- Konferenz von Potsdam
-
Die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945, offizielle Bezeichnung eigentlich Dreimächtekonferenz von Berlin, war ein Treffen der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs, um auf höchster Ebene über das weitere Vorgehen zu beraten.
Die Konferenz fand im Potsdamer Schloss Cecilienhof statt. Ursprüngliche Planungen sahen Berlin als Tagungsort vor, aber wegen der dortigen schweren Kriegsschäden wurden die Sitzungen in das unversehrte Potsdamer Schloss verlegt.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Beginnend mit der Konferenz von Teheran hatten sich die Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs bereits mehrfach auf unterschiedlichen Ebenen getroffen, um eine Einigung über das Vorgehen für die Zeit nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland zu erzielen. Zuvor wurde in der Konferenz von Casablanca die Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation erhoben. In der Konferenz von Jalta wurde eine Einteilung in Besatzungszonen sowie eine koordinierte Verwaltung und Kontrolle durch eine Zentrale Kontrollkommission beschlossen.
Nach dem militärischen Zusammenbruch des Großdeutschen Reiches, einhergehend mit dem Inkrafttreten der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 und der Verhaftung der Geschäftsführenden Reichsregierung unter Karl Dönitz und Lutz von Krosigk am 23. Mai, hatten die Siegermächte am 5. Juni mit der Berliner Deklaration und der Feststellung der Besatzungszonen sowie der Einsetzung eines Alliierten Kontrollrates offiziell die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen. Eine Konferenz im Juni, wie von Churchill vorgeschlagen, wurde von Stalin verzögert. Dies geschah im Rahmen sowjetischer Bestrebungen, die Westmächte in Bezug auf die deutsche Ostgrenze vor vollendete Tatsachen (fait accompli) zu stellen.
Teilnehmer und Themen
Auf der Konferenz sollten die Grenzziehungen in Europa und die Reparationszahlungen, die Verwaltung des besetzten Deutschlands sowie der noch andauernde Pazifikkrieg besprochen werden.
Die Teilnehmer waren:
- die USA, vertreten durch Präsident Harry S. Truman und seinen Außenminister James F. Byrnes;
- die Sowjetunion, vertreten durch Generalsekretär und Oberbefehlshaber Josef Stalin und seinen Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow;
- Großbritannien, vertreten zunächst durch Premierminister Winston Churchill und seinen Außenminister Anthony Eden, nach Bekanntgabe der Wahlniederlage der Konservativen Partei in den britischen Unterhauswahlen vom 3. Juli dann ab 28. Juli durch Churchills Nachfolger Clement Attlee und dessen Außenminister Ernest Bevin.
Zu den Delegationen gehörten außerdem der jeweilige Generalstab sowie weitere Berater, die ihre zeitweiligen Unterkünfte unweit des Tagungsortes in einigen Neubabelsberger Villen am Griebnitzsee nahmen. Die US-amerikanische Delegation wurde im ‘Haus Erlenkamp’ untergebracht.
Frankreich war an dieser Konferenz nicht beteiligt.
Verlauf
Erste Phase vom 17. bis 25. Juli 1945
In der Periode vom 17. bis 25. Juli fanden neun Sitzungen statt. Darauf wurde die Konferenz für zwei Tage unterbrochen, an denen in Großbritannien die Wahlergebnisse verkündet wurden. [1]
Beginn
Als die „Großen Drei“ sich am 17. Juli 1945 um 17 Uhr am Tisch niederließen, machte Generalissimus Stalin seinen ersten geschickten taktischen Zug: Er schlug Präsident Truman als Vorsitzenden der Konferenz vor, brachte ihn damit in die Position eines Vermittlers zwischen der Sowjetunion und Großbritannien. Harry S. Truman trug daraufhin die wichtigsten amerikanischen Punkte vor:
- Die Einrichtung eines „Rates der Außenminister“, die den Weg zu einer allgemeinen Friedenskonferenz ebnen sollten.
