Lakshadweep

Lakshadweep
Lakshadweep - ലക്ഷദ്വീപ്‌
Status: Unionsterritorium
Hauptstadt: Kavaratti
Fläche: 32 km²
Einwohner: 64.429 (2011)
Bevölkerungsdichte: 2013 Einwohner je km²
Amtssprache: Malayalam
Website: lakshadweep.nic.in
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Lakshadweep (Malayalam: ലക്ഷദ്വീപ്‌, Lakṣadvīp) ist ein indisches Unionsterritorium, das von der indischen Zentralregierung verwaltet wird.

Es umfasst die beiden Inselgruppen der Lakkadiven und Amindiven sowie die Insel Minicoy südwestlich des indischen Subkontinents im Arabischen Meer. Seine Hauptstadt ist Kavaratti. Lakshadweep umfasst 12 Atolle und drei Riffe mit insgesamt 27 Inseln und einer Fläche von 32 km². Der Name Lakshadweep wird landläufig mit „hunderttausend Inseln“ übersetzt, tatsächlich ist der Ursprung des Namens aber umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Karte von Lakshadweep
Satellitenfoto von Lakshadweep
Eine der unbewohnten Inseln Lakshadweeps

Geographische Lage

Die Inseln liegen nördlich der Malediven zwischen 10° und 12° 20' nördlicher Breite und 71° 40' und 74° östlicher Länge. Sie sind zwischen 200 und 300 km von der Küste Keralas entfernt. Die südlichste Insel, Minicoy, liegt etwas abseits und wird durch den Neun-Grad-Kanal von den anderen Inseln getrennt.

Bewohnte Inseln

Die 10 bewohnten Inseln sind Andrott (4,84 km²), Minicoy (4,39 km²), Kavaratti (4,22 km²), Agatti (3,84 km²), Kadmat (3,12 km²), Kalpeni (2,79 km²), Amini (2,59 km²), Kiltan (1,63 km²), Chetlat (1,14 km²) und Bitra (0,11 km²).

Unbewohnte Inseln

Pitti (0,01 km²), Suheli Par (0,57 km²)

Klima

Klimadiagramm von Minicoy

Das feuchtwarme, tropische Klima wird wesentlich vom Monsun beeinflusst. Rund 80 Prozent der jährlichen Gesamtniederschlagsmenge, die je nach Ort zwischen 1700 und 2000 mm beträgt, fallen während des Sommermonsuns von Mai bis November. Alle anderen Monate sind arid.

Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt je nach Ort zwischen 27,3 und 27,9 Grad Celsius, wobei im Jahresverlauf nur geringfügige Schwankungen auftreten.

Bevölkerung

Nach der Volkszählung 2011 leben auf den zehn bewohnten Inseln Lakshadweeps 64.429 Menschen. Damit ist Lakshadweep mit Abstand das kleinste Unionsterritorium Indiens. Die Bevölkerungsdichte ist mit 2.013 Einwohnern pro Quadratkilometer aber sehr hoch. Andrott und Kavaratti haben jeweils mehr als 10.000 Einwohner.

Inseln - Einwohnerzahl (Fortzählung 2006)
Kavaratti 10.826
Minicoy 10.064
Amini 7.773
Agethi 7.107
Quelle: www.bevoelkerungsstatistik.de

Sprache

Fast alle Einwohner sprechen Dialekte des Malayalam, eine auf dem indischen Festland an der Malabarküste verbreitete dravidische Sprache. Nur auf Minicoy verständigt man sich auf Mahl, ein Dialekt der auf den Malediven gesprochenen indoarischen Sprache Dhivehi.

Religion

Nach der Volkszählung 2001 sind 95,5 Prozent der Inselbevölkerung Anhänger des Islam und gehören mehrheitlich der schafiitischen Schule an. Die Muslime sind überwiegend konservativ, dennoch sind volksislamische Glaubensvorstellungen aus dem Sufismus weit verbreitet. Die beiden größten Sufi-Bruderschaften (Tariqas) sind die Qadiriyya und die Rifai. Deren Führer werden Tangal genannt, sie genießen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Die Rituale (Dhikr) der Rifai sollen auf Scheich Mohammed Kasim Tangal († 1140) zurückgehen.[1]

Daneben gibt es kleine Minderheiten von Wahhabiten auf Kavaratti und Agatti sowie von Anhängern der Ahmadiyya-Bewegung auf Kalpeni.

Hindus machen 3,7 Prozent aus, Christen den verbleibenden Bevölkerungsanteil.

Bildung

87,52 Prozent der Einwohner können lesen und schreiben, eine für Indien vorbildliche Alphabetisierungsrate. Jede bewohnte Insel verfügt über mindestens eine Grundschule und, mit Ausnahme der kleinsten Insel Bitra, auch über eine weiterführende Schule.

