Kottbusser Tor

Kottbusser Tor
Das Kottbusser Tor, 1807
Das Neue Kreuzberger Zentrum am Kottbusser Tor
Bahnhof Kottbusser Tor bei Nacht, von der Adalbertstraße gesehen

Kottbusser Tor ist die Bezeichnung für eine platzartige Straßenkreuzung und einen U-Bahnhof im Berliner Ortsteil Kreuzberg (Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg). Der Platz und der U-Bahnhof werden im Berliner Volksmund auch „Kotti“ genannt. Er ist das Zentrum der nordöstlichen Hälfte Kreuzbergs, des historischen ‚SO 36‘. Der Platz gilt als einer der Hauptumschlagplätze für harte Drogen in der Stadt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Benannt ist der Platz nach einem Stadttor der Berliner Akzisemauer, das sich im 18. und 19. Jahrhundert bis zu deren Abriss in den 1860er Jahren an dieser Stelle befand und in Richtung Cottbus aus Berlin herausführte.

Die Schreibweise für das Tor änderte sich mit der Zeit:

  • Cottbusserthor in Grundriß der königl. Residenzstädte: Berlin, Carl Ludwig von Oesfeld, 1789;
  • Cottbusser Thor in Topografische Karte, 1836
  • Cottbuser Tor in Pierer’s Conversationslexikon, 6. Auflage, Berlin, 1875
  • Kottbuser Tor in Beilage zum Berliner Adressbuch, Verlag: Julius Straube, 1893;
  • Cottbuser Tor in Pharus Plan Berlin, Pharus Verlag GmbH, 1921
  • Kottbuser Tor in Sanwald Plan Berlin, Karl Sanwald, 1926
  • Kottbusser Tor in Westermanns Plan von Berlin, Georg Westermann, 1932

Verkehrsknotenpunkt Kottbusser Tor

Schematische Karte des Kottbusser Tors

Das Kottbusser Tor bildet einen zentralen Verkehrsknotenpunkt in Kreuzberg. Nach Süden verläuft die breite Kottbusser Straße – im weiteren Verlauf Kottbusser Damm – nach Neukölln Richtung Hermannplatz und die Admiralstraße Richtung Südstern als verkehrsberuhigte Zone und noch südlicher als Fußgängerbereich. Von Ost nach West wird der „Kotti“ von der Skalitzer Straße durchquert (ebenfalls vierspurig). Nach Norden verläuft die schmalere Adalbertstraße, die nach der Maueröffnung schnell zu einer belebten Verkehrsstraße Richtung Berlin-Mitte wurde. Nur noch zu Fuß erreichbar ist im Norden die Dresdener Straße als Verlängerung der Kottbusser Straße.

In der Mitte der 1950er Jahre wurden auf der Südseite des Platzes in dem Dreieck zwischen Kottbusser Straße und Admiralstraße eine Reihe von Altbauten abgerissen, die durch eine Hochhausbebauung von Wassili Luckhardt ersetzt wurden.[2] Seitdem hat er seinen ursprünglichen Gründerzeitcharakter fast völlig verloren. Augenfällig ist vor allem das langgestreckte, von 1969 bis 1974 erbaute Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ) an der Nordseite des Platzes, das die Adalbertstraße überspannt und die Dresdener Straße im Süden begrenzt. Verantwortliche Architekten waren Wolfgang Jokisch und Johannes Uhl,[3] nach einer Rahmenplanung von Werner Düttmann. Der Grund für diese nach Norden hin abschirmende Wirkung lag in der Autobahnplanung der Sechzigerjahre, wonach nördlich des NKZ am Oranienplatz ein Autobahnkreuz zwischen den nie realisierten Autobahnen A 102 und A 106 vorgesehen war.

Direkt auf dem runden Platz des Kottbusser Tores befindet sich der gleichnamige Umsteigebahnhof der Hoch- und U-Bahn. Der Hochbahnhof der Linie U1 dominiert die gesamte Platzanlage und ist zugleich Erkennungszeichen. Unterhalb des Bahnhofes befindet sich der U-Bahnhof der Linie U8. Während die Hochbahn bereits seit 1902 den Platz quert, fährt die U8 erst seit 1928 zum Kottbusser Tor.

