- Konturpflügen
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Ein Pflug ist ein landwirtschaftliches Gerät, das zum Umbrechen der obersten Bodenschicht des Ackers (Pflügen) benutzt wird. Dies hat nachfolgende Zwecke:
- Zerstörung der Wurzelstruktur der bis zur letzten Ernte vorhandenen Pflanzen,
- Zerstörung der Wurzelstruktur von nach der Ernte ausgegekeimten Unkrautsamen (mechanische Unkrautbekämpfung)
- gleichmäßige Einarbeitung auf den Acker gebrachten organischen Materials (z. B. Mist, Gülle, Häckselstroh)
- mechanische Lockerung des Bodens, insbesondere von verdichteten Stellen
- Durchlüftung des Bodens mit dadurch geförderter biochemischer Zersetzung älteren pflanzlichen Materials (Bodengare) zu Humus
- Vorbereitung des Ackers als Saatbett
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Pfluges
Bereits in prähistorischer Zeit löste der Pflug an vielen Orten Hacke, Spaten und Grabstock für die Feldarbeit ab.
Die früheste Methode, den Boden aufzulockern, war der noch heute in vielen Teilen der Welt verwendete Grabstock. Das Auflockern des Erdreichs mit Hacke oder Dechsel erfolgte nur auf kleinen Flächen. Der früheste Fund eines Pfluges stammt aus "Egolzwil 3" Kanton Luzern und datiert in die Mitte des 5. Jahrtausends. Bereits vor 5500 v. Chr. existierten im bewuchsarmen Steppengürtel Europas einfache, zunächst wohl von Menschen gezogene Hakenpflüge aus Holz. Mit den Linienbandkeramikern kam vermutlich der von Ochsen mittels Joch und Geschirr gezogene Pflug nach Mitteleuropa. Diese Hakenpflüge oder Ards bestanden aus einem zugespitzten Holz, das den Boden aufriss und hatten weder Pflugschar, Sech, Wendebrett oder Räder. Solche Pflüge hielten sich in Mitteleuropa bis ins späte Mittelalter. Zunächst zogen Rinder, also Kühe oder Ochsen den Pflug. Sehr viel später kamen Esel, Kamel oder Maultiere hinzu, letztlich übernahmen dies die leistungsfähigeren Pferde.
Im 4. Jahrhundert kam der Räderpflug auf, dieser konzentriert die Zugleistung des Tieres mehr auf das Aufbrechen des Bodens statt auf das Ziehen des recht schweren Gerätes. Die Verwendung von Pferden zum Pflügen wurde mit der Erfindung des Kummets wirklich effektiv, denn der noch bis zum 8. Jahrhundert verwendete Hals- und Leibgurt beeinträchtigte die Atmung des Zugtieres und das danach gebräuchliche Stranggeschirr war nicht viel effektiver.
Eine wesentliche Verbesserung war die eiserne Pflugschar. Die Wirkungsweise des Pfluges verbesserte sich durch die Anbringung eines Streichbrettes (seit Pflüge aus Stahl gefertigt werden, Streichblech genannt), und des Messerseches enorm: Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut), wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche. Bei manchen Konstruktionen findet man sogenannte Vorschneider oder Kolter. Diese(s) Messer schneiden/t in den Boden noch bevor die eigentliche Pflugschar in den Boden eindringt.
Eiserne Pflugscharen (chin.: guan) mit scharfer Spitze, anschließendem Mittelsteg und zwecks Reibungsverminderung leicht aufwärts geneigten Seitenflügeln zum Abstreichen der Erde gab es in China bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Schon zu dieser Zeit - vor der Zeitenwende - existierten in China vier Arten von Streichbrettern, die passgenau (d. h. ohne Reibung) in die Pflugschar übergingen und den Boden unterschiedlich wendeten und aufwarfen. Weiterhin konnte man an der Konstruktion die Tiefe einstellen, in der man die Erde pflügen wollte. Das Wissen um die Bauweise wurde im alten China von offizieller Seite verbreitet.
Der im 15. Jahrhundert entwickelte Kehrpflug besaß ein umsetzbares Streichbrett und eine symmetrische Schar. Dadurch war es möglich, nach rechts und nach links zu pflügen. So konnte der Pflug am Ende der Furche gewendet und in die entgegengesetzte Richtung gepflügt werden.