- Klare Richtlinien für den Alliierten Kontrollrat.
- Ein amerikanisches Memorandum, das das Abkommen von Jalta in Bezug auf die Behandlung der osteuropäischen Staaten infrage stellte.
- Die politische Unabhängigkeit Italiens und seines wirtschaftlichen Wiederaufbaus.
Stalin fügte als weitere Diskussionspunkte hinzu:
- Die Aufteilung der Bestände der deutschen Kriegs- und Handelsmarine.
- Die deutschen Reparationsleistungen
- Das Schicksal der deutschen Industrieregionen und eine sowjetische Beteiligung an deren Verwaltung.
- Die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit Deutschlands ehemaligen Satellitenstaaten.
Winston Churchill machte keine Vorschläge.
Neuordnung Deutschlands
Die Errichtung des Rates der Außenminister wurde einstimmig akzeptiert. Die Grundprinzipien, von denen sich die Siegermächte bei der Potsdamer Konferenz leiten ließen, waren die „4 großen D“ – zuweilen wird auch von „5 D“ gesprochen (siehe Potsdamer Abkommen).
Das Kernanliegen der Grundsätze war die Aufteilung des Deutschen Reiches in Besatzungszonen. Jede der vier Mächte (USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich) sollte jeweils politische Handlungsfreiheit in ihrer Zone erhalten. In Verbindung mit dem Prinzip der Einstimmigkeit der Entscheidungen im Alliierten Kontrollrat bedeutete diese Formulierung, dass die einzelnen Besatzungsmächte in ihren jeweiligen Zonen in der Lage waren, eine völlig eigenständige Politik zu betreiben, ohne dass der Kontrollrat sie daran hindern konnte.
Polen
Churchill und Truman lehnten die von Josef Stalin und Polen geforderte Übertragung der Gebiete östlich der Oder und Lausitzer Neiße ab. Bei der fünften Sitzung am 21. Juli 1945 wies Truman auf den deutschen Charakter der Gebiete östlich von Oder und Neiße und auf die neun Millionen Deutschen hin, die dort ansässig waren. Churchill erklärte ebenfalls klar und deutlich, dass es für Polen nicht gut sei, „soviel deutsches Gebiet zu übernehmen“. Wie in Jalta betonte Churchill in der sechsten Sitzung am 22. Juli die moralischen Bedenken Englands gegen umfangreiche Bevölkerungsumsiedlungen. Man könne sich lediglich eine Ausweisung von ebenso vielen Deutschen vorstellen, wie Polen östlich der Curzon-Linie übersiedelten, das heißt zwei bis drei Millionen; doch eine Ausweisung von acht oder neun Millionen Deutschen, wie sie die polnischen Forderungen mit sich brächten, seien zu viel und völlig falsch. Stalin behauptete, dass die deutsche Bevölkerung aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches „fortgegangen“ sei. Um diese Behauptung glaubwürdig erscheinen zu lassen, hatte er jedoch im Juni in einem Streifen von 100 bis 200 km östlich von Oder und Neiße alle Deutschen vertreiben lassen.
Am 24. Juli erschien die polnische Regierungsdelegation mit dem kommunistischen Präsident Bolesław Bierut, stellvertretende Ministerpräsident der polnischen Exilsregierung Stanisław Mikołajczyk und polnische Außenminister Wincenty Rzymowski und minimierte die Zahl der Deutschen in den umstrittenen Gebieten auf höchstens anderthalb Millionen. Unbeugsam vertraten die polnische Regierungsdelegation ihren Anspruch auf Ostdeutschland bis zur Oder und Görlitzer Neiße; von den verbliebenen Deutschen erwartete man, dass sie „freiwillig“ gehen würden. Doch im Gegensatz zu diesen Schätzungen lebten zur Zeit der Potsdamer Konferenz noch mindestens vier Millionen Deutsche östlich von Oder und Neiße, während eine weitere Million dorthin zurückzukehren versuchten.
