Michael Stolleis

Michael Stolleis
Michael Stolleis bei der Verleihung der Zedler-Medaille im Naturmuseum Senckenberg 2009

Michael Stolleis (* 20. Juli 1941 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher Jurist und Rechtshistoriker. Er war bis zu seiner Emeritierung 2006 Professor für Öffentliches Recht und Rechtsgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und von 1991 bis Ende 2009 Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte (MPIER).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stolleis ist der Sohn von Erich Stolleis, der von 1937 bis 1941 als Oberbürgermeister von Ludwigshafen amtierte. Nach seinem Abitur 1960 am heutigen Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt an der Weinstraße studierte er Rechtswissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte in Heidelberg und Würzburg. Noch 1961 wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg.[1] 1965 legte er das Erste, 1969 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seine Promotion erfolgte 1967 in München bei Sten Gagnér. Nach einer kurzen Zeit als Assistent von Axel Freiherr von Campenhausen habilitierte Stolleis sich 1973 in München für die Fächer Staats- und Verwaltungsrecht, Neuere Rechtsgeschichte und Kirchenrecht. Ein Jahr darauf wurde er auf eine Professur an der Universität Frankfurt berufen. 1991 erhielt er den renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im selben Jahr wurde er Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte (MPIER) in Frankfurt am Main. 2006 wurde er als Professor an der Universität Frankfurt und als Direktor des MPIER emeritiert, übernahm jedoch von September 2007 bis Ende 2009 wieder die kommissarische Leitung. Er ist Mitglied zahlreicher in- und ausländischer wissenschaftlicher Akademien und Mitherausgeber verschiedener Schriftenreihen und Zeitschriften.

Seine Hauptarbeitsgebiete liegen in den Bereichen Öffentliches Recht (Sozialrecht), Juristische Zeitgeschichte und Neuere Rechtsgeschichte (insbesondere Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts). Für sein Lebenswerk in Forschung und Lehre sowie für vorbildliches ehrenamtliches Engagement wurde ihm am 5. Mai 2010 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen.[2]

Ehrungen und Auszeichnungen

Werke

  • Geschichte des öffentlichen Rechts. Drei Bände, München 1988, 1992, 1999 (Übers. frz., engl. ital., chines.)
  • Staat und Staatsraison in der frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte des öffentlichen Rechts. Frankfurt am Main 1990
  • Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert – Reichspublizistik, Politik, Naturrecht. 3. Auflage. Frankfurt am Main, München 1995 (Übers. jap.)
  • Policey im Europa der frühen Neuzeit. Frankfurt am Main 1996
  • Juristen. Ein biographisches Lexikon. München 2001
  • Der menschenfreundliche Ton. Zwei Dutzend Geschichten von Johann Peter Hebel mit kleinem Kommentar. Frankfurt am Main 2003
  • Geschichte des Sozialrechts in Deutschland. Ein Grundriss. Stuttgart 2003
  • Das Auge des Gesetzes. 2. Auflage. München 2004 (franz. 2006, ital. 2007, engl. 2008, türk. 2009, span. 2011, griech. 2011)
  • Brotlose Kunst. Vier Studien zu Johann Peter Hebel. Stuttgart 2006
  • Recht im Unrecht. Studien zur Rechtsgeschichte des Nationalsozialismus. 2. Auflage. Frankfurt 2006. Auch in englischsprachiger Version erschienen
  • Rechtsgeschichte schreiben. Rekonstruktion, Erzählung, Fiktion? Basel 2008
  • Storia del Diritto Pubblico in Germania I. Pubblicistica dell’ Impero e Scienza di Polizia 1600–1800. Mailand 2008
  • Natural Law and Laws of Nature in Early Modern Europe, ed. by Lorraine Daston and Michael Stolleis, Farnham 2008 ISBN 978-0-7546-5761-3
  • Sozialistische Gesetzlichkeit. Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in der DDR. C. H. Beck, München 2009. ISBN 978-3406592072
  • La Historia del Derecho como obra de arte, Granada 2009 ISBN 978-84-9836-617-4
  • Herzkammern der Republik. Die Deutschen und das Bundesverfassungsgericht, München 2011. (Hrsg.)
  • La textura histórica de las formas políticas, Madrid 2011 ISBN 978-84-9768-866-6
  • Interpretation of Law in the Age of Enlightenment. From the Rule of the King to the Rule of Law, eb. by Morigiwa Yasutomo, Michael Stolleis, Jean-Louis Halpérin, Dordrecht Heidelberg London New York 2011 ISBN 978-94-007-1506-6

Weblinks

 Commons: Michael Stolleis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1996, 140, 1580
  2. Minister der Justiz, für Integration und Europa, Jörg-Uwe Hahn, überreicht das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Herrn Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Michael Stolleis, Land Hessen, 5. Mai 2010

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