- Ernest Bevin
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Ernest Bevin (* 9. März 1881 in Winsford[1], Somerset; † 14. April 1951 in London) war ein britischer Gewerkschaftsführer und Politiker (Labour Party). Er war Arbeitsminister von 1940 bis 1945 und Außenminister von 1945 bis 1951.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
(1881–1940)
Bevin wurde 1881 als Sohn eines Landarbeiters und eines Hausmädchens im Somerset geboren. Die Mutter verlor er bereits mit acht Jahren, den Schulbesuch in Crediton brach er bereits mit neun Jahren ab. Seine fehlende Schulbildung holte er später auf autodidaktischem Wege nach.
Ab seinem elften Lebensjahr war Bevin darauf angewiesen, arbeiten zu gehen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. So arbeitete er unter anderem als Lastwagenfahrer in Bristol, bevor er sich verstärkt in der britischen Gewerkschaftsbewegung engagierte. 1911 wurde er schließlich zum Sekretär der in England und Wales tätigen Hafenarbeitergewerkschaft Dock, Wharf, Riverside and General Labourers' Union berufen und 1914 wurde er mit der landesweiten Organisation derselben beauftragt.
1922 beteiligte Bevin sich an der Gründung der Transportarbeitergewerkschaft Transport and General Workers' Union (TGWU), die bald zur größten Gewerkschaft in Großbritannien überhaupt werden sollte. Als erster Generalsekretär der TGWU wurde er rasch zu einem der wichtigsten Gewerkschaftsführer des Landes und damit auch zu einer maßgebenden Figur der britischen Politik. Ideologisch verstand sich Bevinzu dieser Zeit als gemäßigter Sozialist: Er lehnte den Kommunismus und die Idee, politische Ziele mit Hilfe von Gewalt durchzusetzen, gleichermaßen ab und setzte stattdessen auf eine Erneuerung des Staates von Innen auf dem Weg von Reformen.
Ab 1925 war er Mitglied im Generalrat des Trades Union Congress (TUC). 1926 nahm er in führender Position, aber ohne persönliche Begeisterung am britischen Generalstreik teil. Er gehörte dem pragmatische Flügel der Gewerkschaftsbewegung an, der daran glaubte, seinen Mitgliedern durch direkte Verhandlungen unter Androhung von Streikmaßnahmen als Ultima ratio materielle Gewinne zu verschaffen.
Obwohl Bevin von ihrer Gründung an Mitglied der Labour Party und später auch Angehöriger ihrer Unterhausfraktion war, besaß er nur geringes Vertrauen in das parlamentarische System. Sein Verhältnis zum ersten Labour-Premier Ramsay MacDonald war denkbar schlecht und die Beziehung verschlechterte sich noch weiter, als MacDonald 1931 eine Zweck-Allianz mit den Konservativen einging.
In den 1930er Jahren, als die Labour Party innerlich gespalten und politisch geschwächt war, fand Bevin sich zu einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit mit den konservativen Regierungen von Baldwin und Chamberlain bereit.
Zur selben Zeit begann er, sich intensiv mit außenpolitischen Fragen zu befassen. Als entschiedener Gegner des Faschismus lehnte er die Appeasement-Politik der konservativen Regierungen gegenüber den faschistischen Staaten des europäischen Kontinents nachdrücklich ab. Bevins scharfe Attacken gegen die pazifistischen Kreise innerhalb der Labour Party führten 1935 zum Rücktritt von George Lansbury als Parteiführer an dessen Stelle Clement Attlee als neuer Parteivorsitzender trat.
Minister im Kriegskabinett Churchill (1940–1945)
1940 ernannte Winston Churchill Bevin zum Minister für Arbeit und Wehrdienst in seinem Kriegskabinett. Infolge des Emergency Powers (Defence) Act (1939) konnte Bevin aus dieser Position die staatliche Lenkung großer Teile der britischen Wirtschaft organisieren, unter anderem durch die Umverteilung von Arbeitskräften. Während dieser Zeit war Bevin verantwortlich für die Abzweigung von 48.000 Zwangsverpflichteten vom Militärdienst in die Montanindustrie. Diese Arbeiter wurden als Bevin Boys bekannt. Kurz nach seiner Ernennung zum Arbeitsminister wurde Bevin ohne Gegenbewerber für einen Londoner Wahlbezirk ins Unterhaus gewählt. Bevin verblieb Arbeitsminister, bis die Labour-Politiker die Koalitionsregierung 1945 verließen.
Minister in der Regierung Attlee (1945–1951)
Nach dem Sieg der Labour Party in den Unterhauswahlen vom Sommer 1945 wurde Bevin von Clement Attlee, dem Führer seiner Partei, der nun mit der Bildung einer Regierung beauftragt worden war, zum Außenminister in der neuen Regierung berufen. Das Amt des Schatzkanzlers (Chancellor of the Exchequer = Finanzminister), für das Attlee ursprünglich Bevin ins Auge gefasst hatte, wurde stattdessen an Hugh Dalton übertragen.
