Krabat (2008)

Krabat (2008)
Filmdaten
Originaltitel Krabat
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 115 Minuten
Altersfreigabe FSK 12 [1]
JMK 12 [2]
Stab
Regie Marco Kreuzpaintner
Drehbuch Michael Gutmann,
Marco Kreuzpaintner
Produktion Jakob Claussen,
Thomas Wöbke,
Uli Putz,
Bernd Wintersperger
Musik Annette Focks
Kamera Daniel Gottschalk
Schnitt Hansjörg Weißbrich
Besetzung

Der Film Krabat von Regisseur Marco Kreuzpaintner ist eine Realverfilmung des Romans Krabat von Otfried Preußler. Dieser basiert auf der bekannten sorbischen Volkssage Krabat.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wird der 14-jährige Waisenjunge Krabat 1646 Lehrling in einer Wassermühle im Koselbruch bei Schwarzkollm in der Lausitz. Die elf anderen Gesellen behandeln ihn teilweise hart, bringen ihm aber auch die nötigen Fertigkeiten eines Müllergesellen bei. Besonders zum Altgesellen Tonda fasst Krabat zunächst Vertrauen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Wie alle Gesellen gerät auch Krabat nach und nach zunächst willig immer tiefer in die Fänge des Meisters, der in den schwarzen Hexenkünsten bewandert ist. Als Krabat eines Nachts an der Seite von Tonda unsichtbar das Dorf Schwarzkollm besucht, sieht er dort ein Mädchen, in das er sich augenblicklich verliebt. Tonda warnt ihn jedoch nachdrücklich, niemals dem Meister den Namen des Mädchens zu offenbaren. Dass dies offensichtlich seine Gründe hat, erkennt Krabat, als eines Morgens im Herbst Tondas Mädchen Worschula tot im Mühlbach gefunden wird. Tonda verfällt daraufhin zusehends und in der Neujahrsnacht wird er, von den anderen Gesellen offenbar getötet, aufgefunden.

Krabat muss erkennen, dass er und die anderen Lehrlinge vom Meister nicht nur in den schwarzen Künsten unterrichtet werden, sondern offensichtlich jedes Jahr einer der Gesellen sein Leben an „den Gevatter“ geben muss, damit der Meister selbst nicht stirbt. Sein Mitgeselle Juro vertraut Krabat einen Weg an, wie er aus der Mühle und den Fängen des Meisters entkommen kann: Sein Mädchen muss ihn beim Meister in der Silvesternacht freibitten, nur dadurch lässt sich das Band an den Meister und die Mühle lösen. Das Mädchen erscheint in der Silvesternacht und erbittet ihren Krabat. Der Meister stellt sie daraufhin auf die Probe: Sie muss unter allen als Krähen verwandelten Gesellen Krabat erkennen. Sie erspürt ihn und besteht so die Probe, der Bann bricht und der Meister stirbt, als die Mühle in Flammen aufgeht. Die Gesellen sind wieder normale Burschen und ziehen davon.

Entstehung

Die Geschichte um den Zauberlehrling Krabat ist eine sorbische Sage, die insbesondere durch die Bücher von Jurij Brězan (Die schwarze Mühle, 1968 bzw. Krabat oder Die Verwandlung der Welt, 1976) und Preußler (Krabat, 1971) bekannt wurde.

Der Film Krabat ist die zweite Realverfilmung des Themas. 1975 wurde die Sage nach dem Buch von Jurij Brězan unter dem Titel Die schwarze Mühle von Regisseur Celino Bleiweiß für das Fernsehen der DDR verfilmt.[3] 1977 entstand der tschechisch-deutsche Zeichentrickfilm Krabat des Regisseurs Karel Zeman, der sich auf das Buch von Preußler bezieht.

Die Produktion von Krabat kostete über acht Millionen Euro. Gedreht wurde unter anderem in der Nähe von Sibiu (Rumänien) unter zum Teil sehr widrigen Bedingungen (Marco Kreuzpaintner: „Es war hart an der Grenze zum Nervenzusammenbruch”)[4] und in den Filmstudios in Bottrop. Weitere Außenszenen wurden in Bonndorf im Schwarzwald und Schluchsee-Blasiwald (47° 46′ 14″ N, 8° 8′ 20″ O47.770428.13883) gedreht, um Fördergelder vom Land Baden-Württemberg zu erhalten.[5]

Nach der Weltpremiere am 7. September 2008 auf dem Toronto International Film Festival[6] fand die deutsche Uraufführung am 23. September 2008 in der Lichtburg Essen statt. Der Film kam am 9. Oktober 2008 in die deutschen Kinos. Die Free-TV-Premiere fand am 25. April 2011 auf ProSieben statt.