Kottbusser Tor als sozialer Brennpunkt

Das Gebiet um das Kottbusser Tor mit dem benachbarten Wassertorplatz ist – wie der gesamte Kiez – ein sozialer Brennpunkt. Vom Berliner Senat wurde das Quartier rund um das Kottbusser Tor als eines von 17 Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf ausgewiesen. Das so künstlich geschaffene Viertel Kreuzberg Zentrum/Wassertorplatz erhält seit 1999 ein Programm zum Quartiersmanagement.

Das Viertel war insbesondere in den 1990er Jahren Schauplatz der jährlichen Straßenschlachten zum 1. Mai in Kreuzberg. Durch verschiedene Maßnahmen (zum Beispiel das Myfest) ist es dem Bezirksamt und Anwohnerinitiativen gelungen, diese Ausschreitungen in den vergangenen Jahren erheblich zu reduzieren.

Das Gebiet um das Kottbusser Tor ist zudem der Ort mit dem höchsten Ausländeranteil Berlins. Dieser liegt bei 55 % (2000), der Anteil von Bewohnerinnen und Bewohnern nicht deutscher Herkunft wird auf 80 Prozent geschätzt.[4]

Außerdem hat sich seit Jahren eine der größten Berliner Drogenszenen auf dem Platz festgesetzt. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Berliner Senat und Mietern wurde 2004 in der Dresdener Straße ein öffentlicher Drogenkonsumraum eingerichtet. Man hoffte, so die Situation für die Drogenabhängigen, aber auch für die dort wohnenden Bürger zu verbessern.[5] Nach fünf Jahren Arbeit ist dem Betreiber, dem Aids- und Suchthilfeträger Fixpunkt, der Mietvertrag Anfang 2009 gekündigt worden. Seit im Juni 2009 eine letzte Duldungsfrist abgelaufen ist, erhält der Verein sein Angebot mithilfe zweier Kleinbusse direkt am Kottbusser Tor aufrecht.[6]

Im Sommer 2011[7][8] soll der Druckraum in einer stillgelegten Schule wiedereröffnet werden. Anwohner haben eine Bürgerinitiative gegründet, die die große Entfernung zum Kottbusser Tor kritisiert und sich gegen die Öffnung einsetzt. Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler bezeichnet den Bezirksbeschluss jedoch als endgültig.[9]

In den 1990er Jahren war das Kottbusser Tor das Revier der 36 Boys, einer Jugendbande mit Migrationshintergrund.

Am 5. Januar 1980 wurde Celalettin Kesim[10] bei einem Überfall von türkischen Faschisten und religiösen Fundamentalisten am Kottbusser Tor ermordet. Anfang der 1990er Jahre wurde am Tatort eine von Hanefi Yeter geschaffene Gedenkstele zu seinem Andenken errichtet.

Weblinks

 Commons: Kottbusser Tor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ohne Waffe läuft am Kottbusser Tor nichts mehr. Der neue Bahnhof Zoo heißt Kottbusser Tor. In: B.Z. vom 16. August 2008
  2. Kreuzberger Chronik: Das vergessene Hochhaus
  3. Zentrum Kreuzberg (Neues Kreuzberger Zentrum – NKZ)
  4. Beer, Musch: Berlin-Kreuzberg, Kottbusser Tor. (PDF) S. 59
  5. Wer ist der Kotti?. In: Der Tagesspiegel, 8. März 2009
  6. Kreuzberger Druckraum schließt. In: Der Tagesspiegel, 11. Juni 2009
  7. Druckraum für Drogenabhängige, Platz für Trinker. In: Berliner Morgenpost vom 24. Juli 2010
  8. Neue Fixerstube am Kottbusser Tor. In: B.Z. vom 19. Januar 2011
  9. Fixerstube in Kreuzberg. Beitrag in der Sendung Deutschland heute vom 19. November 2009 im Deutschlandfunk
  10. Aus Liebe zu Allah. In: Jungle World
  11. issuu.com
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