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Abführmittel, Laxativa oder Laxantien sind Arzneimittel, die die Stuhlentleerung beschleunigen. Sie werden gegen Obstipation (Verstopfung), nicht aber bei vorliegendem Ileus (Darmverschluss) eingesetzt.
Laxativa sind die Mittel der Wahl, wenn eine Verstopfung nicht mehr durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten behandelt werden kann. Eine bewusste Ernährung mit Ballaststoffen, viel Gemüse und mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag und ein gemäßigtes Sportprogramm helfen meist, die Verdauung zu normalisieren. Erst bei Versagen dieser Maßnahmen ist die Einnahme von Laxantien angezeigt, wobei darauf geachtet werden sollte, so wenig wie möglich einzunehmen und zum Arzt zu gehen, wenn die Symptome sich innerhalb einer Woche nicht bessern.
Inhaltsverzeichnis
Wirkprinzipien der Abführmittel
Bei Abführmitteln wird die Wirkung meistens dadurch erzielt, dass sie das Stuhlvolumen innerhalb des Darms vergrößern. Dadurch wird auch der Druck auf den Darm größer und dieser reagiert mit der Auslösung von Wellenbewegungen (Darmperistaltik), die den Speisebrei weiter in die gewünschte Richtung schieben.
Im Einzelnen kommen folgende abführend wirkende Prinzipien zur Anwendung:
- Quellung der eingenommenen Quellstoffe durch Wasseraufnahme, z. B. Agar-Agar, Leinsamen, Flohsamen, Weizenkleie, Bassorin, Carboxymethyl-Cellulose
- Steigerung der Darmmotilität (zum Beispiel durch Anthrachinone, siehe auch Prokinetikum), z. B. Emodin
- Zurückhalten des Wassers im Darm via Osmose, z. B. Zuckeralkohole wie Mannitol, Sorbit, Lactose und Lactulose, Polyethylenglykol, salinische Abführmittel wie Bittersalz und Glaubersalz
- Steigerung der Wasserabgabe in den Darm (Hydragoga), z. B. Ricinolsäure (Rizinusöl), anthrachinonglycosidhaltige Pflanzenpräparate aus Faulbaumrinde, Kreuzdornbeeren oder Sennesblättern, Bisacodyl, Natriumpicosulfat
- Erleichterung des Kot-Gleitvermögens, z. B. Paraffinum subliquidum, Docusat-Natrium
- Auslösen des Defäkationsreflexes , z. B. Glycerin-Zäpfchen, Mikroklismen (Einlauf) mit Sorbitol
- peripher wirkender Opioid-Antagonismus, z. B. Alvimopan, Methylnaltrexon
Medizinische Anwendung von Abführmitteln
Als medizinisch sinnvoll werden Abführmittel angesehen,
- vor einer Röntgendiagnose, bei der ein entleerter Darm nötig ist
- vor einer Operation oder Darmspiegelung
- bei Patienten die mit Opioiden, welche Obstipation verursachen, behandelt werden; in dem Fall sind Laxantien zu Lasten der Krankenkasse verschreibbar
- bei schmerzhafter Defäkation, zum Beispiel bei Hämorrhoiden oder einer Analfissur
- bei anlagebedingter chronischer Obstipation
- bei Slow Transit (Darmpassagezeit > 64h)
- bei schwangerschaftsbedingter Obstipation
- bei Patienten im Rollstuhl
Andere Anwendungen von Abführmitteln
Teilweise werden Laxantien nicht im therapeutischen Sinne - also z. B. um eine Verstopfung zu behandeln - angewandt. Sie werden z.B. missbräuchlich und meist überdosiert zur (vermeintlichen) Gewichtsreduzierung eingenommen. Man kann jedoch durch Abführmittel keinesfalls abnehmen: Die missbräuchliche Überdosierung verursacht Durchfälle (Diarrhö) und dadurch verliert der Körper wertvolle und lebenswichtige Flüssigkeit. Dies ist - wie immer bei Durchfall - auf Dauer sehr ungesund und kann zu Störungen im Elektrolythaushalt (insbesondere zu Verlusten von Kalium) führen. Kaliumverluste können zu einer Störung der Herzfunktion und Muskelschwäche führen.
Bestimmte Abführmittel werden gerne im Frühjahr zum Entschlacken eingesetzt. Ziel soll hierbei sein, den Körper von angesammelten Schlacken zu befreien und ihm hiermit die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Oftmals leitet das Entschlacken eine Fastenzeit ein. Die Befreiung von körperlichem Ballast wie dem Kot wird hier als Aufbruchsignal für die Fastenwoche gesehen. Meist werden hierfür so genannte salinische Abführmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz benutzt. Auch hier sollte man einen Arzt befragen, da diese bei Einnahme dieser Mittel schwere Nebenwirkungen wie Blutdruckabfall, Muskelschwäche bis hin zu Reflexausfällen auftreten können. Ebenso können diese Mittel die Wirkung von anderen Medikamenten, beispielsweise Herzmittel, Blutdrucksenker oder Antibiotika, stören[1].
