- Nautische Instrumente Mühle Glashütte
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Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik Rechtsform GmbH ISIN DE 163278807 Gründung 1994 Sitz Glashütte (Sachsen) Leitung Thilo Mühle (Geschäftsführer) Mitarbeiter 50 Branche Uhrenmanufaktur Produkte Armbanduhren, Schiffsuhrensysteme, Nautische Instrumente Website www.muehle-glashuette.de Nautische Instrumente Mühle-Glashütte/Sa. ist ein deutscher Hersteller von nautischen Instrumenten, Schiffs- und Armbanduhren mit Sitz in Glashütte (Sachsen).
Inhaltsverzeichnis
Familien- und Unternehmensgeschichte: 1869–2011
Die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“[1] wurde 1994 von Hans-Jürgen Mühle gegründet, dem Vater des heutigen Geschäftsführers Thilo Mühle. Insgesamt kann die Familie Mühle jedoch auf eine über 140 Jahre dauernde Geschichte in Glashütte zurückblicken. Denn die Wurzeln des Familienunternehmens reichen fünf Generationen zurück – bis ins Jahr 1869 zu Robert Mühle.
1869–1921: Robert Mühle
Robert Mühle wurde 1841 in Lauenstein bei Glashütte geboren und absolvierte eine Ausbildung als Werkzeugmacher in der Uhrenmanufaktur Moritz Großmann. Wie damals in Glashütte üblich machte er sich nach seiner Lehre selbständig und gründete 1869 ein eigenes Unternehmen. Hier fertigte er Präzisionsmessgeräte für die Glashütter Uhrenindustrie und die Uhrmacherschule.
Mit den Messinstrumenten von Mühle konnten Werkteile oder Zahnradstärken im metrischen System, also in Millimetern gemessen werden. Das war für die Glashütter Uhrenmanufakturen von großer Bedeutung, da sie zur Herstellung ihrer Uhrwerke das neue Maßsystem und nicht mehr das für die Schweizer Uhrmacherei typische Pariser Linienmaß nutzten. Mit seinen exakten Messgeräten begründete Robert Mühle eine Tradition, der sich die Familie Mühle bis heute verpflichtet fühlt: dem präzisen Messen.
1921–1945: Rob. Mühle & Sohn
Unter der Führung von Paul, Alfred und Max Mühle, den Söhnen Robert Mühles, konnte das Unternehmen seinen Produktbereich erweitern. So wurden ab ca. 1925 auch Autouhren, Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser bei „Rob. Mühle & Sohn“ gefertigt. Diese kamen nicht nur in Automobilen der Marken Horch, Maybach und DKW zum Einsatz, auch BMW-Motorräder wurden mit Mühle-Tachometern ausgestattet.
Der Zweite Weltkrieg verursachte einen tiefen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte. Kurz vor dessen Ende wurde Glashütte von der sowjetischen Luftwaffe bombardiert, wobei auch große Teile der Firma Mühle zerstört wurden. Wie die meisten anderen Glashütter Unternehmen wurde der Familienbetrieb nach Kriegsende zudem noch demontiert und enteignet. Denn die Tachometer und Autouhren von „Rob. Mühle & Sohn“ kamen während des Krieges zum Beispiel in Panzern der Deutschen Wehrmacht zum Einsatz. Unter dem Namen „Messtechnik Glashütte“ wurden die verbleibenden Reste des Betriebs abschließend an die Zeiss-Werke Jena angegliedert.
1945–1970: Hans Mühle
Während die Namen der meisten Glashütter Unternehmen auf diese Weise verschwanden blieb der Name „Mühle“ weiterhin mit dem Zentrum der deutschen Feinuhrmacherei und dem präzisen Messen verbunden. Hans Mühle gründete noch im Dezember 1945 ein neues Unternehmen, das weiterhin Messgeräte sowie Zeigerwerke für Druck- und Temperaturmessgeräte herstellte.
1970–2007: Hans-Jürgen Mühle
Nach dem Tod des Vaters übernahm Hans-Jürgen Mühle (*1941) die Leitung des Unternehmens. 1972 wurde der Familienbetrieb jedoch ein zweites Mal zwangsverstaatlicht. Dabei wurde er zunächst in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt und 1980 in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) eingegliedert. Hans-Jürgen Mühle war weiterhin im Betrieb tätig und wurde später Vertriebsleiter des VEB Glashütter Uhrenbetriebe. Die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte ihm schließlich, das Unternehmen seiner Vorfahren wiederzubeleben. Und so gründete er 1994 die „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“.
