Hettstedt

Hettstedt
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Hettstedt
Hettstedt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Hettstedt hervorgehoben
51.64511.511111111111200
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Mansfeld-Südharz
Höhe: 200 m ü. NN
Fläche: 36,92 km²
Einwohner:

15.343 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 416 Einwohner je km²
Postleitzahl: 06333
Vorwahl: 03476
Kfz-Kennzeichen: MSH
Gemeindeschlüssel: 15 0 87 220
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1–3
06333 Hettstedt
Webpräsenz: www.hettstedt.de
Bürgermeister: Jürgen Lautenfeld (parteilos)
Lage der Stadt Hettstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz
Salzlandkreis Landkreis Harz Saalekreis Thüringen Sachsen-Anhalt Gerbstedt Allstedt Seegebiet Mansfelder Land Südharz Ahlsdorf Benndorf Blankenheim Bornstedt Helbra Hergisdorf Klostermansfeld Wimmelburg Lutherstadt Eisleben Hettstedt Mansfeld Sangerhausen Sangerhausen Berga (Kyffhäuser) Brücken-Hackpfüffel Edersleben Kelbra (Kyffhäuser) Wallhausen ArnsteinKarte
Über dieses Bild

Hettstedt ist eine Stadt im südlichen Harzvorland im Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt (Deutschland), etwa 40 km nordwestlich von Halle (Saale). Die Stadt ist bekannt für den früheren Kupferbergbau und eine noch heute bedeutende Nichteisen-Metallurgie.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Wipper in Hettstedt

Hettstedt liegt in der Bundesrepublik Deutschland im Bundesland Sachsen-Anhalt, etwa 50 km südlich der Landeshauptstadt Magdeburg und etwa 40 km nordwestlich von Halle (Saale). Hettstedt liegt am Südostrand des Harzes an der Wipper.

Geomorphologie

Hettstedt befindet sich an der Grenze von Unterharz und Harzvorland. Die Altstadt Hettstedts liegt im Tal der Wipper, weitere Stadtteile erstrecken sich auf die Talhänge und die umliegende Hochebene. Bei der Hochebene handelt es sich um die herausgehobene Scholle des Unterharzes, in die sich die Wipper mit ihren Zuflüssen tief eingeschnitten hat. Dies bedeutet, dass die Anhöhen - im Gegensatz zu Bergen und Hügeln im eigentlichen Sinn - nach mindestens einer Seite hin nicht deutlich abfallen, sondern in das hügelige Plateau des Unterharzes übergehen. Die relativ großen Höhenunterschiede geben dem Stadtgebiet einen bergigen Charakter.

  • Niedrigster Punkt der Stadt: Flussbett der Wipper nahe Sportplatz am Silbergrund + 139 m
  • Höchster Punkt der Stadt: Südwestlicher Teil des Techno- und Gewerbeparks „Mansfelder Land“ + 244 m

Geologie

Hettstedt befindet sich auf der herausgehobenen Harzscholle am nordöstlichen Rand des Mansfelder Beckens. Unter einer Schicht aus Sand- und Kalkstein liegt eine Schicht kupferhaltigen Tonsteins, welcher als Kupferschiefer bezeichnet wird. Unter dieser Schicht liegt erneut eine Schicht aus Kalkstein und/oder durch Eisenoxid rot gefärbtem, sehr feinkörnigem Sandstein, dem Rotliegend. Teilweise liegen beide Gesteine gemischt als Konglomerat vor. Diese Schichtfolge tritt nördlich und westlich von Hettstedt an die Oberfläche und fällt nach Südosten hin in größere Tiefe ab.

Das Tal der Wipper schneidet durch diese Schichtfolge. Somit tritt das Kupferschiefer bei Hettstedt drei Mal an die an Oberfläche: Nördlich bzw. westlich der Stadt durch Auslaufen der Schichten sowie am westlichen und östlichen Hang des Tals der Wipper. Der Talboden des Wippertals wird durch Flusssedimente gebildet.

Nachbargemeinden

Stadtansicht

Nachbargemeinden sind: Arnstein im Norden, Gerbstedt im Südosten und Mansfeld im Südwesten.

Gedenksäule zum historischen Kupferbergbau in Hettstedt
Kirche St. Gangolf, in ihrem Umfeld der frühe Kupferbergbau von Hettstedt
Erinnerungstafel zum Kupferbergbau in Hettstedt, an der Kirche St. Gangolf

Stadtgliederung

Die Einheitsgemeinde besteht aus der Kernstadt Hettstedt und den Ortschaften Ritterode und Walbeck (beide am 1. September 2010 eingemeindet)[2].

Ortschaft Einwohner Ortsteile
Ritterode Walbeck (Hettstedt) Hettstedt Landkreis Mansfeld-SüdharzDistricts of Hettstedt.svg
Über dieses Bild
Hettstedt 14.427 siehe unten
Ritterode 320 Ritterode und Meisberg
Walbeck 882 Walbeck

Stadtteile

  • Altstadt

Am westlichen Ufer der Wipper gelegen. Hier liegen Jacobi-Kirche, Marktplatz, das Brücktor (Kodekarre), der Zuckerhut- bzw. Hexenturm, das Saigertor und der Freimarkt. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus älteren zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden. Am Markt und Freimarkt sind die Gebäude häufig restauriert und haben Ladengeschäfte im Erdgeschoss. Nördlich der Altstadt befinden sich im Tal der Wipper ein Freibad und zahlreiche Kleingärten. Noch weiter nördlich schließt sich im Tal der Wipper die ehemalige Saigerhütte an. Der Bereich wird mit Bezug auf die frühere Silberproduktion in der Saigerhütte Silbergrund genannt. Das Saigertor, das Wahrzeichen der Stadt, erhielt seinen Namen nach einer Theorie durch die Ausrichtung auf die Saigerhütte.

