Marie de Medicis

Marie de Medicis
Maria von Medici um 1595

Maria de’ Medici, (apostrophierte Form von „Maria dei Medici“) frz. Marie de Médicis, dt. Maria von Medici, (* 26. April 1575 in Florenz; † 3. Juli 1642 in Köln) war die zweite Frau des französischen Königs Heinrich IV. und Mutter Ludwigs XIII. Nach der Ermordung Heinrichs 1610 übernahm sie für mehrere Jahre die Regentschaft für den noch unmündigen Kronprinzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit

Kindheitsportrait Marias, italienischer Maler

Maria wurde als jüngstes von sieben Kindern des Großherzogs der Toskana, Franz I. (Francesco I. de’ Medici) und seiner Frau, der Erzherzogin Johanna von Österreich, geboren. Nachdem ihr Vater sich nach dem Tod ihrer Mutter mit Bianca Cappello vermählt hatte, wuchsen die Kinder getrennt von ihm im Palazzo Pitti auf.

Fünf Geschwister Marias verstarben bereits im Kindesalter, und nachdem die einzige verbliebene Schwester Eleonora 1585 mit dem Herzog von Mantua verheiratet worden war, suchte man eine Ziehschwester für die 11-jährige Maria. Gefunden wurde sie in Leonora Dori, auch bekannt als Leonora Galigaï, die in Marias Leben eine wichtige Rolle spielen sollte.

Gemeinsam mit Marias Stiefbruder Antonio, einem Adoptivsohn Bianca Cappellos, erhielten die beiden Mädchen eine gute und umfassende Bildung.

Heirat

Obgleich sie eine der reichsten Erbinnen Europas war, scheiterten diverse Versuche, Maria zu verheiraten. Erst am 30. April 1600 gab ihr Onkel Ferdinand I. (Ferdinando I. de’ Medici), der Nachfolger ihres inzwischen verstorbenen Vaters, die Verlobung Marias mit dem fast 20 Jahre älteren französischen König Heinrich IV. bekannt, der mit ihrer Mitgift seine Schulden tilgen konnte. Die Ehe wurde am 5. Oktober des gleichen Jahres in Florenz geschlossen. Allerdings war Heinrich nicht persönlich bei der Zeremonie zugegen, sondern ließ sich durch Ferdinand I. vertreten (Heirat per procurationem), ein zu jener Zeit bei Fürstenheiraten nicht ungewöhnliches Verfahren. Persönlich traf Maria ihren Ehemann erst rund zwei Monate später, am 9. Dezember 1600, in Lyon.

Maria und Heinrich

Maria im Krönungsornat, Gemälde von Frans Pourbus dem Jüngeren

Die Ehe zwischen den beiden war nicht sehr glücklich, denn Heinrich hatte ständig Geliebte, mit denen Maria in Streit lag.

Ihre ärgste Widersacherin hierbei war seine Mätresse Catherine Henriette de Balzac d'Entragues, die Maria öffentlich demütigte, indem sie ihren schweren Gang nachahmte und sie "dickes Bankierweib" nannte, ohne dass der König einschritt. Auch dass dieser seine zahlreichen unehelichen Kinder gemeinsam mit den ehelichen erziehen ließ, trug nicht dazu bei, den Haussegen zu richten.

Immerhin brachte Maria am 27. September 1601, knapp zehn Monate nach der ersten Begegnung mit Heinrich, im Schloss Fontainebleau den lang ersehnten Thronfolger zur Welt, den späteren Ludwig XIII. Fünf weitere Kinder sollten folgen:

Regentschaft

Am 13. Mai 1610 wurde Maria in der Basilika Saint-Denis zur Königin gekrönt, um im Falle von Heinrichs Tod die Regentschaft für den unmündigen Ludwig übernehmen zu können. Bereits am folgenden Tag wurde Heinrich, bei dem insgesamt 18. Attentat auf ihn, von dem katholischen Fanatiker François Ravaillac erdolcht, und Maria, die zuvor niemals Interesse an Politik gezeigt hatte, übernahm die Funktion der Regentin.

Maria von Medici mit Leonora Galigaï und Concino Concini

In den Augen ihrer Zeitgenossen hatte sie keinerlei Voraussetzungen, um die Regierungsgeschäfte zu führen. Sie galt als kontaktarm, despotisch, prunksüchtig und launenhaft. Hinzu kam, dass sie sich stark von ihrer so machtgierigen wie skrupellosen Jugendfreundin und Hofdame Leonora Galigaï sowie deren Ehemann Concino Concini beeinflussen ließ, die beide in ihrem Gefolge nach Paris gekommen waren. Nur zwei Monate nach Heinrichs Tod wurde Concini Mitglied des Staatsrates (conseil de l’État) und zum Marquis d'Ancre erhoben.

