Miłosna

Miłosna
Lubomierz
Wappen von Lubomierz
Lubomierz (Polen)
DEC
Lubomierz
Lubomierz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Lwówek Śląski
Fläche: 8,05 km²
Geographische Lage: 51° 1′ N, 15° 31′ O51.012515.5108333333337Koordinaten: 51° 0′ 45″ N, 15° 30′ 39″ O
Höhe: 354 m n.p.m
Einwohner: 1.809 (31. Dez. 2007)
Postleitzahl: 59-623
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DLW
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Landwirtschaft, Tourismus
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 13 Ortsteile
Fläche: 130,39 km²
Einwohner: 5.897 (31. Dez. 2007)
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Wiesław Ziółkowski
Adresse: pl. Wolności 1
59-623 Lubomierz
Webpräsenz: www.lubomierz.pl

Lubomierz (deutsch: Liebenthal; 1945–47 polnisch Miłosna) ist im Powiat Lwówecki gelegen und mit rund 1.800 Einwohnern die kleinste Stadt der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Landstadt ist Hauptort der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde, die der Euroregion Neiße angehört.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt Lubomierz liegt im Südwesten der Woiwodschaft Niederschlesien etwa 40 km südöstlich von Görlitz und 18 km nordwestlich von Jelenia Góra (Hirschberg). Lubomierz erstreckt sich in einem Tal des Isergebirgsvorlands an der Ölse (Oldza).

Geschichte

Marktplatz in Lubomierz
Altstadtgasse

Ihren Namen verdankt die Stadt den Rittern von Liebenthal, die 1251 erstmals nachgewiesen sind und in der Gegend Land besaßen. Die Witwe Jutta von Liebenthal gründete 1287 ein Benediktinerinnenkloster, worauf das von ihm abhängige Dorf ausgebaut wurde und 1291 von Bolko I. von Schweidnitz-Jauer das Magdeburg-Löwenberger Stadtrecht erhielt. Im selben Jahr wurde Liebenthal ummauert.[1]

Die neue Stadt erstreckte sich entlang der Handelsstraße PragGörlitz, an der ein langgezogener Straßenmarkt angelegt wurde. In ihrer Bedeutung entsprach die Stadt einem Marktort. Verschiedene Privilegien, wie das Brau- und Kelterrecht oder der Leinenhandel, sowie der jährliche Jahrmarkt erlaubten einen gewissen Aufschwung, der aber von häufigen Bränden gebremst wurde. Die Stadt blieb dem Kloster abgabenpflichtig, das auch die Gerichtsbarkeit innehatte und Einfluss auf die Stadtverwaltung nahm.[2] Die Klosterkirche war außerdem Sitz eines Archipresbyteriats.

Liebenthal gehörte dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer an, das sich 1368 von Polen löste und zur böhmischen Krone und damit zum Heiliges Römisches Reich kam – König Wenzel IV. bestätigte 1408 die Privilegien.[2] Mit Böhmen kam die Stadt schließlich 1526 an Habsburg.

Nach den Verwüstungen der Hussitenkriege 1426 wurde eine Schützenbruderschaft gegründet und das örtliche Leinenwebereihandwerk brachte der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Dreißigjährigen Krieg eine Blüte. 1544 wurde eine Schule gegründet.[2]

1742 fiel der Ort an Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Löwenberg zugeordnet. 1829 kaufte die Stadtverwaltung für 50.000 Reichstaler das Dominium, bzw. Klostervorwerk Liebenthal.[1] Auch wenn die Einwohner Liebenthals fast zur Gänze katholisch waren, nahm die Bedeutung des Protestantismus mit preußischer Herrschaft zu – im Zuge der Säkularisation wurde das Benediktinerinnenkloster 1810 aufgelöst, blieb aber als Zentralkloster der geschlossenen schlesischen Frauenklöster bestehen und wurde ab 1845 von Ursulinen geführt. Für die 150 Protestanten aus Liebenthal und Umgebung stiftete Friedrich Wilhelm IV. 1852 die evangelische Kirche. Bereits 1843 hatten die Ursulinen eine Mädchenschule mit Pensionat gegründet. 1863 folgte ein katholisches Lehrerseminar. Der Anschluss an die Eisenbahnlinie GreiffenbergLöwenberg 1885 änderte wenig an der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Landstadt.[3]