  • Kupferberg

Östlich der Altstadt und der Wipper auf dem östlichen Talhang gelegen. In diesem Ortsteil liegt unter anderem die Gangolf-Kirche, die der Legende nach am Fundort des ersten Kupfers errichtet wurde. Die relativ kleine Kapelle ist die älteste Kirche der Region. Bis 1879 war Kupferberg eine eigene Ortschaft und wurde dann eingemeindet. Der Kupferberg gehört zum Altstadtbereich, der vorwiegend aus älteren Wohngebäuden besteht. Je mehr man sich dem östlichen Stadtrand nähert, desto jünger wird tendenziell die Bebauung. Am südöstlichen Rand des Ortsteils befinden sich Kleingärten.

  • Molmeck

Südwestlich der Altstadt im Tal der Wipper und auf dem westlichen Talhang gelegen. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen. An den südöstlichen Teil Molmecks auf der Gemarkung Großörner grenzt ein großes Industriegebiet, das die verbliebenen Teile der Schwerindustrie beherbergt.

  • Burgörner-Neudorf

Südöstlich der Altstadt und östlich der Wipper im Tal und an den östlichen Talhängen gelegen. In diesem Ortsteil liegen unter anderem der Bahnhof und das Klubhaus, ein Veranstaltungsgebäude mit Schwimmhalle. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen.

  • Burgörner-Altdorf

Südöstlich der Altstadt und östlich der Wipper im Tal und an den östlichen Talhängen gelegen. In diesem Ortsteil liegt unter anderem das Mansfeld-Museum und das Maschinendenkmal. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen. Südöstlich des Ortsteils liegt eine Abraumhalde aus dem späten 19. Jahrhundert mit einer Ausdehnung von etwa 200.000 m².

  • Weinberg

Westlich der Altstadt auf einer Anhöhe gelegen. Hier befindet sich unter anderem der Städtische Friedhof. Der Ortsteil besteht vor allem aus Einfamilienhäusern, wobei das Alter tendenziell zum Stadtrand hin abnimmt. Westlich des Weinberg-Viertels liegt am Stadtrand das Gewerbegebiet Ritteröder Straße.

  • 1. Wohnkomplex

Nordöstlich der Altstadt und südlich der B 180 auf einer Anhöhe gelegen. Auch kurz 1. WK („Erster WeKa“) genannt. In diesem Ortsteil liegt unter anderem der Festplatz mit der Flamme der Freundschaft. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus standardisierten, dreistöckigen Mehrfamilienhäusern mit Spitzdach aus den 50er Jahren. Die Straßen in diesem Bereich des Ortsteils sind vorwiegend nach Schriftstellern benannt. Westlich schließen sich Einfamilienhäuser an, noch weiter westlich eine Kleingartensparte. Nordwestlich an den 1. Wohnkomplex schließt sich der Techno- und Gewerbepark „Mansfelder Land“ an.

  • 2. Wohnkomplex

Nördlich des 1. Wohnkomplex und der B 180 auf einer Anhöhe gelegen. Der zweite Wohnkomplex wird auch kurz 2. WK („Zweiter WeKa“) genannt. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus standardisierten, vierstöckigen Mehrfamilienhäusern mit Spitzdach aus den 50er und 60er Jahren. Am östlichen Rand des Ortsteils befindet sich der Scheuberg, ein Geländesporn, der in das Tal der Wipper hineinragt und ebenfalls mit Wohnblocks bebaut ist. Die Straßen im Ortsteil sind vorwiegend nach Schriftstellern benannt.

  • 3. Wohnkomplex

Nordöstlich des 2. Wohnkomplex auf einer Anhöhe gelegen. Der 3. Wohnkomplex wird auch kurz 3. WK („Dritter WeKa“) genannt. Der Ortsteil ist vom 2. Wohnkomplex durch ein kleines Waldstück, das Walzwerkhölzchen, getrennt. Der Ortsteil bildet den nördlichen Stadtrand von Hettstedt und grenzt stellenweise direkt an die Nachbargemeinde Wiederstedt. Er besteht vorwiegend aus den für Ostdeutschland typischen WBS 70-Plattenbauten. Diese wurde zu Beginn der 80er Jahre errichtet. Seit Ende der 90er Jahre wurde fast jeder zweite Plattenbau wegen des hohen Leerstands abgerissen. Die Straßen im OT sind nach Komponisten benannt, was ihm den Spitznamen „Musikantenviertel“ einbrachte.

  • 4. Wohnkomplex

Nordwestlich des 2. Wohnkomplex auf einer Anhöhe gelegen. Der vierte Wohnkomplex wird auch kurz 4. WK („Vierter WeKa“) genannt. Wie der 3. Wohnkomplex besteht er vor allem aus WBS 70-Plattenbauten. Der Bau der Wohnblocks wurde Ende der 80er Jahre begonnen und erst nach der Wende abgeschlossen. Am nordöstlichen Rand des Ortsteils und auch der Stadt liegen das Kolping-Berufsbildungswerk sowie das Klinikum Mansfelder Land. Sowohl in direkter Nähe des Klinikums als auch am nordöstlichen Rand des Ortsteils wurden Einfamilienhaus-Siedlungen angelegt. Die Straßen im OT wurden nach Baumgattungen benannt, in der nordöstlichen Einfamilienhaussiedlung nach Blumen, in der Einfamilienhaussiedlung nahe dem Klinikum nach Ärzten und Biologen.

Erholungsgebiete

Der Tierpark Walbeck liegt im Nordosten von Walbeck im bewaldeten Tal der Walbke. Seit 1965 haben die Besucher dort die Möglichkeit, einheimische Tiere aus nächster Nähe zu sehen. In natürlich angelegten Freigehegen leben über 26 Tierarten.

  • Naherholungsgebiet Ölgrundteich

Nordöstlich des 3. und nördlich des 4. Wohnkomplex gelegen. Das Naherholungsgebiet ist Teil eines rund 150 ha großen Waldgebietes, das sich in westlicher Richtung entlang des Tals des Baches Walbke bis nach Walbeck erstreckt. In dem Gebiet liegt der künstlich angelegte, etwa 3 ha große Ölgrundteich, der von der Walbke gespeist wird. Von dort aus lassen sich entspannende Spaziergänge und kleinere Wanderungen unternehmen. Ein Sportzentrum mit 2 Fußballstadien, vier Tennisplätzen und einem Reitplatz bildet den Übergang zum 3. Wohnkomplex.

