Apoldaer Glockenmuseum

Apoldaer Glockenmuseum
Glocken- und Stadtmuseum

Glocken- und Stadtmuseum
Glocken- und Stadtmuseum (Apolda)

Ort Apolda
Art Klassizismus
Eröffnung 1952
Besucheranzahl 17.718 (2007)
Leitung Rena Erfurth
Website www.glockenmuseum-apolda.de

Das Glockenmuseum Apolda, das auch als Stadtmuseum dient, wurde 1952 gegründet. Es beherbergt große und kleine Glocken aus zahlreichen Jahrhunderten sowie Erläuterungen zur Geschichte und Herstellung antiker und neuzeitlicher Glocken. Ferner beherbergt das Glockenmuseum Exponate zur Strick- und Wirkwaren-Produktion, welche in Apolda ebenso eine große Tradition wie das Glockengießen hat. Zum Teil werden nur noch einmalig vorhandene Stücke und Maschinen gezeigt. Außerdem gibt es Glocken zum Ausprobieren, unter anderem auch ein Übungsglockenspiel für Carilloneure. Im Obergeschoss finden zudem ständig wechselnde Ausstellungen zu aktuellen Themen statt.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude und Eigentümer

Lage und Architektur

Kolonnaden linksseitig des Hauptgebäudes

Das Gebäude des Glockenmuseums Apolda, welches noch vor 1870 errichtet wurde, befindet sich in der Bahnhofstraße 41. Bauherr war Franz Kreiter, welcher mit seiner Familie in dem Haus wohnte. Er war seit 1843 bei „Christian Zimmermann & Sohn“ tätig und seit 1855 Mitinhaber des Unternehmens. In einem Adressbuch von 1871 wird außerdem Anton Brandes als Mitbewohner genannt, der 1882 die Tochter Franz Kreiters, Pauline Kreiter, heiratete. Anton Brandes war seit 1863 ebenfalls bei „Christian Zimmermann & Sohn“ tätig. Das Gebäude befand sich damals im Baugebiet, da in der Gründerzeit nach 1871 die Bebauung der Bahnhofstraße, welche vom Stadtzentrum zum 1 km entfernten Bahnhof führt, fortgesetzt wurde.

Das Haus befand sich in der bevorzugten Wohngegend der Apoldaer Wollfabrikanten, da auch die Wollwarenfabrik Miltsch ihren Sitz in der Bahnhofstraße hatte sowie der Kommerzienrat Miltsch dort wohnte und auch die Familie Wiedemann, Mitinhaber von „Christian Zimmermann & Sohn“, in der Straße wohnte. Gegenüber lebte die Familie Spoer von der Firma „Spoer & Francke“. Die Fassade weist kaum Zierelemente auf. Auffällig und ungewöhnlich in ihrer Repräsentativität sind dagegen die Kolonnaden, welche sich zu beiden Seiten des Gebäudes an der Straßenfront befinden.

Der Haupteingang des Hauses ist an seiner stadtwärtigen Seite gelegen, wobei die dort befindliche Kolonnade die Überdachung des Eingangs übernimmt. Im Jahr 1873 beantragte Franz Kreiter die Genehmigung, auf der seinem Wohnhaus gegenüberliegenden Freifläche einen Garten anlegen zu können. Dieser sollte durch eine Mauer mit Tor zur Bahnhofstraße abgegrenzt werden. Der Garten wurde später im Volksmund auch „Brandes'scher Garten“ genannt.

Pauline Brandes als Eigentümerin

Pauline Brandes wurde als Eigentümerin des Wohnhauses und auch des gegenüberliegenden Gartens eingetragen, nachdem ihr Vater Franz Kreiter 1884 und ihr Ehemann Anton Brandes 1897 verstorben waren. Dem Andenken an ihre Eltern und ihren Ehemann widmete sie der evangelischen Kirchgemeinde in den Jahren 1899 und 1904 zwei Stiftungen. Die Zinserträge sollten jeweils an den Geburtstagen von Franz Kreiter und Anton Brandes an bedürftige Bewohner verteilt werden. Da Pauline Brandes auch Mitglied im Apoldaer Frauenverein war und den Aufbau der vom Verein 1892 gegründeten Kochschule für Mädchen der Oberklasse an der Bürgerschule großzügig förderte, wurde ihr zu Ehren 1912 ein Teil der vorherigen „Realschulstraße“ in „Brandesstraße“ umbenannt.