In Europa wurden Streichbretter erst im späten Mittelalter (zunächst aus Holz) eingeführt und danach bis ins 18. Jahrhundert noch sehr primitiv gebaut, so dass man große Reibungsverluste hatte und mehr Zugtiere für die gleiche Arbeitsleistung benötigte (6-8 gegenüber 1-2 Ochsen in China). Erst im 18. Jahrhundert begann mit dem Rotherham Plough ein ernsthaftes Umdenken, wahrscheinlich inspiriert durch die von den Niederländern aus China mitgebrachte Pflüge. Ein Pionier auf dem Gebiet war James Small (um 1730-1793), dessen Pflüge sich in England und Schottland (aber noch nicht in Deutschland) für 150 Jahre durchsetzten.
Zwischen 1824 und 1827 konstruierten die Brüder František (1796-1849) und Václav Veverka (1799-1849) aus Rybitví die ersten steilwendenden Sturzpflüge.
Der amerikanische Schmied John Deere erfand 1837 den ersten selbstreinigenden Stahlpflug und legt damit das Fundament für sein Unternehmen Deere & Company, das heute der größte Landmaschinenhersteller der Welt ist.
Die von Pferden gezogenen Pflüge wurden unterschieden in:
- Stelzpflug (nur ein Rad oder eine Gleitkufe vor dem Schar)
- Schwingpflug (kein Rad zur Führung; der Pflug wird nur durch die Art der Anhängung in der Tiefe geführt)
- Karrenpflug (zweirädriger Karren als Führungselement vor dem Pflug)
Die Pflüge hatten ab dem Mittelalter hinten zwei Griffe (Sterzen), an denen der Pflüger den Pflug führen und bedingt auch lenken konnte. Normalerweise musste man den Pflug am Ende einer Furche mühselig herumheben. Für das Hin- und Zurückpflügen in eine Richtung braucht man einen Wendepflug.
Der Wanzleber Pflug ermöglichte das Tiefpflügen im Zuckerrübenanbau. Die wesentliche Neuerung war das an der hölzernen Grindel (einem Gestell) befestigte eiserne Streichblech. Nun wurde eine Furche von 12" (ca. 30,5 cm) Tiefe erreicht.
Eine spezielle Art mit zwei gegenüberliegenden Pflugteilen stellte der Kipppflug dar.
Pflüge für Tierzug werden bis heute noch in großer Stückzahl z. B. in Indien gefertigt.
Pflügen ohne Zugtiere: Vollmechanisierung des Pflügens
Das Zeitalter des vollmechanisierten Pflügens begann in Europa ab etwa 1850 mit dem Dampfpflug. Dies waren Lokomobile, die am Ende des Feldes aufgestellt wurden, um an Seilwinden den Pflug auf dem Feld hin- und herzuziehen. Da diese Lokomobile zum direkten Ziehen des Pfluges auf den tiefgründigen Kulturböden in Europa zu schwer waren, kamen Traktoren, wie wir sie heute kennen erst mit Erfindung des leichteren Verbrennungsmotors auf.
1858 verlieh die britische Royal Agricultural Society (Königliche Landwirtschaftliche Gesellschaft) dem englischen Ingenieur John Fowler ein Preisgeld von 500 Pfund für einen Dampfpflug, das sie für einen wirtschaftlichen Ersatz von Pflug oder Spaten ausgelobt hatte.
Moderne Pflüge werden von Traktoren gezogen. Die ersten Pflüge hatten ursprünglich nur einen Pflugkörper. Mit zunehmender Motorenleistung der Traktoren wurden die Pflüge dann mehrfurchig (mehrscharig). Drei- und mehrscharige Pflüge sind heute meist mit einer variablen Schnittbreitenverstellung ausgerüstet.
Volldrehpflüge werden überwiegend hydraulisch gedreht
Pflügen
Pflügen ist das Lockern und Wenden der Ackerkrume mit Hilfe eines Pflugs. Durch Pflügen wird die Bodenstruktur aufgelockert. Somit ergibt sich eine größere, rauhe Oberfläche. Durch erhöhte Sauerstoffzufuhr, Witterungseinwirkungen sowie Zersetzung der organischen Stoffe wird eine lockere, wasserspeichernde Struktur erreicht.
Im Regelfall wird viereckig gepflügt, mit dem Wendepflug oder bei einem genügend breiten Rain (Feldrand) auch streifenförmig, was dann als Konturpflügen (amerik. contour plowing) bezeichnet wird. Die Anordnung der Ackerfurchen parallel zum Hang, dient dazu, die Erosion (Hangabspülung) besonders in den Great Plains zu vermindern; oft in Verbindung mit dem Streifenanbau.