Von direkten Einwirkungen des Zweiten Weltkriegs blieb Liebenthal verschont und wurde erst nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 von der Roten Armee besetzt, die die Stadt darauf der polnischen Verwaltung übergab. Diese benannte Liebenthal in Anlehnung an den deutschen Ortsnamen in Miłosna um, was so viel wie „die Liebliche“ bedeutet. Erst 1947 wurde das bis heute gültige Lubomierz eingeführt.[3] Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung konnte die frühere Einwohnerzahl nur langsam durch Ansiedlung polnischer Vertriebener und Ansiedler wieder erreicht werden. In den 1970ern verfiel die Stadt zunehmend, so dass die Laubenhäuser der Nordostseite des Rings vor der Pfarrkirche abgerissen wurden.

Heute zählen die hohe Arbeitslosigkeit, die 2006 29,3% im Powiat betrug, und die Abwanderung, die in den letzten Jahren aber gebremst werden konnte, zu den Problemen der Gemeinde, die aus der Lage abseits von großer Industrie und Verkehrsverbindungen – der Eisenbahnverkehr wurde eingestellt – resultieren. Andererseits gewinnt der Tourismus dank der landschaftlich schönen Lage vor dem Isergebirge und dem historischen Stadtbild Lubomierz', das für viele in Polen bekannte Filme und Serien (vor allem die Serie Sami swoi) als Kulisse diente, zunehmend an Bedeutung. Seit 1992 wird alljährlich das Polnische Komödienfestival (Ogólnopolski Festiwal Filmów Komediowych) veranstaltet.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen der Stadt nach dem jeweiligen Gebietsstand (neuere Zahlen ohne Stadt- und Landgemeinde):[4]

Jahr Einwohner
1845 1.522
1885 1.558
1900 1.649
1910 1.777
1933 1.640
1939 1.665
Jahr Einwohner
1969 1.637
1980 1.600
1995 2.080
2000 1.765
2005 1.812

Politik

Wappen

Das Wappen der Stadt Lubomierz zeigt auf goldenem Grund eine wachsende, grün gewandete Bischofsgestalt, in der Rechten ein rotes Buch, in der Linken einen roten Krummstab.

Diese Darstellung findet sich bereits in Siegeln des 15. Jahrhunderts, wobei der Bischof für den Heiligen Bischof Maternus steht, den Patron des Benediktinerklosters und auf die jahrhundertelange Verbindung zwischen Stadt und Kloster hinweist.

Städtepartnerschaften

Am 20. Juli 2008 wurde mit der sächsischen Stadt Wittichenau eine Partnerschaft geschlossen.

Maternusbrunnen und Leinenweberhaus
ehem. Klosterkirche
Inneres der Pfarrkirche

Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Marktplatz und Rathaus

Den langgezogenen Marktplatz (Rynek), der nach Westen hin ansteigt, säumen Bürgerhäuser vom 16. bis zum 19. Jahrhundert – im Süden mit Lauben. Inmitten des Rings finden sich zwei Häuserblöcke, in deren östlichem das Rathaus die Front einnimmt. Hinter dem Rathausbau verläuft ein kleines Gässchen mit Schwibbögen und an der Straßenecke findet sich eine Staupsäule. Den Rathausvorplatz (Niederring) nimmt die von vier Heiligenstatuen, darunter der des heiligen Rochus, und einer Balustrade gesäumte barocke Mariensäule ein, eine Stiftung der Familie Tanner, die an eine Seuche von 1613 erinnert, die 989 Bürger dahingerafft haben soll.[2] Mit dem Maternusbrunnen von 1712, der den Bischof Maternus auf einer gewundenen Säule darstellt, findet sich zwischen beiden Ringblöcken (Oberring) ein weiteres barockes Denkmal. Dahinter steht das Leinenweberhaus – im Kern ein Renaissancebau des 16. Jahrhunderts (u.a. Fensterrahmen), in dem das Muzeum Kargula i Pawlaka untergebracht ist.

Das städtische Rathaus ist ein schlichter Bau mit Krüppelwalmdach und hoher Freitreppe, der seine heutige Gestalt einem Umbau von 1837–39 nach dem Stadtbrand von 1802 verdankt. Barock ist dagegen der zierliche Dachreiter mit Zwiebelhaube.