Pauline Brandes vermietete einen Teil der Räume ihres Hauses. Für das Jahr 1908 ist beispielsweise der großherzogliche Baurat Günther als Mieter verzeichnet. Ab dem Jahr 1910 wohnte Oberbürgermeister Ernst Stegmann in dem Haus. Ihm erschien das Gebäude für städtische Zwecke gut geeignet zu sein.

Städtisches Eigentum

Nach dem Tod der Eigentümerin Pauline Brandes beantragte Stegmann am 24. Januar 1924 den Erwerb des Grundstücks im Stadtrat. Der Kauf ist zustande gekommen. Außer der Bürgermeisterwohnung befanden sich im Hause ab 1925 die Wohnung des Sparkassendirektors Sölter, von 1926 bis 1930 die Stadtbibliothek und bis 1933 das Polizeirevier II. Später wurde hier die Arztpraxis des Chirurgen Dr. Riese eingerichtet. Bereits 1921 erwarb die Stadt Apolda den „Brandes'schen Garten“ und konnte danach hier für Fußgänger einen Verbindungsweg zwischen Bahnhofstraße und Brandesstraße herstellen.

Ab 1934 wohnte der Nachfolger von Ernst Stegmann, Julius Dietz, in dem Haus. Auf der Sitzung des Stadtrats vom 21. November 1938 wurde beraten, ob das Grundstück in der Bahnhofstraße wegen zu hoher Unterhaltskosten verkauft oder aber das Gebäude wegen seines schlechten baulichen Zustandes abgerissen werden sollte. Ergebnis der Sitzung war, dass das Gebäude weder verkauft noch abgerissen wurde. Im ehemaligen „Brandes'schen Garten“ wurde in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs ein öffentlicher Splitterschutzgraben angelegt, der bei Luftalarm den Passanten Deckung bieten sollte. Teile des Grabens sind heute noch erkennbar. Nach Kriegsende wurde die Bahnhofstraße 41 von einem Baukontor für russische Aufträge, einer handwerksgenossenschaft für Hoch- und Tiefbau sowie sieben Mietparteien genutzt.

Garten hinter dem Museum

Im Jahr 1950 wurde vom Stadtrat der Beschluss gefasst, im Gebäude die Sammlungen des städtischen Heimatmuseums unterzubringen, welche bis dahin größtenteils in der Martinskirche gelagert worden waren. Das Museum wurde im Juli 1951 mit zwei Abteilungen, Geologie sowie Ur- und Frühgeschichte, und einer Sonderausstellung zum Thema „Fünf Jahre Aufbau in Apolda“ eröffnet. Aus der Sonderausstellung „Glockenguß und Glockenkunst“ im Jahr 1952 entwickelte sich eine ständige Ausstellung zur Kulturgeschichte der Glocke.

Im Jahr 1951 wurde im ehemaligen „Brandes'schen Garten“ ein „Mahnmal für die Opfer des Faschismus“ errichtet. Die Grünfläche, die sich hinter dem Gebäude befand, wurde als Botanischer Garten für die Bevölkerung zugänglich gemacht. 1956 richtete man im Dachgeschoss des Hauses eine Sternwarte der Fachgruppe Astronomie des Kulturbundes ein, welche bereits 1965 auf die Jahnhöhe verlegt wurde. Schon sechs Jahre zuvor fand in den Kellerräumen des Gebäudes die erste Ausstellung zur Geschichte der Wirkerei und Strickerei statt, welche später als Wirker- und Strickermuseum im Erdgeschoss des Museums eingerichtet wurde. Zwischen 1968 und 2008 befand sich zudem das Standesamt im Gebäude „Bahnhofstraße 41“.

Geschichte

Glocken im Museumsgarten

Entwicklung des Glockenmuseums

Im Jahr 1951 wurde ein Teil des Gebäudes von der Stadt Apolda zur Verfügung gestellt, um es als Museum zu nutzen, da die Martinskirche, in der sich die Sammlung bisher befand, wieder für ihren ursprünglichen Zweck beansprucht wurde. In den nächsten zwei Jahren dienten vier der sieben Räume für wechselnde Ausstellungen, die restlichen drei Räume waren mit geologischen Exponaten belegt. Später baute der Leiter des Museums, Studienrat Kurt Hübner, mit Franz Schilling in diesen vier Räumen eine Ausstellung über die Thematik „Glockenguß und mittelalterlicher Glockenschmuck“ auf. Dort wurde vor allem die kunsthistorische Entwicklung der Glockenzier dargestellt.

