Lewin Kłodzki

Lewin Kłodzki
Lewin Kłodzki
Wappen von Lewin Kłodzki
Lewin Kłodzki (Polen)
Lewin Kłodzki
Lewin Kłodzki
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Kłodzko
Geographische Lage: 50° 25′ N, 16° 17′ O50.41666666666716.283333333333Koordinaten: 50° 25′ 0″ N, 16° 17′ 0″ O
Höhe: 440 m n.p.m
Einwohner:

1200 ([1])

Postleitzahl: 57-343
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DKL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Breslau-Prag
Schienenweg: Kłodzko–Kudowa Zdrój
Nächster int. Flughafen: Flughafen Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Landgemeinde
Gemeindegliederung: 17 Ortschaften
Fläche: 52,2 km²
Einwohner:

1805
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 35 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0208092
Verwaltung (Stand: 2007)
Gemeindevorsteher: Bolesław Kędzierewicz
Adresse: Nad Potokiem 4
57-343 Lewin Kłodzki
Webpräsenz: www.lewin-klodzki.pl

Lewin Kłodzki [ˈlɛvʲin ˈkwɔʦci] (deutsch Lewin, 1939–1945: Hummelstadt) ist ein Dorf im Powiat Kłodzki in der Wojewodschaft Niederschlesien in Polen. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde und liegt sieben Kilometer westlich von Duszniki Zdrój.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lewin Kłodzki liegt an der Europastraße 67 zwischen dem Heuscheuer- und Adlergebirge. Durch den Ort fließt die Bystra (Schnelle), ein linker Nebenfluss der Mettau. Nachbarorte sind Dańczów im Norden, Witów im Osten, Krzyżanów im Süden, Jarków im Südwesten und Jeleniów im Westen. Drei Kilometer südwestlich verläuft die Grenze zu Tschechien.

Geschichte

Eisenbahnviadukt von 1905

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Lewyn 1354, als der dortige Pfarrer einen neuen Seelsorger im benachbarten Gießhübel einführte. Die bisherige Annahme, Lewin hätte bereits 1238 existiert, beruht auf einem Irrtum, der dadurch zustande kam, dass das in einer Urkunde König Wenzels I. genannte Lewin bei Laun, das Abgaben an die Glatzer Burg zu leisten hatte, 1855 von dem Historiker Karel Jaromír Erben fälschlich mit diesem Lewin verwechselt wurde[3]. Kirchlich gehörte es zum böhmischen Dekanat Dobruška und politisch zunächst zum altböhmischen Kreis Königgrätz. 1360 war es im Besitz der Brüder Hynek/Heinrich und Ješek/Jan von Dubá auf Náchod, die ihre Besitzungen später teilten. Hynek behielt Náchod und Ješek die nun selbständige Herrschaft Lewin. Nördlich der Stadt erbaute er die Lewiner Burg auf dem Hradisch (Hradiště), die nicht identisch war mit dem östlich zwischen Lewin und Reinerz gelegene Hummelschloss. Für das Jahr 1367 ist er als Patron der Pfarrkirche St. Michael nachgewiesen. Bedeutung erlangte Lewin durch seine Lage an der bedeutsamen Handels- und Heerstraße von Prag über Glatz und Wartha nach Breslau, dem sogenannten Polenweg. Vermutlich deshalb besaß es bereits 1415 Stadtrecht. 1428 fielen die Hussiten ein und zerstörten Lewin und die Burg auf dem Hradisch. Vom östlich gelegenen Hummelschloss aus unternahmen sie Feldzüge nach Schlesien.

1477 wurde Lewin zusammen mit dem Kirchspiel Tscherbeney und den zugehörigen Dörfern in die Herrschaft Hummel inkorporiert. Sie wurde im selben Jahr durch den Sohn des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, Herzog Heinrich den Älteren von Münsterberg, in die Grafschaft Glatz eingliedert. Ab diesem Zeitpunkt war Lewin Teil der Herrschaft Hummel, die jedoch schon Ende des 16. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Lange Zeit blieb Lewin tschechisches Sprachgebiet, doch im Gegensatz zum benachbarten böhmischen Winkel erfolgte die Eindeutschung schon im 17. Jahrhundert. Letzte tschechische Eintragungen im Stadtbuch stammen aus dem Jahre 1680.

Im Dreißigjährigen Krieg war Lewin mehrfach Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen, die auch teilweise ihr Winterquartier hier aufschlugen und verpflegt werden mussten. Einquartierungen und die Zahlung von Kontributionen mussten erduldet werden. 1639 und 1649 plünderten die Schweden auf Durchmärschen durch die Grafschaft Glatz auch Lewin aus. Die Bewohner flüchteten in die Wälder der Umgebung.

Der Pestepidemie von 1680, die viele Opfer forderte, folgte 1687 eine schwere Verwüstung durch eine Überschwemmung infolge eines Wolkenbruchs. Zwei große Stadtbrände zerstörten 1703 und 1772 Teile von Lewin. Die abseits stehende Stadtpfarrkirche St. Michael überstand die Brände unversehrt.

Auch in den Schlesischen Kriegen war Lewin Aufmarschgebiet der preußischen und österreichischen Truppen. Der preußische Oberst von Kleist übernachtete im November 1744 im Lewiner Pfarrhaus. Nach dem Hubertusburger Frieden fiel Lewin 1763 zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Lewin seit 1815 zur Provinz Schlesien und war 1816–1945 dem Landkreis Glatz eingegliedert.

