- Maur
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Maur Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Zürich Bezirk: Uster Gemeindenummer: 0195 Postleitzahl: 8124 UN/LOCODE: CH FCH (Forch) Koordinaten: (693095 / 244184)47.3419378.67055478Koordinaten: 47° 20′ 31″ N, 8° 40′ 14″ O; CH1903: (693095 / 244184) Höhe: 478 m ü. M. Fläche: 14.80 km² Einwohner: 9517 (31. Dezember 2010)[1] Website: www.maur.ch Schifflände Maur, Ansicht vom Greifensee
Karte Maur ist eine politische Gemeinde und ein Dorf im Bezirk Uster des Kantons Zürich in der Schweiz. Der Name Maur wird Schweizerdeutsch «Muur» ausgesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
- Geteilt von Schwarz und einer gefugten, gezinnten silbernen Mauer
Das Wappen der Gemeinde und des Orts Maur geht auf das Siegel des Meiers aus dem Jahr 1363 zurück. Daneben existieren die Wappen der Ortsteile Aesch, Binz, Ebmatingen und Uessikon.
Geographie
Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom westlichen Ufer des Greifensees bis zum Scheitel der Pfannenstiel-Kette, die fast 300 Meter über dem See liegt.
Das unter Naturschutz stehende Ufer des Greifensees ist unverbaut, was zum ländliches Aussehen der Gemeinde trotz ihrer Nähe zur Stadt Zürich beiträgt.
Das hügelige Gemeindegebiet wird zu etwa einem Viertel von Wäldern und etwa zur Hälfte von Feldern und Weiden bedeckt. Die Dörfer sind mehrheitlich bestimmt von Einfamilienhäusern, die mehr und mehr im Grün von Bäumen und Büschen verschwinden. Sowohl der See mit Schiffsanlegestation („Schifflände“) und Badeanstalt als auch der Pfannenstiel sind beliebte Wander- und Ausflugsziele.
Das Ufer des Greifensees ist flach. Die Schwemmland-Ebene ist bei Maur am breitesten und verjüngt sich deutlich gegen Norden. Der Hang, der sich an die Ebene anschliesst, ist fast durchgehend bewaldet. Danach folgen flachere Teile, auf denen sich die Dörfer und Äcker „am Berg“ (Binz, Ebmatingen und Aesch) ausbreiten. Der Pfannenstiel ist oben flach und größtenteils bewaldet.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1798 1623 1836 2133 1910 1421 1950 1577 1970 3943 1990 6979 2001 9061 2009 9261[2] Im Dorf Maur leben nur 1'897 Personen (2009, inkl. Uessikon).[2] Die ganze Gemeinde hat über 9'250 Einwohner. Zur Gemeinde mit einer Fläche von 14.8 km² zählen noch die Ortschaften und ehemaligen Bürgergemeinden Uessikon (weniger als 100 Einwohner), Binz (1'841 Einwohner), Ebmatingen (2'651 Einwohner) und Aesch (2'859 Einwohner) auf der Forch (alle Zahlen aus dem Jahr 2009).[2]
50,58 % der Bevölkerung sind Frauen, 18 % sind Ausländer. Die Zugehörigkeit zu Konfessionen verteilt sich wie folgt: 43 % reformiert, 24 % katholisch und 23 % konfessionslos.[2]
Politik
Gemeindepräsident ist seit 2002 Bruno Sauter (Stand 2010). Er gehört der FDP an.
Die SVP hat 37 %, die SP 18 %, die CVP 4 %, die EVP 4 %, die Grüne 10 % und die FDP 25 % der Wählerstimmen.
Ortsteile
Aesch
Aesch liegt auf einer Terrasse auf der Ostseite der Forch, dem Übergang vom Zürichsee ins Zürcher Oberland. Zum Ortsteil gehört auch noch Scheuren.
Früher war Aesch ein kleines Dorf, entwickelte sich aber aufgrund der besseren Verkehrsanbindungen zum grössten Gemeindeteil. Dank Forchstrasse und Forchbahn ist die Stadt Zürich schnell erreichbar. Ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in Aesch viele Einfamilienhäuser gebaut. Nicht mit dieser Entwicklung konnte die Infrastruktur mithalten. Zwar baute die Gemeinde neue Schulen und ein Altersheim, es fehlt aber an einem zentralen Begegnungsort und an attraktiven Läden.
Binz
Binz liegt im nordwestlichsten Zipfel der Gemeinde, nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze Zürichs entfernt. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in Binz stark gebaut, so dass sich die Einwohnerzahl verdoppelte. In Binz gibt es ein Postamt, einen Kindergarten und eine Primarschule. Ab der 4. Klasse gehen die Kinder nach Ebmatingen zur Schule.
