- Operacion puerto
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Der Dopingskandal Fuentes ist ein Doping-Skandal, in den vor allem der internationale Radsport, aber auch Sportarten wie Tennis und Fußball verwickelt sein sollen. Ende Mai 2006 erreichten erste Informationen über die Dopingvorwürfe durch spanische Medien die Öffentlichkeit. Hauptfigur ist der Gynäkologe und damalige Teamarzt der Radsportmannschaft Liberty Seguros, Eufemiano Fuentes. Im Rahmen einer groß angelegten Razzia wurden Manolo Saiz, sportlicher Leiter von Liberty Seguros, und Fuentes festgenommen. Bei dieser Razzia wurden Blutbeutel, Dopingmittel und eine Liste mit vermuteten Codenamen von Radrennfahrern beschlagnahmt.
Im Mittelpunkt des Skandals stehen die suspendierten Tour-Favoriten Jan Ullrich, Ivan Basso und Francisco Mancebo sowie mehrere andere Radsportler, die möglicherweise gedopt haben. Der Italiener Ivan Basso hat als erster verdächtiger Fahrer gestanden, dass er Kunde des spanischen Dopingnetzwerks um Fuentes war. Er wurde für zwei Jahre gesperrt. Michele Scarponi und Jörg Jaksche haben als einzige weitere Radsportler ebenfalls gestanden, in den Dopingskandal verwickelt zu sein. Gegen Jan Ullrich ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft wegen „Betruges zum Nachteil seines früheren Rennstalls“ und gegen seinen Berater Rudy Pevenage wegen „Beihilfe und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz“. Einige bei Fuentes beschlagnahmte Blutkonserven konnten nach DNA-Tests im April 2007 eindeutig Jan Ullrich zugeordnet werden. Namen von Athleten anderer Sportarten wurden bisher nicht veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
Chronologie der Ereignisse
Der Beginn
- September 2005: Roberto Heras von Liberty Seguros wird des Dopings mit EPO überführt. Der Vuelta-Sieg wird ihm daraufhin aberkannt.
- Februar 2006: Die spanische Polizei Guardia Civil bekommt Hinweise auf ein Dopingnetzwerk. Daraufhin wird die „Operation Puerto“ gestartet. Ab sofort werden Personen und Wohnungen beobachtet, abgehört und mit Kameras aufgezeichnet.
Mai 2006
- 23. Mai 2006: Manolo Saiz, sportlicher Leiter von Liberty Seguros, und Teamarzt Eufemiano Fuentes werden im Rahmen einer Dopingrazzia festgenommen. Bei Fuentes werden Dopingmittel und Hunderte von Blutbeuteln gefunden. Außerdem findet man eine Liste mit Codenamen, die den „Kunden“ von Fuentes zuzuordnen sein sollen. Manolo Saiz wollte mit den mitgeführten 60.000 Euro eine offene Zahlungen aus dem Jahr 2005 begleichen, vermutet Radprofi Jörg Jaksche im Juli 2007. Die Polizei ging davon aus, dass das Geld für den Kauf von Dopingmitteln verwendet werden sollte.
- 25. Mai 2006: Hauptsponsor Liberty Seguros steigt mit sofortiger Wirkung aus dem Sponsoring des Teams aus. Außerdem bringen spanische Medien Ivan Basso und Jan Ullrich mit der Dopingaffäre in Verbindung. Beide dementieren allerdings eine Verstrickung.
- 26. Mai 2006: Gegen Fuentes und den Laborleiter José Luis Merino werden Haftbefehle erlassen.
- 30. Mai 2006: T-Mobile-Profi Oscar Sevilla gibt Kontakte zu Fuentes zu. Er habe aber nur Leistungstests bei ihm absolviert, erklärt Sevilla.
Juni 2006
- 2. Juni 2006: Das Team Phonak Cycling Team suspendiert seine Fahrer Santiago Botero und José Enrique Gutierrez, die im Rahmen der Dopingaffäre genannt wurden, vorläufig.
- 3. Juni 2006: Astana übernimmt die Nachfolge als Hauptsponsor bei Liberty Seguros.
- 9. Juni 2006: Manolo Saiz tritt von seinen Ämtern in diversen internationalen Gremien und als sportlicher Leiter seines Teams zurück.
- 13. Juni 2006: Das Continental-Team Comunidad Valenciana wird von der Tour de France aufgrund der Verstrickungen in den Dopingskandal ausgeladen.
- 21. Juni 2006: Team T-Mobile nimmt den Verdächtigen Oscar Sevilla ins Tour-Aufgebot.
- 22. Juni 2006: Der Weltverband UCI erteilt dem Team Astana-Würth die ProTour-Lizenz, womit das Team startberechtigt für die Tour de France ist.
- 25. Juni 2006: Die spanische Zeitung El País berichtet, dass mindestens 58 Radrennfahrer in die Dopingaffäre verwickelt seien. Aus Protest gegen die Berichterstattung boykottieren die spanischen Rennfahrer ihre nationale Meisterschaft.
- 26. Juni 2006: Auf der bei Fuentes gefundenen Liste finden sich die zwei Codenamen „hijo rudicio“ („Rudis Sohn“) und „Jan“, die auf Jan Ullrich schließen lassen, weil Rudy Pevenage mehrere Jahre persönlicher Betreuer von Jan Ullrich war. Ullrich dementiert erneut jede Verwicklung in den Skandal. Währenddessen fordert die Tour-Organisation ASO das Team Astana auf, nicht bei der Tour zu starten. Sollte sich das in die Dopingaffäre verstrickte Team weigern, will die ASO vor den internationalen Sportgerichtshof ziehen.
- 27. Juni 2006: Die Tour-Organisation gibt Jan Ullrich grünes Licht für den Tour-Start, da keine stichhaltigen Beweise vorliegen und es nur Vermutungen gebe.
- 29. Juni 2006: Der internationale Sportgerichtshof lehnt die Klage der Tour-Organisation gegen den Start von Astana-Würth aus Mangel an Beweisen ab. Spanische Medien berichten, dass 58 Fahrer auf Fuentes’ Dopingliste identifiziert worden seien, darunter die Tourfavoriten Jan Ullrich und Ivan Basso.
- 30. Juni 2006: Das Team T-Mobile erhält Akteneinsicht bei der spanischen Justiz und suspendiert Jan Ullrich, Oscar Sevilla und den sportlichen Leiter Rudy Pevenage, da die Unterlagen aus Spanien Zweifel an der Glaubwürdigkeit der drei Teammitglieder aufwerfen. Jan Ullrich beteuert weiterhin seine Unschuld und sieht sich selbst „als Opfer“. Die Namen der 58 Fahrer auf Fuentes’ Dopingliste werden veröffentlicht. Zu ihnen gehört neben Ivan Basso, Francisco Mancebo, José Enrique Gutierrez und Joseba Beloki auch der Deutsche Jörg Jaksche. Die Tour-Leitung und die sportlichen Leiter verständigen sich darauf, dass alle Fahrer auf der Liste von der Tour zurückgezogen werden. Mancebo beendete mit sofortiger Wirkung seine Karriere. Neben den Fahrern auf der Dopingliste sollen auch Sergio Paulinho, Allan Davis und Alberto Contador in den Dopingfall verwickelt sein. Da somit fünf Fahrer des Tour-Kaders von Astana-Würth ausgeschlossen wurden und das Team mindestens sechs Fahrer gebraucht hätte, ist es nicht mehr startberechtigt. Damit fehlt auch deren Kapitän, Alexander Winokurow aus Kasachstan.
Juli 2006
- 1. Juli 2006: Am Tag des Tour-de-France-Auftakts werden von der spanischen Polizei dokumentierte SMS-Texte veröffentlicht, die der suspendierte sportliche Leiter von T-Mobile, Rudy Pevenage, an Dopingarzt Fuentes geschickt haben soll. Vier Mal soll der Codename „Jan“ in Verbindung mit Blutkonserven und Wachstumshormonen genannt worden sein. Ivan Basso reagiert auf seinen Ausschluss mit den Worten, dass man ihn wie einen Dieb behandele und er unschuldig sei. Der Präsident des Radsport-Weltverbands UCI Pat McQuaid kündigt an, dass überführten Fahrern eine Sperre von vier Jahren drohe.
- 3. Juli 2006: Als Folge des Startverbots für Astana bei der Tour de France beendet der Co-Sponsor Würth mit sofortiger Wirkung sein Engagement.
- 5. Juli 2006: Fuentes meldet sich bei einem Madrider Radiosender zu Wort. Er sagt: „Namen, die auftauchen müssten, wurden noch nicht genannt, ich weiß nicht warum.“ Angeblich seien noch mehr Teilnehmer der Tour de France in den Skandal verwickelt. Neben Radprofis seien auch Fußballer und Tennisspieler involviert. Fuentes erklärt sein Verhalten als Maßnahmen im Interesse der Gesundheit der Sportler. „Ein Arzt muss sich manchmal entscheiden, ob er die Gesundheit eines Sportlers bewahren oder ob er unbedingt sportliche Regeln einhalten will“, sagt Fuentes im Sender Cadena Ser. „Obwohl es konkrete (spanische) Antidopinggesetze gibt, geht es am Ende bei der Behandlung nur darum, dem Patienten zu helfen“, beteuert der Mediziner, der Gynäkologe war, bevor er Teamarzt bei Kelme und Liberty wurde. „Hochleistungssport ist nicht gesund“, fügt Fuentes hinzu und betont, dass er nicht zögern würde, seiner Frau, der Leichtathletin Cristina Pérez Díaz, EPO zu verabreichen, wenn es „die Gesundheit“ erfordere. Die Gazzetta dello Sport veröffentlicht Auszüge aus Telefongesprächen, die Ivan Basso, Michele Scarponi und José Enrique Gutierrez belasten. Sie seien im Mai während des Giro d’Italia aufgezeichnet worden. Der damalige sportliche Leiter des Teams Comunidad Valenciana, Labarta, habe demnach bei einem Telefongespräch mit Fuentes gesagt: „Birillo zusammen mit Simoni im Ziel (…), Zapatero 20. Alles sehr gut. Würde sagen, dass alle, um die du dich kümmerst, gut im Rennen sind.“ Birillo sei der Codename für Basso und Zapatero der von Scarponi. In einem anderen Gespräch habe Labarta Fuentes gemeldet, wie toll sich „Buffalo“ schlage, womit Gutierrez gemeint sei.
- 7. Juli 2006: Britta Bannenberg, Kriminologin und Professorin an der Universität Bielefeld, stellt Strafanzeigen gegen Jan Ullrich, Oscar Sevilla und Rudy Pevenage. Die ehemalige Leichtathletin schreibt in ihrer Strafanzeige, dass Ullrich T-Mobile über die Einnahme von verbotenen Substanzen getäuscht und trotzdem Gehälter und Prämien kassiert habe. Die Staatsanwaltschaft Bonn prüft nun, ob es zu einem Prozess wegen Betrugs und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz kommen werde.[1]
- 8. Juli 2006: Der Spiegel zitiert in seiner am 10. Juli erscheinenden Ausgabe aus den Ermittlungsberichten der spanischen Polizei, dass es einen weiteren Codenamen für Jan Ullrich gebe. Am Tag des Giro-Etappensiegs von Ullrich am 18. Mai habe Rudy Pevenage in einem Telefonat mit Fuentes gesagt: „Die ‚dritte Person‘ hat gewonnen.“ Außerdem gebe es Aufnahmen von Jörg Jaksche, wie er Fuentes in Spanien besucht. Jaksche hatte vor einiger Zeit gesagt, keinen Kontakt zu Fuentes gehabt zu haben.
- 9. Juli 2006: Der sportliche Leiter von T-Mobile und „väterliche Freund“ von Jan Ullrich, Rudy Pevenage, wird vom Team T-Mobile entlassen. Außerdem zitiert die Süddeutsche Zeitung in ihrer am 10. Juli erscheinenden Ausgabe aus den Berichten der spanischen Polizei. So habe sich Pevenage bei Fuentes in einem Telefongespräch für „die Lieferung“ bedankt. Die Handynummer von Pevenage sei bei mehreren Telefonaten mit Fuentes registriert worden.
- 10. Juli 2006: Der Team-Manager von T-Mobile, Olaf Ludwig, teilt mit, dass es aktuell keinen Grund für eine Kündigung von Jan Ullrich gebe.
- 11. Juli 2006: Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, Rudolf Scharping, kündigt auf Grund des Dopingskandals einen „Ehrenkodex“ für die deutschen Radsportler und deren Teams an. Außerdem fordert er die Einführung von Anti-Doping-Gesetzen, wie es sie in Frankreich, Italien und Spanien gibt: „Wir brauchen die Hilfe der Justiz – das haben die Ereignisse zuletzt gezeigt. Ich glaube, Innenminister Schäuble ist jetzt dafür offen.“
- 14. Juli 2006: Die Süddeutsche Zeitung meldet, dass Ullrich bereits 2005 Kontakt zu Fuentes gehabt habe. So sei Ullrich in der ersten Woche der Tour de France 2005 täglich mit verbotenen Substanzen versorgt worden. In einem Tagebuch von Fuentes stehe unter der Überschrift „Jan“ folgendes: „Vorbereitung für sechs Tage mit Hormonen, Insulin, Kortison und Testosteron“. Datiert sei der Eintrag Anfang Juli 2005.