Mit der Eröffnung der Teilstrecke von Bad Reinerz nach Bad Kudowa 1905 wurde Lewin an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1939 erfolgte eine Umbenennung in Hummelstadt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel es 1945 wie fast ganz Schlesien an Polen und wurde in Lewin Kłodzki umbenannt. Gleichzeitig verlor es seine Stadtrechte. Die deutsche Bevölkerung wurde 1945/46 vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen. 1975–1998 gehörte Lewin Kłodzki zur Woiwodschaft Wałbrzych.

Wirtschaftliche Entwicklung

Bedeutende Einnahmequelle der Einwohner von Lewin war seit dem 16. Jahrhundert die Löffelschnitzerei. Um 1700 wurde dieses Handwerk von der Leineweberei abgelöst. Die Zahl der Webstühle stieg von 108 im Jahre 1724 auf 132 im Jahre 1750. 1794 waren es schon 262 Webstühle. Im 19. Jahrhundert ging die Weberei zurück, und die Bevölkerung lebte in großer Armut. 1830 sind die Flachs-, Garn- und Leinwandmärkte, die seit 1659 einmal in der Woche stattfanden, eingestellt worden. Im Jahre 1897 erfolgte die Gründung einer Stickschule. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts siedelten sich einige Fabriken an, die Strümpfe, Süßwaren bzw. Glasprodukte fertigten.

Einwohnerentwicklung

Nachfolgend die Einwohnerentwicklung des Ortes.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Pfarrkirche St. Michael wurde erstmals 1340 erwähnt, 1574–1576 neu errichtet und 1698 erweitert. An Chor- und Langhauswänden sowie auf den Emporen figurale Ausmalung von 1698. Hauptaltar von 1618 (1736 erneuert) mit Muttergottes-Gemälde von Hieronymus Richter. Die Seitenaltäre (Jesuskind und St. Antonius von Padua) stammen von Bildhauer H. Hartmann und Maler Roose, beide aus Wartha. Kanzel mit Evangelistenfiguren von 1691; Orgelprospekt von 1735.
  • Die Kapelle St. Johannes Nepomuk wurde 1727–1730 als Stiftung des Jauerniker Müllers David Walke erbaut; der Hauptaltar stammt von dem Glatzer Bildhauer Karl Sebastian Flacker. Die Seitenaltäre der Schmerzhaften Muttergottes und des Hl. Franziskus wurden 1772 aus der Lewiner Pfarrkirche hierher verbracht.
  • Bürgerhäuser: Ältere Bebauung am Markt nach Brand 1772 auf Kosten des preußischen Königs durch Baumeister Müller aus Glatz wieder errichtet.
  • Das Rathaus mit Fassadendekoration im Stil des friderizianischen Rokokos entstand 1772–1776.
  • Die Mariensäule wurde 1687 aufgestellt, die Nepomukfigur 1717
  • Nördlich der Stadt, auf dem Gipfel des Hummelberges, befinden sich Reste der Hummelburg.

Gemeindepartnerschaft

Söhne und Töchter der Stadt

  • Joseph Kögler (1765–1817), Geschichts- und Heimatforscher der Grafschaft Glatz
  • Georg Hartmann (1887–1954), Kirchenmusikkomponist und Heimatschriftsteller

Gmina

Die Gmina Lewin Kłodzki umfasst 52 km² und hat 2.180 Einwohner. Zu ihr gehören die Ortschaften:

Verweise

Literatur

  • Aloys Bach: Urkundliche Kirchen-Geschichte der Grafschaft Glaz. Von der Urzeit bis auf unsere Tage. Nebst einem Anhange: Geschichtlich statistische Darstellung aller Gläzer Pfarreien und Kirchen mit deren geistlichen Vorstehern, so wie der Schulen im Jahre 1841. Fritz, Breslau 1841.
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 550–551.
  • Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz. Neu bearbeitet und herausgegeben von Dieter Pohl. Band 1: Die Stadt- und Pfarreichroniken von Lewin – Mittelwalde – Wünschelburg – Neurode – Wilhelmsthal. Pohl, Modautal 1993, ISBN 3-927830-06-2, S. 21–74 (Geschichtsquellen der Grafschaft Glatz. Reihe A: Ortsgeschichte NF 1).
  • Wilhelm Mader: Chronik der Stadt Lewin. 2. ergänzte Auflage. Göbel, Lewin 1903.
  • František Musil: K počátkům „Českeho Koutku“ v Kladsku. In: Český Koutek v Kladsku. Lupus, Trutnov 2008, ISBN 978-80-903509-8-4, S. 15–22 (Kladský sborník. Supplementum 5).
  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Schlesien. Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 280–281 (Kröners Taschenausgabe 316).

Weblinks

Fußnoten

  1. Szukacz.pl, Lewin Kłodzki - Informacje dodatkowe, abgerufen am 25. September 2010
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of June 30, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 30. Juli 2011.
  3. Auf diesen Irrtum verwies bereits der Glatzer Heimatforscher Paul Klemenz in seinem Aufsatz: Zur Geschichte und Deutung des Namens Lewin. In: Glatzer Heimatblätter 16, 1930, S. 17–18.

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