Maxibrief

Maxibrief
Persönlicher Brief
Hastiger Briefschreiber und Postillon, Neuer gemeinnützlicher Briefsteller für das bürgerliche Geschäftsleben, Berlin 1825
Willem van Mieris: Lesender Greis, 1729
Rudolf Epp: Der Liebesbrief; um 1896

Der Brief (von lat.: brevis: „kurz“) ist eine auf Papier festgehaltene Nachricht, die meist von einem Boten übermittelt wird und eine für den Empfänger gedachte persönliche Botschaft enthält.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge des Verfassens einer solchen Mitteilung gehen auf die Babylonier zurück, die Nachrichten in Tontafeln ritzten. Im Alten Ägypten dagegen dienten Papyri als Schriftträger für Briefe. Im antiken Griechenland und Rom benutzte man zu diesem Zweck mit Wachs beschichtete Tafeln aus Holz. Seit den ersten Verfassern solcher Mitteilungen hat sich der Zweck eines Briefes kaum geändert: Er ist immer noch ein Mittel zur öffentlichen Meinungsäußerung (z. B. Leserbriefe in einer Zeitung), eine literarische Form (vgl. Goethes BriefromanDie Leiden des jungen Werthers“, die Paulusbriefe des Neuen Testaments der Bibel) sowie ein Instrument zur Verbreitung amtlicher (z. B. kultusministerielle Schreiben) und Übermittlung persönlicher Nachrichten (z. B.: Liebesbrief). Bereits in der frühen Neuzeit entwickelte sich der Brief auch zum Sammlerobjekt; eine der größten seit damals erhaltenen Sammlungen in Deutschland ist die von Christoph Jacob Trew.

Briefe werden in den Geisteswissenschaften nach historischen, literaturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht. Ein Pionier der deutschen Briefforschung war der Bibliothekar und Kulturwissenschaftler Georg Steinhausen, dessen Geschichte des deutschen Briefes 1889–1891 in zwei Bänden erschien.

Der Brief als historische Quelle

Aus Sicht der Geschichtswissenschaft ist nur der Privatbrief ein „Brief“. Ist der Verfasser bzw. der Empfänger eine Amtsperson oder eine Institution, dann gehört das Schriftstück zu den Urkunden oder Akten. Ein „offener Brief“, der sich in Wirklichkeit an die Allgemeinheit richtet, gehört zu den literarischen Werken. Wegen der vielen Mischformen (z. B. Geschäftsbriefe, die auch Privates beinhalten) ist aber auch unter Historikern diese Terminologie nicht immer zwingend.

Briefe waren früher sehr teuer und wurden eher von Amtspersonen oder reichen Kaufleuten verschickt; ab dem 18. Jahrhundert weitet sich der Briefverkehr auf weitere Kreise der Oberschicht aus. Dieses Jahrhundert nennt man auch das Jahrhundert der Briefe. Nur vereinzelt, in wichtigen Angelegenheiten, ließen auch einfache Leute Briefe schreiben. Dazu gab es den Beruf des Briefschreibers. Oftmals wurden dabei floskelhafte Wendungen gebraucht, wodurch viel Individualität verloren ging.

Bereits seit dem 19. Jahrhundert verwendet die Geschichtswissenschaft auch überlieferte Korrespondenzen. Im 20. Jahrhundert verstärkte sich das Interesse für die Alltagsgeschichte und die Geschichte der „kleinen Leute“, so dass auch die Post dieser Menschen verstärkt ins Blickfeld geriet. Beispiele dafür sind Soldatenbriefe aus den Weltkriegen in die Heimat, die nicht (nur) wegen der Einzelschicksale interessieren, sondern, weil man darauf Aussagen über das Leben und die Mentalität größerer Personengruppen basieren möchte.

Inhalt

Der Brief an sich besteht meist aus der Angabe zu Ort und Tag des Verfassens, der Anrede, dem Text und der Schlussformel. Der Umschlag enthält in der Regel Angaben zum Absender, die Empfängeranschrift und bei Versand eine Freimachung.