Den Titelsong Allein Allein schrieb die deutsche Band Polarkreis 18.

Unterschied zum Buch

Obwohl der Film zu Beginn die ersten Worte des Buches aufnimmt, sind im Folgenden die Unterschiede groß. So spielt der Film nicht während des Nordischen Krieges (in dieser Zeit entstand auch die Sage), sondern ist 60 Jahre früher während des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt. Das zweite und das dritte Jahr wurde zusammengemischt, dafür aber die Zeit mit Tonda stärker betont. Die Geschichte von Tonda mit seiner Worschula wird erzählt, während dies im Buch nur rückblickend erwähnt wird. So wird auch ein Überfall auf Schwarzkollm inszeniert, bei dem die Burschen die Einwohner retten, in dessen Verlauf aber sich Worschula verrät, sodass sie kurze Zeit später umgebracht wird. Am Ende ist es auch nicht Krabats Entscheidung, die Kantorka am Silvesterabend zu rufen, sondern Lyschko, ein im Buch negativer Charakter, ruft sie, denn die Burschen haben sich geschworen, zusammenzuhalten. Auch hat die Kantorka kein helles Haar, wie im Buch, sondern schwarzes Haar.

Kritik

Otfried Preußler schrieb an die Produzenten über den Film: „Froh bin ich,… dass ich in ihrem Film ‚meinen‘ Krabat wiedererkennen kann. Marco Kreuzpaintner hat tatsächlich das Kunststück fertig gebracht sowohl dem Medium Film als auch meinem Buch gerecht zu werden. Es ist ein höchst anspruchsvolles, in sich stimmiges Ganzes entstanden.“[7]

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden, die dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ verlieh, schrieb: „Hier wurde sehr behutsam und zurückhaltend ein Meisterwerk geschaffen, das bisweilen die düsteren Züge von Nosferatus Grauen in sich trägt. Für einen deutschen Film jüngeren Datums durchaus ungewöhnlich und geprägt von starkem ästhetischen Willen gelingt es dem Regisseur, schwarze Magie und archaische Rituale vor dem Hintergrund der Not in Zeiten des Krieges ein bedrückendes Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse zu zeigen, in der immer wieder Gefühle von Hoffnung, Menschlichkeit und Liebe aufflackern, die sich aber angesichts der Übermacht dunkler Mächte nur schwer behaupten können.“[7]

Das Lexikon des Internationalen Films schrieb: „Adaption von Otfried Preußlers Jugendbuch von 1971, in der ein Waisenjunge in der vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten Oberlausitz in einer unheimlichen Mühle in den Sog eines diabolischen Paktes gerät. Dem Fantasy-Film gelingt es zwar nicht recht, die Verführungskraft der Magie tricktechnisch umzusetzen, aber dank seines stimmigen Setdesigns, beachtlicher Darsteller und der Konzentration auf die Spannungen zwischen den in den fatalen Pakt verwickelten Figuren verdichtet er seine gruselige Geschichte zu einem atmosphärischen Abenteuer.“[8]

Der Rezensent der FAZ konnte dem Film dagegen nicht viel Gutes abgewinnen.[9] Krabat erreiche nie die Tiefe und Komplexität der Buchvorlage, sondern beschränke sich weitgehend auf die äußere Handlung. Der Film sei in jeder Hinsicht zu laut geraten und lasse keine Zwischentöne zu. Durch den Verzicht auf die heterogenen Erzählstränge des Buches und viele der dort eingestreuten Volkssagen werde unter anderem die Figur des Müllers unverständlicher als in der Vorlage. Als Resumee bezeichnete der Kritiker den Regisseur als am Thema gescheitert, was auch die hervorragenden Schauspieler nicht hätten retten können.

Auszeichnungen

2009 wurde Krabat in den Kategorien Bestes Szenenbild, Beste Filmmusik und Tongestaltung für den Deutschen Filmpreis nominiert.[10]

Originalkulisse

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung der FSK
  2. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK): Details zum Film
  3. Die schwarze Mühle http://german.imdb.com/title/tt0073670/
  4. Interview Tagesspiegel Ticket 41/2008
  5. Dana Hoffmann: Bonndorf: Krabat-Verfilmung: 2 Minuten Ruhm für Bonndorfer Stadtwald, Badische Zeitung, 16. Oktober 2008, Zugriff am 24. Juni 2011
  6. http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/169173
  7. a b Krabat bei der Filmbewertungsstelle Wiesbaden
  8. Krabat im Filmlexikon
  9. Tilman Spreckelsen: Kein Zauber gegen die Liebe. FAZ, 10. Oktober 2008.
  10. vgl. Deutscher Filmpreis: Die Nominierungen im Überblick bei welt.de, 13. März 2009

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