  • Hadeborntal

Zieht sich von Ritterode und Meisberg kommend von Westen her bis in die Altstadt. Im Tal fließt der Hadebornbach, der nahe dem Saigertor in die Wipper mündet. Im Altstadtbereich fließt der Bach unter der Hadebornstraße durch ein Rohrleitungssystem. Nahe der Altstadt dominiert im Tal eine dichte Bebauung mit zweistöckigen Wohngebäuden, die talaufwärts jedoch lockerer wird und in Einfamilienhäuser mit großen Gärten übergeht. Am nördlichen Talhang und im Tal selbst befinden sich zahlreiche Kleingärten. Am Stadtrand endet das Tal abrupt, da es auf einer Länge von rund 300 Metern durch eine Mülldeponie aufgefüllt wurde. Der Hadebornbach unterquert die Deponie in einem Tunnel. Die Mülldeponie ist inzwischen geschlossen und wird derzeit renaturiert.

  • Tonloch

Nahe Burgörner-Neudorf am südöstlichen Stadtrand gelegen. Das Tonloch ist eine ehemalige Grube, in der Ton abgebaut wurde, der als Rohstoff für die nahegelegene und inzwischen geschlossene Ziegelei verwendet wurde. Heute ist das Tonloch ein etwa 1 ha großer Teich, an dessen Ufern Bäume wachsen. Die nahegelegenen Abraumhalden bieten einen guten Ausblick.

Klima

Klimadiagramm für Hettstedt

Durch seine geschützte Lage am Ostrand des Harzes befindet sich Hettstedt im Wind- und Regenschatten dieses Mittelgebirges. Der durchschnittliche jährliche Niederschlag liegt mit 504,1 mm weit unter dem deutschen Mittel (800mm/Jahr). Damit ist das Klima deutlich trockener als der Durchschnitt aller Regionen Deutschlands (vgl. Bildbeschreibung). Die Sommermonate sind die niederschlagsreichsten Monate, wobei das Maximum mit 62,7 mm im Juni erreicht wird.

Hettstedt befindet sich im Übergangsbereich vom maritimen zum Kontinentalen Klima und wird dem subkontinentalen Klima zugeordnet. Das lokale Klima weist im Vergleich zu anderen deutschen Städten überdurchschnittliche Temperaturschwankungen zwischen Sommer- und Wintermonaten auf.

Geschichte

Anfänge des Ortes (1046–1199)

Hettstedt entstand an einer Furt über die Wipper. Der Zeitpunkt der ersten Ansiedlung ist nicht bekannt. 1046 wurde Hettstedt in einer Schenkungsurkunde von Heinrich III. an das Bistum Meißen erstmals als „Lokus“ (Dorf, Ort, Marktflecken) namens Heiczstete erwähnt. Namenforscher gehen davon aus, dass der Name sich auf den Vornamen Heiko oder Heco bezieht. Dieser könnte der Name eines Anwohners gewesen sein, woraufhin man den Ort „Heikos Stätte“ nannte.

Erste Blüte durch den Bergbau (1199–1560)

Der Legende nach fanden die Brüder Napian und Neucke 1199 bei Hettstedt Kupfer. Bei dessen Gewinnung fielen auch bedeutende Mengen Silber an. Obwohl mengenmäßig Kupfer dominierte, stellte jedoch vorerst Silber vom Wert her den Hauptteil der Produktion dar. Durch den lukrativen Kupfer- und Silberbergbau und die Verhüttung wuchs die Einwohnerzahl des Ortes durch Einwanderung schnell an. 1334 wurden die Stadtrechte verliehen. 1394 verpfändete Ernst von Halberstadt die Stadt mit der angrenzenden Wasserburg für 4400 Gulden an die Grafen von Mansfeld. Von 1430 bis 1439 erhielt die Stadt eine Stadtmauer mit drei Toren: Saigertor Richtung Norden, Brückentor über die Wipper nach Osten und das Molmeck-Tor Richtung Südwesten. Nachdem die Bürger der Stadt die Wasserburg besetzt hatten, wurde die Stadt 1439 durch den Grafen von Mansfeld und seine Verbündeten belagert und erobert. Hettstedt wurde in Folge Teil der Grafschaft Mansfeld, und erlebte ein Jahrzehnt des Niedergangs. Der Aufschwung der Stadt setzte durch die Verleihung einiger Privilegien und durch Einführung des Saigerverfahrens ab 1450 wieder ein. Das Silber konnte nun mit geringerem Aufwand vom Kupfer getrennt werden. Hettstedt profitierte daneben als Marktort, an dem Getreide und Vieh aus der Magdeburger Börde und dem Saalegebiet für die Bergleute der Region umgeschlagen wurden.

Bergbaulandschaft bei Hettstedt, Halden vom historischen Bergbau im Vordergrund

Wirtschaftlicher Niedergang (1560–1644)

Holzmangel in Folge der zunehmenden Entwaldung des Harz´, zunehmende Probleme mit dem Grundwasser in den immer tiefer vorstoßenden Schächten und der Verfall der Silberpreise durch die Silberimporte aus den Spanischen Kolonien in Südamerika sorgten ab etwa 1560 für einen Rückgang der Produktion. 1573 kam die Stadt als Schuldendienst zurück unter sächsische Oberlehenshoheit, der Bergbau blieb formell jedoch unter Kontrolle der Grafen von Mansfeld. Um 1600 hatte die Stadt etwas mehr als 2.000 Einwohner. Im Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau vorerst zum Erliegen. Die Einwohnerzahl der Stadt fiel durch Kriegshandlungen, Hungersnöte und den Ausbruch der Pest bis 1644 auf rund 500 Einwohner bei nur noch 11 bewohnbaren Häusern.

