Artur Becker (Schriftsteller)

Artur Becker (Schriftsteller)
Artur Becker, 2003

Artur Becker (* 7. Mai 1968 in Bartoszyce, deutsch: Bartenstein in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Polen als Artur Bekier) ist ein heute in Deutschland lebender Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bei einer Lesung, 2008

Becker ist Sohn deutsch-polnischer Eltern. Seit 1985 lebt er in Deutschland, wo er seitdem Romane, Erzählungen, Gedichte und Aufsätze verfasst und als Übersetzer tätig ist. Er wohnt in Verden (Aller). Er debütierte 1984 auf Polnisch in der Gazeta Olsztyńska, und zwar als Lyriker. 1989 wechselte er die Sprache und schreibt bis heute ausschließlich auf Deutsch. Ab 1990 publizierte er vor allem in der Literaturzeitschrift STINT aus Bremen. In den Jahren 2001 und 2004 nahm Becker am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Er schreibt regelmäßig Essays und Artikel für die Frankfurter Rundschau, den Rheinischen Merkur und andere Zeitungen. Er ist auch als Performer von lyrischen Auftritten mit der Bremer Jazzband Swim Two Birds geschätzt. Artur Becker ist Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland.

Zu seinen bekanntesten Werken zählt der Roman Der Dadajsee (1997), der die Rückkehr eines polnischen Gastarbeiters aus Deutschland in seine Heimat schildert, und die Novelle Die Zeit der Stinte (2006), in der sich ein deutsch-polnischer Spätaussiedler auf historische Spurensuche begibt, um die Geschichte eines Mordes zu untersuchen, den drei KZ-Häftlinge gegen Kriegsende an einem Kommandanten eines Außenlagers des KZ Stutthof begangen hatten. In seinem Schelmenroman Das Herz von Chopin (2006) ironisiert er am Beispiel eines Emigranten- und Autohändlermilieus die polnische Romantik. Beckers Schreibstil wird oft mit dem von Ernest Hemingway verglichen, er selbst nennt aber vor allem John Steinbeck und Isaac B. Singer als ihm stilistisch und geistig verwandte Autoren. Beckers Lyrik, die sich vor allem mit theologischen Themen beschäftigt, wie diejenige von Czesław Miłosz, ist in Deutschland nahezu unbekannt.

Beckers Roman Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken (2008) stieß bei der Kritik auf ein breites Echo und ist bisher sein wichtigstes und gleichzeitig umstrittenstes Werk. In diesem Roman wird die Geschichte des im ermländischen Dadajsee ertrunkenen Mädchens Marta und seines Geliebten Kuba Dernicki erzählt, der als ein ehemaliger Solidarność-Dissident in den Westen geflohen ist. Seine Rückkehr nach Polen, in das Heimatdorf Wilimy, gleicht dem Abstieg in die Unterwelt: Die Begegnung mit der Vergangenheit wirft die Frage auf, wer mehr Macht hat – die Toten oder die Lebenden. Außerdem erzählt der Roman die neueste Geschichte Polens – vom Kriegsrecht, von der transformacja (die poln. Wende von 1989) und den Jahren danach.

Werke

  • Der Dadajsee, Roman (1997)
  • Der Gesang aus dem Zauberbottich, Gedichte (1998)
  • Jesus und Marx von der ESSO-Tankstelle, Gedichte (1998)
  • Dame mit dem Hermelin, Gedichte (2000)
  • Onkel Jimmy, die Indianer und ich, Roman (2001, 2003)
  • Die Milchstrasse, Erzählungen (2002)
  • Kino Muza, Roman (2003)
  • Die Zeit der Stinte, Novelle (2006)
  • Das Herz von Chopin, Roman (2006)
  • Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken, Roman (2008)
  • Ein Kiosk mit elf Millionen Nächten, Gedichte (2009)
  • Der Lippenstift meiner Mutter, Roman, Weissbooks, Frankfurt am Main 2010 ISBN 978-3-442-74296-7

Preise und Stipendien

Autograph

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