- Otfried Preußler
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Otfried Preußler (* 20. Oktober 1923 in Reichenberg, Nordböhmen) ist ein deutscher Kinderbuchautor. Seine bekanntesten Werke sind Der kleine Wassermann, Der Räuber Hotzenplotz, Krabat, Das kleine Gespenst und Die kleine Hexe. Die weltweite Gesamtauflage seiner insgesamt 32 Bücher liegt bei 50 Millionen Exemplaren.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Preußlers Vorfahren waren hauptsächlich als Glasmacher tätig und lassen sich bis ins 15. Jahrhundert in Böhmen nachweisen. Seine Eltern waren Lehrer, der Vater nebenbei auch Heimatforscher und Volkskundler. Aus der böhmischen Heimat schöpft Preußler später viele seiner Erzählstoffe. Bereits als kleiner Junge war er oft mit seinem Vater, der die Sagen des böhmischen Teils des Isergebirges zusammentrug, unterwegs.
Preußler besuchte die Rudolphschule in Reichenberg. Seine Lieblingsfächer waren Deutsch und alle Fremdsprachen. Preußlers Berufswunsch war, Professor für deutsche Landesgeschichte an der Karlsuniversität in Prag zu werden.[2]
Unmittelbar nach seinem Abitur 1942, das er mit Auszeichnung bestand,[2] wurde Preußler zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Zwar überstand er den Einsatz an der Ostfront, geriet aber 1944 als 21-jähriger Offizier in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in verschiedenen Gefangenenlagern in der Tatarischen Republik, unter anderem in Jelabuga. Er litt unter Typhus, Malaria und Fleckfieber und magerte bis auf 40 Kilogramm ab.[1]
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Juni 1949 fand er im oberbayerischen Rosenheim seine heimatvertriebenen Angehörigen und seine Verlobte aus Reichenberg, Annelies Kind, wieder. Noch im selben Jahr heirateten sie. Das Paar hat drei Töchter.
Von 1953 bis 1970 war Preußler zunächst als Volksschullehrer, dann als Rektor an der später nach ihm benannten Otfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen tätig. Mitunter hatte er 52 Kinder zu beschäftigen.[1] Hier kam sein erzählerisches und zeichnerisches Talent den Kindern zugute; nicht selten erzählte er seinen unruhigen Schülern Geschichten, die er später aufschrieb und veröffentlichte.
Anfangs arbeitete Preußler nur nebenberuflich als Schriftsteller (er schrieb unter anderem Hörspiele für den Kinderrundfunk). Später kamen die ersten Kinderbücher (1956 erschien sein erstes Buch Der kleine Wassermann) und auch einige Übersetzungen hinzu. Mittlerweile hat er insgesamt 32 Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Seine Bücher haben eine deutschsprachige Gesamtauflage von über 15,2 Millionen Exemplaren und liegen in 55 Sprachen in etwa 275 Übersetzungen vor.
Otfried Preußler lebt heute als freier Schriftsteller in Haidholzen bei Rosenheim. Seit er sich weitgehend zur Ruhe gesetzt hat, hat er seine Erlebnisse in den russischen Gefangenenlagern aufgeschrieben. Diese sollen jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht werden.[1]
Zitate
„Kein Buch hat ein Ende.“
„Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass Kinder das beste und klügste Publikum sind, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker.“
Auszeichnungen
- 1957: Deutscher Kinderbuchpreis, Sonderpreis für Text und Illustration für Der kleine Wassermann
- 1958: Auswahlliste Deutscher Kinderbuchpreis für Die kleine Hexe
- 1963: Auswahlliste Deutscher Kinderbuchpreis für Der Räuber Hotzenplotz
- 1967: Auswahlliste Deutscher Kinderbuchpreis für Das kleine Gespenst
- 1970: Auswahlliste Deutscher Kinderbuchpreis für Neues vom Räuber Hotzenplotz
- 1973: Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1973: Europäischer Jugendbuchpreis für Krabat
- 1973: Notable Book of 1973 der American Library Association für Krabat
- 1972: Silberner Griffel von Rotterdam – holländischer Jugendbuchpreis für Krabat
- 1977: Jugendbuchpreis des polnischen Verlegerverbandes für Krabat
- 1979: Bayerischer Verdienstorden
- 1988: Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach für Gesamtwerk
- 1988: IBBY Honour List für die griechische Übersetzung von Das kleine Gespenst
- 1990: Eichendorff-Literaturpreis
- 1990: Verdienstmedaille Pro Meritis vom Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultur
- 1991: Ernennung zum Titularprofessor der Republik Österreich
- 1992: Deutscher Fantasy-Preis der Stadt Passau und des EDFC e. V. für sein Gesamtwerk
- 1993: Bundesverdienstkreuz (I. Klasse)
- 2000: Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung
- 2000: Großes Bundesverdienstkreuz[3]
- 2010: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst[4]
Werke
- 1951: Das kleine Spiel vom Wettermachen
- 1951: Das Spiel vom lieben langen Jahr
- 1951: Der fahrende Schüler im Paradies
- 1951: Kasperl hat ein gutes Herz
- 1951: Frau Nachbarin, Frau Nachbarin, wo will sie mit den Blumen hin?