Der Erfolg des Pflügens ist vom richtigen Zeitpunkt, von der dem Boden angepassten Arbeitstiefe und von der Witterung abhängig. Wird dies nicht beachtet, kann der Pflug der Bodenstruktur erhebliche Schäden zufügen. Normalerweise wird im Herbst gepflügt. Große Erdschollen können danach über den Winter durch Frostsprengung zerfallen. Wegen der Bodenorganismen und der Humusschicht soll nicht zu tief gepflügt werden. Zur Saatbettbereitung werden Felder danach mit der Egge geglättet („geeggt“).
Es gibt Weltmeisterschaften im Pflügen. Bei denen werden vor allem die Schnelligkeit, Genauigkeit (= Geradlinigkeit der Furche) und konstante Tiefe beurteilt. Viele der Weltmeister kommen aus dem Marchfeld in Niederösterreich, wo ihnen sogar ein eigenes Denkmal, wie in Haringsee[1] gewidmet wurde.
Siehe auch: Monatsbilder, Bauernregeln
Heutige Ausführungen von Pflügen
Anhängungsart
- Anbaupflug
- Pflug, der fest am Schlepper angebaut wird und von diesem mittels Dreipunkthydraulik in der Arbeitstiefe reguliert wird. Heute meistens bis 6-scharig, selten 7-scharig.
- Anhängepflug
- Pflug, der an eine stationäre dampfbetriebene Zugmaschine gekoppelt ist, aber manuell ausgehoben wird. (Verwendet bis zum Aufkommen von Hydrauliksystemen in der Landwirtschaft.)
- Aufsattelpflug
- Pflug mit eigenem Fahrwerk (1 oder 2 Räder), das ein Teil des Pfluggewichtes trägt. Heute meist ab 6 Furchen und in der Regel in Europa bis max. 20 Furchen realisierbar.
Pflugbauart
- Beetpflug
- Pflug mit einer Reihe Scharen, der den Boden nur in eine Richtung, meist nach rechts, wendet. Größere Felder müssen deshalb in kleinere "Beete" eingeteilt werden, daher der Name Beetpflug.
- Volldrehpflug
- Pflug mit zwei Reihen Scharen, der durch Drehen links- und rechtswendend arbeiten kann.
- Winkeldrehpflug
- Pflug mit zwei Reihen von Scharen die zueinander im 90 Grad Winkel befestigt sind, sodass der nicht arbeitende Pflugkörper das Landrad des Traktors belastet.
- Schichtenpflug
- Pflug mit übereinander angebrachten Scharen, wobei das obere Schar den Boden flach wendet (bis ca 15 cm) und das untere „Lockerungsschar“ den Boden nur auflockert, aber nicht wendet (ab 15 cm bis 30cm tiefe) [2]
Hersteller
Hersteller pferdegezogener Pflüge:
Hellwig, Eberhardt, Landsberg, Rud. Sack, Ventzki
aktuelle Hersteller:
Eberhardt, Kuhn, Landsberg, Niemeyer Agrartechnik, Rabe Agri, Pöttinger Landtechnik, Vogel & Noot Landmaschinen, Kverneland, Frost, Gassner, Regent, Lemken Landmaschinen
Sonstiges
Im übertragenen Sinn wird der Begriff bei einem Schneepflug oder beim Skifahren für den früher angewendeten Pflugbogen verwendet (siehe Schwung (Ski)).
Der Pflug von Walle ist einer der ältesten Pflüge.
Literatur
- Ulrich Bentzien: Haken und Pflug. Berlin 1969.
- Max Eyth: Hinter Pflug und Schraubstock, DVA München 1987; ISBN 978-3-421-06303-8
- Horst W. Löbert: Aus der Geschichte des Pfluges. Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide Nr.5, Ülzen 1993.
- Jens Lüning: Steinzeitliche Bauern in Deutschland Die Landwirtschaft im Neolithikum. Bonn 2000
- Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste: Staffort und Lörrach 2005
Einzelnachweise
- ↑ Chronik Fuchsenbigl abgerufen am 25. September 2008
- ↑ Kraftstoffverbrauch beim Zweischichtenpflug, PDF der Uni für Bodenkultur in Wien
- Wende/ Schwenkpflug
- Pflug mit einer Reihe Scharen, der durch Schwenken die Wenderichtung ändern kann. Schare sind hierzu senkrecht unter den Pflugholm montiert.
Weblinks
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