- Kraftwerk Westfalen
-
Kraftwerk Westfalen Luftbild des Kraftwerkes Lage Lage in Nordrhein-WestfalenKoordinaten 51° 40′ 49″ N, 7° 58′ 11″ O51.6802777777787.9697222222222Koordinaten: 51° 40′ 49″ N, 7° 58′ 11″ O Land Deutschland Gewässer Datteln-Hamm-Kanal (Zusatzwasser Kühlturm) Daten Primärenergie Fossile Energie Brennstoff Steinkohle Leistung insgesamt 588 MW (elektrisch): - Blöcke A + B: 2 x 152 MW (seit Februar 2011 nicht mehr am Netz)
- Block C: 284 MW
- Blöcke D + E: 2 x 800 MW (im Bau)
Typ Kohlekraftwerk Eigentümer RWE Betriebsaufnahme 1963 Schornsteinhöhe 200 m Das Kraftwerk Westfalen ist ein kohlebefeuertes Großkraftwerk der RWE Power AG (bis 2000 VEW) im Stadtbezirk Hamm-Uentrop (Stadtteil Schmehausen) der Stadt Hamm am östlichen Ende des Datteln-Hamm-Kanals. Auf dem gleichen Gelände liegt auch der 1989 stillgelegte THTR-300. Ebenfalls auf dem Kraftwerksgelände sollte ab etwa 1975 das Kernkraftwerk Hamm errichtet werden. Dieser Plan wurde aber 1995 endgültig aufgegeben.
Inhaltsverzeichnis
Status und Geschichte
Steinkohlen-Blöcke A, B, C und ConTherm-Anlage
Das Kraftwerk nahm 1963 mit zwei 152-Megawatt-Blöcken (A und B) seinen Betrieb auf. 1969 wurde der Standort um einen weiteren Block (C) mit einer Nettoleistung von 284 Megawatt ergänzt. Während die Blöcke A und B noch für eine Mischfeuerung mit Öl ausgelegt waren, wurde Block C von vornherein für den alleinigen Einsatz von Steinkohle konzipiert. Diese stammt aus dem Ruhrgebiet, von der Saar, aus Osteuropa und von Übersee (Australien, Südafrika und Südamerika) und wird über den Datteln-Hamm-Kanal zum Kraftwerk gebracht. Für An- und Abtransport der Brennstoffe und Verbrennungsprodukte wird der Kanalendhafen Uentrop-Schmehausen genutzt. Der Kohlenlagerplatz des Kraftwerks hatte bis zum Jahre 2010 eine Kapazität von maximal 180.000 Tonnen Steinkohle. Ein solcher Vorrat genügt, um alle drei Kraftwerksblöcke für mehr als einen Monat in Höchstlast zu betreiben.[1]
1975 begannen die Planungen für das Kernkraftwerk Hamm. Es sollte auf diesem Gelände entstehen, mit einem Druckwasserreaktor der Konvoi-Baureihe ausgestattet werden und 1990 ans Netz gehen. Die Planungen wurden jedoch nie umgesetzt. Stattdessen rüstete man gegen Ende der 1980er Jahre das Kraftwerk Westfalen mit einer Entschwefelungs- und Entstickungsanlage aus. Im Zuge dessen wurden zwei 150 Meter hohe Schornsteine durch einen neuen, 200 Meter hohen Kamin ersetzt.
2001 ging mit der ConTherm-Anlage eine dem Block C vorgeschaltete Pyrolyseanlage in Betrieb. In dieser wurden durch Verschwelen von Ersatzbrennstoffen wie heizwerten Altkunststoffen, Sortierresten, sonstigem Abfall, Tiermehl und ähnlichem Rohmaterial Pyrolysegas und Pyrolysekoks erzeugt und anschließend im Block C verstromt.[1] Am 11. Dezember 2009 stürzte in dieser Pyrolyseanlage der Schornstein ein und fiel auf das dazugehörige Gebäude. Ursache war eine fehlerhafte Isolierung, die zu enormer Hitzeentwicklung geführt hatte, durch welche der Stahl weich geworden war. Es entstand ein Sachschaden im sechsstelligen Bereich.[2] Die daraufhin durchgeführte Wirtschaftlichkeitsanalyse ergab, dass heizwertreiche Abfälle nicht mehr in dem Maße sortiert werden, wie das für den Prozess notwendig ist. Stattdessen landen die Materialien, oftmals der Inhalt von Gelben Säcken, in den Müllverbrennungsanlagen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, den umgestürzten Kamin nicht wiederaufzubauen.[3]
Einige Jahre lang wurden bis zu fünfzehn Prozent der Feuerwärmeleistung des Kraftwerks genutzt, indem die Steinkohle mit anderen Stoffen versetzt wurde. Hierzu zählen Petrolkoks, Klärschlamm, außerdem Ersatz- bzw. Sekundärbrennstoffe wie Faserreststoffe, aufbearbeitete Siedlungs- und Gewerbeabfälle und Produktionsreste, die zu wertvoll für die klassische Müllverbrennung sind. Davon abgesehen wurden aber auch die auf Mischfeuerung ausgelegten Blöcke A und B grundsätzlich nur noch mit Steinkohle befeuert.[1]
Größtes Bauwerk der Anlage ist mit einer Höhe von 122 Metern und einem Durchmesser von 92 Metern der Naßkühlturm des Blocks C. Zwei ältere Ventilatorkühltürme mit je 34 Metern Höhe ergänzen das Kühlsystem.