- 15. Juli 2006: Jan Ullrich droht nach dem Verstreichen einer Erklärungsfrist die Kündigung bei seinem Team T-Mobile. Ullrich hatte nach seiner Suspendierung zwei Wochen Zeit, seine Unschuld zu beweisen oder eine Erklärung abzugeben. Dem kam Ullrich bisher nicht nach.
- 17. Juli 2006: Ullrich-Manager Wolfgang Strohband kündigt eine öffentliche Erklärung Jan Ullrichs zu den Doping-Vorwürfen und der drohenden Kündigung seines Vertrages bei T-Mobile an. Laut Strohband hätten die Juristen dem Bonner Team-Sponsor fristgerecht eine Erklärung zu dem Fall abgegeben, mit dem Inhalt, dass weiterhin keine schlüssigen Beweise von Ullrichs Schuld in der Doping-Affäre vorlägen. Ullrich und auch der ebenfalls suspendierte Oscar Sevilla hatten nach dem Ausschluss von der Tour de France im Fernsehen erklärt, dass sie einen Unschuldsbeweis erbringen würden (siehe Weblinks). Den sind beide Fahrer weiterhin schuldig und sie berufen sich nun auf die Unschuldsvermutung. Ivan Basso denkt schon viel weiter und plant einen Start bei der diesjährigen Vuelta. Außerdem soll das Team Discovery Channel Interesse an dem Italiener bekundet haben, wie die französische Zeitung L’Équipe meldet. Der CSC-Teamchef Bjarne Riis hat diesem Bericht widersprochen.
- 20. Juli 2006: Der Prozess gegen Eufemiano Fuentes beginnt in Madrid. Der Inhalt der ersten Anhörung wurde bisher nicht bekannt. Fuentes droht allerdings keine massive Strafe, da er „nur“ wegen des Verstoßes gegen das Gesundheitsgesetz belangt werden kann. Ein Anti-Dopinggesetz gibt es in Spanien noch nicht.
- 21. Juli 2006: Jan Ullrich und Oscar Sevilla werden vom Team T-Mobile fristlos gekündigt. Als Begründung wird angegeben, dass Ullrich und Sevilla den von ihnen angekündigten Unschuldsbeweis nicht geliefert haben. Angesprochen auf die von Ullrich geforderte Unschuldsvermutung sagte Christian Frommert, Leiter der Sportkommunikation T-Mobile: „… der Sport, insbesondere der Radsport, hat sich eigenen ethischen und moralischen Regeln verpflichtet, die auch in den Verträgen der Fahrer dokumentiert sind.“ Jan Ullrich, der mittlerweile seine Teilnahmen an allen Rennen abgesagt hat, will die Kündigung nicht akzeptieren und dagegen juristisch vorgehen.
- 22. Juli 2006: Es wird bekannt, dass keinem der in den Dopingskandal verwickelten Sportler ein Gerichtsverfahren in Spanien droht. Die betroffenen Fahrer müssen allerhöchstens als Zeugen aussagen. Der Teamchef von T-Mobile, Olaf Ludwig, verkündet derweil, dass die Tür für Jan Ullrich und Oscar Sevilla noch nicht ganz geschlossen und eine Wiedereinstellung möglich sei. Allerdings müssten die Fahrer beweisen, dass sie nicht in den Fall verwickelt sind. In der kommenden Woche solle es ein Gespräch zwischen Ludwig und Ullrich geben.
- 25. Juli 2006: Ullrich betont noch einmal in einem Interview mit der Zeitung Blick, nie gedopt zu haben. Dem fügt er hinzu: „Ich muss doch nicht meine Unschuld beweisen. Es ist menschenunwürdig, wenn ich einen Gentest abgeben muss. Ich bin Radprofi und doch kein Mörder oder Verbrecher.“ Heute findet auch das Treffen zwischen Jan Ullrich und Teammanager Olaf Ludwig statt. Ivan Basso hat hingegen in einem Interview mit RAI 3 erklärt, dass er bereit sei, einen DNA-Test durchzuführen. Der Radsportweltverband UCI leitet die Ermittlungsakten in Zusammenhang mit der spanischen Dopingaffäre an die nationalen Verbände weiter, die innerhalb eines Monats gegen ihre in dem Fall betroffenen Fahrer ein Disziplinarverfahren eröffnen können. Tun sie das nicht, kann die UCI vor den internationalen Sportgerichtshof ziehen. Im Fall Jan Ullrich ist der Schweizer Radsportverband dafür zuständig, da Ullrich in der Schweiz lebt und eine Schweizer Profi-Lizenz besitzt. Die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens bedeutet, dass der betroffene Fahrer keine Rennen mehr fahren darf.
- 27. Juli 2006: Die Organisation der Vuelta a España lädt das Team Comunidad Valenciana auf Grund der Verwicklungen in den Dopingskandal aus. Das Team, das der zweitklassigen UCI Europe Tour angehört, wäre durch eine Wildcard startberechtigt gewesen. Der in den Dopingskandal verwickelte Jörg Jaksche vom Team Astana sagt seinen Start beim Rundstrecken-Kriterium Nacht von Hannover ab, nachdem BDR-Präsident Rudolf Scharping sich ausdrücklich gegen einen Start des Ansbachers ausgesprochen hatte. Das bisher am schlimmsten betroffene Team im Dopingskandal, Astana, hat vom Weltverband grünes Licht bekommen und kann nun bei den kommenden ProTour-Veranstaltungen starten, allerdings ohne Fahrer, gegen die ein Verdacht besteht.
- 28. Juli 2006: Das Team Comunidad Valenciana, das 2004 aus dem traditionsreichen Team Kelme hervorging, wird nach der Saison aufgelöst. Der Hauptsponsor hat nach der Ausladung von der Vuelta bekannt gegeben, dass man sein Engagement beendet.
- 31. Juli 2006: Die spanische Zeitung El País berichtet, dass immer mehr Spuren im Dopingskandal nach Deutschland führen. So soll das spanische Dopingnetzwerk seine Dopingmittel von einem deutschen Arzt erhalten haben. Er soll Fuentes die ausgefeilteste Variante von EPO geliefert haben, die bei Dopingkontrollen nicht nachgewiesen werden kann. In abgehörten Telefongesprächen soll Fuentes nach seiner Festnahme seinen „Kunden“ mitgeteilt haben, dass sie ihre Dopingbehandlung in Deutschland fortsetzen könnten, vermutlich bei dem „Lieferanten“ von Fuentes. Die spanische Polizei untersucht außerdem, ob auch der positiv getestete Tour-Sieger Floyd Landis einer der Abnehmer von Fuentes war. Landis sagte ein Rennen in den Niederlanden, das wenige Tage nach der Tour stattfand, ab, worauf mehrere Teamkollegen gesagt haben, Landis sei zu einer Behandlung nach Deutschland gereist. Es wird geprüft, ob sich Landis von dem Arzt behandeln ließ, der mit Fuentes in Verbindung gestanden haben soll.
August 2006
- 3. August 2006: Der Biologe Werner Franke, der nach dem Fall der Mauer wesentlichen Anteil an der Aufdeckung systematischen Dopings in der DDR hatte, erklärt, dass das Dopingbudget von Jan Ullrich bei etwa 35.000 Euro lag. Franke hatte Einsicht in die Ermittlungsakten der spanischen Justiz und äußerte sich gegenüber dem Regionalsender Rhein Main TV, dass er schockiert sei, in welchem Umfang Ullrich gedopt habe. Jan Ullrich sagte dazu Bild gegenüber: „Der Mann hört sich selber gerne reden und wollte mal wieder ins Fernsehen. So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört.“ Des Weiteren veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung auf ihrer Internetseite mehr über jährliche Zahlungen für Dopingmittel.[2] So soll Basso mit 40.000 Euro im Jahr das meiste Geld bei Fuentes gelassen haben. Oscar Sevilla soll 28.000 Euro und Marcos Serrano 25.000 Euro für Dopingmittel gezahlt haben. Außerdem wird berichtet, dass der deutsche Arzt, der zum Netzwerk von Fuentes gehört haben soll, wahrscheinlich im süddeutschen Raum arbeitet.
- 4. August 2006: Die Staatsanwaltschaft in Bergamo (Italien) hat gegen vier spanische Profis vom ehemaligen Team Liberty Seguros ein Ermittlungsverfahren gestartet, da sie unter Verdacht stehen, bei italienischen Rennen gedopt zu haben. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht Marcos Serrano. Er war am 19. Mai 2006 aus dem Giro d’Italia ausgestiegen, weil er plötzlich hohes Fieber bekam und sich öfters heftig erbrechen musste, woraufhin Serranos Frau mehrere SMS an Eufemiano Fuentes sandte, berichtet El País. Im Krankenhaus wurde bei ihm eine Medikamentenvergiftung festgestellt. Außerdem wird gegen Joseba Beloki, Unai Osa und Angel Vicioso ermittelt. Auf Grund der harten Dopinggesetze in Italien könnte den Fahrern sogar eine Gefängnisstrafe drohen. Werner Franke reagiert auf die Aussagen von Jan Ullrich („Der Mann hört sich selbst gerne reden“). Franke hatte am Vortag behauptet, Ullrich habe etwa 35.000 Euro pro Jahr für Dopingmittel ausgegeben. Franke äußert sich heute, dass er 50 Seiten der Guardia Civil vorliegen habe. Über die Arbeit der spanischen Polizei sagt Franke: „Das ist unheimlich penibel.“ Franke hat keine Zweifel, dass Ullrich in den Dopingskandal verwickelt ist: „Wer bestreitet, dass Jan Ullrich bei Fuentes Kunde war, macht sich lächerlich.“ Auf Jan Ullrichs Reaktion meinte er nur, dass er nur aus Ermittlungsakten veröffentliche. Auf der Kundenliste von Fuentes sollen auch Santiago Botero mit 12.500 Euro und Jörg Jaksche mit mehreren Bestellungen zwischen 400 und 500 Euro stehen. Die von Franke veröffentlichten Zahlen konnten jedoch weder von den Teamleitungen noch von den nationalen Radsportverbänden bestätigt oder nachvollzogen werden, obwohl ihnen die Auszüge aus den Ermittlungsakten ebenfalls vorliegen.
- 5. August 2006: Der Spiegel berichtet, dass Fuentes gefälschtes Epo aus China benutzt haben soll. Zudem habe die Polizei Anabolika-Präparate konfisziert, die aus „geheimen Labors“ stammen sollen. Nach Informationen der ARD sollen auch aus Deutschland Medikamente nach Spanien geschafft worden sein. Mittelsmann war demnach Ignacio Labarta, einer der sportlichen Leiter des unter Doping-Verdacht stehenden spanischen Comunidad Valenciana-Teams. Er soll aus einem öffentlichen Krankenhaus in Deutschland illegal Medikamente besorgt und Eufemiano Fuentes zugeliefert haben. Ein deutscher Arzt oder Mitarbeiter des Krankenhauses hatte diese Medikamente offenbar illegal besorgt und Labarta übergeben.
- 10. August 2006: Unter Berufung auf den Dopingexperten Franke berichtet die Stuttgarter Zeitung, dass eine der deutschen Kontaktpersonen von Fuentes aus Baden-Württemberg kommen soll. Franke äußerte sich außerdem, dass laut den spanischen Ermittlungsberichten, die er vorliegen hat, Jan Ullrich am 9. Januar 2006 Fuentes und seinem Partner 35.000 Euro zukommen lassen hat. Franke weiter: „Wer die Akte gelesen hat, dem bleibt kein Zweifel mehr daran, dass Ullrich gedopt hat.“
- 12. August 2006: Dopingexperte und Molekularbiologe Werner Franke kündigt im Spiegel an, am Montag (14. August) Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Körperverletzung zu stellen. Ein deutscher Mediziner soll das Arzneimittel Synacthen an Fuentes geliefert haben, das für die Behandlung von Multipler Sklerose verwendet wird. Allerdings hat dieses Mittel Nebenwirkungen wie zum Beispiel ein Schockzustand für allergische Asthmatiker. Jan Ullrich ist Asthmatiker wie viele andere Radprofis auch.