Wirtschaftliche Erholung (1644–1785)

Durch den Bau neuer Entwässerungsstollen mittels Schwarzpulver kam der Bergbau nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam wieder in Gang, die Einwohnerzahl Hettstedts stieg in Folge wieder an. Durch den Preisverfall des Silbers war Kupfer nun auch wertmäßig das Hauptprodukt von Bergbau- und Hüttenwesen. Die Wasserhebung wurde durch die zunehmende Tiefe der Stollen jedoch ein immer größeres Problem, was die wirtschaftliche Entwicklung bremste. Durch den Tod des letzten männlichen Mansfelder Grafen Josef Wenzel Nepomuk von Mansfeld-Vorderort-Bornstedt fiel Hettstedt an die Lehnsherren zurück, der Bergbau im Umland der Stadt 1780 an Preußen, während Sachsen vorerst die direkte Kontrolle der Stadt übernahm.

frühe petrographische Karte, Grafschaft Mannsfeld, 1815 (handkolorierter Kupferstich)

Industrialisierung und zweite Blüte (1785–1929)

1785 wurde zur Entwässerung der Stollen nahe Hettstedt eine Dampfmaschine wattscher Bauart errichtet, deren Baupläne durch Industriespionage bei Boulton & Watt erworben wurden. Somit wurde Hettstedt zum Standort der ersten Dampfmaschine wattscher Bauart in Preußen. Durch zunehmenden Einsatz von Dampfmaschinen konnte der Bergbau in den folgenden Jahrzehnten drastisch ausgeweitet werden. Bis 1790 erreichte Hettstedt wieder eine Einwohnerzahl von 2.900. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde die Stadt Hettstedt 1815 ein Teil der preußischen Provinz Sachsen. Hettstedt entwickelte sich in den folgenden 120 Jahren auf Basis des Bergbaus und der Kupferverhüttung zu einem wichtigen Schwerindustriestandort. Es entstanden neben Kupferhütten und Maschinenbau unter anderem eine Anlage zur Schwefelsäureproduktion aus den schwefelhaltigen Abgasen der Hütten (um 1850), ein Stahl-Walzwerk (1908), ein Kupfer- und Messingwerk (1909) und ein Aluminiumwerk (1935/36). Bergbau und Schwerindustrie sorgten in der Stadt für eine beträchtliche Umweltbelastung, vor allem durch die Freisetzung von Schwermetallen, Staub und Schwefelverbindungen aus der Verhüttung des schwefelhaltigen Kupferschiefers.

Subventioniertes Fortbestehen 1929–1989

Seit der Weltwirtschaftskrise 1929 war der Kupferbergbau nicht mehr rentabel, noch in der Weimarer Republik wurden staatliche Subventionen gezahlt, um Massenentlassungen zu verhindern. Die Subventionen wurden wegen Autarkiebestrebungen und Devisenmangel sowohl im Dritten Reich als auch in der DDR aufrechterhalten und stetig vergrößert. Trotz der Konzentration kriegswichtiger Industriebetriebe wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg nur einmalig am 11. April 1945 durch alliierte Bomber angegriffen. Hierbei wurden keine Industrieanlagen getroffen, Bombeneinschläge in der Altstadt töteten jedoch 51 Bürger und zerstörten 30 Gebäude mit 109 Wohnungen, weitere 117 Gebäude wurden beschädigt. Einige Tage später besetzten amerikanische Truppen die Stadt, zogen sich jedoch gemäß der Erklärung von Jalta einige Wochen später wieder zurück. Sowjetische Truppen besetzten das Gebiet, das zu einem Teil der Sowjetischen Besatzungszone und später der Deutschen Demokratische Republik (DDR) wurde.

1950 wurden Burgörner und Molmeck eingemeindet. 1952 wurde die Stadt Kreisstadt des neugegründeten Kreises Hettstedt. Im Norden der Stadt wurden große Wohnsiedlungen angelegt. Bergbau und große Teile der Schwerindustrie und des Maschinenbaus der Region wurden zum Mansfeld-Kombinat, einem der größten Kombinate der DDR, zusammengefasst. Der Bergbau verlagerte sich nach fortschreitender Erschöpfung der lokalen Vorkommen zwischen 1951 und 1969 in die ca. 20 km entfernte Region Sangerhausen, was einen regen Pendelverkehr der Hettstedter Bergleute auslöste. Schwerindustrie und Maschinenbau blieben in Hettstedt, jedoch wurde in der DDR kaum in die Anlagen investiert, so dass teilweise bis 1989 mit Maschinen von 1908 gearbeitet wurde. Zwar wurde versucht, die noch immer gravierende Umweltbelastung in der Stadt zu reduzieren, mangels Kapital erzielte man jedoch kaum Erfolge. Durch die Eingemeindungen, Einwanderung sowie Geburtenüberschuss stieg die Einwohnerzahl bis 1950 auf 16.316, bis 1989 noch einmal auf über 21.000.

Der schwere Neubeginn (1989–heute)

Die Produktionskosten des Mansfelder Kupfers lagen Ende der 80er Jahre etwa beim zehnfachen des Weltmarktpreises für Kupfer. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurden keine Subventionen mehr gezahlt, woraufhin der Bergbau eingestellt wurde. Die Industrieanlagen des Mansfeld Kombinates waren zum größten Teil veraltet, so dass auch sie mangels Rentabilität stillgelegt wurden. Nachdem für das unter dem Namen „Mansfeld AG“ firmierenden Gesamtunternehmen kein Investor gefunden wurde, wurde es ab 1993 in mehrere Teile aufgegliedert. Die Suche nach Investoren war in einigen Fällen erfolglos, andere Betriebsteile wechselten mehrfach den Besitzer, was bei der Bevölkerung für Verunsicherung sorgte. Binnen weniger Jahre reduzierte sich die Zahl der Beschäftigten in der Industrie auf weniger als ein Viertel. Dies war einer der Hauptgründe dafür, dass Hettstedt seit Jahren eine der höchsten Arbeitslosenquoten Deutschlands aufwies und noch immer aufweist. Heute hat sich die verbliebene lokale Industrie stabilisiert. Die Umweltbelastung durch die Industrie ist stark zurückgegangen. Die Wasserqualität der Wipper ist inzwischen so gut, dass sie im Stadtgebiet durch Enten, Fische und Nutrias bevölkert wird. Auch die Luftqualität hat sich trotz der zunehmenden Belastung durch Autoabgase deutlich verbessert. Es existiert jedoch noch immer eine starke Bodenbelastung durch Schwermetalle, vor allem im Bereich der Abraumhalden und der ehemaligen Hüttenwerke. Hettstedt und das Umland ist in diesem Bereich zu einem Versuchsfeld für die Bodensanierung geworden, etwa mittels gentechnisch veränderter Pflanzen. Die Stadt verlor 1994 nach Zusammenlegung von Kreis Hettstedt und Kreis Eisleben zum Landkreis Mansfelder Land ihren Status als Kreisstadt an die Lutherstadt Eisleben. Durch starke Abwanderung und sinkende Geburtenzahlen sank die Bevölkerungszahl bis 2008 unter 15.000 Einwohner. Durch die Eingemeindungen der Nachbargemeinden Walbeck und Ritterode am 1. September 2010 stieg die Einwohnerzahl wieder auf 15.343.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1600 ca. 2.100
1644 502
1790 2.900
1885 8.678
1910 8.866
Jahr Einwohner
1950 16.316
1989 21.405
2005 15.855
2007 15.021
2008 14.871