Diese Ausstellung fand bei zahlreichen Kunsthistorikern starke Beachtung. Sie erkannten die Einmaligkeit der Exponate und der Ausstellung und gaben den Anstoß, ein Glockenmuseum zu entwickeln. Das Ausstellungsmaterial gehörte größtenteils Franz Schilling, einige Stücke waren Leihgaben der Kirchenbehörden und auch eine Schenkung der Glockengießerei Schilling gehörte dazu. Ursprünglich waren es elf Glocken, vorwiegend christliche Bronzeglocken aus dem 11. bis 19. Jahrhundert. Glocken aus dem altvorderasiatischen, mediterranen und altägyptischen Raum sowie aus Westafrika und Ostasien ergänzten den Bestand. Die Ausstellung zeigte die Herstellung und Formenentwicklung der Glocken im Verlauf von ungefähr 3000 Jahren.

Es war mehrmals vorgesehen, die Ausstellung aufzulösen und die Exponate den Eigentümern zurückzugeben, welche sie allenfalls magazinieren konnten. Es entspann sich ein langer Streit um ein eigentliches Glockenmuseum, in den sich Franz Schilling immer wieder mit energischen Briefen an den Rat des Kreises, die Stadtverwaltung und andere Behörden bis hin zum Ministerium einmischte. Das Glockenmuseum sollte auch eine Kartei von fast 1000 Blättern sowie Bestände von Abreibungen und Abformungen alter Glocken übernehmen. Die Kartei war vom Querfurter Architekten Richard Heinzel im Auftrag der evangelischen Kirche in Deutschland für 450.000 Mark erarbeitet worden. Auch Franz Schilling hatte daran einen großen finanziellen Anteil geleistet. Das Material wurde vorübergehend in Schränken des Hauses von Franz Schilling gelagert, die er extra für diesen Zweck hatte anfertigen lassen.

Als diese Vorstellungen nicht realisiert werden konnten, wurden die Abformungen sowie die Kartei der evangelischen Kirche Berlin übergeben. Außerdem war geplant, dass der Architekt Heinzel kunsthistorisch wertvolle Glocken erfassen sollte, weil der Kirche für solch eine Arbeit keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Bereits zu dieser Zeit machte der Glockengießer Franz Schilling darauf aufmerksam, wie notwendig diese Arbeit wäre, da „...der Schmuck mancher alter Glocke fortlaufend durch Korrosion zugrunde gehe, z. B. jener von der Thomaskirche in Leipzig.“

Rückseite des Gebäudes

Im Jahr 1963 kamen durch Freimachen einer Wohnung im Haus vier weitere Räume hinzu, welche ebenfalls zur Präsentation der Glocken genutzt wurden. Als Weiterbildungsstätte entwickelte sich das Museum schnell zum Anziehungspunkt für Gäste aus dem In- und Ausland. Als das einzige Museum seiner Art hatte es Bedeutung über die Ländergrenzen hinaus. Auch die Besucherzahlen aus den Schulen wuchsen ständig an. Des Weiteren regte Franz Schilling an, eine Beispielsammlung für die Entwicklung des Glockenschmuckes anzulegen, um so Möglichkeiten der kunsthistorischen Auswertung des Materials auch für Studienzwecke zu erhalten.

Trotz der Verluste in den beiden Weltkriegen war der Bestand an wertvollen Glocken auf dem Staatsgebiet der DDR noch immer wesentlich höher als in anderen europäischen Staaten, weil in einigen Ländern besonders wohlhabende Gemeinden die alten Glocken für besser klingende Geläute zum Umschmelzen gegeben hatten.

Das Apoldaer Glockenmuseum war ein Spezialmuseum für Glocken und Glockenkunde. Um die Ausstellungsstücke mit der größten Wirkung zu präsentieren, waren bauliche Veränderungen nötig. Mit der Anschaffung moderner Vitrinen konnte ein höheres Niveau in der Präsentation erreicht werden. Franz Schillings und Kurt Hübners Bemühungen waren schlussendlich doch von Erfolg gekrönt. Wenig später entstand das kulturhistorische Glockenmuseum, welches die Entwicklung der Glocke von den Anfängen bis zur Gegenwart zeigt.

