- NRW-Forum Kultur und Wirtschaft
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Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft ist ein Ausstellungs- und Veranstaltungshaus in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Es liegt nördlich der Altstadt zwischen dem Rhein und dem Düsseldorfer Hofgarten. Das Ausstellungsgebäude wurde 1926 von Wilhelm Kreis errichtet, ursprünglich als Teil des anlässlich der GeSoLei ausgebauten Ehrenhof-Areals. Die wechselnden Ausstellungen widmen sich der kulturellen Bedeutung moderner Medien- und Kunstformen wie Fotografie, Film, Video, Mode, Design, Werbung und Architektur sowie deren gegenseitiger Beeinflussung und Konvergenz.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte und Gründung
Das heutige Ausstellungsgebäude beherbergte bis zu Beginn der neunziger Jahre das „Landesmuseum für Volk und Wirtschaft“, das als Technikmuseum das Wechselspiel von Mensch, Natur und Wirtschaft, von Arbeit und Freizeit in den soziologischen Wandlungen aufzeigte, insbesondere spezifische Entwicklungen innerhalb Nordrhein-Westfalens. Ein begehbares Steinkohlebergwerk im Untergeschoss war die Hauptattraktion des Hauses.
Aufgrund mangelnder Akzeptanz und der damaligen Haushaltskrise der Stadt Düsseldorf war dieses Museum von unmittelbarer Schließung und eventueller Veräußerung betroffen. In Abstimmung des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Stadt Düsseldorf wurde ein neues Konzept für das Haus erarbeitet. Nach einer vollständigen Sanierung wurde es am 9. Oktober 1998 als „NRW Forum Kultur und Wirtschaft“ durch die Kulturministerin der Landes NRW, Ilse Brusis, wiedereröffnet; den Festakt begleitete eine programmatische Rede des Direktors des New Yorker Guggenheim Museums, Thomas Krens.
Die Infrastruktur des Hauses wird vom Land Nordrhein Westfalen, der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Messe Düsseldorf, weiteren Institutionen und Düsseldorfer Unternehmen gemeinschaftlich über einen Trägerverein verantwortet. Sämtliche Ausstellungen des NRW-Forum werden ausschließlich über eigene Einnahmen und Sponsoring finanziert. Als weitere Besonderheit wird zudem erstmals das Ausstellungs- und Veranstaltungsmanagement eines öffentlichen Ausstellungshauses von einem privaten Betreiber im Rahmen eines Management-Vertrags langfristig besorgt.
Architektur
Das Gebäude des NRW-Forum ist Teil des denkmalgeschützten Ehrenhof-Ensembles, dessen architektonische Ursprünge ins Jahr 1902 datieren. Anlässlich der im selben Jahr stattfindenden Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung errichtete der Düsseldorfer Architekt Albrecht Bender den um einen Innenhof angelegten Kunstpalast als das erste der heute zu einer Gruppe gehörenden Gebäude.
1926 wurde das Areal des Kunstpalastes (heute: museum kunst palast) nach Plänen von Wilhelm Kreis für die GeSoLei-Ausstellung um weitere Gebäude erweitert: Das neu geschaffene Ehrenhof-Ensemble umfasste nun zusätzlich ein Planetarium (heute: Tonhalle Düsseldorf), die Rheinterasse sowie das „Landesmuseum für Volk und Wirtschaft“, das seit 1998 Ausstellungsgebäude des NRW-Forum ist.
Eine strenge symmetrische Anordnung, archaisch-monumentale Formen und expressionistische Ziegelfassaden sind das Charakteristikum der Gebäude. Einfache, formal reduzierte Bauelemente sollten den Gesamteindruck beherrschen – auch die neobarocke Fassade des Kunstpalastes wurde an die neu hinzugekommenen Gebäude angepasst und mit einer schlicht-strengen Klinkerfassade ummantelt.
Das Ensemble zählt neben dem Wilhelm-Marx-Haus, dem ersten Hochhaus Europas, und dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden zu den bedeutendsten Entwürfen Wilhelm Kreis’, der 1908 Nachfolger von Peter Behrens als Direktor der Kunstgewerbeschule Düsseldorf wurde und diese 1920 in der Kunstakademie Düsseldorf aufgehen ließ.