Während Maria und ihr Günstling einen Teil des Adels gegen sich aufbrachten, erhoffte sich die Partei der Katholiken zu Beginn noch durchaus Vorteile, namentlich das Zurückdrängen des Protestantismus in Frankreich. Doch Maria rüttelte nicht an den Freiheiten, die das von Heinrich 1598 erlassene Toleranzedikt von Nantes garantierte, und machte sich auf diese Weise weitere Feinde.

Die immer größer werdende Zahl ihrer politischen Gegner erreichte, dass Maria für September 1614 die Generalstände einberief. Als offizieller Anlass galt die Volljährigkeitserklärung von Ludwig XIII., tatsächlicher Grund aber war eine Revolte Adeliger unter der Führung von Heinrich II., Prinz von Condé, eines Angehörigen einer Nebenlinie der königlichen Familie, die sich durch die Regentin und Concini entmachtet fühlten. Es war das vorletzte Mal in der Geschichte Frankreichs, dass die Generalstände zusammentraten, aber die Beratungen verliefen im Sande.

Obwohl Ludwig nun volljährig und gekrönt und damit regierungsfähig war, wollte Maria ihre bisherige Machtstellung nicht aufgeben und hielt ihn von den Regierungsgeschäften fern.

Da sie über ihre Mutter selbst aus dem Hause Habsburg stammte, beendete sie die bisherige anti-habsburgische Stoßrichtung der französischen Außenpolitik und versuchte zugleich, Frankreichs Machtstellung durch geschickte Verheiratung ihrer Kinder zu sichern. Im November 1615 verband sie in einer Doppelhochzeit König Ludwig mit der spanischen Infantin Anna von Österreich und ihre Tochter Isabella mit dem spanischen Thronfolger. 1625 verheiratete sie ihre jüngste Tochter Henrietta Maria mit dem englischen König Karl I.

Eine ihrer bedeutendsten politischen Aktionen war die Förderung des jungen Herzogs Armand Jean du Plessis, später bekannt als Kardinal Richelieu, auf den sie während der Generalstände aufmerksam geworden war. 1616 holte sie ihn an den Hof und beteiligte ihn an der Regierung.

Maria, Ludwig und Richelieu

1617, im Alter von 16 Jahren, befreite sich Ludwig XIII. mit Unterstützung seines Favoriten, Charles d'Albert, Herzog von Luynes, von der Bevormundung seiner Mutter und ihres Beraters Concini. Dieser wurde ermordet, seine Frau Leonora Galigaï wegen Hexerei hingerichtet und Maria nach Blois verbannt.

Maria von Medici, Gemälde von Peter Paul Rubens 1621/1625

Knapp zwei Jahre später gelang ihr mit Hilfe des Herzogs von Epernon in der Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1619 die Flucht nach Angoulême, wo sie sich gemeinsam mit ihrem zweiten Sohn Gaston einer erfolglosen Revolte gegen den König anschloss.

Auf Vermittlung von Richelieu, der seine Karriere nicht zuletzt Maria verdankte, versöhnten sich Ludwig und sie noch im Jahr 1619, und sie durfte an den Hof zurückkehren. 1622 wurde sie sogar wieder in den königlichen Beraterstab aufgenommen. Richelieu wurde dank ihrer Fürsprache im gleichen Jahr zum Kardinal erhoben und stieg wenig später, nach dem plötzlichen Tod von Charles d'Albert, zur rechten Hand des Königs auf. Maria musste nun erkennen, dass ihre Versuche, wie früher Einfluss auf ihren Sohn auszuüben, an der Macht ihres einstigen Weggefährten Richelieu scheiterten, der mittlerweile zum Minister ernannt worden war. Es begann, nicht nur zwischen Mutter und Sohn, sondern auch zwischen Maria und Richelieu zu kriseln.

Als dieser begann, ihre Spanienpolitik zu revidieren, versuchte sie im November 1630 in direkter Konfrontation, ihn zu entmachten. Vor die Wahl zwischen Mutter und Minister gestellt, entschied sich Ludwig XIII. am 11. November 1630, der sogenannten Journée des Dupes, für Richelieu und stellte Maria in Compiègne unter Hausarrest.