Im Jahr 1982 wurden zur Erweiterung der Sammlung eine Bronzeglocke mit 80 Zentimeter Durchmesser (Zwickau 1668), eine Bronzeglocke mit 50 Zentimeter Durchmesser (Leipzig 1841), eine Bronzeglocke mit 40 Zentimeter Durchmesser (Apolda 1886), eine Schiffsglocke sowie ein Herdengeläute aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts erworben. Fünf Jahre später wurde das Museum vorübergehend geschlossen, da eine neue Aufgliederung der Räume und eine neue Rundgangsgestaltung erfolgte. Die Informationen in Text und Bild wurden erweitert. Außerdem kamen neue Exponate hinzu. 1987 und 1989 konnte diese Neugestaltung unter den gegebenen Voraussetzungen, fehlenden Bilanzen und Kapazitäten nicht durchgeführt werden. Am 4. Oktober 1992 ist das Museum nach einer umfangreichen Erweiterung und Umgestaltung durch die damalige Museumsleiterin Heike Schlichting wiedereröffnet worden. Bis zu dieser Wiedereröffnung wurde der größte Teil der Exponate in den Sonderausstellungsräumen zur Besichtigung freigegeben. Seit der Umgestaltung dürfen die Besucher die ausgestellten Glocken auch anfassen und anschlagen. Derzeitige Museumsleiterin ist seit dem 22. Januar 2009 Frau Rena Erfurth.

Vom Heimat- zum Stadtmuseum

Das Heimatmuseum bestand bereits als Dauerausstellung in der Martinskirche. Dort waren jedoch die Bedingungen für den Erhalt der Ausstellungsstücke sehr ungünstig. Bei einigen Ausstellungsstücken wurden schon Erscheinungen des Verfalls erkennbar. Somit wurde nach einem neuen Ort für die Aufbewahrung und Präsentation der Stücke gesucht. Seit dem Jahr 1950 erfolgte die Verlegung der Sammlung aus der Martinskirche in das Gebäude an der Bahnhofstraße 41, das vom Rat der Stadt für den Aufbau dieses Museums freigegeben worden war. Bereits 1951 konnte das Heimatmuseum eröffnet werden. Es wurde bis zum Oktober 1952 zum Glocken- und Heimatmuseum umgestaltet. Aus Raummangel konnte der zweite Schwerpunkt der Ausstellung, welcher sich thematisch mit der Entwicklung der Wirkerei und Strickerei in Apolda befasste, nicht berücksichtigt werden.

Erst gegen Ende des Jahres 1958 wurde vom Museumsbeirat eine Zwischenlösung beschlossen. In den freigemachten Kellerräumen sollten Maschinen und Muster der örtlichen Strickwarenindustrie, welche seiner Zeit schon im alten Heimatmuseum in der Martinskirche vorhanden waren, ausgestellt werden. Mit dem Aufbau wurde 1959 begonnen. Damit wurde der Grundstein für das neue Museum der Strickerei und Wirkerei gelegt. In den drei Räumen des Kellers und im Kellergang wurden die noch betriebsfähigen Maschinen ausgestellt. Wegen des Raummangels konnten jedoch zahlreiche Muster und Maschinen nicht gezeigt werden. Trotz der beengten Verhältnisse wurde ein Raum im Gebäude für Sonderausstellungen freigehalten. Für die historische Geologie sowie die Vorgeschichte standen zu damaligen Zeit nur zwei Räume und ein Flur zur Verfügung.

Nachdem 1963 eine Wohnung freigemacht und fortan für das Glockenmuseum genutzt wurde, ist später eine weitere Wohnung freigemacht worden. Sie umfasste vier Räume im Erdgeschoss und ermöglichte dort die Ausstellung der Stadtgeschichte. Außerdem wurde dort die Geschichte der örtlichen Industrie und Arbeiterbewegung dargestellt. Im Jahr 1967 waren im Haus Bahnhofstraße 41 insgesamt vier Räume für die Stadtgeschichte und acht Räume für das Glockenmuseum verfügbar. Ab 1972 wurden auch verstärkt Sonderausstellungen zu verschiedenen Thematiken gezeigt. Zwei Jahre später wurde die Abteilung „Strickerei und Wirkerei“ in das Museum eingegliedert. Dadurch wurden nun die beiden wichtigsten Apoldaer Industriezweige, die Glockengießerei und die Textilindustrie, dokumentiert. Durch die Umgestaltung der Museumsräumlichkeiten Anfang der 70er Jahre entstanden die Abteilungen „Glockenmuseum“ sowie „Strickerei und Wirkerei mit Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung“. Der zweite Bereich zeigte die Geschichte der Arbeiterbewegung in Verbindung mit der Entwicklung der örtlichen Textilindustrie bis zur Gegenwart.