- 14. August 2006: Jan Ullrich erwirkt gegen Werner Franke eine einstweilige Verfügung, der nun nicht mehr behaupten darf, Ullrich habe im Jahr 35.000 Euro für verbotene Substanzen ausgegeben. Franke wehrt sich und verweist darauf, dass er nur aus den Ermittlungsakten zitiert habe: „Danach wird eine Rechnung über 35.000 Euro der Nummer 1 zugeordnet, und die Nummer 1 ist laut Ermittlungen nun einmal Jan Ullrich.“ Derweil wurde bekannt, dass der Schweizer Radsportverband sehr wahrscheinlich ein Verfahren gegen Ullrich einleiten wird. Der Geschäftsführer von Swiss Cycling, Lorenz Schläfli, sagte: „Nach erster Einsicht deutet aber alles darauf hin, daß es zu einem Verfahren kommt und Jan Ullrich sehr bald vorgeladen wird.“ Man wolle die Akten der spanischen Behörden nochmals prüfen und dann eine Entscheidung fällen. Das Verfahren könnte schon in dieser Woche eröffnet werden.[3]
- 17. August 2006: Ein deutscher Narkosearzt aus der niedersächsischen Kleinstadt Bad Sachsa im Südharz soll Fuentes Doping-Präparate besorgt haben. Nach Informationen spanischer Ermittler könnte es in Deutschland ein ähnliches Doping-Netzwerk wie in Spanien geben.[4] Laut Medienberichten ist in den Ermittlungsakten auch ein Fax enthalten, das Jan Ullrich schwer belastet. Absender war Fuentes und einer seiner Dopingkuriere der Empfänger. So soll es im Fax heißen: „Nelson, wie verabredet übermittle ich dir die Liste der Mitarbeiter und Teilnehmer am Festival, das im Mai stattfindet. Auf deine Hilfe und Mitarbeit hoffend, verbleibe ich mit einem Gruß (…) danke, Eufuentes.“ Insgesamt werden sieben Personen aufgezählt, zwei mögliche Dopingkuriere und fünf Radprofis, unter ihnen Ivan Basso und Jan Ullrich, der allerdings mit nur einem L geschrieben wurde. Zum ersten Mal wird im Dopingskandal Fuentes Jan Ullrich in einem Dokument der Ermittlungsakten namentlich erwähnt, da man bisher nur Codenamen, wie „Jan“ oder „Rudis Sohn“, die man Ullrich zuordnet, vorfinden konnte. Die Ermittler gehen davon aus, dass mit dem „Festival“ der Giro d’Italia gemeint ist.[5]
- 19. August 2006: Die dänische Tageszeitung Politiken berichtet, dass unter den beschlagnahmten Materialien im Rahmen der spanischen Ermittlungen ein Doping-Kalender von Tyler Hamilton aufgefunden wurde. Demnach soll dieser 2003 (4. Platz trotz Schlüsselbeinbruchs bei der Tour de France) an 114 von ca. 200 Wettkampftagen mit Wachstumshormonen, Testosteron, dem Blutdopingmittel EPO und Insulin gedopt haben.[6]
- 21. August 2006: Das Team Communidad Valenciana (von 1980 bis 2004 Kelme) wird sich mangels Sponsoren auflösen.[7] Der Teammanager vom Team CSC, Bjarne Riis, geht in der dänischen Tageszeitung Politiken auf Distanz zu seinem Star Ivan Basso. Riis erklärt, dass Basso seine Unschuld beweisen muss und dass er keinerlei Kontakt zu Fuentes hatte. Wenn dies nicht gewährleistet ist, habe Basso keine Zukunft im Team. Alleine der Kontakt zu Fuentes würde den Rauswurf zur Folge haben. Riis: „Wenn Basso Kontakt hatte zu Fuentes, hätte er mich angelogen und dementsprechend das ganze Team betrogen und die Werte, die wir verteidigen. Es wäre dann Aus für ihn bei CSC.“
- 25. August 2006: Die Stuttgarter Zeitung berichtet, dass Dopingexperte Werner Franke Strafanzeige gegen Jan Ullrich erstattet hat. Franke bezichtigt Ullrich, wider besseres Wissen in einer eidesstattlichen Versicherung erklärt zu haben, nicht in den Dopingskandal um den Mediziner Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein. Der Heidelberger Biologe sagte dazu, dass diese Erklärung im Widerspruch zu den Ermittlungsakten der spanischen Polizei stehe. Laut Franke soll mittlerweile auch bekannt sein, wie die Kunden von Fuentes die Dopingmittel und -praktiken bezahlt haben. Nach seinen Angaben handelt es sich um eine chinesische Bank mit Sitz in Zürich.[8] Das Pro Tour Team Saunier Duval suspendiert Koldo Gil; sein Name soll sich auf einer revidierten Liste von Profis befinden, die in den Dopingskandal Fuentes verwickelt sind. Die Vorwürfe beträfen eine Zeit, zu der Gil bei Liberty Seguros von Manolo Saiz unter Vertrag stand.[9]
- 26. August 2006: Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen Jan Ullrich, Rudy Pevenage und Oscar Sevilla wegen des Verdachts auf Betrug zum Nachteil des Rennstalls T-Mobile. Damit reagierte die Staatsanwaltschaft auf eine Strafanzeige der Kriminologin Britta Bannenberg von Anfang Juli 2006. Nach Informationen von „Der Spiegel“ hat Jan Ullrich die Kündigung von T-Mobile akzeptiert. Grund dafür soll eine Äußerung seines Managers Wolfgang Strohband gewesen sein. Der hatte behauptet, dass Jan Ullrich mit großer Sicherheit nicht mehr für T-Mobile fahren werde, womit er Ullrich für die finanziellen Forderungen die Grundlage entzog. Ullrich muss somit wahrscheinlich auf eine Abfindung in Millionen-Höhe verzichten.
- 27. August 2006: Jan Ullrich hat sich nach Angaben auf seiner Homepage mit dem Rennstalls T-Mobile auf eine vorzeitige einvernehmliche Beendigung des Fahrervertrages verständigt. Unzutreffend seien Berichte, wonach er die fristlose Kündigung des Teams T-Mobile akzeptiert hätte.[10]
- 29. August 2006: Ivan Basso hat vor dem Disziplinarausschuss des Italienischen Olympischen Komitees im Olympiastadion in Rom erneut erklärt, dass er keinen Kontakt zu Dr. Eufemiano Fuentes hatte. Basso muss am 12. September erneut zur Befragung vor dem Ausschuss erscheinen. Auf „interpool.tv“ wurde der erste Ermittlungsbericht der spanischen Polizei in deutscher Sprache veröffentlicht. In den folgenden Tagen sollen die zwei weiteren Berichte folgen.
- 30. August 2006: Der deutsche Arzt, der mit Fuentes in Kontakt gestanden haben soll, ist scheinbar noch tiefer in den Dopingskandal verstrickt. Er soll laut Informationen des „Stern“ Arzneimittel illegal nach Spanien geschickt haben. Außerdem war er angeblich die Anlaufstelle von Fuentes für Blutkonserven. Zudem sollen die spanischen Ermittler mitgehört haben, wie Fuentes den deutschen Arzt in einem Telefonat um Zubehör für seine Blutkonservierungsmaschine gebeten habe.[11]
September 2006
- 1. September 2006: Nach Informationen der ARD hat Eufemiano Fuentes nach seiner Enttarnung die Blutdoping-Praktiken im Vorfeld der Tour de France nach Hamburg verlegt. Dort sollen in einem Hotel und einem Apartment von mehreren Fahrern, vermutlich Favoriten auf den Gesamtsieg der Tour, größere Mengen Blut durch einen Mann und eine Frau entnommen worden sein. Für den 20. Juni waren auf einem Kalenderblatt, das bei den Hausdurchsuchungen im Mai gefunden wurde, Blutinfusionen und -extraktionen für den Fahrer mit der Nummer 1 eingetragen. Die spanischen Ermittler vermuten hinter der Nummer 1 Jan Ullrich. Bisher ist nicht bekannt, wer der Mann und die Frau sind, die die Blutentnahmen getätigt haben. Unbekannt sind bisher auch die Fahrer, die diese „Dienste“ in Hamburg in Anspruch genommen haben.[12]
- 7. September 2006: Nach dem Willen der in der spanischen Doping-Affäre ermittelnde Staatsanwaltschaft von Madrid sollen alle in den Fall verwickelten Radsportler in den nächsten Wochen vor Ort als Zeugen aussagen. Dies soll im Rahmen der Ermittlungen gegen den als Dopingarzt beschuldigten Mediziner Fuentes geschehen. Fuentes droht eine Anklage wegen Verstöße gegen Gesetze der Gesundheitsbehörden.[13]
- 8. September 2006: Die Bonner Staatsanwaltschaft geht mittlerweile davon aus, dass Ullrich bereits seit 2003 von Fuentes mit Dopingmitteln versorgt wurde. Sie stützt sich dabei auf die Ermittlungsberichte der spanischen Polizei.[14] Derweil wurde die zweite Anhörung von Ivan Basso vor dem Disziplinar-Ausschuss des Italienischen Olympischen Komitee vom 12. auf den 29. September verschoben.[15]
- 9. September: Die ASO verkündet, dass es außer Floyd Landis keinen weiteren Dopingfall bei der Tour de France 2006 gegeben hat.
- 13. September: Jan Ullrich gewinnt einen Rechtsstreit gegen den Molekular-Biologen Prof. Dr. Werner Franke. Franke hatte im Fernsehen behauptet, dass Ullrich jährlich 35.000 Euro für Dopingmittel ausgegeben habe und sich dabei auf die Ermittlungsakten der spanischen Polizei berufen. Ullrich hatte darauf geklagt, dass Franke diese Äußerungen unterlassen solle und bekommt nun vom Hamburger Landgericht Recht.[16] Derweil werden an diesem Morgen Hausdurchsuchungen bei Jan Ullrich und seinem Manager Wolfgang Strohband durchgeführt. Die Staatsanwaltschaft Bonn hat ein Ermittlungsverfahren gegen Ullrich sowie seinen ehemaligen Teamkollegen Oscar Sevilla und den ehemaligen sportlichen Leiter des Teams T-Mobile, Rudy Pevenage, wegen Betrugs zu Ungunsten von T-Mobile eingeleitet. Im Zuge der Ermittlungen werden zehn Häuser im In- und Ausland durchsucht, darunter das Haus von Jan Ullrich und die Privat- und Geschäftsräume von Strohband.[17] Der Schweizer Radsportverband wartet weiterhin auf beglaubigte Unterlagen des Weltradsport-Verbandes UCI zum Dopingskandal Fuentes. Laut dem Sprecher des Schweizer Radsportverbandes, Lorenz Schäfli, sollen die Unterlagen in einigen Tagen eintreffen und dann sollte es auch kein Problem geben, ein Verfahren gegen Ullrich zu eröffnen. Ullrich äußerte sich mittlerweile, dass ihm von mehreren Teams Angebote vorlägen und er sich nur noch eines aussuchen müsse.[18]
- 14. September: Der für den Dopingskandal zuständige spanische Richter Andres Serrano ist bereit, der Staatsanwaltschaft Bonn Blutproben aus den Jan Ullrich zugeordneten Blutbeuteln, die bei der Razzia im Mai beschlagnahmt wurden, für Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Laut einer spanischen Justizsprecherin war Anfang September eine Delegation der Bonner Staatsanwaltschaft in Madrid und hatte um Beweismittel gebeten. Eine offizielle Anfrage liege jedoch noch nicht vor.[19] Das Blut solle mit DNA-Spuren abgeglichen werden, die bei der Hausdurchsuchung am 13. September sichergestellt wurden. Es wurde mittlerweile bekannt, dass die Häuser des ehemaligen Ullrich-Betreuers Rudy Pevenage, des ehemaligen Teammanagers von T-Mobile und jetzigen Beraters des Teams Astana, Walter Godefroot, und des aktuellen Teammanagers von T-Mobile, Olaf Ludwig, ebenfalls durchsucht wurden.[20][21]
- 15. September: Gegen Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton, der vor zwei Jahren bei der Vuelta positiv getestet worden war und dessen Sperre am 22. September ausläuft, hat der US-amerikanische Radsportverband ein Untersuchungsverfahren auf Grund seiner Verwicklungen in den Dopingskandal Fuentes eröffnet. Bereits im August erschien ein Dopingtagebuch über Hamilton, das bei der Razzia in Madrid im Mai beschlagnahmt wurde. Hamilton wurde schon nach seinem Zeitfahr-Sieg bei den Olympischen Spielen 2004 positiv getestet, die B-Probe war jedoch wegen falscher Lagerung unbrauchbar, weshalb Hamilton die Goldmedaille behielt.[22]
- 16. September: Laut Informationen von eurosport.de steht der aktuell Zweitplatzierte der am 17. September endenden Vuelta a España, Alejandro Valverde, ebenfalls auf der Liste der Kunden des Dopingarztes Fuentes. Valverde begann seine Karriere im Team Kelme (später Team Comunidad Valenciana), dessen ärztliche Betreuung Fuentes bzw. seine Schwester übernommen hatte. Auf einem beschlagnahmten Dokument soll sich das Kürzel „Valv. (Piti)“ gefunden haben, wobei „Piti“ der Name von Valverdes Hund sein soll. Trotzdem nimmt Valverde an diesem Tag am Einzelzeitfahren der Spanien-Rundfahrt teil. Im Gegensatz zu anderen verdächtigten Fahrern wurden bisher keine Konsequenzen gezogen.[23]
- 20. September: In Italien wird am frühen Morgen eine groß angelegte Dopingrazzia durchgeführt, bei der 36 Häuser und Büros durchsucht werden. Laut der Sportzeitung La Gazzetta dello Sport steht die Razzia im Zusammenhang mit dem spanischen Dopingskandal um Eufemiano Fuentes. Betroffen von den Hausdurchsuchungen soll u. a. der italienische Radprofi Luca Paolini gewesen sein.[24]
- 21. September: Im Rahmen der Straßen-Radweltmeisterschaft in Salzburg gibt der Präsident des spanischen Radsportverbandes, Fulgencio Sanchez, bekannt, dass an den Spekulationen um die Verwicklung vom spanischen Radrennfahrer Alejandro Valverde in den Dopingskandal um Eufemiano Fuentes nichts Wahres sei. Ein Vertreter der spanischen Regierung äußerte sich ebenfalls dazu und erklärte, dass man zu 100 Prozent hinter dem spanischen Radsportverband stehe.[25]
- 22. September: Der ehemalige spanische Radprofi Jesus Manzano beschuldigt in einer Sendung des französischen Fernsehsenders France 3 den Tour-de-France-Sieger von 1998, Marco Pantani, der im Februar 2004 an einer Überdosis Kokain starb, Kunde von Eufemiano Fuentes gewesen zu sein. Manzano, der nach seinem Karriereende über Dopingpraktiken in seinem alten Rennstall Kelme berichtet hatte, erklärt, dass er Pantani sowie Fußballer der spanischen Primera División bei Fuentes gesehen habe.[26]
- 23. September: Auf Grund der Vorfälle im Dopingskandal Fuentes verschärfen die Teams der UCI ProTour den Ethikcode. Diese Richtlinie sah bisher u. a. vor, dass des Dopings überführte Fahrer nach ihrer Sperre weitere zwei Jahre keinen Vertrag bei einem ProTour-Team erhalten. Nach den Verschärfungen wird ein ProTour-Team für acht Tage suspendiert, sollte es bei ihm innerhalb von 12 Monaten zwei Dopingfälle bzw. Startverbote nach Bluttests gegeben haben. Passiert dies drei Mal in zwei Jahren wird eine einmonatige Suspendierung des Teams, bei vier Vorfällen dieser Art die Rückgabe der Lizenz fällig. Des Weiteren sollen Blutkontrollen bei Fahrern auch direkt vor dem Start im Mannschaftsbus durchgeführt werden können, womit man mögliche Manipulationen verhindern möchte. Mittel auf der Dopingliste (z. B. Asthmaspray), die aus gesundheitlichen Gründen per Attest einem Fahrer verschrieben wurden, werden nicht mehr anerkannt. Nur noch zwei Mal in der Saison dürfen solche Mittel aus gesundheitlichen Gründen eingenommen werden, wenn ein Attest vorliegt.