Zu Beginn fertigte Mühle professionelle Marinechronometer, Schiffsuhren und andere nautische Instrumente wie Baro- oder Hygrometer. Zwei Jahre später wurde die Produktion auf mechanische Armbanduhren erweitert, die schnell zum Hauptgeschäft des Unternehmens wurden. Mühle nutzte im eigenen Haus veredelte Schweizer Uhrwerke zur Produktion seiner Armbanduhren. Im Jahr 2005 kam es mit einem anderen Hersteller (Nomos Glashütte) zu einem Rechtsstreit darüber, ob die Arbeiten an den Uhrwerken der sogenannten „Glashütte-Regel“ (d.h. 50 Prozent der Wertschöpfung müssen in Glashütte erzielt werden) genügten. Der Rechtsstreit eskalierte und Mühle musste im Oktober 2007 Insolvenz anmelden.
2007–2011: Thilo Mühle
Thilo Mühle (*1968) ist im Jahr 2000 ins Familienunternehmen eingetreten. Im Oktober 2007 übernahm er die Geschäftsführung mit der schweren Aufgabe, das Unternehmen aus der Insolvenz zu führen[2]. Der mit dem eingesetzten Sachwalter ausgearbeitete Insolvenzplan überzeugte, sodass das Verfahren bereits im März 2008 eingestellt wurde. Mühle konnte die Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ weiterhin im Unternehmensnamen und auf den Zifferblättern der Zeitmesser führen.
Unter der Führung Thilo Mühles hat der Uhrenhersteller seine Fertigungstiefe bis heute stetig ausgebaut. Neben der bereits 2003 entwickelten, patentierten Spechthalsregulierung, dem Mühle-Rotor und einer neu entwickelten Glashütter Dreiviertelplatine verfügt das Unternehmen heute über zwei Uhrwerke mit eigener Kaliberbezeichnung: das Chronographenwerk MU 9408 und das im März 2011 vorgestellte Handaufzugswerk MU 9411.
Uhrenmodelle
Die Fa. Mühle bietet im Gegensatz zu Herstellern wie Glashütte Original oder A. Lange & Söhne keine Luxusuhren an, sondern konzentriert sich auf das mittelpreisige Marktsegment mit qualitativ hochwertigen Stahluhren von überwiegend schlichtem, zurückhaltendem Design. Die meisten Modelle sind wahlweise mit Stahl- oder Lederbändern, die Taucheruhren auch mit Kautschukbändern erhältlich.
Die Zeitmesser von Mühle-Glashütte sind in vier Produktlinien unterteilt. Gegenwärtig (Stand 01/2011) sind Modelle in folgenden Linien verfügbar:
- Nautische Armbanduhren: Marinus, Marinus GMT, Rasmus, S.A.R. Rescue-Timer – die offizielle Dienstuhr der Vorleute (= Kapitäne) der Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), S.A.R. Flieger-Chronograph.
- Klassische Zeitmesser: Teutonia III Handaufzug (mit neuem Uhrwerk MU 9411), Teutonia II Chronograph, Teutonia II Kleine Sekunde, Teutonia II Chronometer, Teutonia II Quadrant Chronograph, Teutonia II Quadrant, Teutonia II Quadrant Medium, Teutonia II Medium, Antaria Chronograph, Antaria Kleine Sekunde, Antaria Datum, Antaria Medium, Germanika I bis IV
- Sportliche Instrumentenuhren: Terranaut I bis III, Terrasport I bis III, 29er Chronograph, 29er Big, 29er, City 99, Lady 99
- Limitierte Sondereditionen: Teutonia SC, Teutonia SCEdition 2009, Robert Mühle 1869–2009
Literatur
- Hans Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e.V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 978-3927987913. S. 491.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Impressum von Mühle-Glashütte: http://www.muehle-glashuette.de/impressum.html
- ↑ „Mühle-Glashütte zieht Antrag auf Insolvenz zurück“, Sächsische Zeitung, 13. August 2007
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