Im Jahr 1975 wurde der erste Abschnitt dieses Museums eröffnet. In diesen zwei Räumen wurde die Zeit von 1945 bis 1965 dargestellt. Schon ein Jahr später konnte der Abschnitt um zwei Räume erweitert werden. Dabei wurden die Räumlichkeiten mit der Unterstützung des Museumsbeirates gestaltet. Die beiden neuen Räume wurden im Februar 1977 eröffnet. Die Exponate gaben Auskunft über die Entwicklung dieses Industriezweiges in der Zeit von 1924 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Durch die Mitarbeiter einer für diesen Bereich gebildeten Interessengemeinschaft wurde die Erhaltung und Instandsetzung der Maschinen ermöglicht. Der größte Teil der Ausstellungsstücke, welche verschiedene Dokumente und Maschinen umfasste, stammt aus der örtlichen Industrie.

Am 2. Oktober 1979 wurde das Wirker- und Strickermuseum endgültig fertiggestellt. Damit wurde auch der Beschluss von 1974 verwirklicht. In der Mitte der 80er Jahre gab es erneut Veränderungen in der Gestaltung des Museums. Unter anderem wurde die Darstellung der Apoldaer Geschichte erweitert. Durch die Neugestaltung der Räumlichkeiten wurde auch die Zusammenarbeit mit der örtlichen Industrie verstärkt und verbessert. Zur Unterbringung der Exponate, die nicht ständig in der Ausstellung aufgestellt wurden, sind auf dem Dachboden des Hauses Spezialschränke installiert worden. Im Jahr 1986 wurde der Beirat des Wirker- und Strickermuseums, welcher am Aufbau und an der Entwicklung der Ausstellung großen Anteil hatte, aus Altersgründen der meisten Mitarbeiter aufgelöst. Ebenfalls 1986 erreichte das Museum erstmalig seit seinem Bestehen eine Besucherzahl von über 40.000. Grund dafür waren die gut angenommenen Sonderausstellungen sowie die gestiegene Popularität des Hauses.

Ausstellung

Glocken im Museumsgarten

Glockenmuseum

Das Glockenmuseum zeigt die Kultur- und Technologiegeschichte der Glocke von den Anfängen bis zur Gegenwart. Es ist in fünf Abteilungen gegliedert:

  • Glockenarchäologie
  • Entwicklung der europäischen Turmglocke
  • Herstellung von Glocken, der Transport und das Läuten
  • außereuropäische Glocken
  • Glocken in Kunst, Musik, Sprache und Literatur

In der Ausstellung werden ungefähr 50 Turmglocken, Hand- und Tischglocken, Tierglocken, Uhrglocken und Schiffsglocken gezeigt. Des Weiteren werden Joche, Klöppel, Werkzeuge für den Guss sowie Abgüsse und Graphitabreibungen von Glockenverzierungen präsentiert. Außerdem gibt es Informationen zu den Aufgaben der Glocken, über die Apoldaer Glockengießereien und die berühmtesten Glocken weltweit. Die meisten Ausstellungsstücke dürfen berührt und angeschlagen werden. Der Rundgang wird durch Glockenmusik untermalt.

Stadtmuseum

Das Stadtmuseum erfasst in seiner Ausstellung den Zeitraum von der ersten Erwähnung eines Strickers in Apolda im Jahr 1593 mit David, dem Strickermann, bis zur politischen Wende von 1989/1990. Am Beispiel des Unternehmens „Christian Zimmermann & Sohn“ werden die Höhen und Tiefen in der Entwicklung des Industriezweiges besonders dargestellt. Bekleidungsstücke und Stoffmuster belegen die Vielfalt des Materials sowie die Kreativität der Mustermeister und Direktricen. Eine Vielzahl von Maschinen veranschaulicht die Technologie der Maschenwarenherstellung und die Vor- und Nachbereitung von Garnen und Produkten.