Noch im Juli 1945, unmittelbar nach dem Wahlsieg der Labour Party, reiste Bevin gemeinsam mit Attlee nach Potsdam, um dort die Plätze von Churchill und Eden als britische Vertreter bei der Potsdamer Konferenz einzunehmen, auf der die drei führenden Siegermächte des Zweiten Weltkrieges sich über ihre Politik gegenüber dem besiegten und besetzten Deutschland einigten.
Als Außenminister befürtwortete Bevin, der als „Arbeiterführer“ keine gefühlsmäßige Bindung zum britischen Kolonialreich empfand, einen rasche Entlassungs Indiens und der anderen überseeischen Besitzungen Großbritanniens in die Unabhängigkeit. Zu der Gleichgültigkeit, mit der Bevin die Auflösung des Empires betrachtete, trug insbesondere seine Auffassung bei, dass dieses ohnehin immer nur dem reichen Teil der britischen Bevölkerung, den Herzögen und Baronen, genutzt habe, während die Arbeiterklasse von den Profiten des Empires ausgeschlossen geblieben sei.
Mit Blick auf den sich anbahnenden Kalten Krieg zwischen Ost und West trat Bevin trotz seines sozialistischen Hintergrundes als überzeugter Antikommunist hervor. Zur Institutionalisierung des westlichen Blocksystems trug er insoweit entscheidend bei, als er maßgeblichen Anteil an der Schaffung von zwei Schlüsselinstrumenten hatte, mit denen die Sanierung und organisatorische Strukturgebung des westlichen Systems verwirklicht wurde: der Marshallplan-Hilfe und der NATO.
Obwohl viele Parteikollegen – darunter Richard Stafford Cripps – eine Premierministerschaft Bevins anstelle von Attlee befürworteten, erhob Bevin niemals Ansprüche auf diesen Posten.
1945 setzte er sich für eine parlamentarische Versammlung in der zu gründenden UNO ein, deren Mitglieder direkt von den Bürgern der Mitgliedsländer gewählt werden sollten.
1946 trat Bevin dafür ein, das Protektorat Britisch-Somaliland und die Gebiete Italienisch-Somaliland und Ost-Äthiopien/Ogaden, die seit 1941 von Großbritannien verwaltet wurden, weiterhin geeint zu lassen und gemeinsam zum Treuhandgebiet zu machen. Dieser „Bevin-Plan“ fand bei den anderen Großmächten keine Unterstützung, brachte Bevin jedoch hohes Ansehen bei Somali-Nationalisten, welche die Einigung aller Somali in einem Groß-Somalia anstrebten.[2]
Er lehnte die Forderung der zionistischen Bewegung ab, das Weißbuch von 1939 zu annullieren, dessen Bestimmungen die jüdische Einwanderung in Palästina verhinderte. Ebenso lehnte er die Teilungsvorschläge für Palästina ab und stand der Bildung eines jüdischen Staates Israel ablehnend gegenüber. Hauptmotive für ihn war der Gedanke, dass ein zu schnelles Nachgeben Großbritanniens das britische Ansehen in der arabischen Welt beschädigen und außerdem den Eindruck erwecken würde, dass Großbritannien vor den Anschlägen, die einige extreme zionistische Gruppen zu dieser Zeit gegen britische Einrichtungen in Palästina verübten, kapituliere.
Letztendlich gab die britische Regierung dem Druck der internationalen Meinung und dem Einfluss der USA nach und verwies das Problem an die Vereinten Nationen, die Ende 1947 den UN-Teilungsplan für Palästina beschlossen und so die Grundlage für die Gründung des Staates Israel legten.
Im März 1951 wurde Bevin trotz seiner angeschlagenen Gesundheit zum Lordsiegelbewahrer ernannt. Er starb bereits einen Monat später.
Bevins Persönlichkeit
Bevin stand bereits als Gewerkschaftsführer in dem Ruf, ein ruhiger und umgänglicher, von ideologischen Überspanntheiten freier Mann und in politischen Fragen ein Pragmatiker zu sein. Als Staatsmann gelang es ihm, traditionellen britischen Patriotismus und den ihm als Sozialisten eigenen Internationalismus und Kosmopolitismus miteinander in Einklang zu bringen.
Weblinks
Commons: Ernest Bevin – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Die kleine Enzyklopädie, Encyclios-Verlag, Zürich, 1950, Band 1, Seite 172
- ↑ Michael Crowder: The Cambridge History of Africa: From c. 1940 to c. 1975, Bd. 8 von The Cambridge History of Africa, 1985, ISBN 9780521224093 (S. 465f.)
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