Von den ursprünglich drei Blöcken ist noch einer in Betrieb, Block C mit einer Nettoleistung von 284 Megawatt. Die Blöcke A und B sind im Februar 2011 dauerhaft außer Betrieb gegangen.[4] Die Blöcke D und E mit einer Leistung von je 800 Megawatt befinden sich im Bau.
Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor
Zu dem auf dem Kraftwerksgelände befindet sich der Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor-300 (THTR). Er ging 1983 in Betrieb und wurde vom Betreiber 1989 außer Betrieb genommen. Die Sprengung des THTR-Trockenkühlturmes in Hamm-Uentrop erfolgte am 10. September 1991.
Neubau Steinkohlen-Blöcke D und E
Im Februar 2007 stellte die RWE Power AG bei der zuständigen Bezirksregierung einen Bauantrag für ein Doppelblock-Kraftwerk mit je 800 Megawatt Leistung. Die Anlage wird auf dem Gelände des einst geplanten Kernkraftwerks Hamm errichtet, direkt neben dem stillgelegten Hochtemperatur-Reaktor THTR-300.
Die Blöcke werden mit Steinkohle betrieben. Ihre Abgase werden über die zwei Kühltürme mit jeweils 165 Metern Höhe (genauso hoch wie der nie errichtete Kühlturm des verworfenen Kernkraftwerks Hamm) geleitet, so dass kein Schornstein für das neue Kraftwerk erforderlich ist. Verglichen mit alten Kohlekraftwerken gleicher Leistung und geringerem Wirkungsgrad reduzieren die neuen Blöcke die Kohlendioxid-Emissionen mit einem Nettowirkungsgrad von 46 % um 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Allerdings werden die Blöcke D und E jährlich zwischen 8,8 und 9,2 Millionen Tonnen CO2 im Jahr ausstoßen, vergleichbar mit dem Ausstoß von Honduras im Jahre 2007. Da moderne Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke bis zu 60 % Wirkungsgrad haben und der neu zugebauten Kapazität von 1600 MW nur eine abgeschaltete Kapazität von rund 600 MW gegenüber steht, es also netto zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen kommt, steht der Ausbau unter starker Kritik von Umweltschutzverbänden. [4][5][6] Ebenfalls wird die fehlende Kraft-Wärme-Kopplung kritisiert, jedoch besteht in Hamm-Uentrop keine Nachfrage nach Dampf.
Die Bauarbeiten für das Kraftwerk führt RWE Technology seit 2008 durch. Mitte bis Ende 2012 sollen die neuen Blöcke in Betrieb gehen. Ursprünglich hatte man sich auf Mitte 2011/Anfang 2012 eingerichtet. Es hatten sich aber umfangreiche Mängel an den beiden Kesselgerüsten gezeigt, aus denen sich die Notwendigkeit ergab, die defekten Kesselgerüste abzubauen und gegen andere zu ersetzen.[7] Die zugehörigen Arbeiten begannen im März 2010.[8]
In der Zwischenzeit wird eine dritte Kohlehalde in Betrieb genommen werden, die auch für den gesteigerten Bedarf der beiden neuen Kraftwerksblöcke für dreißig Tage Steinkohle vorrätig halten soll.[9]
RWE Technology informiert über den aktuellen Baufortschritt durch die Veröffentlichung von Baustellenberichten.[10]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c Informationsbroschüre der RWE: Kraftwerk Westfalen. Ein Standort voller Energie.
- ↑ Märkische Allgemeine Online vom 11. Dezember 2009: Schornstein von RWE-Kraftwerk Hamm-Uentrop eingestürzt
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 12. März 2010: Aus für ConTherm-Anlage.
- ↑ a b Internetseite der RWE.
- ↑ Carbon dioxide emissions (CO2), thousand metric tons of CO2 (CDIAC), United Nations.