- 24. September: Im Zuge der Ermittlungen im Dopingskandal Fuentes wird von der Hamburger Staatsanwaltschaft ein weiteres Strafverfahren gegen Jan Ullrich eingeleitet. Anfang September hatte der Molekular-Biologe Prof. Werner Franke eine Strafanzeige gegen Ullrich wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung erstattet, da Franke an Ullrichs Aussage zweifelt, dass er an Doping-Arzt Fuentes keine 35.000 Euro für Dopingmittel gezahlt habe.[27]
- 25. September: Der Präsident des Welt-Radsportverbands UCI, Pat McQuaid, glaubt nicht, dass das Dopingnetzwerk nur für Radsportler existiert hat. Gegenüber der spanischen Zeitung El País äußert er sich, dass er zwar nichts offizielles sagen könne, er aber der Meinung sei, dass noch mehr Sportarten betroffen seien.[28] McQuaids Vermutungen werden durch Aussagen des ehemaligen Radprofis und geständigen Dopingtäters Jesus Manzano unterstützt. Im ZDF sagt Manzano, dass ein befreundeter spanischer Fußball-Nationalspieler ebenfalls zu Fuentes gegangen sei. Es soll sich um einen Spieler der beiden großen spanischen Vereine handeln. Des Weiteren berichtet Manzano, dass er bei Fuentes auch Leichtathleten wie die ehemaligen Marathon-Weltmeister Abel Antón und Martín Fiz, den ehemaligen 5000-m-Weltmeister Alberto García, sowie den ehemaligen 1500-m-Weltmeister Reyes Estévez gesehen habe. Der Polizeireporter von El País, der im ZDF zitiert wird, teilt mit, dass die zweite Phase der Ermittlungen der spanischen Polizei beginnen und sich hauptsächlich auf den Fußball und die Leichtathletik konzentrieren werde.[29]
- 26. September: Die Staatsanwaltschaft von Bergamo hat nach Hausdurchsuchungen in Italien am 20. September nun Ermittlungsverfahren gegen Radprofi Luca Paolini und gegen Ivan Bassos Schwester Elisa eingeleitet. Paolini und Elisa Basso waren aufgefallen, weil sie zwei Fitnesszentren in Bergamo besuchten und in einem wurde ein LKW mit Dopingmitteln im Wert von 300.000 Euro beschlagnahmt. Die ermittelnde Staatsanwältin betonte, dass die Ermittlungen nicht im Zusammenhang mit Ivan Basso stehen.[30]
- 27. September: Der Schweizer Radsportverband würde Jan Ullrich für 2007 eine Lizenz ausstellen, wenn er sie beantragt, so der Geschäftsführer Lorenz Schläfli. Grund dafür ist, dass immer noch keine beglaubigten Ermittlungsberichte der spanischen Polizei vorliegen, die für eine Eröffnung eines Disziplinarverfahrens benötigt werden. Schläfli hatte die Ermittlungsakten vor vier Wochen an den Weltradsportverband UCI zurückgeschickt und um beglaubigte Dokumente gebeten, doch trotz mehrmaligen Ermahnungen kamen bisher keine beglaubigten Dokumente in der Schweiz an. Ullrich könnte, wenn er ein Team findet, in der Saison 2007 wieder Rennen fahren, sollte kein Disziplinar-Verfahren eröffnet werden. Schläfli stellte klar: „Wenn uns die UCI nicht hilft, hat sich die Sache erledigt. Im Moment haben wir in der Schweiz keinen Dopingfall, und es wird auch gegen keinen Fahrer mit einer Schweizer Lizenz ermittelt.“[31]
Oktober 2006
- 4. Oktober: Der Radsport-Weltverband UCI möchte eine neue Fahrerlizenz für Jan Ullrich notfalls durch den Gang vor den internationalen Sportgerichtshof CAS verhindern, wenn demnächst kein Disziplinar-Verfahren gegen Ullrich durch den Schweizer Radsportverband eröffnet wird. Der Schweizer Radsportverband kann nur ein Verfahren eröffnen, wenn beglaubigte Ermittlungsberichte der spanischen Polizei vorliegen. Die wurden allerdings noch nicht an den Verband zurückgesandt.[32] In einem Beschluss des im Strafverfahren gegen Eufemiano Fuentes zuständigen spanischen Richters wird klargestellt, dass Jan Ullrich weder Beschuldigter in einem laufenden Verfahren in Spanien ist, noch sonstige strafprozessrechtliche Schritte durch die spanische Justiz gegen ihn eingeleitet wurden.[33]
- 9. Oktober: Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) hat die Entscheidung über die Eröffnung eines Dopingverfahrens gegen Ivan Basso vertagt. Ob ein Dopingverfahren eröffnet wird, wie es der Radsport-Weltverband zuletzt mehrmals forderte, oder Basso wieder Rennen fahren darf, wird erst Ende Oktober entschieden. In den kommenden Tagen erwartet das CONI Dokumente der Staatsanwaltschaft Madrid, die Klarheit schaffen sollen.[34]
- 12. Oktober: Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) wird kein Dopingverfahren gegen Ivan Basso eröffnen und hat das Verfahren eingestellt. Der Chefankläger des CONI, Franco Cosenza, hat die Entscheidung gefällt, da es nicht ausreichende Beweise gegen den Giro d’Italia-Sieger gebe. Basso darf somit ab sofort wieder Rennen fahren. Sollten neue Beweise auftauchen, wird das CONI das Verfahren wieder eröffnen.[35]
- 13. Oktober: Der Schweizer Radsportverband hat vom Radsport-Weltverband UCI die beglaubigten Dokumente der spanischen Polizei zum Dopingskandal erhalten, nachdem der Verband mehrere Wochen auf sie warten musste. Des Weiteren wurde bekannt, dass weitere Unterlagen aus Spanien und Deutschland angefordert wurden, wo ebenfalls gegen Ullrich ermittelt wird. Sollte der Schweizer Verband zur Erkenntnis kommen, dass die Unterlagen darauf hinweisen, dass Ullrich gedopt habe, wird gegen ihn ein Dopingverfahren eingeleitet.[36] Laut der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung gibt es neue Indizien gegen Jan Ullrich. Die Zeitung bezieht sich dabei auf ein der deutschen Justiz vorliegendes Protokoll der spanischen Polizei, in dem es heißt, dass sie in der Lage sind, Ullrichs Aufenthalte in Madrid zu dokumentieren. Ullrich soll bevorzugt im „Pio XII“ gewohnt haben. Außerdem soll während der Razzia im Mai in der Wohnung des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes ein Foto von Jan Ullrich mit persönlicher Widmung gefunden worden sein. Zudem soll Ullrich laut der spanischen Polizei Fuentes 60.000 Euro pro Jahr als Basiszahlung zukommen lassen haben, sowie zwei weitere Zahlungen in Höhe von je 30.000 Euro, insgesamt also ein Jahresbetrag von 120.000 Euro. Es wird ebenfalls berichtet, dass der Schweizer Polizei eine DNA-Probe von Ullrich vorliegen soll, was bisher noch nicht bestätigt wurde, da Ullrich im September, als die Polizei sein Haus durchsuchte, nicht anwesend war. Er soll nun einer richterlichen Anordnung nachgekommen sein und eine Speichelprobe abgegeben haben.[37]
- 17. Oktober: Die in den Dopingskandal verstrickten spanischen Radprofis können auf eine baldige Niederlegung des Falls hoffen. Es gibt einen richterlichen Bescheid, dass die Unterlagen der Strafverfolgungsbehörden nicht von den spanischen Sportverbänden genutzt werden dürfen, was eine Einleitung von Dopingverfahren gegen die spanischen Radprofis fast unmöglich macht, so Eugenio Bermudez, Generalsekretär des königlich spanischen Radsportverbandes RFEC.[38]
- 19. Oktober: Jan Ullrich tritt aus dem Schweizer Radsportverband Swiss Cycling aus. Grund dafür ist laut einer Mitteilung auf Jan Ullrichs Homepage, dass Swiss Cycling und der Schweizer Sportverband Swiss Olympics die Medienkampagne durch widersprüchliche Aussagen angeheizt hätten. Somit wird Ullrich auch keine Fahrerlizenz von Swiss Cycling erhalten. Da die Lizenzvergabe an den Wohnort eines Fahrers gebunden ist, müsste Ullrich aus der Schweiz fortziehen, um bei einem anderen Verband eine Lizenz zu erhalten. Trotzdem wird Swiss Cycling weiter gegen Ullrich im Dopingskandal ermitteln, da er zum Zeitpunkt der Suspendierung eine Schweizer Lizenz hatte.[39] Ivan Basso hat das Team CSC verlassen. Im gegenseitigen Einvernehmen einigte man sich auf eine Auflösung des Vertrags. Nach Meinung von Hans-Michael Holczer, Teamchef des Team Gerolsteiner, hat Basso nur wenig Zeit ein neues Team zu finden, da davon auszugehen ist, dass der Radsport-Weltverband UCI vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch gegen die Einstellung des Verfahrens gegen Ivan Basso einlegen wird. Sollte das eintreten, dürfte ihn aufgrund des Ethik-Codes kein Team der ProTour unter Vertrag nehmen.[40]
- 22. Oktober: Der Generalsekretär des österreichischen Radsportsverbandes ÖRV, Rudolf Massak, gibt bekannt, dass Jan Ullrich von ihm eine Lizenz erhält, wenn er nach Österreich ziehen würde. Damit könnte Ullrich ab der Saison 2007 wieder Rennen fahren, wenn er von einem Team unter Vertrag genommen wird. In die ProTour könnte er, sollte der Schweizer Radsportverband seine Ermittlungen bis dahin nicht eingestellt haben, allerdings nicht zurückkehren.[41]
- 28. Oktober: Der königlich spanische Radsportverband (RFEC) hat alle Disziplinarverfahren gegen die rund 30 verdächtigten spanischen Fahrer vorläufig eingestellt. Somit sind die Fahrer ab sofort wieder dazu berechtigt Rennen zu fahren. Grund für die Einstellung war ein Beschluss des im strafrechtlichen Verfahren um Eufemiano Fuentes zuständigen Richters, der die Ermittlungsakten nur für strafrechtliche Verfahren freigegeben hat. Erst wenn ein Urteil von der spanischen Justiz gefällt worden ist, darf der RFEC wieder aktiv werden. Für Jan Ullrich gibt es allerdings keine Entwarnung, da die Ermittlungen in der Schweiz und Deutschland fortgesetzt werden.[42] Auch gegen den ehemaligen Teamchef von Liberty Seguros, Manolo Saiz, der eine der Schlüsselfiguren in der gesamten Dopingaffäre ist, wurde das sportrechtliche Verfahren eingestellt. Die UCI gab mittlerweile bekannt, dass die Gesellschaft „Active Bay“, die von Saiz geleitet wird und mit der das Team Liberty Seguros betrieben wurde, die ProTour-Lizenz aus rechtlichen Gründen behalten darf. Leidtragender könnte das Team Astana sein, das aus Liberty Seguros hervorgegangen war und mittlerweile unter neuer Führung steht, da sie bisher darauf gehofft hatten, die Lizenz von Manolo Saiz durch den Weltverband zugesprochen zu bekommen. Mehrere Teamchefs hatten gefordert, dass Saiz nie mehr im Radsport aktiv werden darf. Sollte Saiz bis Ende November dem Weltverband UCI eine solide finanzielle Basis und einen guten Kader vorweisen, darf er mit dem Team an der ProTour teilnehmen.[43]
November 2006
- 2. November: In Spanien wurde ein Anti-Doping-Gesetz mit großer Mehrheit verabschiedet. Demnach können Manager und Ärzte, die Sportlern verbotene Substanzen verabreichen künftig zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt werden. Außerdem müssen sich Sportler, die an nationalen Wettkämpfen teilnehmen, regelmäßig Dopingkontrollen unterziehen und können auch unangemeldet getestet werden. Des Weiteren soll eine Behörde geschaffen werden, die den Kampf gegen das Doping koordiniert. Im Rahmen der Abstimmung im spanischen Parlament wurden die Sportverbände für ihr Vorgehen im Dopingskandal um Eufemiano Fuentes kritisiert, dass sie vorschnell gehandelt hätten. Ein Abgeordneter sagte, dass die Sportverbände die Grundrechte der Fahrer mit Füßen getreten hätten.[44]
- 8. November: Nachdem das Disziplinarverfahren gegen Ivan Basso durch das Nationale Olympische Komitee Italien (CONI) im Oktober eingestellt wurde, soll dieser nach Berichten der italienischen Sportzeitung Gazzetta dello Sport Basso einen Vertrag über drei Jahre beim ProTour-Team Discovery Channel unterschrieben haben. Allerdings hat der Radsport-Weltverband UCI weiterhin die Möglichkeit vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS gegen die Einstellung des Disziplinarverfahrens zu klagen.[45]
