- Mitteldeutscher Aufstand
-
Der Mitteldeutsche Aufstand im März 1921 war eine von KPD, KAPD und anderen linken Kräften unterstützte bewaffnete Arbeiterrevolte („Märzaktion“) in der Industrieregion um Halle, Leuna, Merseburg sowie im Mansfelder Land.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Bei den Wahlen zum Preußischen Landtag am 20. Januar 1921 erhielten die Parteien der Linken im Mitteldeutschen Industriegebiet – darunter die VKPD (ein Zusammenschluss von KPD und linken Teilen der USPD) und die USPD einen hohen Anteil der Stimmen. Bürgerliche Kreise, aber auch der SPD-Oberpräsident der Region Otto Hörsing befürchteten deshalb eine kommunistische Machtübernahme in dieser wichtigen Industrieregion. Der Preußische Innenminister Carl Severing sowie der Oberpräsident der preußischen Provinz Sachsen, Otto Hörsing, entsandten am 19. März 1921 Polizeieinheiten der von Wilhelm Abegg neu organisierten preußischen Polizei nach Hettstedt und Eisleben, um die Kontrolle über die Betriebe zu erhalten.
Aufstand
Teile der Arbeiterschaft in der Region reagierten darauf spontan mit Streiks und Betriebsbesetzungen. Einen Mittelpunkt bildete das Chemiewerk in Leuna. Die kommunistischen Parteien waren sich nicht sicher, wie sie auf diese Situation reagieren sollten. Unter Druck der Kommunistischen Internationalen wurde halbherzig zu einem deutschlandweiten Generalstreik aufgerufen, der nur wenig Resonanz fand. Außerdem wurden einige wenige Funktionäre in die Region entsandt.
Der herbeigeeilte Max Hoelz bewaffnete Arbeiter und Arbeitslose und überzog die Region um Mansfeld, Eisleben und Hettstedt mit Brandstiftungen, Plünderungen, Bankraub und Sprengstoffattentaten sowie Zugentgleisungen und Sprengungen von Eisenbahnstrecken. Aufrührerische Arbeiter verbarrikadierten sich auf dem Gelände der Leunawerke.
Der Aufruf zum Generalstreik durch die KPD-Bezirksleitung am 21. März wurde nur im näheren Mansfelder Bezirk befolgt. Erst am Folgetag wurde das gesamte Bergbaugebiet Mansfeld-Eisleben bestreikt. Nach weiteren Bombenanschlägen gegen Justizgebäude in Dresden, Leipzig und Freiberg sowie blutigen Zusammenstößen zwischen Arbeitern und Polizei in Hamburg verhängte Reichspräsident Friedrich Ebert am 24. März den Ausnahmezustand nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung für die Provinz Sachsen und Groß-Hamburg (einschließlich der zu Preußen gehörenden Teile, siehe Groß-Hamburg-Gesetz).[1] Die KPD rief am gleichen Tag den Generalstreik im ganzen Reich aus, der jedoch nur in der Lausitz, Teilen des Ruhrgebiets und Thüringen sowie in Hamburg befolgt wurde. Im mitteldeutschen Industriegebiet verschärften sich nach Bekanntwerden der Präsidialverordnung die Kämpfe, die nun auch auf Halle, Merseburg und Bitterfeld übergriffen. Die Regierungstruppen setzten sich jedoch durch und schlugen die Aufstände blutig nieder. Die Besetzung der Leuna-Werke wurde mit Artilleriebeschuss und der Erstürmung des Werksgeländes beendet.
Nicht die VKPD, sondern entschlossen handelnde Einzelpersonen wie Max Hoelz und Rudolf Claus prägten die Aufstandsbewegung. Zwar zielten die Polizeimaßnahmen zunächst auf die Vermeidung einer Eskalation, doch nach der Verhängung des Ausnahmezustands wurde die Aufstandsbewegung von Polizeieinheiten aus ganz Preußen nach militärischen Mustern niedergeschlagen.
Am 1. April 1921 wurde die letzte, von Max Hoelz geführte Gruppe von Aufständischen bei Beesenstedt zersprengt.
Folgen
Insgesamt kamen bei den Kämpfen über hundert Menschen ums Leben; an die 3.000 Arbeiter wurden verhaftet, weit mehr noch entlassen. Die unentschiedene Haltung der Linksparteien führte zur Halbierung ihrer Mitgliederzahl, eine sozialistische Revolution in Deutschland fand nicht statt.
Innerhalb der VKPD löste die „Märzaktion“ und die dieser zugrundeliegende „Offensivtheorie“ heftige innerparteiliche Auseinandersetzungen aus, welche zum Parteiaustritt beziehungsweise -ausschluss vieler Mitglieder, darunter der Mehrzahl der Reichstagsabgeordneten und der beiden Co-Vorsitzenden Paul Levi und Ernst Däumig führten. Letztere warfen der Parteimehrheit und der Komintern-Führung um Grigori Sinowjew „Putschismus“ vor und gründeten die Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG), welche sich im Frühjahr 1922 der USPD anschloss.
Literatur
- Franz Jung: Der Weg nach unten, Kapitel Der Osteraufstand im Mansfeld'schen. Darmstadt und Neuwied 1961.
- Max Schneider: Die blutige Osterwoche im Mansfelder Land. Tatsachenmaterial aus der Märzaktion. Wien 1922.
- Max Hoelz: Vom weißen Kreuz zur roten Fahne, Jugend-, Kampf- und Zuchthauserlebnisse. Malik Verlag, Berlin; Reprint 1969 Verlag Neue Kritik KG, Frankfurt.
Weblinks
Quellen
- ↑ Verordnung des Reichspräsidenten zur Provinz Sachsen und Verordnung des Reichspräsidenten zum Bezirk Groß-Hamburg bei documentarchiv.de
Wikimedia Foundation.