- 1951: Der Perserschah
- 1951: Es geistert auf der Mitteralm
- 1951: Lieb Nachtigall, wach auf
- 1951: Lustig ist die Fasenacht
- 1951: Dass die Lieb' nicht vergeht, dass die Treu sich bewährt. Ein Polterabendspielchen für Kinder
- 1951: Das fremde Bleichgesicht
- 1953: Das Spiel von den sieben Gesellen
- 1954: Ei guten Tag, Frau Base
- 1956: Der kleine Wassermann
- 1957: Die kleine Hexe
- 1958: Bei uns in Schilda. ISBN 3-522-10600-8
- 1958: Thomas Vogelschreck. ISBN 3-522-12610-6
- 1962: Kater Mikesch (Nacherzählung)
- 1962: Der Räuber Hotzenplotz
- 1966: Das kleine Gespenst
- 1968: Die Abenteuer des starken Wanja
- 1968: Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze
- 1969: Neues vom Räuber Hotzenplotz
- 1969: Kater Schnurr mit den blauen Augen
- 1971: Krabat
- 1972: Die dumme Augustine
- 1973: Hotzenplotz 3
- 1975: Das Märchen vom Einhorn
- 1978: Die Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil
- 1981: Hörbe mit dem großen Hut
- 1981: Pumphutt und die Bettelkinder
- 1983: Hörbe und sein Freund Zwottel
- 1984: Der goldene Brunnen. Ein Märchenspiel
- 1985: Kindertheaterstücke
- 1985: Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschichten
- 1987: Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern. ISBN 3-522-16480-6
- 1988: Zwölfe hat's geschlagen. ISBN 3-522-16100-9
- 1989: Dreikönigsgeschichten. Die Krone des Mohrenkönigs / Das Lied der Zikade
- 1989: Die Glocke von grünem Erz
- 1990: Jahrmarkt in Rummelsbach. ISBN 3-522-42870-6
- 1993: Mein Rübezahlbuch. ISBN 3-522-16803-8
- 1993: Das Eselchen und der kleine Engel. ISBN 3-522-43156-1
- 1993: Brot für Myra. Eine Geschichte vom heiligen Nikolaus
- 1995: Die Glocke von Weihenstetten
- 1995: Die Zenzi mit dem Wackelzahn. Illustriert von Rolf Rettich
- 1996: Vom Drachen, der zu den Indianern wollte
- 1997: Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschichten. ISBN 3-570-20325-5
- 2000: Das große Balladenbuch
- 2001: Dreizehn Geschichten von Hexen und Zaubermeistern. ISBN 3-570-26135-2
- 2001: Dreizehn Geschichten von Schätzen und ihren Hütern. ISBN 3-570-26124-7
- 2001: Wasserschratz und Tatzenkatze. ISBN 3-522-43364-5
- 2001: Wo steckt Tella? Illustriert von Petra Probst. ISBN 3-522-43365-3
- 2002: Eins, zwei, drei im Bärenschritt. ISBN 3-522-17188-8
- 2002: Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk. ISBN 3-570-26164-6
- 2010: Ich bin ein Geschichtenerzähler, herausgegeben von Susanne Preußler-Bitsch und Regine Stigloher. ISBN 978-3-522-20095-0
- 2011: Der kleine Wassermann – Frühling im Mühlenweiher, herausgegeben von Preußler, Daniel Napp und Regine Stigloher. ISBN 978-3-522-43678-6
Als Übersetzer
Otfried Preußler hat außerdem die ersten drei Bände der Pentalogie Die Chroniken von Prydain von Lloyd Alexander ins Deutsche übersetzt.
Verfilmungen
Von Preußlers Büchern bestehen zahlreiche Verfilmungen, einige wurden bereits mehrfach verfilmt. Die jüngsten Filme sind Der Räuber Hotzenplotz und Krabat (2008).
- 1964: Kater Mikesch (Fernsehserie)
- 1967: Der Räuber Hotzenplotz (Fernsehfilm)
- 1968: Die Abenteuer des starken Wanja (Fernsehserie/Puppenspiel)
- 1974: Der Räuber Hotzenplotz
- 1977: Krabat
- 1979: Neues vom Räuber Hotzenplotz
- 1983: Die kleine Hexe
- 1985: Kater Mikesch (Fernsehserie)
- 1986: Die kleine Hexe
- 1992: Das kleine Gespenst
- 1993: Die dumme Augustine
- 2006: Der Räuber Hotzenplotz
- 2008: Krabat
Literatur
- Dino Larese: Otfried Preußler. Anmerkungen zu Herkunft, Biographie und Werk. Bücherei, Amriswil 1975.
Weblinks
- Literatur von und über Otfried Preußler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.preussler.de
- Informationen zu Preußler, Otfried im BAM-Portal
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Ein bisschen Magier bin ich auch (Interview von Caroline Mascher mit Otfried Preußler). In: Focus 40, 2008, S. 44-46. (Online)
- ↑ a b Fragebogen: Otfried Preußler; in: Schule & wir. Die Elternzeitschrift, hrsg. vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Nr. 3 / 2010, S. 20.
- ↑ Bayerische Staatsbibliothek
- ↑ Träger des Bayerischer Maximiliansordens 2010. Bayerische Staatsregierung, 20. Oktober 2010, abgerufen am 24. Oktober 2010.
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