Im Juli 1631 flüchtete sie in die spanischen Niederlande nach Brüssel. Dort erfuhr sie, dass man ihr in Frankreich Hochverrat vorwarf. Nach Verkündung des Urteils, das sie für schuldig erklärte, wurde sie geächtet und ihr Besitz beschlagnahmt. Als Folge hiervon wollte kein Fürst sie auf Dauer in seinem Land aufnehmen. Nach einer Odyssee zwischen den Niederlanden, der Schweiz und England, fand sie schließlich in Köln eine bescheidene Bleibe bei ihrem Freund Peter Paul Rubens.

Obwohl sie Mutter des Königs von Frankreich und der Königinnen von Spanien und England war, verstarb Maria von Medici 1642 einsam und verarmt in Köln in Rubens Haus in der Sternengasse. Ihr Herz wird im Kölner Dom hinter dem Dreikönigenschrein aufbewahrt. Ihre Gebeine wurden nach Paris überführt und in der Grablege der französischen Könige, der Basilika Saint-Denis, beigesetzt.

Maria und die Kunst

Die Krönung Marias von Peter Paul Rubens

Wie ihre florentinischen Vorfahren nutzte Maria die Kunst, um „grandeur“ zu zelebrieren und eine Legende über ihr Leben und ihre Person zu schaffen. Ihre Art, Kunst als Mittel zum Zweck der Darstellung von Macht einzusetzen, trug wesentlich dazu bei, dass die italienische Kultur in Frankreich weitere Verbreitung fand. Dieser Aspekt in Marias Leben ist Gegenstand neuerer historischer Forschungen.

Sie unterstützte wie keine andere französische Königin vor ihr die Künste. Autoren wie François de Malherbe und Guillaume du Vair oder der Maler Nicolas Poussin verdankten ihre Karriere Marias Mäzenatentum.

Der Bildhauer Giovanni da Bologna und sein Schüler Pierre Franqueville schufen 1604 als Geschenk ihres Cousins Cosimo II. für sie ein Reiterstandbild ihres Gemahls Heinrich IV. auf dem Pont Neuf (1614 vollendet), das während der Französischen Revolution 1792 zerstört und 1818 von François-Frédéric Lemot aus der Bronze einer von Napoléon beauftragten Statue des General Disaix ersetzt wurde.

In den Jahren 1615 bis 1620 ließ sie sich von dem Architekten Salomon de Brosse das Palais du Luxembourg als repräsentativen Witwensitz mit dem angeschlossenen Park Jardin du Luxembourg errichten und von 1622 bis 1625 durch eine Gemäldefolge, den so genannten Medici-Zyklus, von Peter Paul Rubens ausgestalten. Die 21 Bilder zeigen Stationen aus ihrem Leben und sind heute im Louvre zu sehen.

Trivialia

Der Rundfunksender WDR 2 widmete Maria von Medici anlässlich ihres Todestages 2002 im Rahmen seiner regelmäßigen Reihe „Stichtag“ einen Beitrag.

Auch die Spielebranche hat Maria gemeinsam mit ihrem Widersacher Richelieu für sich entdeckt. Die Firma Ravensburger AG brachte 2003 das Kartenspiel Richelieu für zwei Personen heraus, bei dem die Spieler in die Rolle der Königin und des Kardinals schlüpfen.

Literatur

  • Philippe Delorme: Marie de Médicis. Histoire des Reines de France. Pygmalion, 1999, ISBN 2-85704-553-0
  • François Pierre Guillaume Guizot: A Popular History of France From The Earliest Times. Bd. 5, Estes & Lauriat, Boston um 1880.
  • Anka Muhlstein: Königinnen auf Zeit. Katharina von Medici, Maria von Medici, Anna von Österreich. Insel Verlag, Frankfurt 2003, ISBN 3-458-17177-0.
  • Paola Bassani Pacht, Thierry Crépin-Leblond, Nicolas Sainte Fare Garnot, Francesco Solinas: Marie de Médicis, un gouvernement par les arts. Ausstellungskatalog Château de Blois 2004, Somogy éditions d'art, Paris 2004, ISBN 2-85056-710-8.
  • Françoise Graziani, Francesco Solinas (Hrsg.): Le 'siècle' de Marie de Médicis. Actes du Séminaire de la Chaire Rhétorique et Société en Europe (XVIe-XVIIe siècles) du Collège de France sous la direction de Marc Fumaroli de l'Académie française. (= Franco-Italia; Sonderheft 21–22), Edizioni dell'Orso, Turin 2003, ISSN 1121-7189.

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