Viele, vor allem ältere Menschen, sind zudem der Meinung, man müsse jeden Tag mindestens einmal Stuhlgang haben. Dabei wird aber aus medizinischer Sicht alles zwischen dreimal täglich und dreimal wöchentlich als normal angesehen. Gerade ältere Leute, die oftmals krankheitsbedingt nicht in der Lage sind, sich viel zu bewegen und normalerweise weniger und weniger ausgewogen essen, nehmen Laxantien ein, da sie meinen, an Verdauungsstörungen zu leiden. Allerdings dauert es, bis ein entleerter Darm wieder ausreichend gefüllt ist, um einen Defäkationsreflex auszulösen. Teilweise wird dann verfrüht wieder ein Laxans genommen, in der irrigen Annahme, der Darm sei schon wieder verstopft. Die zu häufige und/oder zu hochdosierte Anwendung von stimulierenden Abführmitteln kann durch die Entstehung von Durchfall (s. o.) zu Wasser- und Elektrolytverlusten führen. Da ein Elektrolytverlust die Funktionsweise von Muskelzellen (Depolarisation des Membranpotentials) stark beeinträchtigt, kann dies bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu lebensgefährlichen Komplikationen führen, da die Symptome verstärkt werden und eine Medikation z. B. mit Digitalisglykosiden nicht mehr ausreicht. Die korrekte Anwendung stimulierender Abführmittel erkennt man sehr leicht: Es darf keinesfalls zu Durchfall kommen (eine Diarrhö ist ein sicheres Zeichen für zu hohe Dosierung oder zu häufige Anwendung). Laut Experten reicht in der Regel eine Anwendung alle 2 bis 3 Tage aus. Früher postulierte Gewöhnungs-/Abhängigkeitseffekte durch Langzeitanwendung konnten in neueren Studien nicht belegt werden.
Geschichte
Abführmittel sind seit 2.500 v. Chr. bekannt. In Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde das aus dem Samen des Wunderbaums gewonnene Rizinusöl für diese Zwecke eingesetzt. Die Assyrer kannten um 1500 v. Chr. neben der Verwendung ballaststoffreicher Nahrungsstoffe wie beispielsweise Kleie auch saliner Abführmittel, die den Wassergehalt des Darmtraktes erhöhen.
Siehe auch: Frankfurter Pillen
Bekannte Abführmittel
- Schale von Äpfeln
- Ballaststoffe (z. B. in Kleie enthalten)
- Blätter und Früchte von Senna alexandrina, auch als Sennesblätter/-früchte bekannt
- Rinde des Faulbaums
- Glaubersalz (Natriumsulfat)
- Skammonium
- Sauerkrautsaft
Was man vor der Einnahme von Abführmitteln beachten sollte
Zuerst sollte die Ernährung umgestellt und versucht werden, ein wenig Sport zu treiben; hierunter zählen auch Spaziergänge von einer halben bis zu einer Stunde.
Ist dies erfolglos, sollten zunächst Ballaststoffe ausprobiert werden, wobei zu beachten ist, dass zusätzlich viel Flüssigkeit zugeführt wird, da sonst der gegenteilige Effekt eintritt. Als ausreichende Menge gelten zwei Gläser Wasser mehr am Tag.
Tritt trotzdem kein Erfolg auf, ist ein Gespräch mit dem Hausarzt vonnöten, da dieser feststellen kann, ob ein Darmverschluss vorliegt. Außerdem kann er besser entscheiden, welches Abführmittel im Folgenden das Beste ist, weil Laxantien viele Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln eingehen können. Deshalb ist es bei Patienten mit Dauermedikation wichtig, dass dem Arzt zumindest von der Einnahme eines Abführmittels berichtet wird.
Abführmittel sollten nicht zum Abnehmen benutzt werden; Ernährungsumstellung und Sport bringen hier mehr. Abnehmen per „Diätpille“ funktioniert in den allermeisten Fällen nicht, auch wenn es für den Patienten bequemer ist. Präparate mit Orlistat können gefährliche Nebenwirkungen haben und sind deshalb verschreibungspflichtig; die gesetzliche Krankenkasse zahlt diese Therapie nicht. Ein ständig herbeigeführter (auch leichter) Durchfall durch überdosierte oder zu häufig eingenommene Abführmittel kann zu gefährlicher Dehydration führen. Bei hohen Temperaturen besteht schneller Lebensgefahr, als man gemeinhin glaubt. Im heißen Sommer 2003 mit Temperaturen bis zu 40 Grad wurde regelmäßig vor der Einnahme von Abführmitteln -selbst zum bestimmungsgemäßen Gebrauch- gewarnt, dennoch gab es einige Todesfälle.
Abführmittel sollten im Regelfall nicht länger als zwei Wochen ohne ärztliche Rücksprache eingesetzt werden.
Das Abführmittel ist individuell auszuwählen, wobei „sanfte“ Abführmittel wie Ballaststoffe oder Zuckeralkohole wie Mannitol oder Lactulose am verträglichsten sind und die geringste Gefahr bergen. Schwangere sollten unbedingt ihren Arzt oder Apotheker fragen, weil Elektrolytverluste sich negativ auf die Entwicklung des Fötus auswirken können.
Literatur
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