Religionen

Die mitgliedstärkste Religion der Stadt ist die Evangelische-Lutherische Kirche. Es existiert auch eine katholische Gemeinde.

Politik

Stadtrat

nach Fraktionen nach der Kommunalwahl Juni 2009:

  • CDU / SPD: 11
  • LINKE / Grüne: 10
  • FDP / FFW: 7

nach Wählerlisten:

  • Liste Die Linke: 9 Sitze
  • Liste CDU: 7 Sitze
  • Liste SPD: 4 Sitze
  • Liste FDP: 5 Sitze
  • Liste FFW Hettstedt: 2
  • Liste Grüne: 1 Sitz

Bürgermeister

  • Jürgen Lautenfeld (parteilos)

Eingemeindungen

  • 1879: Kupferberg
  • 1950: Burgörner

Wappen

Das Wappen der Stadt Hettstedt zeigt seit 1817 Jacobus den Älteren, der in der rechten Hand das Querfurter Wappen und in der linken das Wappen der Mansfelder Grafen hält.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sprache

Herauszuheben ist vor allem der unverkennbare Dialekt im Raum Hettstedt, bekannt als „Mansfällor“. Tief verwurzelt mit der Mundart der einfachen Hettstedter Bergleute spiegelt er gut die besondere Mentalität der Bürger des gemütlichen Städtchens am Rand des Harzes wider.

Museen

Hinweis zum Mansfeld-Museum
Das Humboldt-Schloss
  • Mansfeld-Museum

Im Ortsteil Burgörner liegend bietet dieses Museum einen Einblick in die Geschichte des Mansfelder Kupferschieferbergbaus. An historischer Stätte - dem Humbold-Schloss - errichtet, kann man auf einer großen Freifläche Einblicke in die soziale und technische Entwicklung des Kupfererzbergbaus dieser Region erhalten. Durch eine große Zahl originaler Exponate wird auch die Entwicklung des Hüttenwesens der Mansfelder Region veranschaulicht. Eine Attraktion ist der originalgetreue Nachbau der ersten deutschen, aus deutschem Material und von deutschen Arbeitern und Ingenieuren gebauten Dampfmaschine. Das Mansfeld-Museum ist über die Grenzen der Region durch seine jährlich stattfindenden Modell-Dampftage und die Mineralien- und Fossilienbörse bekannt.

Caroline von Humboldt, die Frau Wilhelm von Humboldts, erbte das Anwesen nach dem Tod ihres Vaters Karl Friedrich von Dacheröden. Eine Abteilung des Museums ist der Geschichte des Gutes und seiner Eigentümer gewidmet.

Auf einem Teil des ehemals umfangreichen Netzes von Bergwerksbahnen im Mansfelder Land wird eine dampfbetriebene Museumseisenbahn betrieben.

Bauwerke

Saigertor

Saigertor

Das Saigertor ist das nördliche Tor der Stadt. Es gibt den Weg zum Freimarkt, nach Wiederstedt und Aschersleben frei. Das Tor ist das Wahrzeichen der Stadt, es dominiert mit seiner Erscheinung über den hinteren Teil des Marktplatzes. Das Saigertor wurde 1535 errichtet und hat seine Bezeichnung von dem mansfeldischen Ausdruck für Uhr „Seiher“. Am 25. März 1651 wurde es bei einem Feuer zerstört und in den Jahren 1721 und 1722 wieder neu errichtet. Durch die Welsche Haube, die zur Vereinheitlichung des Stadtbildes der Haube des Kirchturms der St. Jakobi-Kirche angeglichen wurde, ist es unverkennbar. Bei der Neuerrichtung erhielt der Turm eine schlagende Uhr, die bereits 1627 eine nicht schlagende Vorgängerin hatte. Der Turm ist mit Vorhangbogenfenstern in Stabwerkrahmung versehen, an seiner Nordseite wurden vier mansfeldische Wappen angebracht, darüber und darunter wurde die Jahreszahl 1537 verewigt, daneben steht die Inschrift „verbvm domini manet in eternvm“. Vor der 950-Jahrfeier der Stadt wurde das Saigertor restauriert und erstrahlt nun wieder in seinem alten Glanz.

Zuckerhut-Turm/Hexenturm

Verteidigungsturm der früheren Stadtbefestigung. Der Zuckerhut befindet sich an der am stärksten befestigten Ostseite der Stadtmauer. Der Turm wurde 1434 erbaut, er hat seinen Namen von dem keilförmigen Aufsatz, der den Verteidigern der Stadt als Rückenschutz diente. Im Mittelalter glaubten die Menschen, dass in diesem Turm die Hexen eingesperrt wurden, daher die alternative Bezeichnung als Hexenturm. In diesem Turm war aber nie eine Hexe eingesperrt, denn erst nachträglich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde an dem Turm aus Resten der Stadtmauer ein zweigeschossiger Wohnhaus- und Gefängnisbau angebaut, der bis in die 1930er als Gefängnis genutzt wurde. Vom Saigertor führte ein Wehrgang zum Zuckerhut, damit der im Falle eines Angriffs möglichst schnell besetzt werden konnte. Heute befindet sich im Zuckerhut eine Galerie, die sich Kunstzuckerhut nennt, dadurch konnte der Zuckerhut, der sich noch bis vor ein paar Jahren in einem katastrophalen Zustand befunden hat, restauriert werden. Dort finden regelmäßig Ausstellungen und Workshops statt.