Pfarrkirche St. Maternus und Kloster

Die ehemalige Klosterkirche, die Pfarrkirche St. Maternus (Kościół Wniebowzięcia NMP i św. Maternusa) ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Die Klosterkirche der Benediktinerinnen geht auf einen gotischen Steinbau des 15. Jahrhunderts zurück, der 1688 abgebrannt war. In seinen heutigen Formen wurde sie 1727–30 vom Liegnitzer Baumeister Johann Jakob Scheerhofer errichtet und gilt als eines der wichtigsten Barockbauwerke Schlesiens. Da das Gotteshaus gewestet ist, konnte die der Stadt zugewandte Ostfassade repräsentativ gestaltet werden. Die geschwungen Fassade mit Volutengiebel ist dreigeschossig und verfügt über drei Portale. Das Hauptportal zeigt im Giebelfeld, das von Statuen der Ordensheiligen Benedikt und Scholastika flankiert und vom Titelheiligen bekrönt wird, eine ovale Tafel mit einer Inschrift, die über die Äbtissin Martha Tanne, in ihrem 82. Lebens- und 65. Professjahr die Erbauerin der Kirche, berichtet.

Das geschwungene, vierjochige Innere wird von eingezogenen Wandpfeilern getragen, in deren Zwischenräumen Kapellen und Emporen eingelassen sind. Der schlesische Maler Georg Wilhelm Neunhertz schuf von 1728 bis 1730 die Fresken des böhmischen Kappengewölbes des Hauptschiffs mit der Verklärung und der Himmelfahrt Christi. Die Darstellungen aus dem Leben Jesu auf den Seitenschiffgewölben schuf neben Neunhertz der Maler Konrad Jäger. Über dem Chor ist das Gewölbe zu einer Kuppel überhöht und mit Stuckierungen der vier Kirchenväter und der zwölf Apostel versehen. Die kahle Chorwand wird vom Hauptaltar abgeschlossen. Der massige Altar zeigt im Hauptfeld ein Hochrelief der Himmelfahrt Mariens, flankiert von Statuen der Ordensheiligen Benedikt und Scholastika, über denen sich ein von korinthischen Säulen getragener Gesimsaufbau und schließlich im Aufsatz die Gloria der heiligen Dreifaltigkeit erhebt. In den schlichteren Seitenteilen des Altars – deren Bekrönung Vitrinenkästen mit Reliquien der Heiligen Benignus, bzw. Victorin sind, die früher Ziel von Wallfahrten waren – sind zwei Eingänge zur Sakristei eingelassen, über denen paarweise Statuen der Heiligen Wenzel und Maternus sowie Bernhard und Florian auf Konsolen angebracht sind. Dieser Altar von 1736 besteht somit zur Gänze aus Plastiken, die, wie der Großteil der Bildhauerarbeiten der Kirche und vor allem die Kanzel, vom örtlichen Bildhauer Johann Joseph Friedrich geschaffen wurde. Die reiche barocke Ausstattung wird schließlich von den Seitenaltären der Heiligen Benedikt und Karl Borromäus von 1736 vor dem Chor und weiteren Altären in den Kapellen abgerundet.

Der Hochaltar verdeckt einen älteren, niedrigeren Westteil der Kirche aus der Zeit um 1517. Dieser ist zweigeschossig – im unteren Bereich liegt die Sakristei, das Sterngewölbe des oberen Geschosses ist seitlich des Hochaltars zu erkennen und überwölbt den Nonnenchor. Diese gotische Chorverlängerung wird vom barocken Kirchenraum nur durch den Hauptaltar getrennt, dessen Rückseite mit Gemälden der Ausgießung des Heiligen Geistes und der Kreuzigung als Altar für den Nonnenchor gestaltet ist, jedoch wie das Gestühl und die Vertäfelung des Nonnenchors 1775 im Stil des Rokoko geschaffen wurde.

Zu den ältesten Bauteilen der Kirchen gehört auch der westlich gelegene, schlanke Turm, der sich nach dem hohen Langhaus an den niedrigeren Nonnenchor anschließt und von außen dadurch abgesetzt wirkt. Eine Steininschrift gibt das Jahr seiner Erbauung wieder: 1554.[5] Der schlanke spätgotische Turm ist im Unterbau quadratisch und geht in eine achteckige Form über. Er wurde wie die Kirche selbst in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Der zweifach durchbrochene, barocke Zwiebelturmhelm wurde erst 1804 aufgesetzt.