Geschichte

Es wird landläufig behauptet, dass sich der Name Lakshadweep vom Zahlwort laksha (vgl. lakh) ableitet, was "hunderttausend" bedeutet, im Zusammenhang mit dieser Inselgruppe aber sicher übertrieben scheint. Tatsächlich ist der Ursprung des Namens nicht eindeutig geklärt.

Frühgeschichte

Da aus der frühen Geschichte Lakshadweeps keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen, ist der genaue Zeitpunkt der Besiedlung bis heute ungeklärt. Einer Legende zufolge soll der von der Malabarküste stammende Herrscher Cheraman Perumal zum Islam übergetreten, zu einer Pilgerreise nach Mekka aufgebrochen, aber nie zurückgekehrt sein. Verwandte machten sich auf die Suche nach ihm, erlitten aber auf den Lakkadiven Schiffbruch. Anschließend kehrten sie an die Malabarküste zurück, um von ihrer Entdeckung zu berichten, woraufhin sie das Recht erhielten, die Inseln zu besiedeln. Historisch gesichert ist diese Legende jedoch nicht, zumal Cheraman Perumal möglicherweise schon lange vor der Entstehung des Islam gelebt haben könnte.

Erste Erwähnungen einiger Inseln, die Lakshadweep zuzuordnen sind, finden sich zwar bereits in dem auf altgriechisch verfassten Periplus Maris Erythreai aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. sowie in Schriften des ägyptischen Geographen Ptolemäus aus dem darauffolgenden Jahrhundert, doch geben diese keinerlei Auskunft darüber, ob die Inseln zu dieser Zeit bereits bewohnt waren. Indirekte Hinweise auf die Besiedlung gibt erstmals eine alttamilische Inschrift, aus der hervorgeht, dass der Pallava-König Narasimha Varman II. (680-720) die Inseln eroberte. Zu diesem Zeitpunkt müssen dort also bereits Menschen gelebt haben. Als wahrscheinlichster Besiedlungszeitraum gilt heute das 6. Jahrhundert.

Auch der choresmische Gelehrte Al-Biruni erwähnte die Inseln um das Jahr 1030 in einem seiner Werke. Mittelalterliche arabische Quellen berichten, dass die Einwohner Kokosnüsse an arabische Seefahrer verkauften und dass die Inselgruppe regelmäßig von Händlern von der indischen Westküste besucht wurde.

Islamisierung

Schenkt man einer Legende Glauben, so wurden die Inseln schon zwischen 663 und 666 durch den arabischen Heiligen Ubaidullah islamisiert. Belegt ist das zwar nicht, jedoch erscheint die Bekehrung der Einheimischen durch Araber wahrscheinlich, da arabische Seefahrer auf dem Weg nach Indien gelegentlich dort anhielten. Als sicher kann gelten, dass sich der Islam auf der Insel Minicoy erst um 1200 durchsetzte, da diese Insel stark unter maledivischem Einfluss stand. Der maledivische König war im Jahre 1153 zum Islam übergetreten. Als Ibn Battuta 1346 auf Minicoy anlegte, stellte er fest, dass alle Einwohner fromme Muslime waren. Allerdings blieben die Inseln auch nach der Islamisierung in der Hand der hinduistischen Rajas von Chirakkal, die schon seit dem 12. Jahrhundert die Oberherrschaft innehatten.

Ankunft der Portugiesen

Im frühen 16. Jahrhundert kamen die Portugiesen nach Lakshadweep, deren Bevölkerung unter den neuen Herrschern arg zu leiden hatte. Einheimische Boote wurden geplündert, um an die für den Schiffbau begehrten Kokosfasern, schon damals das Haupterzeugnis der Inseln, zu gelangen. Viele Einwohner kamen bei Feindseligkeiten mit den Portugiesen, die kurzzeitig sogar eine Festung auf Amini besaßen, ums Leben. Sie unterstützten stattdessen den muslimischen Raja von Kannur, der sich nach der Vertreibung der Portugiesen seinen Machtanspruch sichern konnte.

Rajas von Kannur

Die Rajas von Kannur verwalteten die Inseln zunächst mit Hilfe der örtlichen Inseloberhäupter, setzten später aber eigene Statthalter ein. Auch die neuen Herrscher waren nicht sonderlich beliebt bei der Bevölkerung. 1764/65 wurden Kokosfasern mit einer Ausfuhrsteuer belegt, bald danach wurden auch auf vom Festland eingeführten Reis Steuern erhoben. Als Folge dessen kam es 1783 auf Amini zu einem Aufstand gegen die an der entfernten Malabarküste residierende Obrigkeit. Einige Einwohner der Insel machten sich auf den Weg nach Mangalore, um Tipu Sultan, den mächtigen Herrscher von Mysore, darum zu bitten, die Verwaltung Aminis und der umliegenden Amindiven-Inseln zu übernehmen. Diesem Wunsch entsprach Tipu Sultan, die restlichen Inseln verblieben jedoch unter der Kontrolle Kannurs.