Postalisches

Briefform

Bis ins 19. Jahrhundert waren zusammengefaltete Bögen die übliche Form eines Briefes während ein besonderer Umschlag die Ausnahme war. Die Form eines zusammengefalteten Foliobogens wurde die Normalgröße des Briefes, etwa 9x17 cm, das durchschnittliche Gewicht betrug etwa 1 Lot oder ½ Unze = rund 15 g. Alle Briefe mussten versiegelt werden (1849 aufgehoben). Die Post haftete nicht für den Verlust eines Briefes. Die Versiegelung diente dem Schutz des Briefgeheimnisses. Die Gebühr wurde von Postamt zu Postamt einzeln ausgehandelt, seltener gab es feste Tarife.

Im Königreich Westfalen waren alle Sendungen in Franken und Centimen zu berechnen. Seit dem 1. November 1810 wurde nach Entfernung und dem Gewicht gezahlt. Der einfache Brief durfte 8 g schwer sein, Sendungen über 60 g sollten mit der Fahrpost befördert werden.

Im Herzogtum Braunschweig betrug 1814 das einfache Briefgewicht 1 Lot und stieg mit jedem Lot und der Entfernung. 1834 durfte der einfache Brief nur noch ¾ Lot schwer sein. Und stieg ab 1 Lot je ½ Lot um die Briefgebühr. Briefe über 4 Lot sollten mit der Fahrpost befördert werden. Ab 1855 durfte der einfache Brief kein volles Lot wiegen, die Entfernung spielte keine Rolle mehr. Seit 1863 war je 1 Lot 1 Groschen zu zahlen. 1865 gab es nur noch zwei Gewichtsstufen, bis 1 Postlot = 1 Groschen, bis 15 = 2 Groschen.

In Preußen regelte das Posttaxregulativ von 1825 das Briefporto nach Entfernung und Gewicht. Der einfache Brief durfte ¾ Lot wiegen. Briefe über 2 Lot gehörten zur Fahrpost. 1860 begrenzte das Briefgewicht im Inlands- und Vereinsverkehr auf 15 g (250 g). Ab 1861 galt bis 1 Lot einfach, bis 15 Lot doppeltes Briefporto.

Ab 1830 kamen gewerbsmäßig hergestellte Briefumschläge auf den Markt, sie wurden ab 1840 maschinell hergestellt. 1849 brauchten Briefe nicht mehr versiegelt zu werden. 1850 sind Freimarken eingeführt worden. 1851 kamen Umschläge mit eingedrucktem Wertzeichen hinzu.

Im Norddeutschen Postbezirk galt bis 1 Lot = 1 Sgr. bis 15 Lot = 2 Sgr. Bei der Reichspost 1875 bis 15 g = 10 Pfg. und über 15 g = 20 Pfg. Das einfache Briefgewicht erhöhte sich 1900 auf 20 g. Gleichzeitig wurden Pappkästchen und Rollen zugelassen.

Neu eingeführt wurden:

  • 1897 amtliche Kartenbriefe als amtliches Formblatt.
  • 1908 Fensterbriefumschläge.
  • 1922 Dienstliche Aktenbriefe bis 500 g.
  • 1923 wurde für Briefe das Höchstgewicht von 250 g auf 500 g angehoben.
Notopfer Berlin

Nach dem Krieg wurde 1947 das Höchstgewicht von 500 g auf 1 kg angehoben. Von 1948 bis 1956 mussten fast alle Sendungen in den westlichen Zonen bzw. der Bundesrepublik zusätzlich zum Porto mit der Steuermarke Notopfer Berlin frankiert werden. Am 1. März 1963 werden Standardbriefsendungen zu einem besonderen Tarif angeboten. 1993 wurden 4 Basisprodukte (Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibrief) eingeführt. 1995 wurde die Bundespost privatisiert.

