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Neue Gepanzerte Plattform, kurz NGP, ist eine Bezeichnung, unter der in Deutschland von der Bundeswehr und den deutschen Rüstungsherstellern ein gemeinsames gepanzertes Fahrgestell entwickelt wurde, auf dem Schützen-, Kampf- und Flugabwehrpanzer aufbauen sollen. Seinen Ursprung hat das Projekt in den 1990er Jahren mit der Entscheidung des Bundesministerium der Verteidigung 1995 in Waldbröl die Kampfwertsteigerungsvorhaben KWS III des Leopard 2 abzubrechen. Auf Erkenntnissen dieser Entwicklung basiert der neue Schützenpanzer Puma.

Inhaltsverzeichnis

Konzeption und Entwicklung

Das Projekt sollte die Kosten und den Entwicklungszeitraum für eine neue Generation von Gefechtsfahrzeugen senken. So wurde seit dem Beginn der Planungen auf eine modular aufgebaute Fahrzeugfamilie mit drei Plattformen gesetzt. Plattform A war ein System zur Bekämpfung von schweren Bodenzielen; Plattform B sollte die übrigen Bodenziele bekämpfen können und eine Absitzkomponente enthalten. Für die Plattform C waren Flugabwehr- und Kampfunterstützungsaufgaben wie Bergepanzer oder Pioniertechnik vorgesehen.

Alle Systeme sollten auch in den Kriterien Beweglichkeit, Überlebensfähigkeit, Einsatzfähigkeit, Verfügbarkeit, Führungs- und Reaktionsfähigkeit gleich sein.

Gemäß diesen Anforderungen wurde in den ersten Überlegungen von einem raumoptimierten Kampfraum ausgegangen. Mit nur zwei Mann Kernbesatzung war eine hohe Automatisierung der Systeme notwendig. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass Antrieb und Laufwerk die Beweglichkeit des Leopard 2A4 besitzen müssten. Die geforderte Führungs- und Reaktionsfähigkeit wurde mit einem Führungs- und Waffeneinsatzsystem gelöst, das mit anderen Systemen der Bundeswehr kompatibel ist und über eine Freund-Feind-Erkennung verfügte.

Untersucht wurden ebenfalls die Verwendung und Machbarkeit von diesel-elektrischen Antrieben, von abstandsaktiven Schutzmaßnahmen (Hard- und Softkill), eines digitalen Bordnetzes, eines wirksamen Minen- und Bombletschutzes sowie von Hochleistungspulver- oder elektro-thermisch-chemischen Kanonen im Kaliber 140 Millimeter.

Als besonders anspruchsvoll erwies sich die Forderung, das Basisfahrzeug sowohl auf die Anforderungen eines Kampfpanzers als auch diejenigen eines Schützenpanzers abzustimmen. So galt der Heckausstieg für einen Schützenpanzer als unabdingbar. Gleichzeitig kollidierte dieses Erfordernis jedoch mit der Funktionsoptimierung eines Kampfpanzers und der dort üblichen Triebwerksplatzierung im Heckbereich. Eine Lösung stellten hier die High-Power-Density-Motoren dar, also kleinbauende, hochaufgeladene Dieseltriebwerke.

Durch diese ersten Ansätze gliederte sich die Zeitplanung wie folgt:

  • bis 1996: Erarbeitung des Taktischen Konzepts (TaK)
  • bis 1999: Erarbeitung des Phasendokuments Taktisch-technische Forderung (TTF)
  • 1999 bis 2005: Start der Entwicklung
  • 2005 bis 2009: Einführung Variante Schützenpanzer
  • 2015: Einführung Variante Kampfpanzer
  • ab 2020: Einführung Variante Unterstützungsfahrzeuge (Flugabwehr, Bergepanzer usw.)

Gemäß dieser Zeitplanung legten 1996, ein Jahr nachdem das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) die Industrie beauftragt hatte, die damaligen Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei, Wegmann & Co., Mak Systemgesellschaft mbH und Henschel-Wehrtechnik mit der KUKA Wehrtechnik GmbH ihre Konzepte vor.

Neben der klassischen Bauweise mit Front- sowie Heckmotor wurden ebenfalls Vorschläge vorgelegt, die sowohl für Kampf- als auch für Schützenpanzer optimiert waren. So setzte das Konzept von Mak auf ein einheitliches Fahrmodul und ein Missionsmodul, das zum Einbau in das Heck vorgesehen war. Wegmann & Co. konstruierte dagegen ein System mit einem in das rechte Wannenheck verlegten Motor. Dies erlaubte den wahlweisen Einbau des Missionsmodules „Kampfpanzer“ beziehungsweise „Schützenpanzer“ in der Fahrzeugfront.

Durch die Forderungen Gleiches Einsatzspektrum für Kampf- und Schützenpanzer waren die Gewichtsobergrenzen beim Kampfpanzer zwischen 55 und 77 Tonnen und beim Schützenpanzer zwischen 55 und 71,9 Tonnen festgelegt.

Programmende

Durch die angespannte Haushaltslage zeigte sich bereits 1998, dass eine parallele Entwicklung von drei Systemen nicht realisierbar wäre. So wurde am 26. Februar 1998 die Weiterentwicklung des Schützenpanzers beschlossen und das Taktische Konzept Neuer Schützenpanzer (NeSPz) genehmigt. Die sicherheitspolitischen Vorgaben der NATO aus dem Jahr 2001, in dem Streitkräfte mit Fähigkeit zur Luftverlegbarkeit bevorzugt wurden, wandelte auch dieses Konzept und das Vorhaben „NGP“ wurde endgültig eingestellt.

Ähnliche Projekte

Neben der „NGP“ befinden sich ähnliche Projekte anderer NATO-Staaten in Entwicklung. Darunter sind das Future Combat System (FCS) der USA, das Future Rapid Effect Systems (FRES) Großbritanniens und das Armoured Combat Vehicle (ACV) aus Kanada. Ihre Einsatzreife wird laut Planung im Jahr 2010 bis 2012 erwartet.

Literatur und Quellen

  • Freundeskreis der Offiziere der Panzertruppe: 50 Jahre Panzertruppe der Bundeswehr 1956-2006. Verlag Schneider, ISBN 3-935107-05-6
  • Förderkreis Deutsches Heer e.V: Wehrtechnischer Report: Schützenpanzer Puma. Report Verlag
  • Rolf Hilmes: Kampfpanzer heute und morgen: Konzepte - Systeme - Technologien. Motorbuchverlag, Auflage: 1 (6. Dezember 2007), ISBN 978-3-613-02793-0

Weblinks


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