- ↑ Steinkohlekraftwerk Hamm (RWE)
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 19. Februar 2010: Verspätet ans Netz.
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 30. März 2010: Abbau des Kesselgerüstes hat begonnen.
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 8. Oktober 2010: So kommt die Kohle ins Kraftwerk.
- ↑ RWE-Technology-Baustellenberichte.
Weblinks
-
Commons: Kraftwerk Westfalen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Infomaterial über das Kraftwerk als PDF-Datei (1,47 MB)
- 7 Fragen zum Neubau Block D/E als PDF-Datei (2,18 MB)
- Infomaterial zum Neubau Block D/E als PDF-Datei (741 kB)
- Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
- Hamm-Wiki:Kraftwerk Westfalen
Besucherzentrum und Ankerpunkte (von West nach Ost): Museum der Deutschen Binnenschifffahrt | Innenhafen Duisburg | LVR-Industriemuseum Oberhausen | Landschaftspark Duisburg-Nord | Gasometer Oberhausen | Aquarius-Wassermuseum | Villa Hügel | Nordsternpark | Welterbe Zeche Zollverein und Kokerei Zollverein | Zeche Ewald | Chemiepark Marl | Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen | Henrichshütte | Jahrhunderthalle Bochum | Umspannwerk Recklinghausen | Deutsches Bergbau-Museum | Zeche Nachtigall | Schiffshebewerk Henrichenburg | DASA | Kokerei Hansa | Zeche Zollern II/IV | Hohenhof | Freilichtmuseum Hagen | Lindenbrauerei Unna | Maximilianpark Hamm
Themenrouten (aufsteigend nach Nummern): 1. Duisburg: Stadt und Hafen | 2. Industrielle Kulturlandschaft Zollverein | 3. Duisburg: Industriekultur am Rhein | 4. Oberhausen: Industrie macht Stadt | 5. Krupp und die Stadt Essen | 6. Dortmund: Dreiklang Kohle, Stahl und Bier | 7. Industriekultur an der Lippe | 8. Erzbahn-Emscherbruch | 9. Industriekultur an Volme und Ennepe | 10. Sole, Dampf und Kohle | 11. Frühe Industrialisierung | 12. Geschichte und Gegenwart der Ruhr | 13. Auf dem Weg zur blauen Emscher | 14. Kanäle und Schifffahrt | 15. Bahnen im Revier | 16. Westfälische Bergbauroute | 17. Rheinische Bergbauroute | 18. Chemie, Glas und Energie | 19. Arbeitersiedlungen | 20. Unternehmervillen | 21. Brot, Korn und Bier | 22. Mythos Ruhrgebiet | 23. Historische Parks und Gärten | 24. Industrienatur | 25. Panoramen und Landmarken | per Rad
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Kraftwerk Heil — Kraftwerk Bergkamen Marina Bergkamen Rünthe, im Hintergrund das Kraftwerk Bergkamen Das Kraftwerk Bergkamen ist ein deutsches Steinkohlekraftwerk in Bergkamen … Deutsch Wikipedia
Westfalen (Begriffsklärung) — Westfalen bezeichnet: den westfälischen Sprachraum Westfälische Dialekte politische Gebilde und deren Einwohner: Westfalen, den niederdeutschen Landesteil im Bundesland Nordrhein Westfalen und eine historische Landschaft Westfälischer Reichskreis … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Hamm — bezeichnet verschiedene Kraftwerke auf dem Gebiet der Stadt Hamm: das Kraftwerk Westfalen, ein Steinkohlekraftwerk im Stadtteil Schmehausen das Kernkraftwerk THTR 300, ein stillgelegtes Kernkraftwerk im Stadtteil Uentrop das Kernkraftwerk Hamm,… … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Datteln — am Dortmund Ems Kanal … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Herne Baukau — Fernwärmeleitungen … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Scholven — von … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Lausward — Kraftwerk Lausward, rechts neben den Kaminen des Kraftwerks der Mast der vom Kraftwerk abgehenden Bahnstromleitung … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Weisweiler — Kraftwerk Weisweiler, im Vordergrund der Brennstoff Grabenbunker … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Castrop-Rauxel — Kraftwerk Rauxel Das Kraftwerk Rauxel ist ein ehemaliges Steinkohlekraftwerk in Castrop Rauxel. Es liegt direkt an der Bundesstraße 235 und wurde im Zeitraum von 2006 bis 2008 Rückgebaut. Auf der Fläche soll Wohnbebauung entstehen.… … Deutsch Wikipedia
Kraftwerk Westerholt — bereits während des Abbruchs 2006 … Deutsch Wikipedia