Ausrichtung und Themenschwerpunkte
Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft zeigt wechselnde kontextuelle Ausstellungen, die sich zum Ziel setzen, die Konvergenz bzw. gegenseitige Durchdringung ästhetischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Phänomene der Zeit erlebbar zu machen. Die Ausstellungskonzepte verzichten dabei auf eine Trennung zwischen „hoher“ und populärer Kunst: Stattdessen widmen sie sich der fortschreitenden Verschmelzung vielfältigster (pop-)kultureller Bereiche, wie z. B. angewandter Kunst, Design, Werbung, Architektur, Fotografie, Video und Mode.
Seit seiner Eröffnung 1998 bildete das NRW-Forum so den Rahmen für zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten Kunst- und Kulturgenres sowie ihre gegenseitige Beeinflussung thematisierten. Gleichzeitig steht der Begriff des „Framing“ im Vordergrund: Die Ausstellungskonzepte setzen sich zum Ziel, Alltagsphänomene wie Modefotos oder Architektur, Autos oder Comics aus ihren gewohnten Zusammenhängen zu lösen und sie in einen neuen Sinn- und Betrachtungsrahmen zu stellen.
Das NRW-Forum beherbergt zudem die aus „Media Lounge“ hervorgegangene IMAI Stiftung, die sich der Sammlung, Restaurierung und Distribution von Kunstvideos widmet. In den ersten Jahren präsentierte sich auch das Deutsche Kunststoff Museum im NRW-Forum mit einer Dauerausstellung sowie mit Themenausstellungen.
Ausstellungen (Auswahl)
„Mutanten – Die Deutschsprachige Comic Avantgarde.“ (1999–2000)
Erste museale Ausstellung von Comics aus dem deutschsprachigen Raum.„Anton Corbijn“ (2001)
Werkschau des niederländischen Fotografen mit Portraits und Videoclips.„Media Lounge/The Hire“ (2002)
Einrichtung einer von allen Besuchern vor Ort nutzbaren Media Lounge mit über 1000 Videos aus Kunst, Musik und Werbung.„Helmut Newton – Work“ (2003)
Umfangreiche Retrospektive des 2006 verstorbenen Fotografen.„Der Traum vom Turm“ (2004–2005)
Zusammenstellung der wichtigsten Hochhausbauten als Modelle im gleichen Maßstab; vom 40cm hohen Turm zu Babel bis zum 4m hohen Entwurf von Norman Foster.„Martin Kippenberger – Bodencollage“ (2005)
Ausstellung des restaurierten Atelierfußbodens der Modeschöpferin Caudia Skoda, der mit einer Fotocollage des Künstlers Martin Kippenberger ausgelegt war.„Alexander McQueen – Catwalk Videos“ (2005)
Erste Ausstellung des britischen Modedesigners, inszeniert als Catwalk mit Videoprojektionen.„Vivienne Westwood: Prinzessin Punk“ (2006)
Retrospektive der britischen Modeschöpferin mit Originalkreationen, Dokumentationen und Videos.„Bruce Nauman – Mental Exercises“ (2006–2007)
Ausgewählte Installationen, Filme, Videos und Performances des amerikanischen Konzeptkünstlers und originalgetreuer Nachbau seiner ersten europäischen Einzelausstellung in der Düsseldorf Galerie Konrad Fischer, 1970.„Bilder im Kopf“ (2007)
Die Ausstellung widmete sich den wichtigsten Bildern der Fotografiegeschichte. Statt diese jedoch zu zeigen, wurden sie den Besuchern über Kopfhörer beschrieben.„Andy Warhol – Myths“ (2008)
Ausstellung von 10 Grafiken des amerikanischen Künstlers mit einer Dokumentation ihrer jeweiligen Entstehungsgeschichte.„Radical Advertising“ (2008)
Ausstellung zum Paradigmenwechsel in der Werbung mit zahlreichen Exponaten bedeutender Kampagnen der letzten Jahrzehnte, wie Benetton, Helmut Lang, Comme des Garçons, Calvin Klein, etc.Weblinks
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