Brückentor/Kodekarre

Der östlichste Eingang zur Stadt war das Brücktor, es entstand um 1556. Damals wurde über die Wipper eine Zugbrücke aus Holz gebaut, dazu wurde das einfache Wassertor abgerissen und durch einen Torturm verstärkt. Den Namen Brücktor verdankt es dem Umstand, dass es das einzige Tor ist, welches eine Brücke aufzuweisen hat. Es wird aber auch „Kodekarre“ genannt, die Bezeichnung stammt wahrscheinlich aus der Zeit der französischen Besatzung. Denn 1810 wurde eine Kompanie französischer Grenadiere als Wachtruppe im Brücktor stationiert. Seitdem heißt es „Corps de Garde“ oder einfach „Franzosenturm“. 1716 wurde die Holzbrücke abgerissen und durch eine steinerne ersetzt, eine Inschrift an der Brücke zeugt noch davon.

Molmecktor

Das Molmecker Tor gibt den Weg nach Meisberg und zu Vorstadt Molmeck frei. Das 1434 gebaute Tor erhält seinen Namen nicht von dem ehemaligen Dorf Molmeck, sondern wahrscheinlicher ist, dass der Name von seinem Erbauer stammt. Der Sage nach soll der Kornhändler Jacob Molmiß die Preise für Getreide in die Höhe getrieben haben, so dass sich kaum einer noch Getreide leisten konnte. Die Hettstedter Bürger schlossen sich zusammen und zwangen Molmiß als Strafe die Kosten des Molmecker Tors zu tragen. Während der Bauzeit begann Molmiß wieder die Preise zu steigern, also sperrten die Bürger ihn in seinen eigenen Turm ein. Bei dem Versuch zu fliehen blieb er an einem Vorsprung hängen, verhungerte und wurde zu Stein. Tatsächlich ist eine steinerne Figur an dem Turm angebracht, der einst als Gefängnis genutzt wurden ist. Bei dieser Figur handelt es sich um einen Wasserspeier, der auf einem verzierten Kragstein angebracht wurde. Die Figur eines Mannes bildet das letzte Stück des Steins und ist so angebracht, dass sie den Wasserspeier auf dem Rücken trägt.

St. Gangolf

Sankt Gangolf-Kirche

Im Jahr 1199 entdeckten die Bergknappen Nappian und Neucke auf dem Kupferberg bei Hettstedt das Kupferschiefererz. Da aufgrund dieser Entdeckung viele Menschen dorthin kamen, um nach Erz zu suchen, wurde der Bau einer Kapelle erforderlich. Nch der Sage wurden auf dem Kupferberg zwei Eichen gefällt und zersägt, um daraus eine schlichte Holzkapelle zu errichten, mit einem kleinen Kreuz auf ihrer Spitze. Diese erste Andachtsstätte auf dem Kupferberg, eine Marienkapelle, wurde mit der starken Zunahme der Bevölkerung zu klein und abgerissen. Aus Zechstein und Schiefer errichtete man eine kleine Kirche.

Hettstedt und seine Umgebung lag damals noch im Herrschaftsgebiet der Grafen von Arnstein. Die Grafen hatten in ihrem Stammsitz Arnstedt ein Spital gestiftet, das aber durch Kriege zerstört worden war. Um 1204 beschloss Graf Albrecht I. von Arnstein (1175–1235/36) die Verlegung des Arnstedter Hospitals auf den Kupferberg. Das Hospital wurde an die vorhandene Marienkapelle angeschlossen. 1223 wurde gemäß der von Graf Albrecht I. von Arnstein ausgestellten Urkunde die Kapelle im Beisein von Graf Albrecht I. von Arnstein und dem Hettstedter Pfarrer Heinrich von Drohndorf aus Pfarrbereich St. Georg herausgelöst. Die Kapelle diente seitdem als Hospitalkirche und erhielt einen eigenen Pfarrherrn. Das Hospital wurde dem Heiligen Gangolf geweiht. Im Hospital kam es zu ständigen Unruhen, da unrechtmäßig Menschen aufgenommen wurden, die nicht bedürftig waren. Diese Unruhen nutzte 1254 die Witwe Albrechts I. von Arnstein, Mechthild von Arnstein (1196–1264). Sie gründete auf dem Kupferberg zusammen mit ihrer Verwandten, Lucardis von Wernigerode, eine Frauen-Kloster-Vereinigung, die den Augustinerinnen zugehörig war. Im Jahr 1259 wurde das Kloster nach Oberwiederstedt verlegt. Die leerstehenden Gebäude auf dem Kupferberg wurden als Wirtschaftshof genutzt, dessen Ruinen noch bis 1812 zu sehen waren.

Um das Jahr 1400 erfolgte der Umbau der romanischen Kapelle St. Maria zur gotischen Dorfkirche St. Gangolf. An das Gebäude wurde westlich eine Vorhalle angebaut und gotische Spitzbogenfenster ersetzten nun die romanischen Rundbogenfenster. 1879 wurde der Kupferberg nach Hettstedt eingemeindet, 1884/86 kam der Kupferberg auch kirchlich nach Hettstedt.