In heutiger Zeit werden Briefe meist über Postdienste (z. B. die Deutsche Post) übermittelt, der Inhalt ist durch einen Umschlag und das Briefgeheimnis geschützt. Sie sollten, müssen aber nicht, verschlossen sein. Briefe werden meistens im Voraus bezahlt (freigemacht). Dies geschieht, indem eine Briefmarke vom Absender oder ein Stempel vom Postdienstleister aufgebracht wird. Außerdem ist eine Postanschrift des Empfängers auf das Kuvert zu schreiben, gegebenenfalls zusätzlich die Adresse des Absenders. Dies ermöglicht die reibungslose Rücksendung von Briefen für den Fall, dass der Empfänger die Annahme verweigert oder nicht zu ermitteln ist. Sonderformen bei der Zustellung sind die Zustellungsurkunde und das Einschreiben.

Normung

Die Gestaltung von Geschäftsbriefen wird in Deutschland durch das Deutsche Institut für Normung (DIN) in DIN 5008 und DIN 676 geregelt.

In den Fällen, in denen sich die Anschrift des Empfängers geändert hat und ein Nachsendeauftrag erteilt worden ist, können auch Briefe mit einer nicht korrekten Zustelladresse zum Empfänger um- bzw. weitergeleitet werden.

Für die Zustellung von Briefen mit Boten wird ein Porto fällig. Beispiel für die Deutsche Post AG (Stand Januar 2007, nur Inland):

  • Standardbrief L: 140–235 mm, B: 90–125 mm, H: bis 5 mm, bis 20 g 0,55 EUR
  • Kompaktbrief L: 100–235 mm, B: 70–125 mm, H: bis 10 mm, bis 50 g 0,90 EUR
  • Großbrief L: 100–353 mm, B: 70–250 mm, H: bis 20 mm, bis 500 g 1,45 EUR
  • Maxibrief L: 100–353 mm, B: 70–250 mm, H: bis 50 mm, bis 1.000 g 2,20 EUR
  • Maxibrief Plus L: 100–600 mm, B: 70–300 mm*, H: bis 150 mm*, bis 2.000 g 4,40 EUR
    *B und H dürfen größer sein, wenn L+B+H nicht größer als 900 mm ist

Elektronische Post

Seit den 1990er Jahren wird der klassische Briefverkehr immer mehr durch die E-Mail ergänzt, die insbesondere im geschäftlichen Postverkehr gewisse Vorteile (Schnelligkeit, Preis) besitzt. Für die Übermittlung bedeutender Briefe (z. B. Liebesbriefe, Verträge, diplomatische Noten) ist weiterhin die Briefform üblich. Seit dem Aufkommen der E-Mail wird die konventionelle Post auch scherzhaft Schneckenpost genannt.

Eine Sonderform des Briefs ist der Werbebrief bzw. die Werbesendung, auch Mailing genannt.

Andere Bedeutungen

Briefe im weiteren Sinne sind zum Beispiel Ehrenbriefe (als amtliche Anerkennung für eine ehrenamtliche Tätigkeit oder als Auszeichnung) oder Meisterbriefe, die man als Urkunden ansehen kann. Als Briefe werden auch lehrhafte Nachrichten an Gruppen von Personen bezeichnet, so Briefe an christliche Gemeinden im Neuen Testament der Bibel, z. B. die Paulusbriefe und der Brief an die Hebräer, oder Luthers „Sendbrief vom Dolmetschen“. Offene Briefe sind solche, die neben der Zustellung an den Empfänger gleichzeitig in Massenmedien veröffentlicht werden.