Ebmatingen
Ebmatingen ist der zweitgrösste Ortsteil. Wie Aesch und Binz liegt es auf dem Berg auf einer Terrasse am Hang. Hier befindet sich der einzige grössere Laden der Gemeinde und die katholische Kirche.
Maur
Mit reformierter Kirche und Gemeindeverwaltung ist das Dorf Maur am See das Zentrum der Gemeinde, auch wenn hier weniger als ein Viertel der Einwohner leben.
Uessikon
Uessikon (gesprochen: Üessikon) ist ein Weiler am Südende des Greifensees, der im 20. Jahrhundert viele Einwohner verloren hat.
Höfe
Übers Gemeindegebiet verstreut finden sich noch diverse weitere kleine Häuseransammlungen und Höfe. Die wichtigsten Weiler sind Neuhaus auf der Grenze zu Egg an der Forchstrasse, Wannwis an der Strasse zwischen Maur und Egg, Stuelen zwischen Ebmatingen und dem Greifensee sowie Neugut und Bachlen oberhalb von Uessikon.
Wirtschaft
Die Gemeinde war lange Zeit von den bedeutenden Verkehrswegen abgeschnitten. Ohne Eisenbahn und ohne wasserreiche Bäche konnte in der Gemeinde keine Industrie Fuss fassen. Noch heute ist die Landwirtschaft neben einigen kleinen Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben wichtiger Arbeitgeber. Vier Fünftel der arbeitenden Bevölkerung verdienen ihr Auskommen ausserhalb der Gemeinde, mehrheitlich in der Stadt Zürich und in den umliegenden Orten. Die Zahl der Pendler, die in Maur wohnen und auswärts arbeiten, ist doppelt so gross wie die Zahl der Personen, die insgesamt in Maur arbeiten.
Verkehr
Die Forchbahn verbindet in 20 Minuten Aesch/Scheuren mit der Stadt Zürich. Busse verkehren von Maur über Ebmatingen nach Zürich-Klusplatz und über Fällanden zum Bahnhof Stettbach. Während der Stosszeiten fährt zudem ein Bus von Scheuren über Aesch und Ebmatingen nach Stettbach. Von Maur gibt es eine Schiffsverbindung nach Niederuster. Uessikon ist nicht an den öffentlichen Verkehr angebunden.
Seit Herbst 2003 sind grosse Teile der Gemeinde vom Fluglärm der Anflüge auf den Flughafen Zürich betroffen, was die Lebensqualität in den betroffenen Wohn- und Erholungsgebieten deutlich einschränkt. Bürgerorganisationen wie der Verein Flugschneise Süd – NEIN sowie die Gemeindebehörden setzen sich gegen den Fluglärm zur Wehr.
Geschichte
Frühzeit
Über 4000 Jahre alte Pfahlbauten am Greifensee sind die ältesten Zeugnisse menschlichen Lebens in der Gemeinde. Grabhügel in den Wäldern nördlich von Maur beweisen, dass die Gegend auch zur Hallstattzeit bewohnt war. Zur Römerzeit bestand in Maur ein Gutshof, von dessen Überresten sich der Name der Gemeinde ableitet. Unter der Kirche wurden Spuren von römischen Mauern entdeckt.[3]
Der Königshof
Die erste Kirche wurde um 700 erbaut (eine der ältesten im Kanton Zürich). Aus dieser Epoche wurden auch mehrere Gräber entdeckt: ein Gräberfeld bei Aesch und mehrere Gräber unter der heutigen Kirche. Maur war damals ein Köngishof, ein lokales Verwaltungs- und Bewirtschaftungszentrum, das zum Haupthof in Zürich gehörte. Erstmal schriftlich erwähnt wurde Maur in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts im grossen Rotulus des Grossmünster in Zürich, das darin seine abgabepflichtigen Besitztümer zu Beginn des 9. Jahrhunderts aufzählte. Mit Gründung der Fraumünsterabtei in Zürich durch Ludwig den Frommen erhielt der Hof zu Maur um 830 eine neue Grundherrin, was aber bald zu Streitereien führte. Wie im grossen Rotulus festgehalten, wurde in einem Schiedsspruch des Bischofs von Konstanz aus dem Jahr 946 bestätigt, dass der Hof zu Maur, Ebmatingen und Binz ihre Abgaben ans Grossmünster zu leisten hätten.[3]
Das Meieramt
Die Fraumünsterabtei setzte daraufhin einen Meier ein, der sich nicht nur um die Verwaltung des Hofs kümmerte, sondern auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Ausserdem stand ihm das in der Offnung von 1543 schriftlich verbürgte Recht der ersten Nacht zu, gemäss dem er mit jeder Braut der Gemeinde die Hochzeitsnacht verbringen durfte.[4] Dieses Recht ist im ganzen deutschsprachigen Raum ansonsten nur noch in der Offnung für Hirslanden und Stadelhofen belegt. Die Historiker glauben aber nicht, dass der Meier von diesem ius primae noctis wirklich Gebrauch machte. Denn der Bräutigam konnte ihm auch einen Ersatz zahlen, und dies deuten sie weniger als Ersatz für das entgangene Vergnügen, sondern eher als Entschädigung für das Geschirr, Holz und Schweinefleisch, das der Meier und seine Frau an das Hochzeitsfest beizusteuern hatten.[3]
Der Meier von Maur wurde schon bald zu den Bürgern, später sogar zu den Rittern (Adligen) der Stadt Zürich gezählt. Seinen Sitz hatte der Meier auf der Burg Maur, die damals wohl ein einfacher Wohnturm war.
