die Gegenwart nicht vollständig aufgeklärt werden konnten, ebbte die Protestwelle langsam ab.
1979 verurteilte die KPI den Einmarsch der UdSSR in Afghanistan ebenso wie ab 1981 die Unterdrückung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność in Polen. 1983 distanzierte sich die KPI endgültig vom Kommunismus nach sowjetischem Muster und vertrat ab 1986 das Konzept eines so genannten „neuen Internationalismus“ in der europäischen Linken.
1984 hatte Alessandro Natta Enrico Berlinguer im Amt des Generalsekretärs der KPI abgelöst. Vier Jahre später folgte ihm 1988 Achille Occhetto, der bis zur Parteiumbenennung 1991 diese Funktion ausfüllte.
Abkehr vom Kommunismus, Umbenennung der Partei (seit 1990)
Die inhaltliche Entwicklung der KPI führte schließlich 1990/1991 zur Streichung des Begriffs „kommunistisch“ im Namen der KPI. Nach ihrem Parteitag in Rimini benannte sich die Partei mit 807 gegen 75 Stimmen bei 49 Enthaltungen am 3. Februar 1991 um in Partito Democratico della Sinistra (kurz PDS; deutsch: Demokratische Partei der Linken), die seit 13. Februar 1998 unter dem Namen Democratici di Sinistra (deutsch: „Demokraten der Linken“) firmiert. Mit der letzteren Umbenennung wurde auch das Symbol der Kommunistischen Parteien, Hammer und Sichel, aus dem Parteilogo entfernt.
Der Vorsitzende der neuen PDS war zunächst der seit 1988 als PCI-Parteisekretär wirkende Achille Occhetto, der am 1. Juli 1994 von Massimo D’Alema abgelöst wurde. Zwischen 1996 und 2001 war die Partei als Teil des linken Wahlbündnisses Ulivo an der italienischen Regierung beteiligt. D’Alema wurde 1998 Ministerpräsident Italiens und war bis zum Jahr 2000 zwei Jahre in diesem Amt. Damit war er der erste Regierungschef in einem westeuropäischen Staat, den eine (ehemalige) kommunistische Partei stellte.
Relativ zeitgleich mit der PDS wurde 1991 aus dem linken Flügel der KPI, der sich nicht der PDS anschloss, die Partito della Rifondazione Comunista gegründet, die weiterhin eine im italienischen Parlament vertretene kommunistische Partei war, wenn auch wesentlich kleiner als die PDS oder die Vorgängerpartei KPI. Manche andere ehemalige Mitglieder der KPI verteilten sich in verschiedene, teilweise ebenfalls neu gegründete kommunistische Kleinparteien.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Kommunistische Partei Italiens – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Partito Comunista Italiano
- Kommunistische Partei
- Historische Partei (Italien)
Wikimedia Foundation.