Siehe auch

Literatur

Briefsammlungen

  • Walter Benjamin (Hrsg.): Deutsche Menschen. Luzern 1936, Suhrkamp, Frankfurt M 1992. ISBN 3-518-37470-2
  • Rüdiger Görner (Hrsg.): Demnächst mehr. Das Buch der Briefe. Deutschsprachige Briefe aus vier Jahrhunderten. University Press, Berlin 2008
  • Jens Haustein (Hrsg.): Briefe an den Vater. Zeugnisse aus drei Jahrhunderten. Insel, Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-458-32745-2
  • Walter Heynen (Hrsg.): Das Buch deutscher Briefe. Insel, Wiesbaden 1957.
  • Jürgen Moeller (Hrsg.): „Ich hoffe, der Himmel wird Deutschland erhalten“. Das 19. Jahrhundert in Briefen. Beck, München 1990. ISBN 3-406-34754-1
  • Jürgen Moeller (Hrsg.): Historische Augenblicke. Das 20. Jahrhundert in Briefen. Beck, München 1999. ISBN 3-406-42119-9
  • Claudia Schmölders (Hrsg.): Briefe berühmter Frauen. Von Lieselotte von der Pfalz bis Rosa Luxemburg. 2. Auflage. Insel, Frankfurt am Main/Leipzig 1994. ISBN 3-458-33205-7
  • Georg Steinhausen (Hrsg.): Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. 2 Bde. Weidmann, Berlin 1899, 1907.
  • Hermann Uhde-Bernays: Künstlerbriefe über Kunst. Von Adolph von Menzel bis zur Moderne. Fischer, Frankfurt am Main 1963.

Sekundärliteratur

  • [1] - Bibliographie zur Briefforschung vom Institut für Textkritik
  • Rainer Baasner (Hrsg.): Briefkultur im 19. Jahrhundert. Niemeyer, Tübingen 1999. ISBN 3-484-10791-X
  • Klaus Beyrer und Hans-Christian Täubrich (Hrsg.): Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation. Zur Ausstellung in den Museen für Post und Kommunikation Frankfurt am Main (1996–1997) und Nürnberg (1997). Edition Braus, Heidelberg 1996. ISBN 3-89466-169-0
  • Anne Bohnenkamp und Waltraud Wiethölter: Der Brief  −  Ereignis & Objekt, Stroemfeld Vlg., Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-86600-031-5, 325 S., Vielzahl von farb. und s/w-Illustrationen. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum vom 11. September bis 16. November 2008 (Veranstalter: ders. in Verbindung mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach)
  • Rolf-Bernhard Essig, Gudrun Schury: Bilderbriefe. Illustrierte Grüße aus drei Jahrhunderten. Knesebeck, München 2003, ISBN 3-89660-158-X
  • Gerald Lamprecht: Feldpost und Kriegserlebnis. Briefe als historisch-biographische Quelle. Grazer zeitgeschichtliche Studien. Bd 1. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2001. ISBN 3-7065-1549-0
  • Anita Runge, Lieselotte Steinbrügge (Hrsg.): Die Frau im Dialog. Studien zu Theorie und Geschichte des Briefes. Ergebnisse der Frauenforschung. Bd 21. Metzler, Stuttgart 1991. ISBN 3-476-00759-6
  • Fritz Schlawe: Die Briefsammlungen des 19. Jahrhunderts. Bibliographie der Briefausgaben und Gesamtregister der Briefschreiber und Briefempfänger 1815–1915. 2 Halbbände. Metzler, Stuttgart 1969.
  • Ulrich Schmitz, Eva Lia Wyss: Briefkommunikation im 20. Jahrhundert. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie. Bd 64. Obst, Duisburg 2002. ISBN 3-924110-64-6
  • Georg Steinhausen: Geschichte des deutschen Briefes. Zur Kulturgeschichte des deutschen Volkes. 2 Bde. Gaertner, Berlin 1889–1891, Weidmann, Dublin/Zürich 1968 (Repr.).
  • Christine Wand-Wittkowski: Briefe im Mittelalter. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Literatur. Verlag für Wissenschaft und Kunst, Herne 2002. ISBN 3-924670-36-6

Weblinks


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