St. Jacobi

Sankt Jacobi-Kirche

Die St. Jakobi-Kirche ist die zweite Kirche Hettstedts. Ihre Vorgängerin war eine schlichte Holzkirche, deren Patron der heilige Georg war. Der heilige Georg war der Hauptherr, der mit Sicherheit von dem Nebenherr, St. Jakobus dem Älteren, Stück für Stück abgelöst wurden ist. Bereits 1223 wird an dieser Kirche ein Pfarrherr genannt und zwar in der Urkunde, mit welcher der Kupferberg aus der Pfarre Hettstedts ausgelöst wurden ist. Die St. Jakobi-Kirche war gemäß einer Urkunde von 1436 Tochterkirche der St. Eustachius-Kirche im heute wüsten Wesenstedt. Das Patronatsrecht hatte die Äbtissin der Servatiusstiftes in Quedlinburg. Seit wann, ist unbekannt, es ist aber davon auszugehen, dass sie das Patronatsrecht seit Anbeginn der Kirche hatte, denn bereits 1351 verkündete Bischof Albrecht II. von Halberstadt (1325–1358), dass „dat husz und de stad to Hestede und alle dat dar to gehort [Molmeck und Wesenstedt]“ Besitzungen des Servatiusstifts waren. Wenige Jahre später bestimmte die Äbtissin von Quedlinburg einen neuen Pfarrer für Hettstedt, denn ihr stünde das Patronatsrecht zu. Im Jahr 1434 verleibte sich die St. Jakobi-Kirche ihre Mutterkirche St. Eustachius ein, denn in dem damals schon fast wüsten Wesenstedt lebten keine Menschen mehr. Die Vereinigung geschah mit der Einwilligung der Äbtissin Kunigunde von Walbeck. Das ist damit zu erklären, dass die Bauern von Wesenstedt sich in der Nähe von Hettstedt angesiedelt haben, um dort größeren Schutz zu finden. Durch diesen Zuwachs der Bevölkerung benötigte Hettstedt eine größere Kirche, mit deren Bau man bereits 1418 begonnen hatte. Zuerst wurde der Chor gebaut und 1429 fertig gestellt, 1445 das Schiff. Dass es so lange dauerte, bis man mit dem Schiff begann, lässt sich durch den Kosten- und Zeitaufwand mit dem 1428 begonnenen Bau des Turms erklären, dem am 27. Juli 1475 die Turmspitze aufgesetzt wurde; das Gewölbe des Schiffes wurde erst 1517 geschlossen.

Bei dem großen Brand von 1697, bei dem nur 27 Häuser verschont blieben, brannte auch die St. Jakobi-Kirche. Da der Kirchturm innerlich ausbrannte, schmolzen die Glocken, allerdings blieben die Mauern der Kirche stehen, so dass sie uns heute noch erhalten geblieben sind. Die Wiederherstellung der Kirche dauerte bis 1706 an. Bei der Renovierung der Kirche im Jahr 1905 wurden die beiden Ecktürmchen an der Ostseite des Turmes entfernt, diese hatten bis dahin den Türmern als Wohnung gedient. Außerdem wurde eine neue Turmuhr eingebaut.

Rathaus
Viadukt
OdF-Gedenkstele
Wochenmarkt

Rathaus

Das älteste bereits 1428 erwähnte Rathaus von Hettstedt stand in der Mitte des heutigen Marktes, dort wo sich der Denkmalplatz befindet. Bei dem ersten großen Brand in der Stadt 1506, wurden das Rathaus sowie die angrenzende Häuserreihe zerstört. 1520 wurde der hintere Teil des Rathauses wieder errichtet, 1526 folgte der vordere Teil. Das zweite Rathaus ähnelt in der Form dem heutigen, allerdings war es kleiner. Nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg wurde es 1667 nur notdürftig repariert und 1684 mit einem neuen Glockenturm versehen. In dieser Form blieb das Rathaus bis 1879. Als es baufällig geworden war, entschloss sich die Stadt ein neues Rathaus zu bauen. Das dritte Rathaus wurde im neuklassizistischen Baustil errichtet, es wurden kleine Ecktürmchen angesetzt und Treppengiebel errichtet. Im Erdgeschoss wurde eine Ratskellerwirtschaft eingerichtet. 1913 wurde auch dieses durch ein neues Rathaus ersetzt. Das vierte Rathaus in der Hettstedter Geschichte hat, genau wie sein Vorgänger, eine Gaststätte im Erdgeschoss, den Ratskeller, allerdings wurde in den letzten Jahren noch ein angrenzendes Haus als Bürgerbüro angeschlossen.

  • Alte Druckerei Heise
  • Maschinendenkmal

Denkmal am Standort der ersten deutsche Dampfmaschine wattscher Bauart.

  • Schmalzgrund-Viadukt

Unweit des Klubhauses befindet sich eine damals architektonische Meisterleistung, die erste um eine Kurve gehende Bogenbrücke Europas.

Gedenkstätten

  • Flamme der Freundschaft

Monumentales Denkmal zum erstmaligen Einsatz von sowjetischem Erdgas in der Hettstedter Industrie im Jahre 1974.

  • OdF-Gedenk-Stele

Denkmal aus dem Jahre 1950 im Stadtpark für die Opfer des Faschismus

Auf dem Friedhof an der St.-Jacobi-Straße wurden fünf namentlich bekannte Polen begraben, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden

Auf dem Friedhof im Ortsteil Neudorf wurde ein namentlich bekannter polnischer Kriegsgefangener beerdigt


Sport

  • Viele Sportvereine, darunter der SV „Blau-Weiß“ e. V. mit mehreren Abteilungen (u. a. Schwimmen/Wasserball, Turnen, Leichtathletik, Ringen), ein Tauchverein (TC Atlantis Hettstedt e. V.), Karateverein Heiwa e. V., MSV Hettstedt (u. a. Tischtennis), oder der Spielmannszug „Blau-Weiß“ Hettstedt 1919 e. V., der im Jahre 2007 den Titel Landesmeister des Fachgebietes Musik und Spielmannswesen errungen hat.
  • Der im Jahr 2006 wieder neu gegründete Hettstedter Fanfarenzug e. V. ist der erfolgreichste Fanfarenzug im Raum Mansfeld-Südharz und darüber hinaus und verteidigte seinen Meistertitel aus dem Jahr 2007 und wurde 2008 und 2009 erneut Landesmeister der Fanfarenzüge in Sachsen Anhalt.
  • Der FSV Hettstedt ist einer der erfolgreichsten Fußballvereine der Region.
  • In der Kupferstadt gibt es auch Schützenvereine, einer davon ist die Bürgerschützen-Kompanie Hettstedt 1441 e.V.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Dampfspektakel

Jährlich am Wochenende nach Himmelfahrt stattfindende Fahrten der Mansfelder Bergwerksbahn (siehe Museen)

  • Internationale Modelldampftage

Jährlich am vorletzten August-Wochenende im Mansfeld-Museum stattfindende Ausstellung mit internationaler Beteiligung. Gezeigt werden alle Arten dampfbetriebener Maschinen in Aktion, unter anderem Dampftraktoren sowie dampfbetriebene Schiffs- und Eisenbahnmodelle. Während der Internationalen Modelldampftage finden auch Fahrten der Mansfelder Bergwerksbahn statt.