- 12. November: Der kolumbianische Radsportverband hat das Disziplinar-Verfahren gegen Santiago Botero eingestellt. Laut des Verbandes liegen überhaupt keine Beweise gegen Botero vor, die darauf schließen lassen, dass er Kunde von Eufemiano Fuentes war.[46]
- 14. November: Nachdem der italienische Rennstall Tinkoff Credit System bereits Tyler Hamilton, dessen zweijährige Dopingsperre vor kurzem abgelaufen ist und der verdächtigt wird, Kunde von Dopingarzt Fuentes gewesen zu sein, verpflichtet hat und Interesse an den ebenfalls verdächtigten Jan Ullrich geäußerte hatte, sowie mit Danilo Hondo ein weiterer Fahrer im Team ist, der mit Doping in Verbindung gebracht wird, soll nun Francisco Mancebo ein Vertragsangebot erhalten haben. Mancebo war von der Tour de France ausgeschlossen worden und hatte darauf sein Karriereende bekannt gegeben. Doch nachdem der spanische Radsportverband alle Ermittlungen gegen Fahrer mit spanischer Lizenz eingestellt hat, wäre Mancebo wieder startberechtigt.[47]
- 15. November: Jan Ullrichs neuer Anwalt Peter-Michael Diestel schließt einen DNA-Abgleich mit bei den im Mai beschlagnahmten Blutbeuteln nicht mehr aus. Derweil reist Ullrich nach Südafrika, um mit dem Training zu beginnen. Peter-Michael Diestel ist ehemaliger Präsident des Fußballverein Hansa Rostock und war letzter Innenminister der DDR. Sein Ziel ist es, Jan Ullrich wieder zurück in den Radsport zu bringen.[48]
- 17. November: Santiago Botero unterschreibt einen Vertrag beim zweitklassigen kolumbianischen Team EPM-Orbitel. Botero hatte sich Anfang Juni geäußert, dass er wegen seiner Verwicklung in den Dopingskandal sehr wahrscheinlich seine Karriere beenden werde.[49] Ivan Basso will sich einer DNA-Analyse stellen. Der Italiener verpflichtete sich gegenüber seinem neuen Team zu dem entsprechenden Test.[50]
- 22. November: Der deutsche Radprofi Jörg Jaksche, der verdächtigt wird, Kunde von Dopingarzt Fuentes zu sein, darf ab sofort wieder Rennen bestreiten. Der österreichische Radsportverband, bei dem Jaksche seine Lizenz hat, wird vorerst kein Verfahren gegen ihn eröffnen, sollten aber neue Erkenntnisse vorliegen, wird der Fall wieder aufgerollt.[51]
- 24. November: In acht Blutbeuteln, die die spanische Polizei bei der Razzia im Mai bei Eufemiano Fuentes sichergestellt hatte, sind erhöhte Mengen des Dopingmittels EPO nachgewiesen worden. Die Analyse wurde durch ein offizielles Antidoping-Labor in Barcelona durchgeführt. Welchen Fahrern die Blutbeutel zugeordnet werden, ist nicht bekannt. Das Labor hatte nur einen Teil der 99 erhaltenen Blutbeutel untersucht, woraus zu schließen ist, dass die Anzahl der positiven Proben deutlich größer ist.[52] Der Schweizer Radsportverband hat erklärt, dass die Anhörung von Jan Ullrich zu seinen möglichen Verstrickungen in den Dopingskandal Fuentes aller Voraussicht nach im Januar beginnen werden. Ullrich trainiert zur Zeit an seinem Wohnort für ein mögliches Comeback. Vor kurzem hatte sein Management allerdings erklärt, dass man sich erst um eine neue Lizenz und einen neuen Rennstall bemühen werde, wenn die Rechtslage geklärt sei.[53]
- 26. November: Im Dopingskandal Fuentes soll der Anwalt von Manolo Saiz, ehemaliger Teamchef von Liberty Seguros und Mitangeklagter im Prozess gegen Eufemiano Fuentes, dem ehemaligen Profi Jesus Manzano 180.000 Euro geboten haben, damit er seine Beschuldigungen gegen das Dopingnetzwerk zurückzieht, erklärte Manzano selbst. Manzano gehörte bis 2003 zum Team Kelme, bis er an einer fehlerhaften Bluttransfusion beinahe ums Leben gekommen wäre. Danach berichtete Manzano in der Öffentlichkeit über Dopingpraktiken beim Team Kelme, das unter der ärztlichen Betreuung von Eufemiano Fuentes stand. Nach der Razzia im Mai erhob er neue Vorwürfe gegenüber Fuentes und weiteren Verdächtigen im Dopingskandal.[54]
Dezember 2006
- 1. Dezember: Der Schweizer Radsportverband setzt seine Ermittlungen gegen Jan Ullrich weiterhin fort und erklärte, dass es nur zwei mögliche Urteile in diesem Verfahren gebe. Entweder Ullrich wird freigesprochen oder er erhält eine lebenslange Sperre.[55]
- 4. Dezember: Nachdem Andres Serrano als Untersuchungsrichter im Verfahren gegen Eufemiano Fuentes zurückgekehrt ist, gibt er bekannt, dass alle 58 Radsportler, die in den Ermittlungsberichten erwähnt wurden, vor Gericht aussagen sollen. Zudem sollen die Ermittlungsberichte auch von den Sportverbänden genutzt werden dürfen, was Serranos Urlaubsvertretung untersagt hatte. Ein Zeitfenster für die Anhörungen konnte bisher nicht genannt werden, aber es wird vermutet, dass es sich einige Monate hinziehen wird. Da in acht bei der Razzia im Mai beschlagnahmten Blutbeuteln Spuren des Dopingmittels EPO gefunden wurden, gibt Serrano bei einem Toxikologen ein Gutachten in Auftrag, mit dem festgestellt werden soll, welche Schäden durch die Verabreichung von EPO an gesunde Menschen hervorgerufen werden können und welche Gefahren bei den Radsportlern bestanden. Nur so kann schlussendlich Anklage gegen Eufemiano Fuentes und die Mittäter erhoben werden.[56]
- 7. Dezember: Nach einem Bericht der französischen Zeitung Le Monde sollen die beiden Top-Teams der ersten spanischen Fußballliga Primera División, FC Barcelona und Real Madrid, die Dienste von Dopingarzt Fuentes in Anspruch genommen haben. Das seriöse Blatt stützt sich dabei auf vertrauliche Unterlagen von Fuentes, die der Polizei nicht bekannt seien. Die Guardia Civil hatte im Mai 2006 nur die Praxis des Mediziners durchsucht, nicht aber seine Residenz auf Gran Canaria, weshalb der Justiz nur ein kleiner Teil aus Fuentes Patientendatei vorliege. In den Unterlagen, die im Besitz der Zeitung sind, sollen Trainingspläne von Fußballern der beiden Clubs enthalten sein, die mit Codes versehen sind, die nach den Ermittlungen der Polizei für bestimmte Dopingverfahren bzw. -mittel stehen. Allerdings sollen die Vereine nicht im direkten Kontakt zu Fuentes gestanden haben, sondern deren Teamärzte hätten Anweisungen von Fuentes erhalten. Zum Teil sollen aber auch Fußballer direkt zu Fuentes gekommen sein, wie der ehemalige Radprofi Jesus Manzano bereits berichtete, der einen Profi von Real Madrid beim Dopingarzt gesehen haben soll. Neben den beiden großen Vereinen sollen auch der FC Valencia und Betis Sevilla in Verbindung mit Fuentes gestanden haben. Alle Teams wiesen die Anschuldigungen zurück und erklärten, nie mit Fuentes zusammengearbeitet zu haben. Eufemiano Fuentes selbst, wollte Le Monde nicht bestätigen, dass er für Real oder Barça gearbeitet habe, da man ihm mit dem Tod gedroht habe, sollte er bestimmte Dinge aussprechen. Er erklärte jedoch, dass er für Vereine der ersten und zweiten spanischen Fußballliga gearbeitet habe und auch Leichtathleten, Tennisspieler, Handballer und Boxer als Patienten hatte. Dass er Dopingmittel verabreicht habe, bestritt er allerdings nicht.[57]
- 8. Dezember: Das Team Discovery Channel soll aus dem Verband der ProTour-Teams IPCT ausgeschlossen werden. Dies entschied die Organisation, der alle ProTour-Teams, außer La Française des Jeux, angehören, auf einer außerordentlichen Sitzung. Durch die Verpflichtung von Ivan Basso im November hatte Discovery Channel gegen den Ethikcode der ProTour verstoßen, da das Verfahren wegen nicht ausreichenden Beweisen gegen Basso zwar eingestellt wurde, er aber immer noch unter Dopingverdacht stehe. Sollte das strafrechtliche Verfahren gegen Dopingarzt Fuentes beendet sein, könnte das Nationale Olympische Komitee Italien das Verfahren gegen Basso wieder aufnehmen, weil sie dann die Ermittlungsunterlagen der spanischen Justiz nutzen dürfen, die dann zu neuen Erkenntnissen und zu einer möglichen Verurteilung von Basso führen könnten. Ebenfalls wurde die Betreibergesellschaft Active Bay von Manolo Saiz aus dem Verband ausgeschlossen. Die Entscheidung über Discovery Channel soll aber erst am 11. Januar 2007 gefällt werden. Der Ausschluss würde für Discovery Channel aber keine weiteren Konsequenzen haben und sie dürfen ihre ProTour-Lizenz behalten.[58]
- 11. Dezember: Mit Alberto Contador und Jesús Hernández sind die ersten Radprofis im Strafprozess gegen Eufemiano Fuentes verhört worden.[59]
- 17. Dezember: Der Radsport-Weltverband UCI wird die ProTour-Lizenz für die von Manolo Saiz geleitete Betreibergesellschaft Active Bay nicht verlängern. Manolo Saiz ist einer der Hauptverdächtigen im Strafprozess um Dopingarzt Fuentes und leitete das Team Liberty Seguros.[60]
- 20. Dezember: Das spanische Männermagazin Interviú erhebt schwere Vorwürfe gegen Jan Ullrich und bezieht sich dabei auf Ermittlungsergebnisse der spanischen Polizei. So soll Ullrich in diesem Jahr 70.000 Euro an Dopingarzt Fuentes überwiesen haben und Ivan Basso soll diese Summe an den Spanier gezahlt haben. Weitere Radsportler zahlten nach Angaben des Magazin ebenfalls hohe Summen. Ullrich soll laut den Polizeiprotokollen der Codename „1 Nibelungo“ und für Basso „2 Birilo“ zugeordnet worden sein.[61]
- 21. Dezember: Der Schweizer Radsportverband wird in Kürze das Disziplinarverfahren gegen Jan Ullrich einstellen, so dessen Geschäftsführer Lorenz Schaefli, sollte es keine weiteren Beweise gegen Ullrich geben. Swiss Cycling liegen zwar Dokumente der spanischen Polizei vor, die Ullrich belasten, die der Verband allerdings nicht verwenden darf, solange das Strafverfahren gegen Dopingarzt Fuentes noch im Gange ist.[62] Dem widersprach allerdings der für den Fall zuständige Sachbearbeiter Bernhard Welten. Eine Einstellung sei zur Zeit noch kein Thema und Welten erwarte Mitte Januar weitere Unterlagen aus Spanien und Deutschland. Er wies des Weiteren darauf hin, dass der Schweizer Radsportverband der Ansicht ist, dass die Vorgabe der spanischen Justiz, die Unterlagen im Verfahren um Eufemiano Fuentes nicht vor Sportgerichten zu verwenden, nur für das Strafrecht gelte, der Fall Ullrich aber Privatrecht sei. Welten betonte außerdem nochmals, dass Ullrich entweder freigesprochen oder zu einer lebenslangen Sperre verurteilt wird. Zu einer Tendenz wollte er sich aber nicht äußern.[63]
Januar 2007
- 10. Januar: Dopingarzt Fuentes hat neben seinen Honoraren auch Prämien von den Radprofis verlangt. Die spanische Zeitung ABC berichtet, dass 50.000 Euro beim Gesamtsieg der Tour de France fällig gewesen wären, sowie 30.000 bzw. 20.000 Euro für einen zweiten oder dritten Platz. Hätte einer seiner Kunden den Giro d’Italia oder die Radsportweltmeisterschaft gewonnen, hätte der jeweilige Fahrer 30.000 Euro bezahlen müssen.[64]
- 12. Januar: In einer Sitzung der Internationalen Vereinigung der ProTour-Teams (IPCT) haben die Teams beschlossen, enger mit den spanischen Ermittlern im Dopingskandal Fuentes zusammenzuarbeiten. Unter anderem erklärten sich die Teams bereit, von Fahrern, die in den Skandal verwickelt sind, DNA-Proben zur Verfügung zu stellen.[65]
- 15. Januar: Die Bonner Staatsanwaltschaft hat einen baldigen DNA-Abgleich im strafrechtlichen Verfahren gegen Jan Ullrich bestätigt. Bis spätestens Anfang Februar soll eine DNA-Probe von Ullrich mit Blutbeuteln, die im Mai 2006 bei einer Doping-Razzia in Spanien beschlagnahmt wurden, verglichen werden. Die Blutbeutel waren mit Zahlen und Codenamen beschriftet. Die DNA-Analyse soll nun Aufschluss darüber bringen, ob das Blut in einem der Blutbeutel von Jan Ullrich ist. Ullrich musste bereits im Herbst 2006 bei der Schweizer Polizei eine Speichelprobe abgeben, die spanische Justiz sagte den Versand der Blutbeutel an die Bonner Staatsanwaltschaft zu. Allerdings kann Ullrich die Herausgabe der Speichelprobe durch die Schweizer Polizei vorerst verhindern.[66]
