- Oberlandesgericht Rostock
-
Das Oberlandesgericht Rostock ist das einzige Oberlandesgericht (OLG) des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Inhaltsverzeichnis
Gerichtssitz und -bezirk
Das Gericht hat seinen Sitz in der Hansestadt Rostock. Gerichtsbezirk ist das gesamte Gebiet des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (§ 2 Abs. 1 und 2 Gerichtsstrukturgesetz M-V).
Gebäude
Das Gericht befindet sich in der repräsentativen Wallstraße, Hausnummer 3 im neugotischen Ständehaus.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1889 bis 1893 im Auftrag Großherzogs Friedrich Franz II. nach Plänen des mecklenburgischen Hofbaurates Gotthilf Ludwig Möckel im Auftrage der Mecklenburgischen Ritterschaft als Verwaltungs- und Gerichtssitz der Landstände errichtet. Der typische Stil der wilhelminischen Staatsarchitektur (Historismus) vereint Elemente von Gotik bis Barock in einem repräsentativen Monumentalbau.
Von außen in rotem Backstein gehalten und mit Türmchen und Ziergiebeln ausgestattet, fällt im Inneren der bis ins Kellergeschoss reichende Lichthof mit umlaufenden Galerien auf. Bemerkenswert ist auch der über zwei Stockwerke reichende, in dunklem Holz getäfelte und reich geschmückte Festsaal.
Standbilder
In der Hauptfassade stehen 4 Standbilder mecklenburgischer Fürsten: die Herzöge Johann Albrecht I. und Christian Ludwig II., Großherzog Friedrich Franz II. (alle Mecklenburg-Schwerin) und Großherzog Georg (Mecklenburg-Strelitz). Je zwei Standbilder schufen Ludwig Brunow und Oskar Rassau.
Mosaiken
An der Stirnseite gegenüber dem Eingang oberhalb der Haupttreppe finden sich mehrere farbige Mosaiken, ausgeführt von der Firma Puhl & Wagner aus Berlin. Sie haben folgende Bedeutung:
Jahreszahlen:
1. August 1523: Gründungstag der Union der Mecklenburgischen Landstände. Eine Vereinigung der im Lande Mecklenburg ansässigen Ritter und Großgrundbesitzer, des Klerus und der Landschaft.
18. April 1755: Unterzeichnung des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs, einer ständischen Verfassung zwischen den Herzögen Mecklenburgs, der mecklenburgischen Ritterschaft und den Landschaften.
Wappen:
Die drei Wappenschilder stehen für die drei ritterschaftlichen Kreise des mecklenburgischen Staates:
- Mecklenburg - Das Wappen mit Stierkopf ist erstmalig 1229 im Siegel Johann I. von Mecklenburg nach der ersten Landesteilung nachweisbar.
- Herrschaft Werle (Wenden) - Der nach rechts schreitende goldene Greif auf blauem Grund ist als Siegelwappen von Heinrich Borwin I. (1181-1227) verwendet worden.
- Stargard - Das rechte untere Wappen steht für die Herrschaft Stargard (später Teil von Mecklenburg-Strelitz).
Geschichte des Gebäudes
Seit seiner Einweihung am 2. Oktober 1893 bis zum Ende der Monarchie war das Gebäude einer der politisch bedeutsamsten Orte des mecklenburgischen Ständestaates. Es war Sitz des Engeren Ausschusses, der ständischen Mitregierung von Mecklenburg zwischen den Landtagen als Gegenpart der Regenten beider mecklenburgischer Landesteile Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Es beherbergte bis zum Ende des Kaiserreiches und der Monarchie in Mecklenburg 1918 alle Oberbehörden der Stände und diente verschiedenen speziellen Einrichtungen der Mecklenburgischen Landstände als Gerichts- und Verwaltungssitz. So war es Sitz der Ritterschaftlichen Brandkasse, der Steuer- und Katasterbehörde, der Brandversicherung der mecklenburgischen Städte, des Ritterschaftlichen Kreditvereins und der Fideikommissbehörde. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des altmecklenburgischen Ständestaates löste sich der Engere Ausschuss auf und dessen Räume sowie die Repräsentationsräume wurden frei genutzt.
Nach 1920 ist das Gebäude schrittweise in ein Verwaltungsgebäude umgewandelt worden. Es war Sitz des Straßenbauamtes, der Staatskassenzweigstelle, des Arbeitsgerichtes, der Technischen Nothilfe und der Polizeiverwaltung des Amtsbereiches Rostock. Die Ritterschaftliche Brandkasse, die Brandversicherung der mecklenburgischen Städte und der Ritterschaftliche Kreditverein verlegten 1928 ihren Sitz vom Ständehaus in dessen unmittelbare Nähe.
Am 13. Oktober 1933 beschlossen die Landesparlamente der beiden mecklenburgischen Freistaaten in getrennter Sitzung einstimmig den Gesetzentwurf über die Vereinigung von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg. Anschließend wurde die Vereinigung mit einem großen feierlichen Staatsakt, unter den Ehrengästen befanden sich Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin und Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, im Rostocker Ständehaus vollzogen.[1]
Bis Mai 1945 behauptete die Fideikommissbehörde ihren Sitz im Ständehaus. Zudem wurde es von wechselnden Landesbehörden genutzt, in den Jahren 1934 und 1935 auch für Schauprozesse der nationalsozialistischen Justiz.