Britische Kolonialherrschaft

Nach der Niederlage Mysores gegen die Briten im Jahre 1799 annektierte die Britische Ostindien-Kompanie alle vormals unter der Herrschaft Mysores stehenden Inseln. 1847 wurde Andrott von einem verheerenden Wirbelsturm verwüstet, woraufhin sich der Raja von Kannur in Begleitung eines britischen Beamten dorthin begab, um die Schäden zu sichten und der Bevölkerung seine Unterstützung zuzusichern. Zur Behebung der gewaltigen Schäden vergaben die Briten ein Darlehen an den Raja, der allerdings nicht imstande war, die hohen Zinsen zu zahlen. Als Entschädigung übergab er 1854 alle noch in seinem Machtbereich befindlichen Inseln den Briten, die bis zur Unabhängigkeit Indiens 1947 unter der Verwaltung der Präsidentschaft Madras blieben. Die Lakkadiven und Minicoy gehörten zum Distrikt Malabar, die Amindiven zum Distrikt South Kanara (Dakshina Kannada).

Nach der Unabhängigkeit

Nach der Unabhängigkeit blieb die Inselgruppe zunächst Bestandteil des Bundesstaats Madras. 1956 richtete man im Zuge der allgemeinen Neuordnung der Bundesstaaten (States Reorganisation Act) das Unionsterritorium „Lakkadiven, Amindiven und Minicoy“ ein, das seit 1973 den Namen Lakshadweep trägt. Die Verwaltung zog 1964 von Kozhikode nach Kavaratti um, gleichwohl werden die wichtigsten politischen Entscheidungen von der indischen Zentralregierung in Neu-Delhi getroffen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Bevölkerung lebt vor allem vom Fischfang, dem Anbau von Kokospalmen, und der zumeist handwerklichen Verarbeitung von Kokosfasern. Kokospalmen, die etwa 85 Prozent der Oberfläche der bewohnten Eilande bedecken, sind die einzigen wirtschaftlich bedeutsamen Nutzpflanzen, die auf den Inseln in großer Zahl gedeihen. Jährlich werden rund 28 Millionen Tonnen Kokosnüsse geerntet.

Die einzigen Industriebetriebe sind die sieben Fabriken, in denen Kokosfasern u.a. zu Kokosmatten verarbeitet werden, sowie eine Thunfischkonservenfabrik auf Minicoy.

Obwohl Lakshadweep ähnlich wie die Malediven ein Traumziel für Urlauber, besonders Taucher, sein könnte, ist der Fremdenverkehr nur von untergeordneter Bedeutung. Ausländer dürfen die Inseln ausschließlich mit einer Sondererlaubnis betreten, wobei die indische Regierung die Zahl der Einreisegenehmigungen bewusst niedrig hält. Lediglich die eigentlich unbewohnte Insel Bangaram ist für ausländische Touristen geöffnet. Dort gibt es eine Ferienanlage.

Infrastruktur

Bis 1959 verkehrten ausschließlich kleine Segelschiffe zwischen der Inselgruppe und dem Festland. Problematisch war die Anbindung ans Festland besonders während des Monsuns, da während dieser Zeit der Schiffsverkehr unterbrochen werden musste. Erst seit 1970 wird Lakshadweep auch zur Monsunzeit von größeren Passagier- und Transportschiffen angelaufen. Zwischen den einzelnen Inseln verkehren seit 1992 Katamaranfähren.

Es besteht eine regelmäßige Flugverbindung zwischen Kochi und Agatti. Für medizinische Notfälle u.ä. wurde 1987 ein Hubschrauberdienst eingerichtet, der die Inseln sowohl untereinander als auch mit dem Festland verbindet.

Der Straßenverkehr spielt auf Grund der winzigen Landfläche eine untergeordnete Rolle. Insgesamt verfügt Lakshadweep über mehr als 250 km Straßen und Radwege.

Ein großes Problem stellt die Versorgung der Inseln mit Strom dar. Der Großteil der Elektrizität wird von Dieselgeneratoren erzeugt, deren Rohstoffbedarf nur durch aufwändige Importe vom Festland gedeckt werden kann. Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Man strebt daher den Ausbau alternativer Stromerzeugungsmöglichkeiten an. Insbesondere Solarstrom soll Lakshadweep zu größerer Unabhängigkeit vom Festland verhelfen. Tatsächlich werden schon heute (2004) etwa sieben Prozent des elektrischen Stroms durch Solarkollektoren, die es auf allen bewohnten Inseln gibt, gedeckt. Auf Kavaratti ist eine Biomasseverbrennungsanlage im Bau.

Weblinks

 Commons: Lakshadweep – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Theodore Gabriel: The Sufi Tariqas of the Lakshadweep Islands, India. ISIM Newsletter, 2, 1999

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