- 30. Januar: Jan Ullrichs Anwälte reichen Widerspruch gegen das Rechtshilfe-Verfahren im Strafverfahren gegen ihren Mandanten ein. Damit darf die Schweizer Justiz die im Herbst 2006 entnommene Speichelprobe für einen DNA-Abgleich sowie Beweismittel nicht an die Bonner Staatsanwaltschaft weiterreichen. Allerdings erklärte sein Anwalt Johann Schwenn, dass Ullrich sich dazu bereiterklärt hat, auf deutschem Boden eine Speichelprobe abzugeben.[67]
Februar 2007
- 1. Februar: Jan Ullrich hat in Konstanz eine Speichelprobe abgegeben, die nun von der Bonner Staatsanwaltschaft für einen DNA-Abgleich mit beschlagnahmten Blutbeuteln aus Spanien verwendet werden darf.[68] Währenddessen hat sich das österreichische Team Volksbank-Vorarlberg von einer Verpflichtung des ebenfalls in den Dopingskandal verstrickten Deutschen Jörg Jaksche distanziert, da das Teammanagement befürchtet, dass dadurch mögliche Startberechtigungen bei ProTour-Rennen gefährdet wären. Das Verfahren gegen Jaksche durch den österreichischen Radsportverband wurde bereits vor einigen Monaten bis auf weiteres eingestellt.[69]
- 23. Februar: Der DNA-Abgleich einer Speichelprobe von Jan Ullrich mit beschlagnahmten Blutbeuteln wird sich weiter herauszögern als erwartet, da Ullrichs Anwälte bereits Ende 2006 in Spanien Einspruch gegen ein Rechtshilfe-Verfahren erhoben haben, wodurch die spanische Justiz die beschlagnahmten Blutbeutel nicht an die ermittelnde Bonner Staatsanwaltschaft herausgeben darf. Ullrichs Anwälte bekräftigten, dass man nicht die Herausgabe der Blutbeutel verhindern wolle, sondern begründen den Schritt damit, dass dadurch die Herausgabe von Ermittlungsberichten der Guardia Civil verhindert werden sollen, da sie „rechtswidrig erstellt, rechtswidrig verbreitet und bewusst verfälschend interpretiert worden“ seien und „eine bunte Mischung aus haltlosen Behauptungen, Mutmaßungen und Verdächtigungen“ enthielten.[70]
- 24. Februar: Die spanische Tageszeitung El País berichtet, dass der Nationale Gerichtshof von Spanien den Einspruch gegen das Rechtshilfe-Verfahren in den Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft gegen Jan Ullrich abgelehnt hat. Somit dürfen die beschlagnahmten Blutbeutel, die Ullrich zugeordnet werden, nun nach Deutschland geschickt werden. Die spanische Justiz beruft sich dabei auf die europäischen Rechtshilfe-Abkommen.[71]
- 26. Februar: Jan Ullrich gibt seine erste Pressekonferenz nach seinem Ausschluss von der Tour de France Ende Juni 2006 in Hamburg und bestreitet, dass er jemals betrogen habe. In einem Rundumschlag attackiert er die Medien, den Molekular-Biologen Werner Franke, den Schweizer Radsportverband, den Radsport-Weltverband UCI und den Präsident des Bunds Deutscher Radfahrer Rudolf Scharping. Zudem gibt er bekannt, dass er seine Karriere beendet und ab sofort als Berater des österreichischen Teams Volksbank-Vorarlberg arbeiten werde. Bei der Pressekonferenz beantwortete Ullrich allerdings keine Fragen.[72] Während Ullrichs Familie und seine Weggefährten, wie sein Manager Strohband und sein Schwager und ehemalige Radprofi Tobias Steinhauser, sich positiv über die Pressekonferenz äußern, kommt von anderen Seiten Kritik. Rudolf Scharping wies daraufhin, dass Ullrich erneut nichts zur Aufklärung beigetragen habe; Medien bezeichnen die Pressekonferenz als „bizarr und peinlich“.[73][74] Am Abend sendet der Fernsehsender ARD ein am selben Tag aufgezeichnetes Interview mit Ullrich in der Talkshow Beckmann. Auf Fragen, ob Ullrich Kontakt zu Fuentes gehabt habe, antwortet er nur, dass er auf Anraten seiner Anwälte nichts dazu sagen kann, da weiterhin ein strafrechtliches Verfahren gegen ihn laufe. Der Dopingexperte der ARD Hajo Seppelt äußert sich in einer Zuschaltung kritisch über das Verhalten von Jan Ullrich in Bezug auf die mangelnde Kooperationsbereitschaft und dass die Indizien eindeutig gegen ihn sprechen, worauf Ullrich Unverständnis über die Kritik Seppelts äußert.[75]
März 2007
- 1. März: Es wird bekannt, dass Jan Ullrich und sein Management der ARD verbieten wollen, dass das Interview aus der Talkshow Beckmann wiederholt wird. Laut dem Management habe die ARD gegen Abmachungen verstoßen. Die ARD weist dies zurück mit der Begründung, dass es sich um ein journalistisches Interview gehandelt habe und deshalb auch kritisch nachgefragt werden müsse. Angeblich soll das Management außerdem darauf gedrängt haben, vor der Ausstrahlung Passagen des Interviews zum Thema Doping sowie den Beitrag des Dopingexperten Hajo Seppelt herauszuschneiden. Die ARD erklärt, dass dies völlig inakzeptabel gewesen sei.[76]
- 9. März: Der Radsport-Weltverband UCI präsentiert sein neues Anti-Dopingprogramm. So soll von allen Fahrern von Mannschaften mit ProTour-Lizenz ein Blutprofil erstellt werden, bei einigen auch ein Steroidprofil, damit schon frühzeitig eine mögliche Manipulation erkannt werden kann. Außerdem muss sich jeder Fahrer mindestens vier Mal im Jahr einer Blutkontrolle und mindestens ein Mal im Jahr einer unangemeldeten Trainingskontrolle unterziehen. Diese Regelung gilt auch für alle zweitklassigen Teams, die zu ProTour-Rennen eingeladen werden. Diese Verschärfungen sind die Konsequenzen der UCI auf den Dopingskandal um Eufemiano Fuentes.[77]
- 10. März: Nach spanischen Presseberichten will der zuständige Untersuchungsrichter Antonio Serrano den Fall nicht mehr weiter verfolgen und ihn zu den Akten legen. Der Grund sei, dass es zum damaligen strafrechtlich relevanten Zeitpunkt noch kein spanisches Anti-Doping-Gesetz gab und daher kein gesetzlicher Verstoß vorliege. Nur bei negativen gesundheitlichen Folgen der Doping-Praktiken hätte eine strafrechtliche Verfolgung begründet werden können, was allerdings hier nicht der Fall sei. Die Entscheidung der spanischen Justiz soll am Montag offiziell verkündet werden.[78]
- 12. März: Nach der Einstellungen der Ermittlungen gegen Eufemiano Fuentes und alle anderen Beschuldigten im Strafverfahren in Spanien, reagierten die Fahrer und Teams. Mit einer Schweigeminute vor Beginn der ersten Etappe von Paris Nizza protestierten die Fahrer gegen die Einstellung der Ermittlungen. In einer Erklärung des Verbandes der Teams hieß es, dass man weiterhin an dem Ethikcode der ProTour festhalten werde und die spanische Justiz aufgefordert wird, die Ermittlungsberichte für sportrechtliche Verfahren freizugeben.[79]
- 14. März: Die spanischen Behörden, angeführt durch die Madrider Staatsanwaltschaft, legen Einspruch gegen die Einstellung der Ermittlungen im Fall Fuentes ein.[80]
- 15. März: Jan Ullrich hat an einem spanischen Verfassungsgericht Klage gegen die Entscheidung des Nationalen Gerichtshofs erhoben, dass ihm zugewiesene in Spanien beschlagnahmte Blutbeutel an die Bonner Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden dürfen. Das Gericht muss nun entscheiden, ob die Klage zulässig ist. Sollte es zu einem Verfahren kommen, könnte Ullrich einen Eilantrag stellen, der die Übergabe der Blutbeutel an die Bonner Staatsanwaltschaft bis zu einem endgültigen Urteil aufschieben würde. Der DNA-Abgleich, den die Bonner Staatsanwaltschaft im Rahmen der strafrechtlichen Ermittlungen gegen Ullrich durchführen wollte, um Klarheit zu schaffen, ob das bei Dopingarzt Fuentes beschlagnahmte Blut von Jan Ullrich stammt, würde dadurch deutlich verzögert werden.[81]
- 20. März: Antonio Serrano, zuständiger Richter im Fall Fuentes, ist wegen der Einstellung des Verfahrens in die Kritik geraten. Die spanische Zeitung El País hält dem Spanier vor, das Verfahren vorschnell beendet zu haben. Serrano hatte vor über einem Jahr angeordnet, Telefone von Verdächtigen abzuhören und im Mai die Räumlichkeiten von Fuentes durchsuchen zu lassen. Deshalb wirft ihm das Blatt vor, entweder bei diesen Entscheidungen voreilig gehandelt zu haben oder die Einstellung des Verfahrens sei nicht gerechtfertigt. Außerdem vermutet die seriöse Madrider Tageszeitung, dass Blutbeutel verwechselt worden seien, denn die Radsportler Santiago Pérez und Tyler Hamilton hätten bei der von Fuentes angewandten Form von Eigenblutdoping gar nicht erwischt werden können. Dass dies im Jahr 2004 doch der Fall war, weist daraufhin, dass Pérez und Hamilton nicht ihr eigenes Blut injiziert bekommen haben. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA möchte das Heft im Dopingskandal nun selbst in die Hand nehmen und bat bei den spanischen Behörden um Zugang zu den Ermittlungsakten.[82]
April 2007
- 3. April: Die Bonner Staatsanwaltschaft veröffentlicht die Ergebnisse des DNA-Abgleichs von den neun bei dem Dopingarzt Fuentes beschlagnahmten Blutkonserven mit den Kennzeichnungen „Jan“, „Nummer 1“ und „Rudis Sohn“ mit der DNA-Probe Jan Ullrichs. Danach stammen die Blutkonserven, insgesamt viereinhalb Liter, „zweifelsfrei“ von Ullrich. Der hatte jeglichen Kontakt zu Fuentes bisher bestritten. Die Verteidigung des deutschen Radsportlers möchte nun das Gutachten genau prüfen, weil sie Manipulationen nicht ausschließen will.[83][84]
- 7. April: Auf Grund des positiven Ergebnisses der DNA-Analyse von Jan Ullrich fordern die Vereinigung der ProTour-Teams IPCT und der internationale Verband der Profimannschaften AIGCP alle von der Operation Puerto betroffenen Behörden und Verbände auf dafür zu sorgen, dass sich jeder im Dopingskandal Fuentes verdächtigte Fahrer einer DNA-Analyse unterziehen muss. In einer gemeinsamen Erklärung richten sich die beiden Organisationen vor allem an den Radsport-Weltverband UCI, die nationalen Radverbände, die Weltantidopingagentur WADA und an die Regierungen.[85]
- 17. April: Laut Pat McQuaid, dem Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI, soll Eufemiano Fuentes nach der Einstellung des Verfahrens gegen ihn seine illegalen Geschäfte wieder aufgenommen haben. McQuaid erhielt diese Informationen durch Mitteilungen mehrerer Radsportteams. Mittlerweile soll der spanische Sportminister Jaime Lissavetzky eingeschaltet worden sein.[86] Bisher hatten sich seine Sponsoren und Kooperationspartner hinter Jan Ullrich gestellt, doch nun droht er diesen Rückhalt zu verlieren. Nachdem bereits das österreichische Team Volksbank-Vorarlberg von einer Verpflichtung von Jan Ullrich als Berater vorsichtig Abstand genommen hatte, prüft nun auch der Bekleidungshersteller X-Technology, ob man sich von Ullrich trennen sollte. Dafür hat das Unternehmen auf seiner Internetseite seine Kunden um die Teilnahme an einer Umfrage gebeten, in der sich die Kunden über eine Partnerschaft zwischen X-Technology und Ullrich äußern sollen. Der ehemalige Radprofi sollte bei der Produktentwicklung helfen und dem Unternehmen beratend zur Seite stehen.[87]
- 24. April: Das italienische Olympische Komitee CONI hat die Ermittlungen im Dopingskandal gegen Ivan Basso wieder eröffnet, worauf sein Team Discovery Channel ihn suspendierte. Angeblich sollen in Spanien neues, belastendes Material gefunden worden sein, laut der spanischen Zeitung Interviú gehören u. a. Kalender für Termine von Blutentnahmen und -aufnahmen. Außerdem soll er zwischen 2004 und 2006 insgesamt 111.000 Euro für Dopingmittel gezahlt haben. Die Medien vermuten, dass die Staatsanwaltschaft Bergamo in Kürze einen DNA-Test einleiten wird. Basso hatte sich über sein Team Discovery Channel bereit erklärt, sich einem DNA-Test bei Bedarf zu unterziehen.[88]