Südwestlich der Kirche schließt sich das ehemalige Benediktinerinnenkloster an, das um den 1503 errichteten Kreuzgang angelegt ist. Die Klostergebäude wurden im 15. Jahrhundert steinern ausgeführt und vor allem nach den Bränden von 1688 und 1802 mehrfach umgebaut. Im Innern konnten sich noch einige Säle mit Kreuzrippengewölben, wie die Heiligkreuzkapelle aus dem 15. Jahrhundert, aber auch das Refektorium von 1676 erhalten. Vor der Kirche steht das barocke Pfarrhaus von 1689.

Ehem. Evangelische Kirche

Weitere Kirchenbauten

Die dreischiffige Friedhofskirche St. Anna in der Obervorstadt (Górne Przedmieście) wurde 1668 errichtet und in der Folge mehrfach umgebaut. Die Ausstattung des Innern ist barock. Auf dem Friedhof findet sich die Grabkapelle des Dichters Christian Jakob Salice-Contessa von 1826.

Die erstmals 1666 erwähnte Heiligkreuzkirche in der Niedervorstadt (Dolne Przedmieście) soll an der Stelle erbaut worden sein, an der die Tochter eines Ratsherrn ein goldenes Kreuz gefunden haben soll.[6] Der heutige neugotische Saalbau mit Dachreiter wurde nach einem Brand 1875 errichtet.

Die neugotische ehemalige evangelische Kirche stammt ebenso wie die angebaute evangelische Schule und das Pfarrhaus von 1852. Im Gebäudekomplex ist heute die Galeria Za Miedzą untergebracht.

Museen

Den Protagonisten des bekanntesten der in Lubomierz gedrehten Filme, der Serie Sami swoi, den aus den polnischen Ostgebieten vertriebenen und in ehemals deutschen Gebieten angesiedelten Familien Kargul und Pawlak, wurde das Muzeum Kargula i Pawlaka am Marktplatz gewidmet. Die Holzfiguren der Familienväter Kargul und Pawlak flankieren den Eingang und im Museum befindet sich neben Originalrequisiten das „kleinste Kino der Welt“ mit neun Plätzen.[7]

Söhne und Töchter der Stadt

Gemeinde

Die Stadt- und Landgemeinde Lubomierz zählt auf einer Fläche von 130,39 km² rund 6.000 Einwohner und gliedert sich neben dem gleichnamigen Hauptort in folgende 13 Ortsteile:

  • Chmieleń (Langwasser)
  • Golejów (Klein Röhrsdorf)
  • Janice (Johnsdorf)
  • Maciejowiec (Matzdorf)
  • Milęcice (Geppersdorf)
  • Oleszna Podgórska (Krummöls)
  • Pasiecznik (Spiller)
  • Pławna Dolna (Straßenhäuser)
  • Pławna Górna (Schmottseiffen)
  • Pokrzywnik (Riemendorf)
  • Popielówek (Hennersdorf)
  • Radoniów (Ottendorf)
  • Wojciechów (Ullersdorf-Liebenthal)

Verweise

Literatur

  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien. Deutscher Kunstverlag München, Berlin 2005. ISBN 3-422-03109-X

Weblinks

Liebenthal. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 10, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 772.

Einzelnachweise

  1. a b Vgl. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845 (Digitalisat)
  2. a b c d Vgl. karkonosze.info.pl; abger. am 29. März 2008
  3. a b Vgl. sudety.it; abger. am 29. März 2008
  4. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1845: [1] – 1885 [2] – 1900: [3] – 1933, 1939: [4] – 1910: [5] – 1969: Heinz Rudolf Fritsche: Schlesien Wegweiser. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996 – 1980: Encyklopedia Powszechna PWN – 1995, 2000, 2005: [6]
  5. Vgl. lubomierz.legnica.opoka.org.pl; abger. am 29. März 2008
  6. Vgl. lubomierz.legnica.opoka.org.pl; abger. am 29. März 2008
  7. Vgl. virtuelle-vitrine.de; abger. am 29. März 2008

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