- Margarete Bieber
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Margarete Bieber (* 31. Juli 1879 in Schönau, Westpreußen; † 25. Februar 1978 in New Canaan, Connecticut, USA) war eine deutsch-US-amerikanische Hochschullehrerin und die erste Professorin der Klassischen Archäologie in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bieber wurde als Tochter eines reichen Mühlenbesitzers geboren. Daher war es ihr finanziell möglich, sich ab 1899 auf dem humanistischen Privatgymnasium von Helene Lange in Berlin auf das Abitur vorzubereiten, das sie als Externe 1901 in Thorn ablegte. Sie studierte ab dem Wintersemester 1901/02 in Berlin, ab 1904 in Bonn bei Georg Loeschcke, bei dem sie 1907 auch promovierte. Da damals Frauen offiziell noch nicht zum Studium zugelassen waren, musste sie die ganze Zeit mit dem Status eines Gasthörers vorlieb nehmen.
In den folgenden Jahren hielt sich Bieber zu ausgedehnten Forschungsaufenthalten im Mittelmeerraum auf. Als erste Frau erhielt sie 1909/10 ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Bis 1914 forschte sie zunächst in Athen, dann in Rom und wurde 1913 Korrespondierendes Mitglied des DAI. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, musste sie nach Deutschland zurückkehren und arbeitete dort als Rot-Kreuz-Helferin. Ab Ostern 1915 war sie als Vertretung für die eingezogenen Gerhart Rodenwaldt und Valentin Müller Assistent ihres jetzt an der Berliner Universität lehrenden Doktorvaters Loeschcke. Als dieser kurz darauf erkrankte und im November 1915 starb, übernahm sie die Vertretung von Loeschckes Lehrstuhl, bis der zum Nachfolger berufene Ferdinand Noack ihr die Lehrtätigkeit verbot und Bieber nur noch private Kurse abhalten konnte.
Nach mehreren erfolglosen Anläufen wurde sie schließlich 1919 auf Fürsprache Rodenwaldts an der Universität Gießen zur Habilitation zugelassen, noch vor der offiziellen Regelung von 1920. Somit wurde sie die erste Privatdozentin der Universität Gießen und 1923 zur außerplanmäßigen außerordentlichen Professorin ernannt. Ab 1928 leitete sie das Gießener Institut für Altertumswissenschaften, da der ordentliche Lehrstuhl aus finanziellen Gründen nicht neu besetzt wurde. 1931 wurde sie zur planmäßigen außerordentlichen Professorin ernannt. Alles sah danach aus, dass sie im Jahr 1933 den Lehrstuhl erhalten würde. Da sie bei den Nazis als Jüdin galt, wurde sie im Juli 1933 jedoch entlassen.
Freunde überzeugten sie, 1934 Deutschland Richtung USA zu verlassen, wo sie zunächst am Barnard College lehrte. Die „American Association of University Women“ empfahl sie an die Columbia University, wo sie von 1935 bis 1948 als Gastprofessorin im Department of Art History and Archaeology unterrichtete. 1940 erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Auch nach ihrer Pensionierung unterrichtete sie bis 1956 weiter, dabei wurde sie sogar die erste Professorin an der Princeton University (1949/50). Sie veröffentlichte weiterhin Beiträge zur Antikenrezeption, zu Skulpturen in amerikanischen Museen und zu ihrem Lieblingsthema, dem antiken Gewand.
Nach 1945 musste sie sich juristisch ihre in Gießen erarbeiteten Pensionsansprüche erkämpfen. Immerhin wurde sie dort 1959 zur ersten und bisher einzigen Ehrensenatorin ernannt (1997 wurde auch ein Hörsaal der Universität nach Margarete Bieber benannt). Sie blieb bis ins Alter wissenschaftlich aktiv und lebte zuletzt bei ihrer Adoptivtochter Ingeborg Sachs. Im hohen Alter von 98 Jahren starb sie in New Canaan im Staat Connecticut (USA).
Biebers besonderes Forschungsgebiet war die antike Kleidung, der sie seit ihrer Berliner Zeit umfangreiche Studien widmete, daneben das antike Theater.
Publikationen
- Das Dresdener Schauspielrelief. Ein Beitrag zur Geschichte des tragischen Kostüms und der griechischen Kunst. Dissertation, Universität Berlin 1907
- Die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum. Habil.-Schrift, Universität Gießen 1919
- Griechische Kleidung. 1928
- Entwicklungsgeschichte der griechischen Tracht. 1967
Literatur
- L. B. Warren; Rolf Winkes: Bibliography of the works of Margarete Bieber. For her 90th birthday July 31, 1969. New York 1969.
- Rolf Winkes: Margarete Bieber zum 95. Geburtstag. In: Gießener Universitätsblätter 1 (1974), S. 68–75.
- Addenda to the bibliography of the works of Margarete Bieber. In: American Journal of Archaeology 79 (1975), S. 147–148.
- E. B. Harrison: Margarete Bieber, 1879–1978. In: American Journal of Archaeology 82 (1978), S. 573–575.
- Larissa Bonfante: 'Margarete Bieber. In: Gnomon 51 (1979), S. 621–624.
- Larissa Bontange: margarete Bieber (1879–1978). An Archaeologist in Two Worlds. In: Claire Richter (Hrsg.): Women as Interpreters of the Visual Arts, 1820–1979. London 1981, S. 239–274.
- H. G. Buchholz: Margarete Bieber, 1879–1978. Klassische Archäologin. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Marburg 1982, 58–73.
- Larissa Bonfante: Archäologin in zwei Welten. Margarete Bieber, Vorreiterin für die Emanzipation der Frau in der Altertumswissenschaft. In: Antike Welt 28 (1997), S. 178.
- Eva-Maria Felschow: Schwieriger Anfang, jähres Ende und ein Neubeginn in der Ferne. Das Schicksal der Margarete Bieber. In: Horst Carl u. a. (Hrsg.): Panorama 400 Jahre Universität Giessen. Societäts-Verl., Frankfurt 2007 = c 2007, ISBN 978-3-7973-1038-5, S. 278–283.
Weblinks
- Literatur von und über Margarete Bieber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie auf der Homepage der Brown University mit ausführlicher Biographie zum Download als PFD
- Kurzbiographie auf der Homepage der Universität Gießen, mit Bild
- Dagmar Klein: Glückliche und fruchtbare Zeit in Gießen. 125. Geburtstag von Prof. Dr. Margarete Bieber (1879 – 1978) – Erinnerung an die erste Professorin der Gießener Universität. in: Der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen (Herausgeber): Uni-Forum 17 (2004) Nr. 3, S. 8
Bruno Sauer (1898–1909) | Carl Watzinger (1909–1916) | Gerhart Rodenwaldt (1917–1922) | Richard Delbrueck (1922–1928) | Margarete Bieber (1929–1933) | Walter-Herwig Schuchhardt (1934–1936) | Willy Zschietzschmann (1937–1945) | Walter Hatto Gross (1964–1969) | Hans-Günter Buchholz (1969–1985) | Wolfram Martini (1985–2006) | Anja Klöckner (seit 2007)
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