- 25. April: Wie die Gazzetta dello Sport berichtete, liegen der Anti-Dopingagentur des italienischen Olympischen Komitee CONI sieben Blutbeutel vor, die im Zuge der Ermittlungen gegen Eufemiano Fuentes beschlagnahmt und Ivan Basso zugeordnet werden. Am 2. Mai wird sich Basso, nach der Einstellung der Ermittlungen im Oktober, erstmals wieder vor dem CONI verantworten müssen. Laut Medienberichten wird der Vorsitzende der Anti-Dopingagentur des CONI einen DNA-Abgleich fordern. Gleichzeitig soll die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Falschaussage und Verstoßes gegen das Anti-Dopinggesetz vorbereiten. Neben Basso werden auch die verdächtigten Giampaolo Caruso, Luca Paolini und Michele Scarponi mit DNA-Tests rechnen müssen.[89][90]
- 26. April: Die Verantwortlichen der Profi-Radsportmannschaften wollen eine hochrangige Delegation nach Madrid schicken, um sich für eine Aufklärung durch die Behörden im Dopingskandal einzusetzen. Vor dem Eintagesrennen Paris–Roubaix Anfang April entstand diese Idee bei einem Treffen der Teamchefs von sechs französischen und deutschen Teams sowie der ASO, der Veranstalterin der Tour de France. Bei einem weiteren Treffen von 21 Teams mit der ASO gab es dann großen Zuspruch für diese Aktion. Geplant ist, dass die Delegation mit Spaniens Sportminister und möglicherweise auch mit den zuständigen Richtern zusammentrifft.[91]
- 28. April: Nachdem Ivan Basso von seinem Team Discovery Channel suspendiert wurde, wurden nun auch die verdächtigten, aber startberechtigten Radprofis Koldo Gil, Giampaolo Caruso und Constantino Zaballa von ihren Teams für den Eintagesklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich aus dem Aufgebot gestrichen.[92]
- 30. April: Neben den bisher bekannten 58 verdächtigten Radprofis, sollen nun laut der Gazzetta dello Sport weitere 49 Radsportler in den Dopingskandal verwickelt sein. Die bisherigen Namen gingen aus etwa 500 Seiten Akten hervor, die neuen 49 Namen sollen auf weiteren 6.000 Seiten in den Ermittlungsakten entdeckt worden sein.[93] Ivan Basso hat seinen Vertrag beim Team Discovery Channel aufgelöst. Basso erklärte diesen Schritt damit, dass er dem Team nach seiner Suspendierung und den anstehenden Terminen vor der Disziplinarkommission des italienischen Olympischen Komitee nicht im Weg stehen wolle bei der Suche nach einem neuen Hauptsponsor und somit der Mannschaft seinen Respekt zeigen wolle.[94] Das zweitklassige Team Tinkoff hat die verdächtigten Fahrer Tyler Hamilton und Jörg Jaksche suspendiert. Jaksche hatte erst Mitte April einen Vertrag bei Tinkoff erhalten und Olympiasieger Hamilton kehrte Anfang des Jahres nach einer zweijährigen Dopingsperre ins Renngeschehen zurück.[95]
Mai 2007
- 1. Mai: Die deutschen ProTour-Teams T-Mobile und Gerolsteiner kündigen Zivilklagen gegen alle im Dopingskandal verstrickten Fahrer an. Somit wollen sie den Druck auf die spanischen Behörden und die Radprofis erhöhen. Zudem sprach sich Bob Stapleton, der Teammanager von T-Mobile, in der Süddeutschen Zeitung dafür aus, dass die Veranstaltungsgesellschaft ASO, der die Tour de France untersteht, ebenfalls gegen alle verdächtigten Fahrer vor französischen Gerichten auf Betrugsverdacht klagt.[96]
- 2. Mai: Die italienischen Radprofis und Michele Scarponi und Ivan Basso werden von dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens CONI vernommen. Während Scarponi sich für einen DNA-Test bereiterklärt, wird Bassos Anhörung vertagt. Außerdem gibt er nicht die Erlaubnis zu einem Abgleich von Blut in ihm zugeordneten Blutbeutel mit seiner DNA.[97][98]
- 7. Mai: Der Italiener Ivan Basso gesteht als erster Radprofi, dass er Kunde des Dopingnetzwerks um Fuentes war und kündigt seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Italienischen Nationalen Olympischen Komitee (CONI) an.[99]
- 8. Mai: Ivan Basso erklärt auf einer Pressekonferenz, dass er zwar Kunde von Dopingarzt Fuentes gewesen sei, selbst aber nie Doping betrieben und all seine Siege sauber gewonnen habe. Er gestand jedoch, dass seine bei Fuentes beschlagnahmten Blutkonserven für die Tour de France 2006 mit EPO angereichert werden sollten.[100] Neben Basso hat auch Michele Scarponi vor dem Italienischen Nationalen Olympischen Komitee zugegeben, Kunde von Fuentes gewesen zu sein.[101]
- 12. Mai: Pat McQuaid, Präsident des Radsport-Weltverband UCI, erklärt, dass Ivan Basso und Michele Scarponi weder mit Mitleid noch mit einer Verkürzung der Dopingsperre rechnen dürfen. McQuaid reagierte damit auf die italienischen Medien, die mit Sympathie auf die Geständnisse beider Radprofis reagiert hatten. Währenddessen haben die UCI-Anwälte Zugang zu den neuen 6000 Seiten Akten erhalten, die weitere Namen von Sportlern enthalten sollen, die ebenfalls Kunden von Dopingarzt Fuentes waren.[102]
- 13. Mai: Der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, Sepp Blatter, will die Ermittlungsakten der spanischen Polizei sichten.[103]
- 14. Mai: Laut der französischen Zeitung L’Équipe könnte der Spanier Alejandro Valverde als nächster Star der Radsportszene als Kunde von Eufemiano Fuentes entlarvt werden. Angeblich sei bei einer Laboranalyse in Barcelona in sieben beschlagnahmten Blutbeuteln mit den Bezeichnungen „Valv-Pitti“ und „18“, die die Zeitung mit Bezug auf die spanische Polizei Valverde zuordnet, das Dopingmittel EPO gefunden worden sein. Bereits Mitte September 2006 wurde Valverde mit Fuentes in Verbindung gebracht, da der Hund des Radprofis Pitti geheißen haben soll. Der spanische Radsportverband dementierte damals jegliche Verwicklung von Valverde in den Dopingskandal. Das Italienische Nationale Olympische Komitee (CONI) hat beim nationalen Radsportverband eine vorläufige Sperre für Ivan Basso und Michele Scarponi beantragt. Die Anklage gegen beide Radsportler soll in den kommenden Tagen folgen.[104]
- 16. Mai: Die italienische Zeitung Gazzetta dello Sport berichtet, dass sich Ivan Basso und Jan Ullrich vor dem Giro d’Italia 2006 in einem Freiburger Hotel mit Dopingarzt Eufemiano Fuentes getroffen haben. Die Sportzeitung beruft sich dabei auf Unterlagen einer deutschen Staatsanwaltschaft. Die Unterlagen sollen mittlerweile der Staatsanwaltschaft Bergamo und der italienischen Antidoping-Kommission vorliegen.[105]
- 18. Mai: Das italienische Olympische Komitee CONI erklärt, dass Basso zur Zeit nicht mit einer Strafmilderung rechnen könne, da er nicht mit ihnen kooperiere. Derweil erwägt der spanische Radprofi Oscar Pereiro eine Klage gegen die italienische Zeitung Il Giornale, die wenige Tage zuvor behauptet hat, dass er zum Kundenkreis von Eufemiano Fuentes gehöre. Pereiro erklärte zudem, dass er für einen DNA-Test bereit wäre, als Konsequenz aber seine Karriere beenden würde.[106] Ein Schweizer Kantonsgericht hat den Einspruch von Jan Ullrichs Anwälten gegen ein Rechtshilfeverfahren der Bonner Staatsanwaltschaft abgelehnt. Somit können Unterlagen, die im Herbst 2006 im Haus von Jan Ullrich beschlagnahmt wurden, an die Staatsanwaltschaft in Bonn weitergeleitet werden. Allerdings hat Ullrich noch die Möglichkeit Widerspruch gegen die Entscheidung des Kantonsgericht einzulegen.[107]
- 24. Mai: Jan Ullrich hat sich von seinem Anwalt Peter-Michael Diestel nach einem halben Jahr getrennt. Diestel hatte erst am Vormittag jegliche Form von Doping seines Mandanten in Bezug auf die Dopingaffäre im Team Telekom ausgeschlossen.[108]
Juni 2007
- 15. Juni: Ivan Basso wird wegen seiner Verstrickungen im Dopingskandal durch den italienischen Radsportverband für zwei Jahre gesperrt. Die Zeit, die Basso bereits ab Ende Juni 2006 bei seinem ehemaligen Team CSC suspendiert war, wird ihm auf die Dauer der Sperre angerechnet. Somit darf er ab dem 24. Oktober 2008 wieder Rennen fahren. Das italienische Olympische Komitee hatte nur eine Sperre von 21 Monaten gefordert und Bassos Anwalt hatte gegen die Höchststrafe von zwei Jahren plädiert, da Basso der erste Radsportstar war, der sich öffentlich zu seinen Verwicklungen im Dopingskandal um Eufemiano Fuentes bekannt hatte.[109]
- 19. Juni: Die Teams der ProTour beschließen, dass alle ihre Fahrer bis zum Start der Tour de France am 7. Juli eine Ehrenerklärung unterschreiben müssen, in der sie erklären, in keinen Dopingskandal verwickelt gewesen zu sein. Außerdem müssen die Fahrer sich bereiterklären, eine DNA-Probe für einen Abgleich mit Blutbeuteln, die bei Dopingarzt Fuentes sichergestellt wurden, abzugeben. Sollte ein Radprofi des Dopings überführt werden, muss er ein Jahresgehalt als Strafe zahlen. Jedoch ist die Ehrenerklärung nicht juristisch durchsetzbar und beruht auf dem freiwilligen Verhalten der Fahrer.[110]
- 22. Juni: Der ehemalige spanische Radprofi Jesus Manzano belastet Jan Ullrich im Dopingskandal Fuentes. Laut einem Interview mit dem Stern hat ein Masseur von Fuentes ihm im Jahr 2000 oder 2001 berichtet, dass Ullrich von Fuentes betreut wird. Im Gegensatz zu Marco Pantani sowie Leichtathleten und Fußballern hat er Ullrich jedoch nie persönlich bei dem spanischen Arzt gesehen.[111]
- 23. Juni: Im Dopingskandal Fuentes soll die Bonner Staatsanwaltschaft weiteres belastendes Material gegen Jan Ullrich erhalten haben. Laut der Süddeutschen Zeitung soll es sich dabei um Unterlagen aus Belgien handeln, die belegen, dass Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage im engen Kontakt mit Fuentes gestanden habe. Außerdem sollen aus beschlagnahmten Unterlagen aus der Schweiz hervorgehen, dass Ullrich und Fuentes eng zusammengearbeitet haben. Ob die Unterlagen aus der Schweiz an die deutsche Justiz übermittelt werden können, ist noch nicht geklärt. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Ansbach Ermittlungen gegen Jörg Jaksche aufgenommen, nachdem sein Name immer wieder in den Ermittlungsunterlagen der spanischen Polizei auftauchte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Betrugs von Rennveranstaltern durch Doping.[112]
Juli 2007
- 2. Juli: Jörg Jaksche ist der dritte Radprofi, der gesteht, in den Dopingskandal verwickelt zu sein. Jaksche berichtet dem Spiegel ausführlich zu seiner Verwicklung und erklärt, dass der deutsche Arzt Dr. Choina, der mit Fuentes zusammengearbeitet hat und im Herbst 2006 festgenommen wurde, bei ihm Infusionen von Eigenblut zur Leistungssteigerung vorgenommen hat.[113] Indirekt bringt er in dem Interview den kasachischen Tour de France-Favoriten Alexander Winokurow mit Fuentes in Verbindung. In Bezug auf das Jahr 2006 erklärt Jaksche: „Saiz hatte Probleme mit einem Spitzenfahrer aus seinem Team, der zu Beginn des Jahres zu Liberty Seguros gewechselt war und einen sehr schlechten Frühling hatte. Der Fahrer und sein Manager, der seit fünf Jahren auch mein Manager war, hatten Saiz unter Druck gesetzt. Sie wollten eine bessere medizinische Betreuung, und Saiz ließ sich darauf ein […]“[114] Winokurow dementierte bereits, dass er Kunde von Eufemiano Fuentes gewesen sei.[115] Jaksche sagte außerdem zu, dass er sich der Welt-Antidoping-Agentur WADA, dem Radsport-Weltverband UCI und der Justiz als Kronzeuge zur Verfügung stellen wird.