Noch einige Jahre nach 1945 blieb das Bauwerk Sitz staatlicher Verwaltungen des Landes Mecklenburg und beherbergte u.a. die Deutsche Volkspolizei.
Im Jahre 1953 übernahm die Volksmarine der DDR das Ständehaus und nutzte es bis zur Wiedervereinigung.
Seit dem 1. Juli 1992 ist das Ständehaus Sitz des Oberlandesgerichts Rostock.
Über- und nachgeordnete Gerichte
Dem OLG übergeordnet ist der Bundesgerichtshof.
Nachgeordnet sind die Landgerichte Neubrandenburg, Rostock, Schwerin und Stralsund.
Staatsanwaltschaft
In Rostock ist auch die Generalstaatsanwaltschaft des Landes eingerichtet, der analog zum Gerichtsaufbau die Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten Neubrandenburg, Rostock, Schwerin und Stralsund nachgeordnet sind.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Behrens, Beate: Mit Hitler zur Macht : Aufstieg des Nationalsozialismus in Mecklenburg und Lübeck. Rostock, 1998. S.161-164
Oberlandesgerichte in der Bundesrepublik DeutschlandOberlandesgericht Bamberg | Kammergericht Berlin | Brandenburgisches Oberlandesgericht | Oberlandesgericht Braunschweig | Hanseatisches Oberlandesgericht Bremen | Oberlandesgericht Celle | Oberlandesgericht Dresden | Oberlandesgericht Düsseldorf | Oberlandesgericht Frankfurt am Main | Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg | Oberlandesgericht Hamm | Thüringer Oberlandesgericht Jena | Oberlandesgericht Karlsruhe | Oberlandesgericht Koblenz | Oberlandesgericht Köln | Oberlandesgericht München | Oberlandesgericht Naumburg | Oberlandesgericht Nürnberg | Oberlandesgericht Oldenburg | Oberlandesgericht Rostock | Saarländisches Oberlandesgericht Saarbrücken | Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht Schleswig | Oberlandesgericht Stuttgart | Pfälzisches Oberlandesgericht Zweibrücken
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Oberlandesgericht Karlsruhe — Die Zweigstelle de … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Bremen — Das Hanseatische Oberlandesgericht Bremen ist das Oberlandesgericht des Landes Freie Hansestadt Bremen und somit Teil der bremischen ordentlichen Gerichtsbarkeit. Es wurde am 15. Juli 1947 errichtet. Zuvor war das den bremischen Gerichten… … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Frankfurt — Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main ist das oberste Gericht der hessischen ordentlichen Gerichtsbarkeit. Inhaltsverzeichnis 1 Gerichtssitz und bezirk 2 Geschichte 3 Gerichtsgebäude 4 Über und nachgeordnete Gerichte … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Hamburg — Hanseatisches Oberlandesgericht Das Hanseatische Oberlandesgericht (abgekürzt HansOLG; amtlich ohne Namenszusatz Hamburg ) ist das Oberlandesgericht des Bundeslandes Hamburg und somit Teil der hamburgischen ordentlichen Gerichtsbarkeit.… … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Saarbrücken — Das Saarländische Oberlandesgericht ist das oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit des Saarlandes. Inhaltsverzeichnis 1 Gerichtssitz und bezirk 2 Gerichtsgebäude 3 Über und nachgeordnete Gerichte 4 Leitung … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Schleswig — Gebäude des Schleswig Holsteinischen Oberlandesgerichts, „Roter Elefant“ genannt. Das Schleswig Holsteinische Oberlandesgericht ist das Oberlandesgericht (OLG) des Bundeslandes Schleswig Holstein. Es hat seinen Sitz in Schleswig. Gerichtsbezirk… … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Zweibrücken — Das Zweibrücker Schloss, Sitz des Pfälzischen OLG (2005) Das Pfälzische Oberlandesgericht Zweibrücken ist neben dem Oberlandesgericht Koblenz eines von zwei Oberlandesgerichten des Bundeslandes Rheinland Pfalz. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht — Das Oberlandesgericht Hamm ist mit seinen 850 Mitarbeitern das größte Deutschlands Das Oberlandesgericht (OLG, in Berlin Kammergericht: KG) ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Gerichtsträger ist das Land. Oberlandesgerichte wurden… … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Berlin — Ansicht vom Kleistpark Das Kammergericht (KG) ist die Bezeichnung des Berliner Oberlandesgerichtes. Die in Deutschland einzigartige Bezeichnung als Kammergericht in Abweichung von der sonst üblichen Terminologie erklärt sich allein aus… … Deutsch Wikipedia
Oberlandesgericht Brandenburg — Das Brandenburgische Oberlandesgericht ist das einzige Oberlandesgericht des Bundeslandes Brandenburg. Inhaltsverzeichnis 1 Gerichtssitz und bezirk 2 Über und nachgeordneter Bereich 3 Leitung 4 Geschichte … Deutsch Wikipedia