Gerichtsherrschaft Maur
Anfangs des 14. Jahrhunderts trat an Stelle des klösterlichen Meieramtes die Gerichtsherrschaft Maur innerhalb der Herrschaft Greifensee. Die Vogtei Ebmatingen hingegen lag seit dem Alten Zürichkrieg in der Hand des jeweiligen amtsältesten Bürgermeisters der Stadt Zürich.[5] Der Gerichtsherr leitete auch die Gemeindeversammlung und nahm somit eine führende Rolle ein. Die Gerichtsherrschaft Maur gehörte von 1424–1629/52 der Familie Aeppli und nach mehreren Familien in Zürich von 1749–1775 dem berühmten Kupferstecher David Herrliberger. Letzterem wird nachgesagt, er soll die Herrschaft nur gekauft haben, um sein Ansehen zu heben. Als Gerichtsherr soll er weniger erfolgreich gewesen sein und mit Dorfbewohnern und dem Pfarrer verschiedene Streitigkeiten gehabt haben. 1775 verkaufte er die Gerichtsherrschaft an Heinrich Zollinger, einen Bauern aus Uessikon. Dieser war vor allem an den Ländereien interessiert und verkaufte die gerichtlichen Rechte an die Stadt Zürich. Maur wurde dadurch Teil der Stadtrepublik Zürich.[3]
Maur hatte zu dieser Zeit eine Taverne, zwei Mühlen, eine Badestube und ab 1604 eine Metzgerei. Die heutige Kirche stammt aus dem 16. Jahrhundert. Weitere Mühlen entstanden in Uessikon im 16. Jahrhundert und für kurze Zeit in Aesch im 19. Jahrhundert. In der alten Mühle Maur ist heute das Ortsmuseum untergebracht. Seit 1628 gibt es in Maur eine ständige Schule. Keine zwanzig Jahre später wurde in Aesch eine Schule gegründet, die bis 1660 auch von Ebmatinger Kindern besucht wurde. Uessikon erhielt erst 1772 eine offizielle und dauerhafte Schule. 1729 erhielt Maur ein eigenes Schulhaus, 1781 entstand in Uessikon das zweite Schulgebäude der Gemeinde. 1772 konnten nur rund ein Drittel der Schulbuben richtig lesen – Rechnen wurde nicht gelehrt.[3]
Politische Gemeinde Maur
1798 wurde Maur im Rahmen der Helvetischen Republik eine politische Gemeinde. Orts- resp. Zivilgemeinden in den einzelnen Dörfern bestanden aber noch über 100 Jahre lang. Gemeindevorsteher war ein vom Zürcher Rat gewählter Untervogt.[3]
Sehenswürdigkeiten
- Burg Maur mit David Herrliberger-Sammlung
- Mühle mit Ortsmuseum und Sägerei
- Reformierte Kirche Maur
- Forchdenkmal
Persönlichkeiten
- Emanuel Plattner (* 1935), Radrennfahrer
Literatur
- Felix Aeppli: Geschichte der Gemeinde Maur, Maur 1979
- Kulturkommission und Gemeinderat der Gemeinde Maur (Hrsg.): Burg Maur, Maur 1976 (Festschrift zur Einweihung der renovierten Burg)
Weblinks
Commons: Maur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Gemeinde Maur
- Statistische Daten des Kantons zur Gemeinde Maur
- Ortsmuseum
- Maur im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Amt des Kantons Zürich – Bevölkerung in den Gemeinden und Regionen des Kantons Zürich, 2010
- ↑ a b c d Aus den Verhandlungen des Gemeinderates Maur. In: Maurmer Post. Nr. 4, 2010, S. 18.
- ↑ a b c d e f Felix Aeppli: Geschichte der Gemeinde Maur. Gemeinde Maur, Maur 1979.
- ↑ Jörg Wettlaufer: Das Herrenrecht der ersten Nacht: Hochzeit, Herrschaft und Heiratszins im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-593-36308-9, S. 251ff
- ↑ Joh.Henrici Waseri de vita sua.
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