  • Zwiebelmarkt

Jährlich Mitte Oktober stattfindende nostalgische Markttage mit Wahl der Zwiebelkönigin.

  • Weihnachtsmarkt

Jährlich im Dezember stattfindende Markttage.

Wirtschaft und Infrastruktur

Laut Landesentwicklungsplan gilt Hettstedt als Grundzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums.

Ansässige Unternehmen

Auf Grundlage des früher betriebenen Kupferschieferbergbaus entwickelte sich in der Stadt seit dem späten Mittelalter eine bedeutende Buntmetallurgie. Noch heute gilt die Stadt als ein wichtiger Standort der NE-Metallurgie in Europa. Daneben existieren mehrere Unternehmen des Maschinenbaus, die oft als Zulieferer der Bergwerke und Schwerindustrie oder im Rahmen der Vertikalen Integration als Abnehmer der Metallprodukte entstanden. Diese Unternehmen waren früher am südwestlichen Stadtrand konzentriert, seit den 90er Jahren findet jedoch eine Verlagerung in die Gewerbegebiete am nordwestlichen und westlichen Stadtrand statt.

Schwerindustrie, Metallverarbeitung und Maschinenbau

  • Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) - Kupfer/Messing -rohre, -bleche, -bänder, -platten, -stangen, -draht. Mit über 1.000 Mitarbeitern das größte Unternehmen der Stadt. Im Jahr 2006 wurden 272.590 t Metall verarbeitet und ein Umsatz von 1.366 Mio. € erzielt.
  • Aluwerk Hettstedt GmbH - Aluminiumbolzen und Aluminiumstangen in verschiedenen Legierungen und Abmessungen
  • Mansfelder Aluminiumwerk GmbH (MAW) - Aluminiumbleche
  • HMT Höfer Metall Technik GmbH & Co. KG (HMT) - Aluminium-Strangpressprofile
  • ALKU Elemente GmbH - Fensterrahmen und Türen aus Kunststoff und Aluminium
  • Hettstedter Fahrleitungs- und Bronzedraht-GmbH (HFB) - Fahrleitungs- und Bronzedraht
  • Universelle Maschinen- und Anlagenbau GmbH (UNIMA) - Maschinen- und Anlagenbau
  • Unterschütz Sondermaschinenbau GmbH (Unterschütz SMB) - Maschinen für Alu-, Messing- und Kupferindustrie, Umwelttechnik
  • Wildfang Präzisionsschmiedetechnik GmbH & Co. KG - Bauteile aus NE-Metallen

Sonstiges Gewerbe

  • „Drei Schilde“ Maler und Lackierer GmbH - Lackiererei und Malerarbeiten
  • AKM Produktionsgesellschaft „Moritzburg“ mbH - Fleischereiprodukte
  • „Bowltec“- Kegel- und Bowlingbahnbau

Dienstleistungen

  • Gesellschaft für komplexe Unternehmenslogistik mbH (GKU) - Transport/Logistik
  • Verkehrsgesellschaft Südharz mbH - Öffentlicher Personennahverkehr

Verkehrsanbindung

Bahnhof

Die wichtigsten Straßenanbindungen sind die Bundesstraße 180 (Frankenberg/Sachsen bei Chemnitz - Wanzleben bei Magdeburg) und die Bundesstraße 86 (Hettstedt - Straußfurt). Eine westliche Umfahrung leitet den Durchgangsverkehr der B 180 und B 86 um die Stadt herum. Der 8,6 km lange Abschnitt zwischen Mansfeld, Meisberg/Ritterode und Walbeck wurde am 13. September 2006, der Abschnitt zwischen Mansfeld und der B242(Harzhochstraße) Ende 2009 für den Verkehr freigegeben. Die nächsten Autobahnanbindungen sind die Auffahrt Plötzkau auf die A14 (Magdeburg - Dresden) und die Auffahrt Eisleben / Rothenschirmbach auf die A38 (Leipzig - Göttingen), jeweils ca. 20 km von Hettstedt entfernt. Die Bahnstrecke Magdeburg-Erfurt ist die wichtigste Bahnanbindung der Stadt

Medien

  • PUNKTum Fernsehen GmbH & Co. KG - Lokaler TV-Sender

Öffentliche Einrichtungen

  • Klinikum Mansfelder Land Abteilung Hettstedt - Klinik für Innere Medizin
  • Klubhausbad - Schwimmhalle
  • Stadtbad - Freibad
  • Stadtbibliothek
  • Mansfeld Museum - Museum zur Bergbaugeschichte - siehe Museen

Bildung

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Ehrungen

Im Februar 2008 wurde in Bergkamen ein öffentlicher Platz in „Platz von Hettstedt“ umbenannt. Dieses soll die gute Städtepartnerschaft unterstreichen.

Literatur

  • Berent Schwineköper: Provinz Sachsen Anhalt; in: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 11. Kröner Verlag Stuttgart 1987. ISBN 3-520-31402-9
  • Cyriacus Spangenberg: Mansfeldische Chronica. Der vierte Teil. Im Auftrag des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld, hersg. v. Carl Rühlemann, Eisleben 1913.
  • Hermann Größler: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises. Halle 1893.
  • Hermann Größler: Die älteren Urkunden der Stadt Hettstedt, in: Mansfelder Blätter 8 (1894), S. 1–102.
  • Otto Spieler: Hettstedt in Fakten und Zahlen. Hettstedt 1984.
  • Otto Spieler: 950 Jahre Hettstedt, 6 Hefte; Hettstedt 1995.
  • Erich Neuß: Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld. Im Herzen der Grafschaft; Halle 2001, bes. S. 290–341.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen; Stand: 31. Dez. 2010 (PDF; 231 KB) (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010

Weblinks

 Commons: Hettstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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