Die Potsdamer Konferenz musste hier unterbrochen werden, da in Großbritannien die Wahlen zum Unterhaus anstanden. Churchill verlor die Wahl. Sein Nachfolger im Amt des Premierministers wurde Clement Attlee.
Zweite Phase vom 28. Juli bis 2. August 1945
Am 28. Juli kehrte Clement Attlee in der Eigenschaft als Premierminister in Begleitung des neuen Außenministers, Ernest Bevin, zu der Konferenz zurück. Es wurden noch vier Sitzungen abgehalten. Während der Konferenz fanden regelmäßige Begegnungen der Häupter der drei Regierungen, von den Außenministern begleitet, und regelmäßige Beratungen der Außenminister statt. [1]
Mit dem neuen englischen Premierminister Clement Attlee begann am 28. Juli ein neuer Abschnitt in der Potsdamer Konferenz. Churchills Abwahl stellte eine Schwächung des englischen Standpunktes dar.
Endphase der Konferenz
In Bezug auf die Westgrenze Polens ergab sich ein Problem: „Wie könne sie geregelt werden, wenn ein Teil des deutschen Gebietes schon vergeben ist, bevor wir uns geeinigt haben, was überhaupt als Reparationen gelten soll?“ fragte Truman. Bis zum Konferenzende wurde über die polnische Westgrenze diskutiert. Trotz anfänglicher Widerstände kam es schließlich zum Artikel XIII der Potsdamer Deklaration über den „geordneten und humanen Transfer“ der Deutschen, die „in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind“.
Der Kalte Krieg, mit dem auch bereits geschaffene Fakten weiter zementiert wurden, verhinderte jedoch die geplante Friedenskonferenz, auf der noch abschließend u. a. die offene Frage der Westgrenze Polens geklärt werden sollte.
Ergebnis und Folgen
Die Ergebnisse der „Potsdamer Konferenz“ in Bezug auf Europa wurden in einem später häufig als Potsdamer Abkommen oder Potsdamer Kommuniqué bezeichneten Protokoll festgehalten.
Zu den wichtigsten Beschlüssen zählen die Legitimierung des „geordneten und humanen Transfers“ deutscher „Bevölkerungsteile“ Polens, der Tschechoslowakei und Ungarns sowie Polens Verwaltungshoheit über die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie. Die Grenze zwischen Polen und Deutschland sollte einer friedensvertraglichen Regelung mit Deutschland vorbehalten bleiben (→ Zwei-plus-Vier-Vertrag, Deutsch-Polnischer Grenzvertrag).
Die Konferenz von Potsdam markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa und in gewisser Weise den Anfang des Kalten Krieges. Das Scheitern einer gemeinsamen Besatzungspolitik führte letztendlich zu der über 40 Jahre anhaltenden Deutschen Teilung.
Siehe auch
- Potsdamer Erklärung
- Casablanca-Konferenz
- Konferenz von Dumbarton Oaks
- Londoner Protokoll
- Erklärung von Jalta
- Chronik der deutschen Teilung
- Morgenthau-Plan
Literatur
- Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
- Niels von Redecker: Die polnischen Vertreibungsdekrete und die offenen Vermögensfragen zwischen Deutschland und Polen (Studien des Instituts für Ostrecht 44), 2. Auflage. Lang, Frankfurt am Main 2004.
- James L. Gormly: From Potsdam to the Cold War: Big Three Diplomacy, 1945–1947. Scholarly Resources, 1990.
- J. R. Thackrah: Aspects of American and British Policy Towards Poland from the Yalta to the Potsdam Conferences, 1945. Polish Review 1976 21(4): 3–34. ISSN 0032-2970.
- Foreign Relations of the United States: Diplomatic Papers. The Conference of Berlin (Potsdam Conference, 1945), 2 vols., U.S. Government Printing Office, Washington D.C. 1960.
Weblinks
- Potsdamer Konferenz im LeMo-Projekt des Deutschen Historischen Museums
- Literatur über Potsdamer Konferenz in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.