- 9. Juli: Rudy Pevenage, ehemaliger Betreuer von Jan Ullrich, erklärt gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass er mit Eufemiano Fuentes Kontakt hatte. Beide kennen sich bereits aus der Zeit, als Pevenage noch selbst Rennen fuhr.[116]
- 29. Juli: Mit Alberto Contador gewinnt ein Fahrer die Tour de France 2007, der sich 2006 auf der Fuentes-Liste unter dem Kürzel 'AC' befand und dessen Name später – auf bisher ungeklärte Weise – von der Liste der Verdächtigen verschwand.
August 2007
- 29. August: Der Radsport-Weltverband UCI hat gegen den spanischen Radprofi Alejandro Valverde nun doch Indizien gefunden, die auf eine Verstrickung in den Dopingskandal um den Mediziner Eufemiano Fuentes hinweisen. Die UCI hat Valverde daraufhin den Start bei der Straßen-Weltmeisterschaft Ende September in Stuttgart untersagt. [117]
September 2007
- 13. September: Die Bonner Staatsanwaltschaft teilt mit, dass man in Jan Ullrichs Bankunterlagen eine Überweisung in Höhe von 25.000 Euro an Eufemiano Fuentes vom Anfang des Jahres 2004 entdeckt habe. Zudem soll es zum Jahresbeginn 2006 eine deutlich erhöhte Bankbewegung gegeben haben, der Empfänger der Überweisung konnte aber noch nicht eindeutig zugeordnet werden.[118]
- 19. September: Der österreichische Radsportverband sperrt Jörg Jaksche wegen Dopingvergehen für ein Jahr. Auf Grund seines Geständnisses entschied sich der Anti-Doping-Ausschuss gegen das übliche zweijährige Fahrverbot. Die Sperre läuft bis zum 2. Juli 2008. [119]
- 26. September: Der spanische Radprofi Alejandro Valverde erhält vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) die Erlaubnis zur Teilnahme an der Straßen-Weltmeisterschaft am Stuttgart, wo er am 30. September im Straßenrennen starten wird.[120] Ebenfalls startberechtigt sind der Australier Allan Davis und der Tscheche René Andrle, die auch als mutmaßliche Kunden von Eufemiano Fuentes gelten.[121]
Betroffene Teams und Fahrer
Folgende Namen will die spanische Justiz auf Fuentes’ Liste mit Codenamen entschlüsselt haben, die Exaktheit der Namen ist jedoch nicht bewiesen.[122] Die Zuordnung der Fahrer auf die einzelnen Mannschaften beruht auf dem Stand vom Frühsommer 2006.
- Liberty Seguros-Würth:
- Michele Scarponi (fährt jetzt für Serramenti PVC Diquigiovanni)
- David Etxebarría (Karriereende)
- Joseba Beloki (Karriereende)
- Isidro Nozal (fährt jetzt für Liberty Seguros Continental)
- Unai Osa (Karriereende)
- Jörg Jaksche (fährt jetzt für Cinelli-OPD)
- Giampaolo Caruso (fährt jetzt für Ceramica Flaminia-Bossini Docce)
- Aitor Osa (Karriereende)
- Allan Davis (fährt jetzt für Quick Step)
- Alberto Contador (fährt jetzt für das Team Astana)
- Sérgio Paulinho (fährt jetzt für das Team Astana)
- Dariusz Baranowski (fährt jetzt für DHL-Author)
- Ángel Vicioso (fährt jetzt für LA-MSS)
- Marcos Serrano (Karriereende)
- Luis León Sánchez Gil (fährt jetzt für Caisse d’Epargne)
- Comunidad Valenciana:
- Vicente Ballester (Karriereende)
- David Bernabeu (fährt jetzt für Barbot-Siper)
- David Blanco (fährt jetzt für Palmeiras Resort/Tavira)
- José Adrián Bonilla (Karriereende)
- Juan Gomis (Ohne neue Mannschaft)
- Eladio Jiménez (fährt jetzt für Centro Ciclismo de Loulé-Louletano)
- David Latasa (Karriereende)
- Rubén Plaza (fährt jetzt für Liberty Seguros Continental)
- José Luis Martínez (Karriereende)
- Manuel Lloret (Ohne neue Mannschaft)
- Antonio Olmo (Karriereende)
- David Muñoz (Karriereende)
- Javier Cherro (Karriereende)
- Javier Pascual Rodríguez (Karriereende)
- Javier Pascual Llorente (Karriereende)
- Phonak Cycling Team:
- Santiago Botero (fährt jetzt für Orgullo Paisa)
- José Enrique Gutiérrez (fährt jetzt für das Rock Racing Team)
- José Ignacio Gutiérrez (Karriereende)
- Caisse d’Epargne-Illes Balears:
- Constantino Zaballa (fährt jetzt für LA-MSS)
- Alejandro Valverde (fährt weiterhin für Caisse d’Epargne)
- Saunier Duval-Prodir:
- Carlos Zárate (Karriereende)
- Koldo Gil (Karriereende)
- Team T-Mobile:
- Jan Ullrich (Karriereende)
- Óscar Sevilla (fährt jetzt für das Rock Racing Team)
- Team CSC:
- Ivan Basso (fährt jetzt für Liquigas)
- Unibet.com:
- Carlos García Quesada (Karriereende)
- 3 Molinos Resort:
- Jan Hruška (Karriereende)
- ag2r Prévoyance:
- Francisco Mancebo (fährt jetzt für das Rock Racing Team)
- Relax-GAM Fuenlabrada:
- Jesús Hernández (fährt jetzt für das Team Astana)
- L.A. Aluminios-Liberty Seguros:
- Nuno Ribeiro (fährt weiterhin für Liberty Seguros Continental)
- Andalucía-Paul Versan:
- Francisco Cabello (Karriereende)
- PSK Whirlpool:
- René Andrle (Karriereende)
- Dopingsperre:
- Roberto Heras (Karriereende)
- Aitor González (Karriereende)
- Tyler Hamilton (Karriereende)
- Santiago Pérez (fährt jetzt für Madeinox-Boavista)
- Karriereende:
Quellen und Verweise
- ↑ Karl Dzuba (V. i. S. d. P.): Strafanzeige gegen Ullrich www.eurosport.de (München: Eurosport Media GmbH, Juli 2006)
- ↑ Thomas Kistner: Schmutzige Geldrangliste sueddeutsche.de (München:sueddeutsche.de GmbH, August 2006)
- ↑ Faz.net: Anklage gegen Ullrich wahrscheinlich faz.net (Frankfurt:Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 14. August 2006)
- ↑ Faz.net: Die Spur führt nach Bad Sachsa faz.net (Frankfurt:Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 17. August 2006)
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- ↑ Christian Hüttemeier, Jacob Bro CSC-stjerne på omfattende dopingprogram i 2003 Politiken (Dänemark, 19.8.2006)
- ↑ Ende für ehemaligen Kelme-Rennstall ard.de (ARD, 21. August 2006)
- ↑ Dopingexperte Franke zeigt Ullrich an Stuttgarter Nachrichten (24. August 2006, aktualisiert 25. August 2006)
- ↑ Saunier-Duval verweigert Koldo Gil die Vuelta-Teilnahme NZZ Online (Neue Zürcher Zeitung, 25. August 2006)
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- ↑ Basso verlässt CSC eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 19. Oktober 2006)
- ↑ Österreichischer Verband buhlt um Jan Ullrich Radsport-News.com (Volk Media, 22. Oktober 2006)
- ↑ Spanischer Verband legt alle Verfahren auf Eis Radsport-News.com (Volk Media, 28. Oktober 2006)
- ↑ Saiz kann ProTour-Lizenz vorerst behalten Radsport-News.com (Volk Media, 28. Oktober 2006)
- ↑ Abgeordnete kritisieren Operacion Puerto Radsport-News.com (Volk Media, 2. November 2006)
- ↑ Zeitung: Basso unterschreibt bei Discovery Channel Radsport-News.com (Volk Media, 8. November 2006)
- ↑ Verband stellt Verfahren gegen Botero ein Radsport-News.com (Volk Media, 11. November 2006)
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- ↑ Ullrich-Anhörung im Januar eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 24. November 2006)
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- ↑ Schweizer ermitteln weiter – Unterschriftensammlung Radsport-News.com (Volk Media, 1. Dezember 2006)
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- ↑ Einspruch gegen Einstellung von Doping-Ermittlungen Radsport-News.com (Volk Media, 14. März 2007)
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- ↑ Discovery suspendiert Basso Radsport-News.com (Volk Media, 24. April 2007)
- ↑ Basso von der Vergangenheit eingeholt Radsport-News.com (Volk Media, 25. April 2007)
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- ↑ Tinkoff suspendiert Jaksche Radsport-News.com (Volk Media, 30. April 2007)
- ↑ Deutsche Teams kündigen Zivilklagen an Radsport-News.com (Volk Media, 1. Mai 2007)
- ↑ Basso-Anhörung nach zwei Stunden vertagt Radsport-News.com (Volk Media, 2. Mai 2007)
- ↑ Verdächtiger Scarponi bereit für DNS-Abgleich Radsport-News.com (Volk Media, 2. Mai 2007)
- ↑ Basso gesteht Radsport-News.com (Volk Media, 7. Mai 2007)
- ↑ Basso: „Ich habe immer sauber gewonnen“ Radsport-News.com (Volk Media, 8. Mai 2007)
- ↑ Nach Basso räumt auch Scarponi Verstrickung ein Radsport-News.com (Volk Media, 8. Mai 2007)
- ↑ McQuaid: „Basso verdient kein Mitleid“ Radsport-News.com (Volk Media, 12. Mai 2007)
- ↑ FIFA-Chef Blatter will Puerto-Akten sichten Radsport-News.com (Volk Media, 13. Mai 2007)
- ↑ Valverde Kunde bei Fuentes? eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 14. Mai 2007)
- ↑ Gazzetta: Basso und Ullrich trafen Fuentes in Freiburg Radsport-News.com (Volk Media, 16. Mai 2007)
- ↑ CONI: Basso kooperiert nicht Radsport-News.com (Volk Media, 18. Mai 2007)
- ↑ Rückschlag für Ullrich eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 18. Mai 2007)
- ↑ Nach Doping-Geständnissen: Betrugsvorwurf gegen Ullrich hinfällig? auf Radsport-News.com, 24. Mai 2007.
- ↑ Höchststrafe für Basso eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 15. Juni 2007)
- ↑ Teams einig: Ohne Ehrenerklärung keine Tour Radsport-News.com (Volk Media, 19. Mai 2007)
- ↑ Manzano: „Ullrich war Fuentes-Kunde“ eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 22. Juni 2007)
- ↑ Vorwürfe gegen Jaksche und Ullrich eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 23. Juni 2007)
- ↑ Der Spiegel: Ausgabe Nr. 27/07 Bellas Blut (2. Juli 2007).
- ↑ Der Spiegel: Ausgabe Nr. 27/07 Bellas Blut (S. 76) (Spiegel-Verlag, 2. Juli 2007)
- ↑ Winokurow wehrt sich gegen Vorwürfe eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 30. Juni 2007)
- ↑ Pevenage gesteht Kontakt zu Fuentes eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 9. Juli 2007)
- ↑ UCI findet nun doch Indizien gegen Valverde Radsport-News.com (Volk Media, 29. August 2007)
- ↑ Ullrich: 25.000 Euro an Fuentes eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 13. September 2007)
- ↑ Jaksche für ein Jahr gesperrt eurosport.com (Eurosport Media GmbH, 13. September 2007)
- ↑ WM im Dopingsumpf Radsport-News.com (Volk Media, 26. September 2007)
- ↑ WM: UCI gibt Grünes Licht für Davis und Andrle Radsport-News.com (Volk Media, 26. September 2007)
- ↑ Verdächtige Radprofis. Von Basso bis Ullrich. In: Spiegel Online, 30. Juni 2006.
Literatur
Michael Böttner / Fritz Frank / Moritz Kaplick: "Das Jahr 2006 im Schatten von Fuentes und Landis", in: Lars Nuschke / Christian Becker: "Quo vadis Radsport ? Die Skandalsportart zwischen Doping und Sponsoren", Göttingen: Sierke Verlag 2008, S. 45-62, ISBN 3868440011
Weblinks
- Der erste und der zweite deutschsprachige Ermittlungsbericht der Guardia Civil, sowie bei der Razzia beschlagnahmte Dokumente zum Herunterladen auf sportspool.tv
- Der Dopingskandal Fuentes auf radsportnews.net
- Ausführlicher Bericht mit Auszügen aus den abgehörten Telefonaten auf cadenaser.com (Spanisch)
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