Im ersten Raum wird der Übergang vom Handstricken zur Arbeit am Wirkstuhl sowie die Herausbildung des örtlichen Strickergewerbes dargestellt. In den Räumen 2 und 3 wird die Entwicklung des Ortes zur bedeutendsten Handels- und Fabrikstadt des Großherzogtums im 19. Jahrhundert dokumentiert. Zwischen den Jahren 1865 und 1890 entwickelten sich aus Schlosserwerkstätten die ersten Unternehmen des Textilmaschinenbaus. Das Nebeneinander von Werkstattarbeit beziehungsweise Hausindustrie einerseits und Fabrikarbeit andererseits in der Wollwarenfabrikation wird ausführlich beschrieben. Im vierten Raum werden die Zeitabschnitte 1914 bis 1945 sowie 1945 bis 1990 behandelt. Es werden die Auswirkungen von Inflation, Weltwirtschaftskrise und Krieg auf die Apoldaer Textilindustrie sowie die Entwicklung zur Planwirtschaft und zur Massenproduktion in der DDR - Zeit aufgezeigt.

Sonderausstellungen

Seit dem Jahr seiner Eröffnung finden im Museum regelmäßig Sonderausstellungen statt, welche den Besuch der ständigen Ausstellung ergänzen bzw. erweitern. Es werden Kunstausstellungen, Privatsammlungen sowie Besonderheiten der örtlichen Geschichte auf einer Fläche von ungefähr 100m² gezeigt. Von November 1989 bis März 1990 zeigte das Museum eine Ausstellung "Juden in Apolda", die von Mitgliedern der Arbeitsgruppe "Jüdisches Leben" des Kulturbundes zusammengestellt und zuvor bereits in der Kirche von Kapellendorf gezeigt worden war. Seit 1993 beinhaltet das Ausstellungskonzept des Museums verstärkt stadtgeschichtliche Themen. Es gab größere Sonderausstellungen zu den Themen „150 Jahre Postgeschichte“ und „Spazierfahrt durch Apolda“. Anlässlich des Bauhausjahres im Jahr 2009 veranstalten der „Kunstverein Apolda Avantgarde e. V.“ und das Glockenmuseum Apolda ein gemeinsames Ausstellungsjahr.

Unter dem Titel „Vom Strumpf zur Obertrikotage – 400 Jahre Apoldaer Wirker- und Strickergewerbe“ wurde 1993 eine Vielzahl von Maschinen, Mustern und Dokumenten präsentiert.

Die Sonderausstellung „150 Jahre Eisenbahn in Apolda“ wurde aus Anlass der Einweihung der Bahnstrecke Weißenfels – Apolda – Weimar vor damals 150 Jahren im Dezember 1846 veranstaltet. Anhand historischer Fotos, Frachtbriefe und Fahrkarten, beförderter Post und anderer Exponate dokumentierte die Ausstellung beispielsweise die 1846 in Erwähgung gezogenen Varianten der Streckenführung, die Entwicklung des Personen- und Gütertransportes und die Gebäude am Bahnhofsgelände. Ein maßstabsgerechtes Modell des Viadukts und eine Nachbildung des 1884 abgebrannten Vorgängerbaus des heutigen Bahnhofs bildeten Anziehungspunkte des Ausstellung. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung war die Darstellung der Entwicklung der Thüringischen Eisenbahn. In der Ausstellung wurden auch Zeichnungen und Modelle streckentypischer Lokomotiven und Waggons sowie technisches Zubehör präsentiert.

Siehe auch

Literatur

  • Apoldaer Heimat. Beiträge zur Natur und Heimatgeschichte der Stadt Apolda und ihrer Umgebung. Jg.1992/1996/1997/2001 Hg. Apoldaer Kulturverein e. V.
  • Gollrad, Eva: Geschichte und Beschreibung der Stadt Apolda 1871–1990, Apolda o.J., ISBN 3-00-002012-8
  • Wirker- und Strickermuseum Apolda (Hrsg.: Museum Apolda), Apolda 1980

Weblinks

51.02694444444411.5191666666677Koordinaten: 51° 1′ 37″ N, 11° 31′ 9″ O


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